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Read+Play

Ralf Herrmann

An der Fachhochschule Mainz ist das Buch Read + Play von Jean Ulysses Voelker und Peter Glaab erschienen. Der Untertitel Einführung in die Typografie ist durchaus korrekt, weckt aber vielleicht falsche Erwartungen. Denn dieses Buch unterscheidet sich deutlich von anderen Einführungen in dieses Thema. Man findet kein Wort von korrekten typografischen Anführungszeichen und auch Bilder der Arbeiten von Tschichold, Carson und Co. sucht man vergebens.

Das Buch ist vielmehr eine akademischer Text, der wie eine Art erläuterter Typo-Bibliographie funktioniert. Und schon dies macht das Buch einzigartig und nützlich. Das Buch richtet sich an Studienanfänger, die Wert und Tragweite der Typografie oft noch nicht vollständig einschätzen können. Dazu möchte Read + Play einen »Navigator durch den Dschungel des Fachwissens« bieten.

In ersten Kapitel finden sich komprimierte Abrisse zur Entwicklung der Typografie und Drucktechnik, zur Stilgeschichte, der Typografie als Kunst und zur politischen Tragweite der Schriftanwendung. Neben den Texten sind jeweils Verweise auf vertiefende Literatur angegeben. Im zweiten Kapitel geht es um die Regeln der Typografie. Aber auch hier werden kaum Regeln konkret erläutert, sondern vielmehr die Bildung und der Bruch von Regeln thematisiert. Im dritten Kapitel diskutieren Lehrende der FH Mainz über verschiedene im Buch auftauchende Fragestellungen. Diese offene Auseinandersetzung ist sicherlich für lehrende Kollegen sehr interessant, wirkt aber etwas deplatziert für die eigentlich anvisierte Zielgruppe.

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Das Buch füllt eine Lücke, derer sich die meisten sicherlich gar nicht bewusst waren. Man kann ihm keine konkrete Regeln entnehmen und man kann es auch nicht zur Inspiration durchblättern. Stattdessen vermittelt es einen Einblick in das weite Feld der Typografie, macht neugierig und liefert Buch- und Linktipps zur Vertiefung.

Raum für Kritik lässt vor allem die Gestaltung des Buches. Inhaltlich ist das Werk vor allem ein typisch akademischer Text mit Fußnoten in Form der weiterführenden Literatur. Und genau so hätte man das Buch auch präsentieren können. Stattdessen sah man sich aber offenbar genötigt, dem Inhalt ein Design aufzupfropfen. Sicherlich hat das Buch so gute Chancen, den ein oder anderen Preis abzuräumen. Die Fadenbindung wurde offen gelegt, das Buch lässt sich von vorn und hinten lesen und es gibt weder einen klassischen Satzspiegel noch entsprechende Leseschriften. Dabei wird im Buch selbst sogar ausdrücklich der Wert und die konservativen Regeln guter Lesetypografie betont. Doch alle Fließtexte sind dann in der Letter Gothic gesetzt und es kostet schon sehr viel Kraft, die 144 Seiten in so einer Monospace-artigen Schrift durchzuhalten. Der Zugang zu den lesenswerten Inhalten wird so vielleicht etwas unnötigerweise erschwert.

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Fazit: Ein empfehlenswerter Studienbegleiter für alle angehenden Grafikdesigner, die sich ernsthaft mit Typografie auseinandersetzen wollen und sich von der bilderlosen Gestaltung und dem manuskriptartigen Satz des Werkes nicht abschrecken lassen. Das Buch kann direkt im Shop der FH Mainz für 18,50 Euro (zzgl. Versandkosten) erworben werden.

Eine überarbeitete Version des Buches erschien 2015 beim Verlag Hermann Schmidt Mainz.


Untertitel: Einführung in die Typografie

Autor(en): Jean Ulysses Voelker, Peter Glaab

veröffentlicht: 2010

Verlag: Designlabor Gutenberg, FH Mainz

Sprache: , deutsch,

ISBN: 978-3874398688



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