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Fonts konvertieren und modifizieren – Alles, was man wissen muss

Ralf Herrmann

Beim Konvertieren und Modifizieren von Schriften gibt es vieles zu beachten — in technischer, aber auch in rechtlicher Hinsicht. Unser Artikel beleuchtet die Materie und verrät Tipps und Tricks.

Als Computer-Anwender empfinden wir das Öffnen, Speichern, Modifizieren und Konvertieren von Dateien als Selbstverständlichkeit. Die meisten Programme haben ihr eigenes, natives Dateiformat (PSD/DOC/AI/INDD usw.), das speziell darauf ausgelegt ist, beliebig oft geöffnet und bearbeitet werden zu können. Man spricht dann oft von den so genannten »offenen Daten«, da die Inhalte einzeln bearbeitbar abgelegt sind.
Darüber hinaus gibt es so genannte Austauschformate, bei denen auf bestimmte Funktionalitäten verzichtet wird, aber maximale Kompatibilität mit anderen Programmen erreicht wird. Viele Austauschformate lassen sich zudem non-destruktiv bearbeiten. So können zum Beispiel TIF- und PNG-Bildern in der Regel ohne jegliche Qualitätsverluste in einem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm geöffnet und im gleichen, oder in einem anderen Bildformat gespeichert werden.
Schriftanwender erwarten daher nicht selten, dass man auch die gängigen Fontformate wie TrueType (.ttf) und OpenType (.ttf/.otf) einfach so öffnen und modifizieren könnte – zum Beispiel, weil man das Fontformat ändern möchte oder weil man z.B. ein fehlendes Zeichen ergänzen will. Wozu gibt es schließlich Fonteditoren? Doch dabei gibt es zwei Problemfelder …

Die technische Seite

Die gängigen Fontformate sind weder offene Dateiformate, noch Austauschformate. Sie sind ein Software-Tool, das der Anwender in seinem Betriebssystem installieren kann. Zwar existieren auch zu Fonts offene, bearbeitbare Rohdaten – doch diese verbleiben beim Schriftanbieter. Digitale Schriften sind also ein Software-Endprodukt, das aus technischer Hinsicht gar nicht zur nachträglichen Bearbeitung vorgesehen ist. Auch wenn Fonts hauptsächlich Daten enthalten – eine voll ausgebaute Systemschrift mit OpenType-Funktionen und manueller Bildschirmoptimierung kann komplexen Programmiercode enthalten, der den Font näher zur ausführbaren Anwendung Microsoft Word rückt, als vergleichbar mit den einfachen und explizit zur Bearbeitung vorgesehenen Dateien im Word-Format zu sein.

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Die komplexen »Innereien« einer digitalen Schrift

Öffnet man eine Schrift in einem Fonteditor, muss dieser den Inhalt interpretieren. Dabei versucht das Programm also, aus dem Endformat wieder ein Zustand herbeizuführen, der dem ursprünglichen offenen Format entspricht. Das kann man in etwa mit dem Versuch vergleichen, aus einer PDF-Datei eine vollständig bearbeitbare InDesign-Datei zu machen. Einige Dinge lassen sich problemlos zurückwandeln, manche nur eher schlecht als recht, und wieder andere Funktionen müssen komplett verworfen werden, da das Programm sie gar nicht versteht oder sie sich technisch überhaupt nicht in einen bearbeitbaren Zustand zurückverwandeln lassen. Die Umriss-Beschreibung der Buchstaben lassen sich zum Beispiel problemlos verarbeiten – hier richtet also das Öffnen und Neugenerieren eines Fonts keinerlei sichtbaren Schaden an. Ganz anders sieht es zum Beispiel beim Hinting aus. Enthält ein Font eine manuelle Bildschirmotptimierung, kann diese schon durch das bloße Öffnen des Fonts zerstört werden. Wer also an seinen vorinstallierten Systemschriften Änderungen vornimmt, muss sich nicht wundern, wenn anschließend die Bildschirmdarstellung deutlich schlechter erscheint.

Die rechtliche Seite

Schriften unterliegen in aller Regel Nutzungsbedingungen – der so genannten EULA. Bei kommerziellen Schriften ist darin eine Modifikation in den meisten Fällen ausgeschlossen. Hier eine Beispiele aus den Nutzungsbedingungen verschiedener Anbieter:

 

Zitat
Modifikationen der Schriften-Software sind nicht gestattet, auch wenn sie notwendig sind, um persönliche Designanforderungen zu erfüllen. Sollte der Lizenznehmer Modifikationen wünschen, dann ist das Einverständnis von URW++ einzuholen.
Zitat
Sie dürfen die Schriften-Software nicht zum Zwecke der Hinzufügung von Funktionen nutzen, die diese Schriften-Software nicht bereits bei deren Lieferung an Sie durch Monotype Imaging aufwies.
Zitat
Sie dürfen die Software nicht dekompilieren, disassemblieren, Reverse Engineering vornehmen oder auf andere Weise versuchen, den Quellcode der Software zu ermitteln, ausgenommen in dem Maße, in dem Sie gemäß geltendem Recht eine Dekompilierung vornehmen dürfen, um Interoperabilität mit der Software herzustellen.

 

Das ausdrückliche Gestatten von Modifikation ist eher die Ausnahme:

Zitat
Es ist gestattet, die Fontdaten für eine In-House-Anwendung zu modifizieren (Outlines, Kerning, OT-Features etc.). Für die modifizierten Versionen gelten sämtliche Bedingungen dieses Nutzungsvetrages in identischer Weise. Jegliche Fontmodifikationen erfolgen auf eigene Gefahr.

 

Es ist also jeweils im Einzelfall zu prüfen, ob für die jeweilige Schrift eine Modifikation gestattet ist. Sollte dies nicht der Fall sein, lohnt es sich, den Anbieter selbst zu kontaktieren. Er kann eine Genehmigung erteilen oder ein Angebot für die Ausführung der gewünschten Modifikation stellen.

Wenn die Modifikation gestattet ist, stehen dafür verschiedenste Fonteditoren zur Verfügung. Zu den gängigsten kommerziellen Editoren zählen heute FontLab Studio, Fontographer, Glyphs und Robofont. Für Einsteiger, die ohne Multiple-Master- und OpenType-Bearbeitung auskommen, gibt es von FontLab Studio und Glyphs die abgespeckten Programmversionen TypeTool und Glyphs Mini (Abbildung unten).

Bildschirmfoto 2012-06-26 um 10.55.51.jpg

Gänzlich kostenlos ist der Fonteditor FontForge, der jedoch nicht gerade durch eine einfache und intuitive Installation und Bedienung glänzt.
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Fonts konvertieren

Einer der wichtigesten Gründe, Änderungen an Fonts vorzunehmen, ist sicherlich die Konvertierung des Fontformates, obgleich dies durch die heute üblichen, plattformübergreifend einsetzbaren Fontformate immer seltener nötig ist.

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Zum Konvertieren von Fontformaten können sie die oben genannten Fonteditoren benutzen oder Programme, die eigens für die dieses Zweck entwickelt worden sind. Die bekanntesten Konvertierungsprogramme sind TransType Pro (Partnerlink) und FontXChange für PC und Mac sowie CrossFont für Windows. Zudem existierende mehrere Online-Dienste, bei denen man einfach einen Font hochlädt und ein gewünschten Zielformat auswählt. Die Offline-Programme bieten jedoch deutlich mehr Möglichkeiten – etwa wenn es darum geht, dass die Fontfamilien auch nach der Konvertierung noch korrekt im Fontmenü gruppiert erscheinen.

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Nachfolgend einige konkrete Hinweise zur Konvertierung zwischen verschiedenen Formaten.

TrueType (.ttf) zu OpenType

Diese Konvertierung ist in der Regel nicht nötig, da die TrueType-Spezifikationen eine Teilmenge der OpenType-Spezifikationen bilden. Durch eine »Konvertierung« wäre also nichts zu gewinnen. 

PostScript Type1 zu OpenType (PS)

Viele Anwender besitzen noch alte PostScript-Schriften, die jeweils nur auf PC oder Mac installierbar sind. Eine Konvertierung in das PostScript-basierte OpenType-Format kann also durchaus sinnvoll sein und ist verlustlos möglich. Anwendungen wie TransType können sogar einige automatische OpenType-Funktionen während der Konvertierung hinzufügen.
Beachten Sie, dass Type1-Schriften für den Mac zerstört werden, sobald sie die Mac-Umgebung verlassen (z.B. durch einen USB-Stick, FTP- oder E-Mail-Versand). Die Konvertierung sollte deshalb am besten direkt am Mac erfolgen.
Auch die Windows-Type1-Fonts (.pfb/.pfm) lassen sich übrigens ohne Konvertierung in Adobe-Anwendungen wie InDesign am Mac verwenden. Kopieren Sie die Fonts einfach in den Font-Ordner der Anwendung im Verzeichnis »Programme«.)

TrueType Mac zu TrueType (.ttf)

Wie die alten Type1-Schriften für den Mac, können auch die alten TrueType-Schriften für den Mac nur auf diesem Betriebssystem eingesetzt werden. Eine Konvertierung zu .ttf schafft Abhilfe und macht die Fonts plattformübergreifend einsetzbar.
Die früher als »Windows-TrueType-Schriften« bezeichneten Fonts müssen übrigens nicht konvertiert werden. Sie sind seit Mac OS X bereits plattformübergreifend einsetzbar.

PostScript Type1/OpenType PS zu TrueType/OpenType TT und umgekehrt

Die Konvertierung zwischen den Outline-Technologien PostScript- und TrueType sollte nur durchgeführt werden, wenn es gar nicht anders geht. Die meisten Text- und Layoutprogramme verarbeiten heute ohnehin beide Varianten gleichermaßen. Es existieren jedoch immer noch einige Anwendungen, die ausschließlich mit TrueType-Outlines gehen können. Dies können z.B. CAD-Programme sein oder bestimmte Online-Anwendungen.
Die Konvertierung zwischen PostScript und TrueType ist in der Regel fehlerbehaftet. Die Umrisse der Buchstabenformen können leicht verändert werden und auch die Bildschirmoptimierung funktioniert bei beiden Technologien grundverschieden, sodass keine direkte Konvertierung möglich ist. Führen Sie eine solche Konvertierung also mit Bedacht durch.

generator.jpg

TrueType/OpenType zu WOFF und EOT

Wenn Schriften auf Webseiten eingesetzt werden sollen und die Lizenzbedingungen dies gestatten, können die klassischen »Druckschrift-Formate« in Webfont-Formate wie EOT und WOFF konvertiert werden. Diese sind speziell auf diesen Einsatz zugeschnitten und bringen dafür zum Beispiel eine Komprimierung der Dateigröße zur schnelleren Auslieferung mit. Für die Konvertierung empfehlen wir den Online-Dienst von FontSquirrel. Weitere Details dazu finden sich in unserer Webfont-Artikel-Serie.



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