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Schrift für Lebenslauf

Empfohlene Beiträge

CRudolph

Moin moin,

ich bin auf der Suche nach einer geeigneten Schriftart für meinen Lebenslauf für eine Bewerbung. Ich bin kein Typo-Profi sondern Wissenschaftler mit Typografie als ausgprägtem Steckenpferd. Für eine naturwissenschaftliche Bewerbung sollte der Font m.E. folgende Kriterien erfüllen:

– Eine gewisse Distanz muß gewahrt werden. Zierschriften (die ich sowieso nicht für eine Bewerbung geeignet halte) kommen nicht in Frage. Die Ausstrahlung soll eher wissenschaftlich-nüchtern bzw. vorallem zurückhaltend sein. Ich wünsche mir aber trotzdem einen eigenen Charakter.

– Gute Lesbarkeit muß ich wohl eigentlich kaum extra aufführen.

– Da ich naturwiss. Titel zitieren muß, ist ein gewisser Zeichenumfang (insbesondere griechische Buchstaben) Bedingung.

– Da ich nicht alteingesessen bin, würde ich mir wünschen, daß die Schrift durchaus eine gewissen Modernität ausstrahlt. Schon im Sinne von »Jung – Dynamisch – (hoffentlich) Erfolgreich« aber eben trotzdem die Balance zur Nüchternheit wahrend.

Genau bei der Balance liegt mein persönliches Problem. Für meine letzte Bewerbung habe ich die Minion Pro verwandt, weil sie vorhanden ist. Der Zeichenumfang ist hervorragend für wiss. Zwecke geeignet. Die Schrift ist nüchtern und hat trotzdem Charakter. Sie ist (schon aus finanziellen Gründen) nach wie vor eine Alternative für mich. Trotzdem sehen die Texte, so wie ich sie gesetzt habe, eher »edel« aus im Vergleich zu den 08/15-Bewerbungen aus, die sonst in unserem Fach üblich sind (zumindest sagen das meine Kollegen). Die Komponente »Jung, frisch, energiegeladen und aufstrebend« fehlt; die Sachlichkeit überwiegt.

Ich habe mir also überlegt, ob es nicht auch eine gut geeignete Serifenlose gibt. Aus ähnlichen Gründen wie die Minion habe ich mir die MyriadPro vor einiger Zeit gekauft. Auch diese ist für wissenschaftliche Zwecke u.a. aufgrund des großen Zeichenumfangs gut geeignet. Auch der Charakter paßt einigermaßen für Wissenschaftliche Publiktionen. Aber ich empfinde sie für eine Bewerbung als viel zu characterlos – irgendwie ist sie zu glatt, wohingegen die Gill leicht zu ruppig daherkommt (außerdem ist der fehlende Aufstrich der »1« bei der Gill bei naturwissenschaftlichen Schriftstücken immer ein echtes Problem). Letztens bin ich über die »Amor Sans« gestolpert, welche ja eher als Zierschrift gedacht ist. Die gefällt mir persönlich sehr gut, aber für einen Lebenslauf? Irgendwie ist es das nicht.

Habt Ihr andere Ideen für mich? Habe ich klar genug ausgedrückt, worauf ich hinaus will? Ich bin für alle Anregungen dankbar.

Grüße,

Christian

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CRudolph

Vielen Dank schon mal für die Anregungen. In jedem Fall fand ich insbesondere die »Vista Sans« sehr interessant. Und sie kommt gut ausgebaut daher. Allerdings treffen leider beide nicht meinen ganz persönlichen Geschmack und genau der soll ja auch repräsentiert werden. Irgendwie sind sie mir zu »eckig«.

Was meinen die Profis denn zur »Today« von Volker Küster? Auf den ersten Blick hat sie mich überraschenderweise etwas an die Gill erinnert, allerdings weniger ruppig, die 1 hat einen Aufstrich, man bekommt sie mit Mädievalziffern und allen Spielereien, die das Herz begehrt. Leider kann ich sie nicht ausprobieren. Wie ist Eure Meinung? Oder vielleicht noch was ganz anderes? Es muß auch nicht zwingend eine Serifenlose sein, sofern sie die bereits ausgeführten Kriterien erfüllt.

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TYPOGRAFSKI

christian verstehe mich nicht falsch aber du machst dir da zu viel gedanken, und dein geschmack zu treffen können wir eh nicht.

ich finde es toll wenn jemand sich so viel gedanken über schriftwahl macht aber manchmal habe ich das gefühl, dass man zu viel von der schrift verlangt, ganz ehrlich werden die leute, die deine bewerbung lesen es überhaupt merken/verstehen?

wenn du die today gut findest dann schau dir die AUTO an.

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CRudolph

Nein, ich verstehe das schon nicht falsch, keine Sorge. Es kommen hier unterschiedliche Faktoren zusammen.

Zunächst zur Frage, ob die Leute, die die Bewerbung lesen, das Gefühl der Schrift überhaupt bemerken oder verstehen. Da sagt mir meine Erfahrung ziemlich eindeutig: Das erste ja, das letzte nein. Aber es **wird** ja definitiv über Schriften ein Gefühl vermittelt. Times NR wird immer als sachlich klassifiziert und empfunden, die Palatino mutet für das unbedarfte Auge etwas »historisch« an etc. Bewußt wahrgenommen wird das nicht, aber es löst etwas aus. Und genau darum geht es.

Hinzu kommt, daß ich nicht viel Gelegenheit habe, das Steckenpferd »Typografie« auszuleben. Schriftstücke an Zeitschriften werden dort gesetzt und überhaupt beschränkt sich die Anwendung auf Mengensatz in Kombination mit Abbildungen. Da kommt es mir gerade recht, wenn ich mla etwas experimentieren kann und mein Umfeld suggeriert mir, daß mein Wissen gut genug ist, um etwas experimentieren zu dürfen.

Da ich aber nicht so oft experimentiere, fehlt mir ein fundierter Überblick über geeignete Schriftarten etc. Ich spiele also etwas mit dem herum, was ich zur Verfügung habe und stelle fest, daß es mich nicht richtig befriedigt. Das ist doch eine ideale Grundvoraussetzung, um sich mal umzuhören, sich Empfehlungen anzuhören und, soweit möglich, auszuprobieren, was da empfohlen wird. Ich war gerade wieder sehr über das neue Turtschi-Buch erstaunt, weil von einem Profi Impulse kommen, die z.T. einfach unschlagbar sind und auf die ich im Leben nicht gekommen wäre, obwohl ich ein relativ solides Grundwissen habe. Ihr sollt also nicht meinen Geschmack treffen sondern mich eher inspirieren – und das genau mit Eurem Geschmack. Vielleicht ist was viel besseres dabei? Und im Zweifelsfall habe zumindest ich was dabei gelernt; im besten Fall aber beide Parteien.

Vielleicht ist etwas klarer geworden, worum es mir geht.

Liebe Grüße und Dank für Eure Antworten,

Christian

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CRudolph

Also, mich als »nicht typo-freak« hinzustellen würden meine Kollegen glatt als die Unterteibung des Tages ansehen! :lol:

Die »Fright Sans« gefällt mir übrigens ausgesprochen gut, wobei mich die ganze Familie anspricht. Das wäre vielleicht mal langfristig eine Gelegenheit, von der Kombination Minion/Myriad wegzukommen. Und wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege, ist die »Fright Sans« deutlich günstiger als die »Today«, da man offenbar eine erheblich größere Anzahl an Schnitten kriegt. Allerdings habe ich bisher nicht herauskriegen können, ob z.B. griechische Buchstaben enthalten sind. In jedem Fall vielen Dank für den Link.

Grüße,

Christian

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TYPOGRAFSKI
Also, mich als »nicht typo-freak« hinzustellen würden meine Kollegen glatt als die Unterteibung des Tages ansehen! :lol:

du hast es selbst gesagt :-)

Ich bin kein Typo-Profi sondern Wissenschaftler mit Typografie als ausgprägtem Steckenpferd

aber spaß bei seite. ich glaube nicht, dass die garage fonts griechische zeichen haben.

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CRudolph

Mit den griechischen Zeichen hast Du aller Wahrscheinlichkeit recht. Gemäß der Zeichentabelle von EF hat auch die »Today« keine griechischen Zeichen, was mich eigentlich verwundert, weil die doch insgesamt sehr gut ausgebaut ist. :cry:

Trotzdem gefällt sie mir nach längerer Überlegung fast noch am besten, weil sie einen kursiven Schnitt hat. Ich mag das doch so sehr, wenn das a und das e rund wird ... :oops:

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CRudolph

Nein, die Cronos kannte ich noch nicht. Auf den ersten Blick hat sie mich sehr angesprochen; auf den zweiten Blick leider nicht mehr so sehr. Mir ist der Charakter nicht klar genug. Ich kann es nicht gut ausstehen, wenn die Kanten abgerundet sind (nebenbei und völlig off topic: wenn man bei PC-Benutzern schon permanent die Arial ertragen muß, wieso muß man dann plötzlich auch noch auf die Idee kommen, eine »Arial rounded« anzubieten? Ich finde, diese ist eine echte visuelle Beleidigung!). Außerdem sind nach meinem persönlichen Geschmack die Zahlenformen scheußlich.

Gut, das Problem ist, daß man tatsächlich mit der Schrift mal setzen müßte und sehen, was dabei herauskommt, aber das kann man ja leider nicht.

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CRudolph

Ich muß gestehen, daß ich von Herrn Porchez bisher noch nichts gehört habe. Genau dies ist ja auch eines meines Probleme, daß ich eben keinen umfassenden Überblick habe. Um so interessanter ist der Link. Da sind wirklich schöne Sachen dabei. Da juckt es einen wirklich in den Fingern. Wenn man nur im Lotto gewinnen würde ... :lol:

Danke Dir für Deine Mühe!

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Erik

Stichwort: Minion, Myriad, Cronos:

Adobe bietet für Forschung und Lehre eine CD-ROM an,

die die genannten und weitere Schriften enthält (OpenType).

Preis ca. 99 Euro, m.E. sehr preiswert!

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CRudolph

Hallo Erik,

das ist ja wirklich hoch interessant. Allerdings bin ich leider offenbar zu blöd, um das Angebot zu finden. Könntest Du noch mal einen Tip geben, unter welchem Stichwort man das findet?

Grüße und Dank für den Hinweis,

Christian

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CRudolph

Oups, auf der Startseite habe ich es tatsächlich übersehen. Vielen Dank für den Link. Ich halte es auch für ein gutes Angebot, auch wenn ich mir die Zusammenstellung etwas anders gewünscht hätte.

Grüße,

Christian

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  • 9 Jahre später...
Typhen

In der Hoffnung, dass es weitere Bewerber gibt, die mit so viel Interesse und Feingefühl ihre Schriftart auswählen, hier mein Kommentar:

 

In einer Studie (Pamela W. Henderson, Joan L. Giese, Joseph A. Cote (2004) Impression Management Using Typeface Design) wurden Schriftarten nach deren Wirkung auf den Leser untersucht. Ziel der Studie war es einen Leitfaden für Unternehmen zu erstellen, um bestimmte Eigenschaften z.B. über das Firmenlogo zu kommunizieren. Diese Ergebnisse kann man sich auch für seine Bewerbung nützlich machen.

 

Nach den Ergebnissen der Studie eigenen sich für forschende Berufe folgende serifenlose Schriftarten: Noto Sans, PT Sans, Corbel und Oxygen um einige zu nennen.

 

Welche Schriftarten sich für kreative, soziale, konventionelle, unternehmerische oder praktische Berufe eigenen, kann man hier nachlesen:

http://www.lebenslaufdesigns.de/schriftarten-in-lebenslauf-bewerbung

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