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Felddruckerei - gabs sowas

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hewaro

Hallo,

bin neu hier und werde euch demnächst wohl mit diversen dämlichen fragen löchern...glaubich zumindest...

Habe jüngst eine grosse holzkiste gekauft, sieht aus wie eine munitionskiste, und als ich sie öffnete waren vier satzkästen darinne (genaugenommen nur drei, die vierte fehlte), und den deckel konnte man hochklappen und abstellen, so dass sich eine ablage wie auf einem klassischen satzregal ergab...

Bestückt war ein satzkasten mit kunststoff ?lettern ?buchstaben, die beiden anderen waren leer...

Dabei gabs drei munitionskisten (us, mit deutschen aufklebern obendrauf) und zwei kartons extra mit plastikbuchstaben, die sich nachträglich als kürillisch herausstellten) und eine munitionskiste mit bleibuchstaben, zumeist um die 8 und 10 p, unbenutzt in der originalverpackung, russisch-römisch stand darauf, ein grösserer schriftschnitt auch, aber ich glaube unvollständig...

Dazu gabs noch drei grosse satzschubladen kunststoffbuchstaben, 8 bis 12 p, der schrank kam aus der druckerei fortschritt, erfurth.

Meine frage wäre: kann das jemand zeitlich einordnen, interessiert sich jemand für sowas (nem kleinen museum würd ich den kram kostenlos überlassen...) ...Auf den bleischriften stand soviel text drauf, hab dann garnixmehrkapiert, warn so gefühlte 30 kg...

soweit mein text...

und da ich gesehen habe, wie höflich hier miteinander umgegangen wird, vllt. könnte mir mal jemand einen link zu folgenden - vermutlich faq - anhängen:

habe eine plamag-andruckpresse, hat vllt. jemand einen link zur original-betriebsanleitung und der original-ersatzteilliste?

habe hier auch noch ziemlich viele schriften in originalverpackung rumliegen und wüsste gern, was das ist, ein minimum, umd warums davon immer mehrere gibt... Eine literaturangabe mit den ganzen begrifflichkeiten würde mir schon ausreichen... gibt's die überhaupt - mweine bücher enden bei 1940... gibts zeitgenössische literatur zum handsatz?

Tut mir leid, dass ich euch gleich so zutexte, ein paar andeutungen wärn schon nett,

lg hermann rommel

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Gast bertel

Felddruckereien gab es mindestens in beiden Weltkriegen auf allen Seiten. Zum einen für Kriegspost, Ansichtskarten etc., zum anderen für gezielte Falschinformation, Propaganda etc. im besetzten oder angegriffenen Gebiet. Die Druckereien waren wegen des Gewichts der Maschinen gern in Zügen untergebracht, es gab aber auch kleinere mobilere. Die Druckereizüge waren normalerweise Teile einer Propaganda-Kompanie.

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Erwin Krump

wüsste gern, was das ist, ein minimum, umd warums davon immer mehrere gibt...

Schrift war früher ausgesprochen wertvoll und eine Druckerei oder Setzerei überlegte sehr genau, ob und wieviel von einer Schrift angekauft werden sollte.

Aus dieser Zeit der Bleiletter stammt auch der Begriff „Minimum“.

Dazu ein Auszug aus: Satztechnisches Taschen-Lexikon, Richard L. Niel, Wien 1925:

21ctaaf.jpg

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hewaro

das mit dem minimum hab ich glaubich erstmal kapiert, das minimum enthält alle schriftzeichen des zeichensatzes in der jeweils mengenmässig reduzierten forn und wenn ich alle meine schriftpakete vollständig zusammen habe habe ich einen kompletten zeichensatz, auch wenns im einzelfall zuweilen mal eng werden könnte, im vergleich zum [?] maximum...

Ergänzende frage wäre noch, wie sich minimum zu komplettlieferung verhält, üblicherweise, ohne details, und ob man das irgendwo nachvollziehen kann... 1:4 etwa?

danke...

fotos werde ich morgen nachreichen...

grüsse hermann r.

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Pachulke

fotos werde ich morgen nachreichen...

Bitte, wenn möglich, mit aussagekräftigen Photos der Kunststofflettern. Daß es solche gegeben hat, ist mir nämlich gänzlich neu.

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Martin Z. Schröder

Plakadur hießen die Kunststofflettern in den Größen, für die man sonst Holzlettern machte. Aus Plakadur waren auch Stege. Vorteil ist, wie bei Aluminium, ihr geringes Gewicht.

Felddruckereien gab es in der Nationalen Volksarmee der DDR, zum Beispiel in der in Strausberg stationierten 2. Propagandabrigade, welche der Politischen Hauptverwaltung unterstand. Auf mehreren langen Lastzügen (Zugmaschinen waren vom Typ Tatra) waren Lichtsatz und Repro, Bogen- und Rollen-Offset, Buchbinderei und der gute alte Buchdruck untergebracht. Ich habe in dieser Propagandabrigade gedient auf dem Buchdruckwagen. Hinter der N12, dem sowjetischen Nachbau der Linotype im Kleinformat, konnte man gut versteckt ein Nickerchen machen. Es gab Handsatz, Abziehpresse und Heidelberger Tiegel. Bei Übungen wurden beispielsweise Flugblätter produziert, die mit Raketen im feindlichen Luftraum als Propagandamaßnahme verstreut wurden. Der Buchdruckwagen war mit einem Setzer und einem Drucker besetzt, beide mußten alle Maschinen bedienen und mußten Militärkraftfahrer (Führerschein für LKW mit Anhänger und Ausbildung im militärischen Fahren) sein, falls der Kraftfahrer ausfiel. Die Dienstbezeichnung war "Militärpolygraf", weil man eine schmale Rundumausbildung bekam: Reprofotografie, Plattenkopie, Offsetdruck, Buchbinderei. Ohne Druckerei war der "Militärpolygraf" "Motorisierter Schütze", also Kanonenfutter. Die Felddruckerei hatte zwei Panzer zum Geleit, von denen einer bei jeder Übung schon am Tor liegenblieb. Die Militärpolygrafen waren mit einer Kalashnikow bewaffnet, stärkere Waffen gab es in der Brigade nicht. Alle Mitarbeiter waren gelernte Reprofotografen, Chemigrafen, Drucker und Setzer, der Umgangston war deshalb kollegial und weniger rauh als in den Kampftruppen. Es war wenig zu tun, der Buchdruckwagen wurde auch für den Druck von Akzidenzen für die da oben verwendet, etwa wenn ein General eine Jagd im Walde veranstaltete und schöne Einladungen haben wollte. Das war sehr, sehr geheim, gerne platzen Offiziere zu Kontrollen in die Halle mit den Wagen. Soviel aus der blöden alten Zeit.

Alle größeren Kampfeinheiten hatten sehr kleine fahrbare Druckereien mit Repro und Kleinoffset, untergebracht auf einem Robur.

  • Gefällt 5
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Martin Z. Schröder
das mit dem minimum hab ich glaubich erstmal kapiert, das minimum enthält alle schriftzeichen des zeichensatzes in der jeweils mengenmässig reduzierten forn und wenn ich alle meine schriftpakete vollständig zusammen habe habe ich einen kompletten zeichensatz, auch wenns im einzelfall zuweilen mal eng werden könnte, im vergleich zum [?] maximum...

Ergänzende frage wäre noch, wie sich minimum zu komplettlieferung verhält, üblicherweise, ohne details, und ob man das irgendwo nachvollziehen kann... 1:4 etwa?

Nein, ein Maximum isses nich. Man kauft bei Bedarf mehrere Minima. Für Akzidenzen reicht in vielen Schriften ein Minimum im Setzkasten. Bei Werksatz müssen es mehr sein, also in Brotschriftgraden für Werksatzkästen zwei oder drei Minima.

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Martin Z. Schröder
Dazu gabs noch drei grosse satzschubladen kunststoffbuchstaben, 8 bis 12 p, der schrank kam aus der druckerei fortschritt, erfurth.

Ach, 8 bis 12 Punkt? So etwas habe ich auch noch nie gesehen. Fotos wären gut. Sehr aktiv sind die Museen in Leipzig (Museum für Druckkunst) und noch mehr in Hamburg (Museum der Arbeit) mit seiner grafischen Abteilung. Ich leite gern was dorthin an die richtigen Leute weiter, wenn es Bilder gibt.

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hewaro

hab mal ein paar fotos gemacht, fahr eigentlich gleich in urlaub fürne woche... die plastikschriften sind 10 und 16 punkt gross, der rest siehe fotos... Bei den bleischriften ist zuguss dabei für serbisch und ukrainisch, ein paar pakete bleischriften hab ich noch...

Grüsse hewaro

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109

Sehr schön! Vieles scheint noch Originalverpackt zu sein ...? Falls ja, so belassen. Nach Deinem Urlaub wären Detailbilder toll.

Hast Du Infos zu welcher Einheit diese Ausrüstung gehörte? Den Sprachen nach war das Einsatzgebiet der Balkan/Ostfront.

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Martin Z. Schröder

Und nach dem Urlaub würde ich empfehlen, den Schatz dem Leipziger Museum für Druckkunst anzubieten. Wenn die nicht interessiert sind, würde ich um Kontaktaufnahme bitten (Link zur Website in meiner Signatur oder über hiesige Nachricht). Ich würde dann selbst in zwei Museen anrufen.

Detailaufnahmen der Schrift aus Kunststoff wären toll, ich hab so etwas noch nie gesehen in den kleinen Graden.

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StefanB

Passend zum Thema – wenn auch wenig erhellend – bin ich bei meinen Recherchen auf folgenden kleinen Aufsatz gestoßen:

Typen aus Zelluloid

Von Zeit zu Zeit tauchen in der Fachpresse Nachrichten auf, daß wieder einmal irgendein erfindungslustiger Kopf dabei ist, das für unsre Typen verwendete Metall durch irgendeinen andern Stoff zu ersetzen, der billiger und haltbarer sein soll. Wenn diese Voraussetzungen nicht schon von vornherein da sind, dann ist solche Erfindung überhaupt aussichtslos in bezug auf Einführung und Ausbeutung. Es ist noch nicht gar so lange her, daß der erstaunten Fachwelt mitgeteilt wurde, es werden Typen aus Glas hergestellt; doch hat man Weiteres darüber nicht mehr vernommen. Es ist ganz wissenswert, daß im Anfang der neunziger Jahre in Süddeutschland die Idee auftauchte, Typen aus Zelluloid herzustellen. Das ist nun über dreißig Jahre her, und man hat bisher nichts davon gespürt. Es scheint, als gäbe es keinen vollwertigen Ersatz für Blei. Eine Änderung wäre sehr erwünscht, damit die gesundheitsschädigende Bleiverarbeitung ein Ende nimmt.

Quelle:

Typographische Mitteilungen

Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker. Jg. 26 (1929), H. 11, S. 269.

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  • 2 Jahre später...
Christian Wohnsland

Hallo,

 

Ich hätte da eine weiter Frage zum Thema Felddruckerei. Ich denke ich habe da was ganz seltenes gefunden.

 

Ich habe ein altes Buch über Peking am Flohmarkt gekauft und da war ein Werbezettel der Firma "Gensburger und Co. Peking" drin. Das Dokument ist aus Reispapier und trägt ganz unten die Aufschrift:

 

"Felddruckerei im Tsungli Yamen"

 

Der Tsungli Yamen war bis 1903 die Ausländerbehörde in Peking und heißt heute Auswertiges Amt.

 

gibt es irgendjemanden der Sich da genauer auskennt?

 

MfG

 

Christian

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  • 2 Jahre später...
Þorsten
  1. Auf dieser Seite ganz nach unten scrollen (oder auf Zitieren klicken)
  2. Auf Zum vollwertigen Editor wechseln klicken

Der Rest sollte dann offensichtlich sein, oder? :huhu:

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interessiert sich jemand für sowas (nem kleinen museum würd ich den kram kostenlos überlassen...) 

 

Also da fühle ich mich als Vorstandsvorsitzender des kleinen Druckkunstmuseums Pavillon-Presse natürlich direkt angesprochen. Eine Kiste solcher Kunststoff-Schriften haben wir bereits in unserem Bestand, aber so ein großes Gesamtpaket ist natürlich ein tolles Ausstellungsstück und Recherchethema, das wir bearbeiten könnten. Kannst gern mal im Museum anrufen oder vorbeikommen. 

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  • 10 Monate später...
Christian Wohnsland
Am ‎26‎.‎03‎.‎2016 um 17:14 schrieb Christian Wohnsland:

wie kann ich denn ein bild hochladen?

 

Am ‎22‎.‎02‎.‎2014 um 17:16 schrieb Christian Wohnsland:

Hallo,

 

Ich hätte da eine weiter Frage zum Thema Felddruckerei. Ich denke ich habe da was ganz seltenes gefunden.

 

Ich habe ein altes Buch über Peking am Flohmarkt gekauft und da war ein Werbezettel der Firma "Gensburger und Co. Peking" drin. Das Dokument ist aus Reispapier und trägt ganz unten die Aufschrift:

 

"Felddruckerei im Tsungli Yamen"

 

Der Tsungli Yamen war bis 1903 die Ausländerbehörde in Peking und heißt heute Auswertiges Amt.

 

gibt es irgendjemanden der Sich da genauer auskennt?

 

MfG

 

Christian

 

1011.jpg

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catfonts

Und da es von 1942 ist, und damit nach dem Normalschrifterlass von 1941, würde ich gänzlich auf gebrochene Schrift für das Schild verzichten. Besser wäre so eine Schablonen-DIN 1451. Das ist eigentlich realistischer für militärisches

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Norbert P
vor 5 Stunden schrieb Christian Wohnsland:

"Felddruckerei im Tsungli Yamen"

Was genau interessiert dich daran?

Das Zongli-Amt (Amt für die ausländischen Gesandtschaften) lag tatsächlich nicht weit vom Qian Men ("Vorderes Tor" zur  sog. inneren Stadt), dem Chienmen-Thor auf dem Werbezettel. Der Rand mit den chin. Zeichen hat doch eher Schmuckcharakter und scheint mir aus Stehsatzresten zusammengebastelt zu sein (manche Halbsätze machen Sinn und dann auch irgendwie wieder nicht; das 民 *im rechten Rand liegt übrigens auf der Seite) – wohl um der deutschen Kundschaft ein bisschen Exotik (oder Lokalkolorit, je nachdem) zu demonstrieren.

 

*) und drei weitere Zeichen

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