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Frere-Jones verklagt Hoefler

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Zerreißprobe in der amerikanischen Foundry Hoefler & Frere-Jones. Die ebenbürtigen Partner, wie es sich stets öffentlich darstellte, streiten sich darum, ob und wie sich diese Ebenbürtigkeit auch rechtlich/finanziell widerspiegeln soll. Nach jahrelangen internen Streitigkeiten verklagt Frere-Jones nun Hoefler und fordert seine 50% der Firma auf den Rechtsweg ein. Die öffentlich einsehbare Klageschrift gibt tiefe Einblicke in die Foundry. 

 

http://qz.com/167993/frere-jones-is-suing-hoefler-for-his-half-of-the-worlds-preeminent-digital-type-foundry/

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Microboy

Das es nie einen schriftlichen Vertrag gab lässt tief blicken. Ein Wunder, dass es so lange gedauert hat bis es zum Streit kam ...

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Kathrinvdm

Ja. Und trotzdem mehr als bedauerlich! Ich glaube nicht, dass man so eine Sache leicht wieder ins Lot bringt. 

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Kurze Stellungnahme der Beklagten:
 

Last week, designer Tobias Frere-Jones, a longtime employee of The Hoefler Type Foundry, Inc. (d/b/a “Hoefler & Frere-Jones”), decided to leave the company. With Tobias’s departure, the company founded by Jonathan Hoefler in 1989 will become known as Hoefler & Co.
Following his departure, Tobias filed a claim against company founder Jonathan Hoefler. Its allegations are not the facts, and they profoundly misrepresent Tobias’s relationship with both the company and Jonathan. Whether as The Hoefler Type Foundry, Hoefler & Frere-Jones, or Hoefler & Co., our company has always been a great place for designers, which is why it’s always been and will continue to be a great place for design.
It goes without saying that all of us are disappointed by Tobias’s actions. The company will vigorously defend itself against these allegations, which are false and without legal merit. In the meantime, we’re all hard at work, continuing to create the kinds of typefaces that designers have come to expect from us for more than 25 years.
Contact:
Michael Burke
General Counsel


Soso. »Hoefler & Frere-Jones« gab es also nie, sondern nur einen »Angestellten« der »Hoefler Type Foundry«. Aha.
 

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Þorsten

Wobei F-J sich schon fragen lassen muss, welcher Teufel ihn geritten hat, seine Schriften zu übereignen, ohne sich die Gegenleistung schriftlich bestätigen zu lassen.

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Kathrinvdm

Es gibt ja eine ganze Menge Gestalter, die von der kaufmännischen Seite nichts oder zu wenig verstehen. Und allgemein gesehen gibt es erschreckend viele Menschen, die im geschäftlichen Kontext sehr sorglos  sind mit der Abfassung von Verträgen. Gerade, wenn sich Leute zusammentun, die sich gut verstehen. Dann heißt es: »Ach ja, ja genau – den Vertrag müssen wir dann noch mal irgendwann machen. Lass uns das nächste Woche mal in Angriff nehmen ….«. Und das zieht sich dann …

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  • 1 Monat später...
R::bert

… besonders für FJ. Der kommt mir – bei aller Blauäugigkeit, die man ihm jetzt überall vorwirft – reichlich über den Tisch gezogen vor. Die Sache mit den zehn Dollar kann ich gar nicht richtig glauben. Mann oh Mann!

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Kathrinvdm

Ja, die 10-Dollar-Sache ergibt für mich nur einen Sinn, wenn eine angemessene Gegenleistung im Raum stand. Eine Festanstellung wäre in meinen Augen nicht gerade adäquat … Seltsam! Bedeutet das denn, dass Herr Hoefler jetzt weiterhin mit den Schriften, die FJ damals eingebracht hatte, Geld verdient und FJ hat daran keinerlei Rechte (TBO) mehr? 

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Bedeutet das denn, dass Herr Hoefler jetzt weiterhin mit den Schriften, die FJ damals eingebracht hatte, Geld verdient und FJ hat daran keinerlei Rechte (TBO) mehr? 

 

Buy-out-Verträge sind ja in den USA recht gängig. Hat man seine Rechte abgetreten, hat man sie abgetreten. 

Überhaupt sind prozentuale Beteiligungen relativ neu. Vor 100 Jahren war es noch ziemlich normal, dass die Schriftgießerei einen Festbetrag für den Entwurf einer Schrift an den »Schriftkünstler« zahlte und ab dann konnte die Gießerei damit machen, was sie wollte. 

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Þorsten

Überhaupt sind prozentuale Beteiligungen relativ neu. Vor 100 Jahren war es noch ziemlich normal, dass die Schriftgießerei einen Festbetrag für den Entwurf einer Schrift an den »Schriftkünstler« zahlte und ab dann konnte die Gießerei damit machen, was sie wollte. 

Nun ist FJ aber erheblich jünger als 100. Als H und FJ 1999 als Partner Ausbeuter und Ausgebeuteter … wie auch immer zusammenkamen, war das Gegenteil üblich: You join a company in an important and a very visible way, you get equity. Und wenn es ein sehr schmales Tortenstückchen gewesen wäre. Dass es nicht einmal das gegeben hat, nicht einmal symbolisch, lässt FJs Geschichte, dass verbal sehr viel mehr versprochen wurde, plausibel erscheinen.

 

Ich war 1999 in den USA selbst auf Jobsuche. Die Firmen, die mir Angebote gemacht haben, waren in jeder Beziehung sehr divers (längst nicht alle waren IT-Firmen) und genauso divers waren auch ihre Angebote: die Bezahlung reichte von Hungerlohn bis was, so viel?!; Urlaub von gar nicht bis zu nimm dir, was du brauchst; usw. usf.. Aber eins hatten alle gemeinsam: Aktien(optionen). Die waren billiger für die Firma als Cash, versprachen aber sehr viel mehr Ertrag als nur Gehalt. Außerdem eigneten sie sich wunderbar dazu, Angestellte in der Firma zu halten. Dabei war ich natürlich nicht im Ansatz so wichtig, dass mein Name Teil des Firmennamens geworden wäre.

 

Ich denke mal, dass die Namensgeschichte FJs bestes, wenn nicht ganz und gar einziges, Argument ist, das auch nur ansatzweise erfolgversprechend ist. Die Vorstellung, dass ein Namensgeber einer zeitgenössischen US-Firma nur einfacher Angestellter sein könnte, ist einfach so absurd, ein derartiges Arrangement so unplausibel, dass jeder kompetente Firmenanwalt darauf hätte bestehen müssen, dass explizit festgehalten wird, dass die Tatsache, dass FJs Name auf dem Briefkopf steht, nichts an seinem einfachen Angestelltenstatus ändert. Dass das in den ansonsten augenscheinlich sorgfältig formulierten Verträgen nicht geschehen ist, legt den Verdacht m.E. sehr nahe, dass H den Eindruck bewusst aufrecht erhalten wollte, dass die versprochene Sache mit den Anteilen schon noch später geregelt werden würde.

 

Dessen ungeachtet sollte FJs Klage m.E. abgewiesen werden. Er hat die beiden für ihn so wahnsinnig ungünstigen Verträge nun einmal unterschrieben (ich gehe mal davon aus, dass sie echt sind). Aber wenn solch klar formulierte Verträge anfechtbar sind, gibt es keine Grundlage mehr, auf der man Geschäfte machen kann. Sind die Verträge echt und war FJ geschäftsfähig, als er sie unterzeichnete, hat er die Rechte an seinen Schriften für $10 und seine Arbeitskraft für nichts weiter als Gehalt verkauft. Das einzige, was ich mir darüber hinaus vorstellen könnte, ist, dass das Gericht FJ zusätzliche Vergütung für die Nutzung seines Namens als Teil des Firmennamens zuspricht.

 

FJ ist, bei all seiner schier grenzenlos anmutenden Naivität, übrigens nicht der einzige Dumme. H ist mindestens genauso dumm. Selbst wenn er gewinnt, dürfte HTF kaum noch etwas wert sein. Keine Firma, die auf ihren Ruf bedacht ist, wird HTF übernehmen. Wer wird mit ihr noch Geschäfte machen? Der Ruch, dass man von Hs vermeintlichem Betrug an FJ profitiert, wäre wohl unvermeidlich.

 

TL;DR Die beiden Kommentare auf http://www.pencilscoop.com/2014/03/hoefler-strikes-back-the-font-wars-continue/ sagen eigentlich alles:

  • Quite simply, fuck Hoefler. I won’t be buying or using any more of ‘his’ fonts.

  • Would you name your business after the name of an employee?

  • Gefällt 2
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H ist mindestens genauso dumm. Selbst wenn er gewinnt, dürfte HTF kaum noch etwas wert sein. Keine Firma, die auf ihren Ruf bedacht ist, wird HTF übernehmen.

 

Nun, HTF will ja von gar niemandem übernommen werden, denke ich mal. Sie sind dick im Geschäft und genau dies hat ja letztendlich dazu geführt, dass die Gewinne für den Chef und den »Angestellten« so dramatisch auseinander gingen, dass es irgendwann zum Eklat kommen musste. Ich denke nicht, dass HTF nun dauerhaften Schaden davonträgt. Klar, es wird Leute geben, die kurzfristig Einkäufe dort meiden, aber der Laden wird weiter laufen und das Unternehmen ist weiterhin bestens aufgestellt. Sie haben Cash Cows wie die Gotham im Programm, sie sind DER Anbieter für Custom Fonts für Verlage, sie haben einen Abo-Dienst mit dauerhaften Zahlungen aufgesetzt …

Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Laden durch die Klage wirklich in Bedrängnis gebracht werden kann. 

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Þorsten

Niemand erwartet, dass der Laden morgen pleite geht. Aber wenn Firmenleitungen keine Angst hätten, dass Skandale das Geschäft schädigen, würden sie sich keine teuren Imagekampagnen zur Schadensbegrenzung leisten.

 

Im konkreten Fall kann ich mir schon vorstellen, dass Leute zweimal überlegen, ob sie für eine CI eine Schrift einsetzen wollen, die von FJ stammt, aber von H vertrieben wird (ohne dass FJ dafür auch nur einen Cent sieht) – besonders, wenn es kontroversfreie Alternativen gibt.

 

Und der Verkauf ist ja nicht das einzige. Welcher talentierte Schriftdesigner wird noch bedenkenlos bei H anheuern?

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Sebastian Nagel

Ich fürchte, da denkt beim Kauf außer einer kleinen Minderheit der Schrifteinkäufer fast niemand drüber nach ... ich kenne genug Agenturen (und es ist die extreme Mehrzahl), die zwar Schriften kaufen, aber das sind einfach nur Arbeitsmittel zur Erfüllung eines Auftrages. Man kauft sie, weil sie irgendwie in den Entwurf gefunden haben der dem Kunden beim letzten Treffen gefallen hat, und da es genug Fronten gibt wird man darüber keine Diskussion über Alternativen mehr anreißen – schon gar nicht aus politischen oder ethischen Gründen.

Der Anbieter, der Gestalter, sogar die Schrift an sich ist eigentlich ziemlich "egal", sie soll nur ihren Dienst tun und das Kommunikationsziel (oder das Ziel, den Kunden glücklich zu machen) erreichen. Selbst wenn die Agenturen Schriften von HFJ gekauft haben, kennen sie keinen H und FJ, noch nicht mal HFJ, noch interessiert es sie, dass die sich grade streiten oder haben eine Meinung darüber wer nun im Recht sei, wer blauäugig und wer betrügerisch, noch werden sie beim nächsten Projekt bei dem die Gotham gefällig ist, diese aus diesem Grund meiden.

 

Den zweiten Punkt halte ich für gefährlicher für H: FJ wird nicht mehr für ihn arbeiten ... andere werden sehr wachsam sein bevor sie es tun.  Aber auch da: die Bibliothek dürfte aus der oberen Überlegung heraus wohl auf lange Sicht ein Selbstläufer sein, und sie auszubauen und am Leben zu halten ist sicher nicht unmöglich – wenn auch schwieriger als es mit FJ wäre (wohl aber nicht so schwierig wie 50% der Einnahmen abzugeben?).

  • Gefällt 1
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gutenberger

 

Im konkreten Fall kann ich mir schon vorstellen, dass Leute zweimal überlegen, ob sie für eine CI eine Schrift einsetzen wollen, die von FJ stammt, aber von H vertrieben wird (ohne dass FJ dafür auch nur einen Cent sieht) – besonders, wenn es kontroversfreie Alternativen gibt.

 

Und der Verkauf ist ja nicht das einzige. Welcher talentierte Schriftdesigner wird noch bedenkenlos bei H anheuern?

Das glaube ich nicht. Spätestens in ein paar Wochen redet niemand mehr davon ...

Ich glaub solche moralischen Kriterien spielen nur - wenn überhaupt - im Promillebereich eine Rolle. Würdest Du einen guten Auftrag ablehnen, weil er damit verbunden wäre die Gotham zu lizenzieren und zu benutzen? Warum sollen sich Grafiker um geschäftliche Differenzen zwischen einem Fonthaus und einem Fontgestalter scheren? 

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Kathrinvdm

Jetzt hast Du mich aber gerade mal schwer in die Irre geführt! Ich habe doch tatsächlich für einen Moment gegrübelt, seit wann Amazon Schriften verkauft …  :party:

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Kathrinvdm

Uah …  :shock:

 

… Mit diesen Schriften verwandeln Sie Ihren Computer im Handumdrehen in einen Schriftenkünstler: Liebeserklärungen werden graziöser, Partyeinladungen fetziger und jedes Bewerbungsschreiben seriöser durch eine passende Schriftart. …

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