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Schulreform: Schweizer wollen Schreibschrift abschaffen

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Albert-Jan Pool

Die Spitzfeder diktierte im 19. Jh. die Grundformen der Schulschriften wie die Schnürlischrift, die Lateinische Ausgangsschrift usw. Dabei waren nur die wesentlichen, mit Druck geschriebene Abstriche der Schrift kräftig und die für die Leserlichkeit eher unwichtige, verbindende Aufstriche dünn. Die Schleifen waren ein notwendiges Übel, weil der ständige Wechsel des Schreibdrucks dies erforderte. Außerdem lässt sich einen mit einer spitzen Feder geschriebenen Aufstrich schwerer anfangen. Die Aufstriche müssen ja mit möglichst wenig Druck geschrieben werden, weil sonst der spitze Feder sich ins Papier verhakt. Mal eben schnell den Feder aufsetzen und einen Aufstrich anfangen war also schwierig. Deswegen wurde das verbindende Schreiben zum ‘Gesetz der Spitzfeder’. Viele Buchstabenformen (t und s sind die Auffälligsten) wurden für die Spitzfeder eher verunstaltet. Bei der Breitfeder war das mit dem Aufsetzen übrigens nicht der Fall, sie ist aufgrund ihre breite Schreibkante nicht so anspruchsvoll. Bei der modernen Kugelschreiber sind alle Striche gleich dick. Die Schleifen bildende verbindende Striche die bei der Spitzfeder nur im Hintergrund waren, drängen sich nun auf und stören beim lesen. Jeder, der mal mit einem etwas dickeren Filzer geschrieben hat weiß darum. Alle schleifen laufen gnadenlos zu. Die ABC-Schrift bzw. Schweizer Basisschrift von Hans Eduard Meier dagegen ist und bleibt klar und klasse!

Jeder der schon mal eine humanistische Kursive mit eine Kügeschreiber, Bleistift, Filzer oder meinetwegen auch mit eine Breitfeder geschrieben hat, weißt dass verbindend schreiben eben auch ohne Schnürli bzw. Schleifen geht. Wenn die Schnürlischrift bzw. die Lateinische Ausgangsschrift (vereinfacht oder nicht) zu schnell geschrieben wird, verliert sie ihre Artikulation. Wenn die Schüler jedoch mit der Basisschrift anfangen, werden die meisten am Ende leserlicher schreiben :–) Was ja nicht heißen muss, das die Schrift davon weniger individuell wird. Das denken nur die Graphologen.

 

Deutschland ändert sich auch etwas. Aber leider nicht zu Guten. Die Blockschrift die der Deutsche Grundschulverband einführen will ist eine sperrige Schrift die sich eine verbindende Schreibweise verbietet. Und außerdem ist sie so unbeholfen wie die DIN. Ihre „Formen“ weisen übrigens kaum Verwandtschaft mit die der Schweizer Basischrift auf. Neulich bin ich über den Artikel Kleine Kulturgeschichte der Handschrift gestolpert:

 

Leider wird hierin wieder nur ästhetisch argumentiert, der Artikel zeigt aber, dass die Engländer, Schweden und Isländer bessere Schulausgangsschriften haben als die Blockschrift oder die Lateinische Ausgangsschrift. Ist in Holland übrigens auch nicht viel besser. Die Ästhetik will ich aber nicht ganz unter dem Tisch kehren. Schreiben und Lesen lernen hat mehr mit Form zu tun als der Pädagoge der die Schrift gerne im Kunstunterricht verbannt sehen möchte es wahr haben mag. Wer darüber mehr lesen möchte, kann ich das Buch »Das Kind und die Schrift« von Gerrit Noordzij wärmstens empfehlen.

 

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  • 5 Wochen später...
Albert-Jan Pool

Auch interessant in Sachen Schulschreibschrift ist der Artikel OP-Art: The Write Stuff von Inga Dubay und Barbara Getty in die New York Times (8. September 2009). In den Vereinigten Staaten wird genauso wie in den meisten Deutschen schulen looped cursive script = Schnürlischrift = lateinische Ausgangsschrift und/oder print script = Blockschrift = Druckschrift unterrichtet. Die Alternative, die italic = Basisschrift = humanistische Kursive findet in beiden Länder leider selten Beachtung. Auch wenn ich die Behauptung, dass die ‘italic’ besser lesbar sein soll wie die ‘looped Kursive script’ weil wir vor allem die obere Hälfte der Zeichen lesen nicht so richtig nachvollziehen kann, finde ich es ein interessanter Artikel. Die Vorteile der italic = Basisschrift = humanistische Kursive liegen denke ich unter Anderem darin, dass bei einer erhöhte Schreibgeschwindigkeit das neu Ansetzen der Feder (pen lifts) dafür sorgt, dass die Schrift nicht zu einem Schleifchenbrei verkommt.

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catfonts

In diesem Zusammenhang stelle ich doch mal die meistgehasste Schrift als praktikable Grundschrift zur Diskussion. Sollte dies vieleicht tatsächlich eine Anwendung sein, wo diese mal sinnvoll genutzt werden kann. Vorteil: die schrift ist den Kindern von der Optik bestimmt schon aus dem Kindergarten geläufig, sie ist für jeden Lehrer kostenfrei für Arbeitsblätter zu nutzen, und bestimmt besser geeignet, als die auf Grundschrift.de angebotene, nur unwesentlich modifizierte DIN 16

 

post-22079-0-67817300-1399485831_thumb.j

 

im Vergleich  DIN 16:(ganz alt)

 

DIN-16-1919.jpg

 

oder etwas neuer:

post-22079-0-32850500-1399486874_thumb.j

 

und die Medienwerkstatt-Grundschrift, die Lehrern als Schul-Grundschrift angeboten wird:

(die zweite in dieser Grafik, die ich hier im original verlinke)

 

 

 

23358-1.jpg

 

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  • 5 Monate später...
Albert-Jan Pool

 sie ist für jeden Lehrer kostenfrei für Arbeitsblätter zu nutzen

Was ist eigentlich für uns als (Schrift-)gestalter gut daran, dass diese Arbeitsblätter kostenlos  sind? Arbeiten Lehrer umsonst? Entwerfen Architekten die Schulgebäuden gratis und stellen sie diese dann einfach so ins Netz? Wenn es eine andere Schulschreibschrift geben soll, dann sollte das kostenlos vorhanden sein von irgendwelche Schriften kein Argument sein. Bei der Entwicklung einer neuen Schulschrift geht es denke ich darum, sowohl formale, motorische als auch pädagogische Aspekte zu berücksichtigen. Diese alle unter einen Hut zu bekommen ist alleine schon eine Leistung der sowohl quantitativ als auch qualitativ so gelagert ist, dass er angemessen Vergütet werden soll. Die bisherige in Deutschland entwickelte Vorschläge leiden alle darunter, das mindestens eine dieser Aspekte nur mangelhaft oder gar nicht berücksichtigt wurde. Die DIN 16 ist übrigens schon lange keine Normschrift mehr. Sie wurde zuletzt in die DIN 6776 aufgenommen, die in dieser Norm definierten Schriftvorlagen wurden 1974 ersetzt durch die der ISO 3098. Letztere sind uns Gestaltern auch bekannt als Isonorm-Schrift.

https://www.myfonts.com/search/isonorm/

http://www.fontshop.com/search/?q=isonorm

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Albert-Jan Pool

… einstimmige empfehlung an die schweizer kantone.

Ich finde es Klasse, dass die von Hans Eduard Meier gestaltete Basisschrift es so weit gebracht hat. Bei aller Euphorie müssen wir aber leider bedenken, dass es sich hierbei nur um die deutschsprachige Kantone handelt.

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Phoibos

Arbeiten Lehrer umsonst?

Sofern sie ihren Job Ernst nehmen, ihren Beruf als Berufung, ist die Entlohnung tatsächlich lächerlich. Zudem sollte die Vergütung des Schrifterstellers von den jeweiligen Schulbehörden kommen, denn die Schrift gehört dann ja zur Arbeitsplatzausstattung. 

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Gast Schnitzel

 Arbeiten Lehrer umsonst?

 

Zwar nicht unentgeltlich, aber, dass ihre Bemühungen mitunter umsonst sind, hat man schon manchmal das Gefühl ...

 

Sofern sie ihren Job Ernst nehmen, ihren Beruf als Berufung, ist die Entlohnung tatsächlich lächerlich. Zudem sollte die Vergütung des Schrifterstellers von den jeweiligen Schulbehörden kommen, denn die Schrift gehört dann ja zur Arbeitsplatzausstattung. 

 

Schulbücher, erforderliche Büromaterialien und Software-Lizenzen (wie z. B. für schreckliche Zeugnis-Software) etc müssen auch selber angeschafft und bezahlt werden. Man kann es höchsten (oder wenigstens) von der Steuer absetzen – die Schulbehörden haben da zumindest in Niedersachsen auch nichts mehr mit zu tun, da die Schulen eigenverantwortlich sind und mit ihrem schmalen Budget selber planen müssen. Wenn man sieht, dass es hinten und vorne am wesentlichen fehlt, mag man auch nicht wirklich jede Quittung für Druckerpapier einreichen ...

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Albert-Jan Pool

Sofern sie ihren Job Ernst nehmen, ihren Beruf als Berufung, ist die Entlohnung tatsächlich lächerlich.

Leider gilt das auch für die meisten (Schrift-)gestalter …

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Albert-Jan Pool

Sofern sie ihren Job Ernst nehmen, ihren Beruf als Berufung, ist die Entlohnung tatsächlich lächerlich. Zudem sollte die Vergütung des Schrifterstellers von den jeweiligen Schulbehörden kommen, denn die Schrift gehört dann ja zur Arbeitsplatzausstattung. 

Die Vergütung könnte auch von den Schulbuchverlagen oder vom Bundesministerium für Bildung oder von allen zusammen kommen, meinetwegen auch als Einmalzahlung.

 

Ich finde es nicht in Ordnung, dass es uns als (Schrift-)Gestalter immer wieder nahe gelegt wird, umsonst zu arbeiten. Vor allem nicht dann, wenn diese Situationen dadurch anstehen, dass andere Sachen nicht geregelt kriegen die sie meiner Meinung nach regeln können oder sogar sollten. Natürlich gibt es Fälle worin man jemand empfehlen kann etwas zu nutzen was es ‘umsonst’ gibt. Aber bei Schulen sehe ich das nicht ein. Zumindest nicht pauschal und nicht in diesem Fall.

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Gast zzz

Ich finde es Klasse, dass die von Hans Eduard Meier gestaltete Basisschrift es so weit gebracht hat. Bei aller Euphorie müssen wir aber leider bedenken, dass es sich hierbei nur um die deutschsprachige Kantone handelt.

 

der größere teil der schweiz – ich schätze mal gut 70% – spricht deutsch. dass sich die welschen kantone in dieser frage eher an frankreich und die tessiner sowie die graubündner südtäler (puschlav, bergell, misox) eher an italien orientieren, ist meines erachtens richtig und sinnvoll. und die rätoromanen hier in graubünden werden wohl dem kantonalen mainstream (deutsch) folgen. aber eben, es ist «nur» eine gutschweizerische empfehlung ausgesprochen worden. ein schritt in die richtige richtung ist aber auch die schon alleweil, meines erachtens.

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Albert-Jan Pool

dass sich die welschen kantone in dieser frage eher an frankreich und die tessiner sowie die graubündner südtäler (puschlav, bergell, misox) eher an italien orientieren, ist meines erachtens richtig und sinnvoll.

Hmm, warum eigentlich? Es ist nun nicht so, dass die Italiener oder Franzosen die Basisschrift nicht oder schwerer lesen können. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass jemand nicht an eine italienische oder französische Uni zugelassen wird wenn er/sie die Basisschrift schreibt. Ich verspüre an die Basisschrift eben keine ‘nationale’ Eigenheiten, geschweige eine Inkompatibilität. Die Schnörkel der Schnürlischrift haben sich mit der Schreibtechnik des Spitzfeders verbreitet und es gab so weit mir bekannt im 19. Jahrhundert in den Schulschriftmethoden allen Länder Europas. Von Spanien bis Russland. Es gibt also kein Land, wo die Abschaffung dessen zum Verlust eines nationalen Kulturgutes führen würde oder wo die Kinder Hände haben die nur ‘so’ können. Oder meintest Du etwas anderes?

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Gast zzz

klar, sachlich hast du natürlich recht, albert-jan pool. und ich hätte erwähnen müssen, dass sprachliche belange hier in der viersprachigen schweiz einfach immer insofern eine politische dimension haben, als dass es die sprachminderheiten kaum goutieren, sollte sich die deutschsprachige übermacht erdreisten, irgendetwas diesbezügliches schweizweit postulieren zu wollen sich versteigen zu können sein gewesen haben. amen. sie müssen von anderer seite … oder eben selber darauf kommen.

 

:tuschel:

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catfonts

Was ist eigentlich für uns als (Schrift-)gestalter gut daran, dass diese Arbeitsblätter kostenlos  sind? Arbeiten Lehrer umsonst? Entwerfen Architekten die Schulgebäuden gratis und stellen sie diese dann einfach so ins Netz? Wenn es eine andere Schulschreibschrift geben soll, dann sollte das kostenlos vorhanden sein von irgendwelche Schriften kein Argument sein. Bei der Entwicklung einer neuen Schulschrift geht es denke ich darum, sowohl formale, motorische als auch pädagogische Aspekte zu berücksichtigen. Diese alle unter einen Hut zu bekommen ist alleine schon eine Leistung der sowohl quantitativ als auch qualitativ so gelagert ist, dass er angemessen Vergütet werden soll. Die bisherige in Deutschland entwickelte Vorschläge leiden alle darunter, das mindestens eine dieser Aspekte nur mangelhaft oder gar nicht berücksichtigt wurde. Die DIN 16 ist übrigens schon lange keine Normschrift mehr. Sie wurde zuletzt in die DIN 6776 aufgenommen, die in dieser Norm definierten Schriftvorlagen wurden 1974 ersetzt durch die der ISO 3098. Letztere sind uns Gestaltern auch bekannt als Isonorm-Schrift.

https://www.myfonts.com/search/isonorm/

http://www.fontshop.com/search/?q=isonorm

Nun, hier fühle ich nich ein wenig missverstanden, ist die ganze Sache doch dadurch entstanden, dass mich Lehrer angesprochen habenb, dass sie eben soches Arbeitsmaterial von ihrem Lehrergehalt zahlen müssen, und dann zumn einen von Spezialanbitern herausgegebene Schulschriften nicht nur teils deutlich teurer angeboten werden, als so manche der Schriften, die hier für Mediengestalter auf den großen Verkaufsplattformen angeboren werden, sondern die Lizenzverträge auch recht seltsame Regeln enthalten.

 

Wenn ich z.B. über MyFonts eine Fontlizent erwerbe, und damit irgend ein Dokument erstelle - oder beliebig viele Dokumente, dann kann ich mit diesen ja letztlich machen, wass ich will, ich kann sie als meine Arbeit verkaufen, oder auch, wenn ich den will verschenken. Und eben genau dies ist dann in diesen Lizenzen untersagt. Wenn ich da als Lehrer ein Arbeitsblatt für meine Schüler erstellt habe, darf ich dieses nicht an Kollegen weitergeben, ohne dass eine weitere Bezahlung an den Schriftanbiter fällig wird.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass da so mancher Schriftgestalter nur von träumt, von all den Gestaltern, die dann meine Schriftart für Flyer, Anzeigen, in Büchern oder sonstwo verwenden dann immer auch einen Lohn für jeden Einsatz, bei dem der Entwurf den Gestalter verlässt zu erhalten.

 

Was jetzt diese DIN16/17 Sache anbelangt, so schlage ich diese kein eswegs als Grundschrift vor, im Gegenteil, hat sie doch in meiner Lehrtzeit meine Handschrift vollends versaut.

 

Ich berichtete lediglich über einen deutschen Schulschriften-Anbieter, der mit großen Tönen seine Grundschrift anpreist, die sich eben beim näheren Hinsehen als nur minimal durch kleine, und ziemlich unpassende Häkchen von der DIN17 unterscheidet. Das ist dann schon fast eine Karrikatur der Grundschrift, und nicht zu vergleichen mit der wirklich in ihrem Ansatz stimmigen Deutsch-Schweizer Basisschrift, die mir weit aus durchdachter erscheint, und letztlich allen Ankündigungen zum Trotz ja keinen kompletten Abschied von einer (teil-)verbundenen Schreibschrift bedeutet, sondern eb en viel mehr einen logischen Mittelweg zischen den bisher verwendeten extrempositionen mit Steinschrift und dazu gänzlich anders gestalteter Schnürlischrift darstellt

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Kathrinvdm

Wer sind denn eigentlich diese Schulschriftenanbieter? Das klingt ja so ein bisschen nach Typoapotheke. Haben die echt so strenge EULAs und gibt es da keinen Wettbewerb?

 

Catfonts spricht hier natürlich auch so ein richtiges Dilemma an: Engagierte Lehrer, die schöne Unterrichtsmaterialien erstellen wollen, auf der einen Seite. Schulen, die dafür kein Budget haben, auf der anderen Seite. Und am Zaun die Lehrmittelhersteller, die ohnehin nicht gerade für moderate Preise bekannt sind, die an dieser Stelle verständlicheweise nicht aus Altruismus auf ihre Einnahmen verzichten werden. Also bleibt den Lehrern – Comic Sans. Oder ähnlich Entzückendes. Da wäre eine freie Schrift natürlich ein Segen – für die Nutzer. Für den Schriftgestalter blieben Ruhm, Ehre und Hungertuch. Grympf.  :-?

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Gast Schnitzel

Nun, hier fühle ich nich ein wenig missverstanden, ist die ganze Sache doch dadurch entstanden, dass mich Lehrer angesprochen habenb, dass sie eben soches Arbeitsmaterial von ihrem Lehrergehalt zahlen müssen, und dann zumn einen von Spezialanbitern herausgegebene Schulschriften nicht nur teils deutlich teurer angeboten werden, als so manche der Schriften, die hier für Mediengestalter auf den großen Verkaufsplattformen angeboren werden, sondern die Lizenzverträge auch recht seltsame Regeln enthalten.

Hast du Quellen zu diesen Lizenzen?

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catfonts

Ich hatte die vor Jahren, als ich mit den Schulschriften begann. leider habe ich das verloren, durch mitterweile soi manche Windoof-Neuinstallation und Rechnerwechsel. Damals bin ich allerdigs fast vom Hocker gefallen, als ich las, das ein mit der Schrift angefertigtes Dokument nur vom Lizenzinhaber selbst in der Klasse genutzt werden darf. Das war der eigentliche Grund, mit den Schulschriften anzufangen.

 

Jetzt stehe ich mit einem Softwarehersteller in Kontakt und habe dafür auch schon einige OpoenType-Schulschriften gebaut, der aus ähnlichem Grund (und einer Lehrerin als Ehefrau) dazu gekommen ist, hier für Wettbewerb und damit auch für Lehrerfreundliche Preise und Bedingungen zu sorgen. Dieser bietet dann tatsächlich für die Nutzer dann eine dann freie Tauschbörse für erstellte Unterlagen.

 

Aber generell, bei jeder Abneigung gegen Comic Sans, ist diese, meiner Meinung nach, als Grundschrift gar nicht mal so schlecht. Sie hat den aktuellen Grundschrift-Entwürfen recht ähnliche Buchstabenformen, und ist allemal besser als eine wiederaufgearbeitete und halbherzig zur Schulschrift umfrisierte DIN 17

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Vitrioloel

Zwar bin ich dafür die bisherigen Schreibschriften zu behalten. Aber wenn es denn die Herren und Damen Kultusminister/innen denn so wollen, so gäbe es m.E. einen dritten Weg zwischen – die Schrift ist für lau, der Schriftgestalter schaut in die Röhre und dem klassischen Lizenzmodel, was wie ich hier lesen muß auch noch sehr streng ausgelegt wird und bei dem die Lehrer die Zeche zahlen müssen.
Warum wird der Schriftgestalter nicht einfach vom Staat oder den Ländern bezahlt, wie ein normaler Handwerker und der Auftraggeber wird zum Lizenzinhaber und stellt die Schrift zumindest für die Schulen und Lehrer, besser noch für alle (nichtkommerziellen?) Nutzer innerhalb Deutschlands frei zur Verfügung.

 

Ein ähnliches Modell wäre auch für Schulbücher und vergleichbare Unterrichtsmaterialien denkbar, der Autor bzw. das Autorenkollektiv, Fotografen, Gestalter, Satzstudio usw. werden bezahlt, der Druck weltweit ausgeschrieben, die Verteilung erfolgt über die Schulen und die Eltern zahlen nur noch die reinen Sachkosten.

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catfonts

So etwas ähnliches gab es zu meiner Schulzeit in Hamburg. Damals gabn es eine nahezu komplette Lehrmittelfreiheit - bis auf den Füller und Tintenpatronen wurde alles gestellt.

 

Die Bücher hatten dann auch alle nur einen Herausageber, den "Verlag der Gesellschaft der Freunde des Vaterländischen Schul- und Erziehungswesens", also den Verlag eines gemeinnützigen Vereins und ältesten Lehrerverein mit einem, so fand ich damals, fürchterlich langen Namen

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  • 2 Monate später...

Auf der im Artikel verlinkten Seite ist aber nur von der Abschaffung der Schreibschrift (traditional cursive writing and calligraphy) die Rede. Ob andere Formen, z.B. unverbundene Schriften weiter gelehrt werden, steht da nicht explizit. 

Und ansonsten kann ich nur zustimmen: Wenn Tastatur-Tippen die aktuell meistbenutzte Form ist, darf sie auch gerne Teil des Schullehrplans sein. Warum sollen sich Millionen Schüler das alle irgendwie mehr schlecht als recht selber beibringen. Vielleicht lernt man da ja sogar die korrekten typografischen Zeichen zu erreichen und zu nutzen.  

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Gast Schnitzel

Hmmm, der Artikel selber vermischt Handschrift und Schreibschrift sehr. Das macht schon den Eindruck als wüsste er nicht wirklich wovon er schreibt   8-)

 

Ich werde ja auch immer wieder (im privaten Umfeld) dazu befragt, was ich als Kalligraf zum Thema Schreibschrift, Grundschrift etc. sage und ich kann immer wieder nur sagen, dass die Schriftsprachvermittlung imho nur funktional gesehen werden sollte, damit haben Grundschülern schon genug zu tun. Das kann von mir aus auch über das Tastaturschreiben passieren, wenn das nunmal, wie Ralf schon schrieb, das meist genutzte Mittel ist. Die Ästhetik sollte dann in einem Fach wie Kunst, dass dann noch viel weiter ausgebaut und verstanden werden sollte, vermittelt werden – Kunst ≠ bunte Bilder tuschen™

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catfonts

Vielleicht ist es ja wirklich gar nicht so falsch, das Erlernen der Schriftsprache über das meistgenutzte Schreibgerät, der Tastatur zu machen.  Betrachtet man die Geschichte des Schgreibunterrichts wurden doch immer wieder obolete Schreibgeräte durch aktuellere Ersetzt. Meine Mutter erlernte das Schreiben noch mit Schiefertafel und Griffel. Aber das war eben in einer Zeit, wo dieses Schreibwerkzeug auch z.B. beim Kaufmann verwendet wurde.

 

Später folgte dann die Spitzfeder mit Tintenfass, dann kam Brause und Sütterlin mit der Gleichzugfeder, welche, als Füller preiswert wurden, und auch im täglichen Schreiben außerhalb der Schule selbst lange Texte im Büro noch mit dem Füllhalter geschrieben wurden, kehrte ja auch in die Schule der Füller ein.

 

Bis etwa in die 1970er Jahre war es ja auch für das tägliche Leben sehr erforderlich, Handschriftlich schnell auch größerte Texte verfasen zu können. Selbst Ausweise waren damals ja noch komplett handschriftlich ausgefüllt, Akten wurden von Hand verfast, eine Schreibmaschine im Amt war noch eine Seltenheit, und Polizisten kämpften lange, um endlich eine Schreibmaschine genehmigt zu bekommen auf der dann im Einfinger-Suchsystem geschrieben wurde (wie ich das leider noch immer mache). Und in Läden bekam man in der Abteilung ganz selbstverständlich handgeschriebene Kassenzettel, mit denen man zur Zentralkasse ging. Wer sich nicht gerade als Sekretärin bewarb, machte das selbstverständlich handschriftlich, und selbst bei der Sekretärin verlangte man den Lebenslauf in einer sauberen Handschrift. Letztens sind mir noch ein par Quittungen meiner ersten PC-Bauteile-Einkäufe in die Hände gefallen, selbst diese waren handschriftlich.

 

All dies ist Vergangenheit. Niemand braucht wirklich noch eine handschriftliche Eilschrift, mit der Text in Menge verfasst wird, aber wofür man sich auch bewerben mag, es wird vorausgesetzt, das man Texte auf der Tastatur verfasen kann.

 

In so fern schgreckt mich das eigentlich weniger, wenn man dort, wo die Schriftsprache gelehrt wird, auch das aktuell verwendete Schreibgerät verwendet, und die Eingabe von Texten auf der Tastatur von Anfang an richtig lehrt. Dort wo der Mensch heute noch Handschrift braucht, sind es eher kürzere Texte, für die man sich mehr Zeit nehmen kann, und die auch möglichst lesbar sein sollten, Somit past sauberes (und vielleicht auch schönes) Schreiben wirklich auch gut in den Kunstunterricht. Also hier nicht das Schgreiben in der Pflicht, sondern in der Kür - und das mit mehr Spaß.

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