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Gender-Schrägstrich

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Liuscorne

Ich habe mich schon durch mehrere Leitfäden zum Thema gewühlt, aber niemand behandelt das Thema, was mit Schrägstrichkonstruktionen passiert, wenn sie in einem Text dekliniert werden. Unproblematisch ist:

 

die Arbeiter/innen  | die Kolleg/inn/en

der Arbeiter/innen | der Kolleg/inn/en

 

Nun kommt der Dativ, und ich würde den Schägstrich so setzen, dass er grammatisch sinnvoll trennt:

 

den Arbeiter/inne/n

 

Die Autorin des Textes, in dem diese Konstruktionen vorkommen, möchte grundsätzlich "Arbeiter/inn/en", auch schon in Nominativ und Genitiv (parallel zu "Kolleg/inn/en"), was ich für falsch halte. Ganz vehement zurückgewiesen wird dann die Form "Arbeiter/inne/n" im Dativ – ich würde aber sagen, es sollte doch grammatisch korrekt sein, weshalb der Schrägstrich vor dem letzten "n" stehen muss.

Hat jemand von euch mehr Erfahrung mit entsprechenden Leitfäden oder eine verlässliche Quelle, die Klärung bringt?

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catfonts

Das ich den Gender-Schrägstrich generell ganz schlimm finde, brauch ich wohl kaum zu sagen.

 

Lieber wär mit. den Text gleich zwei mal zu drucken, für Männer eine männliche Version und für die Weiber eine weibliche.

 

Mann kann das natürlich auch entsprechend für Herren und Damen machen.

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Liuscorne

Ja, ja, ist schon klar: die Praxis ist ganz schlimm, ganz furchtbar ... Kommt aber nun einmal gelegentlich vor, und dann hilft es wenig, die eigenen Vorbehalte gegenüber Gender-Schreibweisen kundzutun ...

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Kathrinvdm

:OT: Überlegt mal, was diese orthografische Neuerung damals im Bleisatz bedeutet hätte! Den Ankauf von kiloweise Schrägstrichen, ach was: tonnenweise! Das ist ein Vorteil des digitalen Zeitalters. Oder auch ein Nachteil, je nachdem, wie man es betrachtet. :OT:

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Marion Kümmel

Die Amtliche Rechtschreibung sagt zu diesen Fällen nichts.

 

Der Duden (Band 9, Gutes und richtiges Deutsch, Mannheim 2011) enthält unter »Gleichstellung von Frauen und Männern in der Sprache« (2.1 Schrägstrich) Empfehlungen. Danach soll bei diesen Verkürzungen immer mit Ergänzungsbindestrich nach dem Schrägstrich geschrieben werden, also: die Grafiker/-innen. Unterscheidet sich ein Stammvokal (wie in Arzt und Ärztin) oder hat die männliche Form eine Endung (wie in Kollegen und Kolleginnen), sollte nicht mit dem Schrägstrich verkürzt werden, also nicht: *Kollegen/-innen oder *Kolleg/-inn/-en.

 

 

Wenn man die obigen Beispiele dekliniert:

 

  • die Arbeiter/-innen, der Arbeiter/-innen, den Arbeitern und Arbeiterinnen, die Arbeiter/-innen;
  • die Kollegen und Kolleginnen, der Kollegen und Kolleginnen, den Kollegen und Kolleginnen, die Kollegen und Kolleginnen (da die männlichen Formen eine Endung haben).

Um die ewigen Doppelnennungen zu umgehen, wird in manchen Texten einfach abwechselnd mal die männliche, mal die weibliche Form verwendet. Den doppelten Schrägstrich würde ich (wie der Duden) immer vermeiden. Die Ergänzungsbindestriche werden in der Schreibpraxis oft weggelassen.

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catfonts

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, und der Gender-Schrägstrich ist des Genitivs Retter/in :-)

 

aber zurüch zum OT-Einschub von Kathrin: Wenn ich da auf Dürers Zeit zurück blicke, damaah sltten sie wohl die Scrägstrich-Massen zur Verfügung, war die Viregel das wichtigste Satzzeichen, dass erst im 18. Jahrhundert zum Komma schrunpfte.

 

Viellleicht sollte man dieses Zeichen ja auch nicht Gender-Schrägstrich nennen, sondern besser Gender-Virgel, weil ja der Schrägstrich ein Kerl ist: DER Schrägstrich, während die Virgel ja ein Mädel ist.

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TobiW

OT: Willkommen im Forum federwerk :-) Kathrin wird sich freuen, dass die Frauen sich hier mehren ;-)

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Marion Kümmel

OT: Willkommen im Forum federwerk :-) Kathrin wird sich freuen, dass die Frauen sich hier mehren ;-)

OT: Danke für das Willkommen und schöne Ostseegrüße in die Runde.

 

Marion (Anzeigename frisch gegendert)

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Pachulke

Die Autorin des Textes, in dem diese Konstruktionen vorkommen, möchte grundsätzlich "Arbeiter/inn/en", auch schon in Nominativ und Genitiv (parallel zu "Kolleg/inn/en"), …

 

Dann gib ihr, was sie will!

 

 

Es gibt kein richtiges Leben im valschen.

 

Ich interpretiere jetzt mal frei: Ein solch krankes, leserfeindliches Construct wie diese Gender-Schreibungen kannst Du nicht bessern, indem Du da kosmetisch dranherumschraubst. Je absurder das aussieht, desto eher wird das sich überlebt haben. Gib der Autorin drei Schrägstriche, wenn sie will, gib ihr fünf, acht, gib ihr Sternchen und Unterstriche! Laß kesseln!

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Gast bertel

… Die Autorin des Textes, in dem diese Konstruktionen vorkommen, möchte grundsätzlich "Arbeiter/inn/en", auch schon in Nominativ und Genitiv (parallel zu "Kolleg/inn/en"), was ich für falsch halte. …

 

Das hältst du nicht nur für falsch, das ist es auch. Die Auflösungen der Konstrukte hieße ja "Arbeiteren und Arbeiterinnen" sowie "Kollegen und Kolleginnen".

 

Aber ich halte es auch mit Pachulke: Gib alles, der Spott fällt auf den Schreiberling zurück. Und vielleicht auch auf den Verlag, der ist dann aber selbst schuld.

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Phoibos

Ich würde dann nur noch den Nominativ mit Asterisk oder Fragezeichen (Unterstrich, Dollarzeichen, Raute, Prozentzeichen) nehmen. Für alles. Das sind übliche Platzhalter der Kategorie "Such Dir aus, was da hinkommt".

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catfonts

Ach, wie schön war da doch „Liebe Werktätige“

 

Und gibt es überhaupt noch Arbeiter? Ich dachte, die Unterscheidung zwischen Arbeitern und Angestellten ist scho nvor einiger Zeit aufgehoben worden???

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Liuscorne

Vielen Dank für die Antworten, vor allem für die konstruktiven ...

Ich fürchte, ich werde doch auf die zugegebenermaßen nicht sehr schönen doppelten Schrägstriche ausweichen müssen. Wenn ich alle entsprechenden Fälle ausformuliere, wird der Umbruch des Textes völlig über den Haufen geworfen.

Übrigens ist die Autorenschelte in diesem konkreten Fall gar nicht berechtigt. Der Hinweis auf die Genderunterscheidung ist nämlich inhaltlich durchaus relevant. Nur ergibt sich eben trotzdem ein Problem: entweder durch unschöne Schrägstriche oder durch die Länge der ausformulierten Bezeichnungen.

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Kathrinvdm

Ich kann Dein Dilemma verstehen. Alle Anreden immer für beiderlei Geschlecht ausformuliert kann sich auf Dauer sehr störend lesen. Also Schrägstriche. Mit Marions Informationen weiter oben kannst Du das Thema zumindest ganz konsequent im Sinne der Autorin durchziehen. 

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ThierryM

wie wäre es denn mit ›die arbeiter(innen)‹, ›den arbeiter(inne)n‹, ›die/den kolleg(inn)en‹ usw.? das sind zwar keine schrägstriche, aber dafür kannst du die klammern konsequent verwenden und brichst die rechtschreibregeln zumindest nicht mit der axt.

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catfonts

Gut möglich, dass man von den eigentlich bewährten Gender-Klammern abgekommen ist (obwohl sich das besser liest) und statt dessen die Gendervirgel erfunden hat, weil sich die Mädel mit den Klammern eben doch irgendwie ausgeklammert fühlen.

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Liuscorne

Ja, das Problem mit den Klammern ist die Assoziation von Nichtgleichwertigkeit – was in Klammern steht, kann man im Zweifelsfall weglassen. Und das widerspricht aus verständlichen Gründen dem Gendergedanken.

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Phoibos

Hat eigentlich schon mal jemand bemerkt, wie sehr auf diese Weise eine Gender-Dualität konstruiert wird, die der Realität widerspricht und alle Trans* ausschließt?

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Gast bertel

Um das dritte Geschlecht in der Schreibung berücksichtigen zu können, müsste es erst einmal in der Sprache angekommen sein. Dann fehlen aber immer noch alle, die zwar biologisch dem einen Geschlecht angehören, sozial aber einem anderen.

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Lukas W.

Ich frag mich immer, was sich die Angelsachsen bei solchen Genderbemühungen denken müssen - die haben sie ja größtenteils nicht.

Finden die das lustig? Oder bemerkenswert? Oder haben sie einfach Mitleid?

 

@catfonts: Für diese Lösung wäre ich auch! Das sieht zumindest typografisch gewieft aus! Vielleicht entwickelt sich ja aus dem innen mit untergeschriebenen n eine eigene Ligatur, die dann irgendwann ganz selbstverständlich ins Alphabet eingeht. Könnte ja sein ...

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Ich frag mich immer, was sich die Angelsachsen bei solchen Genderbemühungen denken müssen - die haben sie ja größtenteils nicht.

 

Das Thema gibt es dort auch. Man denke an he/she:

http://www.oxforddictionaries.com/words/he-or-she-versus-they

 

Auch ist die Verknüpfung vom Mann (man) als Inbegriff der Menschheit (mankind) im Englischen sogar noch deutlicher als im Deutschen. Daran kann man sich genauso stoßen, wenn man –  äh, er/sie/es – will. 

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Gast
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