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AG-Buch-Schnitt?

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Niklas

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Was es mit diesem Schnitt auf sich hat, überlege ich mir schon seit Langem. Er ist von einer Schriftensammlung von Data Becker. Ich habe bemerkt, dass dieser Schnitt ab Anfang der 1990er Jahre nicht mehr zum Einsatz gekommen ist - oder nur noch ganz selten, und dann möglicherweise bei solchen, die bereits die Schrift erworben hatten. Es sieht aus wie ein Schnitt der AG Buch von Günter Gerhard Lange, zwischen Regular und Medium. Ich habe alle AG-Book-Versionen auf myfonts.com durchgesehen, und dort findet sich nur die etwas dickere Medium-Variante, die z. B. von der Lufthansa her bekannt ist.

 

https://www.myfonts.com/fonts/berthold/ag-book-pro/medium/?meta=/176855/Lufthansa/AG+Book+Pro+Medium

 

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Niklas

In der Tat, ich dachte, das wäre der Data-Becker-Name, immerhin sind alle anderen Schriften umbenannt. Aber was ist ihre Geschichte? Bei MyFonts steht URW++ und 2000. Als wäre sie neu eingeführt worden. Sie ist aber ganz offensichtlich schon älter und besitzt eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zur AG Buch.

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Hans Schumacher

Also Lufthansa ist nicht AG Buch, sondern Helvetica, das ist einfach der Corporate Font der Lufthansa seit Otl Aicher oder gar prä, ich weiss es nicht genau … Die unter »Nimbus« laufenden Schriftschöpfungen sind von URW, und zur Geschichte hat auf typophile ein netter Mensch aus »Robert Norton's wonderful book 'Types Best Remembered/Types Best Forgotten'«, Peter Karows Beitrag zur Helvetica komplett zitiert. Wird einem fast ein bisschen schwindelig beim Lesen, aber beantwortet vielleicht die Frage nach den Ähnlichkeiten. R.I.P. Max Miedinger …

 

 

Hier der Original-Link: http://typophile.com/node/49127#comment-299888

I started the IKARUS program late in 1972. In February 1973 we had completed the digitizing and plotting parts, so we could produce the first typefaces. My first customer was Walter Florenz Brendel from Dusseldorf. He had prepared the master characters for digitizing in a large size. As we do it today: 6 inches for bodysize. It was the typeface Olympia. I asked him whether he drew the characters himself: 'No, my designer did it.' They were inked and black/white. Later we used just pencil drawn contours. Then he added after severe questioning: 'Yes, the typeface is very close to Helvetica of the Stempel AG.' (formerly part of today's Linotype-Hell AG) In 1976, I met with Max Miedinger. He said, 'I am the designer of the famous Helvetica. I did it in 1957. Now, Stempel earns lots of money with it, but I am out of the game. I feel cheated.' In 1977, we digitized the Helvetica originals with IKARUS from large friskettes.... We got that service contract from Stempel AG in Frankfurt. In 1978, we digitized Holsatia, a Helvetica-clone made by the Hell company. In 1980 we digitized SANS for IBM. They never used it. In 1981, we helped the Typoart company in the DDR to digitize their Maxima, another clone of Helvetica. I guess this was the best data we ever made. One font (800 char.) included also Greek and Cyrillic and lots of accented characters. In 1982, we digitzed the Akzidenz Grotesk Buch for the Berthold company; I viewed it as another clone of Helvetica, as did Rene Kerfante, manager of the Stempel AG. In 1983, Hermann Zapf started the design of our typeface URW Grotesk because a very big publishing company (Axel Springer) wanted to have a sans serif alternative typeface. In 1985 we did our Nimbus Sans tyepface, a merger out of Helvetica, AG Buch, Hosatia, and others. We tried to avoid some of the mistakes with the old Helvetica. In 1986/87, the Stempel AG produced the Neue (New) Helvetica. They cloned themselves, but called it a new and innovative design. In 1987, we digitized the Arial typeface for Monotype, another clone. This time, Rene Kerfante, being manager at Monotype convinced me that Arial is very different from Helvetica. In 1990, we delivered new data of Helvetica to Adobe because they could not handle their old data of Helvetica with ATM. They wanted a clean start. In 1992, we made our URW TypeWorks product (500 masters +Inline, Outline, Relief, Shadow and Round). Now, one can have Nimbus Sans as a 'sixpack'. In 1993, Stefan Rogener (a typograph living in Hamburg) made statistics on the use of typefaces in the advertising branch. He came out with: 'By more than 90%, the creatives use Helvetica, Futura, Garamond, and Baskerville. They are stupid. Give me a pistol.' He is still alive. But Max Miedinger died in the late seventies, poor and without glory. I can't forget Helvetica.

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Niklas

Danke für den Link, ich werde den Artikel bei Gelegenheit lesen. Warum soll Lufthansa Helvetica sein, der von mir gezeigte Schnitt ist ganz klar Teil von AG Buch? Da bin ich mir 100% sicher, dass der Schnitt der vom Lufthansa-Schriftzug ist. Oder wird das im Artikel beantwortet? Dann verzeiht mir...

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Gast bertel

… Warum soll Lufthansa Helvetica sein, der von mir gezeigte Schnitt ist ganz klar Teil von AG Buch? Da bin ich mir 100% sicher, dass der Schnitt der vom Lufthansa-Schriftzug ist. …

 

Weil die Lufthansa nun mal die "DLH Helvetica" einsetzt.

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Hans Schumacher

Warum soll Lufthansa Helvetica sein, der von mir gezeigte Schnitt ist ganz klar Teil von AG Buch?

 

Gloob mir, is Helvetica … in dem typophile-thread wirst du das nicht finden, aber hier http://www.studio5555.de/design/lufthansa-graphic-design/ und schau auch mal hier: http://www.typografie.info/3/page/hausschriften.html (Deutsche Lufthansa)

 

Und falls Zweifel bestehen, ob das Logo nicht doch aus einer anderen Schrift ist, schau mal hier: 

http://www.designtagebuch.de/lufthansa-graphic-design/

 

Interessant ist auch die 1962 an die HfG Ulm in Auftrag gegebene „Studie 1400/0 – Erscheinungsbild der Lufthansa“, die als Grundlage für die Erstellung eines neuen Erscheinungsbildes diente und die auszugsweise im Buch abgedruckt ist. Daraus heißt es. „Das Wortzeichen ‘Lufthansa’ sollte aus einer firmenspezifischen Gebrauchsschrift gesetzt werden. Die Gepflogenheit, Wortzeichen in einer einmaligen, eigenen Form zu verwenden, geht zurück“. Auch wenn diese Einschätzung Otl Aichers auf die damalige Zeit zutreffen mochte, …

 

 

Ein Freund, der seit Jahr und Tag bei der Lufthansa im CD-Bereich arbeitet, hat mir auch mal das Otl-Aicher-Manual im Büro zwischen Autobahn und Werksflughafen  zum Blättern gegeben, aber ich bin leider kein Eidetiker, sonst würd ich es ja drauf schwören  :nicken:

 

 

 

Aber noch mal zurück zur Geschichte – die Helvetica hat ja den Top-Slot bei Jürgen Siebert's »hundert besten Schriften« inne, und da findet sich auch einiges Interessantes zur Entstehung: http://www.100besteschriften.de/1_Helvetica.html#a1. 

 

Luc Devroye zitiert Nick Shinn aus einer Diskussion bei typophile in seinem Eintrag über Max Miedinger, der dort auch mit folgendem aufwartet (Here is a document showing the working process of plagiarizing Akzidenz Grotesk that Miedinger oversaw.) Arrgh …

a3ypep.jpg

 

Das Typedesigner als Reaktion auf die Helvetica Omnipräsenz noch mal einen Schritt zurück gegangen sind um quasi Prä-Miedinger-Varianten zu erzeugen (Bruno Maag, Christian Schwartz’ FF Bau: noch mehr Geschichte hier: http://www.fontblog.de/C420185419/E430231085/index.html), ist wohl als Reaktion auf das Dilemma zu verstehen, den der Erfolg der Helvetica erzeugt hat (Nick Shinn meint, er hat nichts gegen die Schrift an sich, nennt aber die Allgegenwart »einen Affront gegen mich selbst und andere Schriftgestalter heutzutage« weil sie als »voreingestellte System-Ästhetik« fungiert, und den Sinn von Schriftgestaltung als einen sozio-ökonomischen, kulturellen Faktor in Frage stellt. Naja, als rotes Tuch ist die gute alte Helvetica denn auch von »ihren« Klonen abgelöst worden, siehe auch Sebastian Nagels Signatur:

„Bitte allgemein alles auf Arial – kann man am besten lesen.“  :bow:

 

Miedinger hat übrigens auch die "Swiss" entworfen, die als Helvetica-Klon den Corel-Paketen beilag. 

Also das scheint die Helvetica-Variante des amerikanischen Herstellers Bitstream zu sein. Max Miedinger, 1980 gestorben, hat vermutlich mit der Entstehung der Schrift nicht viel zu tun gehabt.

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StefanB

Miedinger hat übrigens auch die "Swiss" entworfen, die als Helvetica-Klon den Corel-Paketen beilag. 

 

Wenn es sich um einen Klon handelt, wie kann er diesen entworfen haben (zumal es sich um seine Schrift handelt)?

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Gast bertel

Miedinger hat übrigens auch die "Swiss" entworfen, die als Helvetica-Klon den Corel-Paketen beilag. 

Also das scheint die Helvetica-Variante des amerikanischen Herstellers Bitstream zu sein. Max Miedinger, 1980 gestorben, hat vermutlich mit der Entstehung der Schrift nicht viel zu tun gehabt.

Linotype sagt es so, da tendiere ich dazu, es zu glauben ;-)

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Gast bertel

Wenn es sich um einen Klon handelt, wie kann er diesen entworfen haben (zumal es sich um seine Schrift handelt)?

Corel lieferte sie als Ersatz für die Helvetica mit, so meinte ich das. Den "Helvetica-Klon" hätte ich in Anführungszeichen setzen sollen …

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Hans Schumacher

Linotype sagt es so, da tendiere ich dazu, es zu glauben ;-)

 

Also dieses? »Entworfen von Max Miedinger (1982)« … Ich stolpere ein bisschen über die Jahreszahl, wg. »Max Miedinger – born 24.12.1910 in Zurich, Switzerland, died 8.3.1980«. Aber dann kam die Schrift halt ein bisschen später raus und Max starb quasi in den Stiefeln bzw. am Reissbrett? Irgendwas muss man ja glauben  :-?  

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StefanB

Um 1982/1983 erschien auch die Neue Helvetica. Ich glaube nicht so recht daran, dass Miedinger noch etwas mit der Entwicklung der Swiss und der Neuen Helvetica zu tun hatte.

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catfonts

An diesen Bearbeitungen nicht, aber trotzdem ist die Helvetica, und damit letztlich alle späteren Clone und Bearbeitungen ja Entwurf: Miedinger. Ein Clone oder eine Überarbeitung ist ja kein neuer Entwurf, sondern eher eine Reinzeichnung, oder eine Art Übersetzung, bei der man ja auch den ursprünglichen Autor nennt.

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Niklas

Edit: Okay, ich glaube euch ja mit der Helvetica, aber irgendwo müsste dann ja ein Schnitt erwähnt werden, der haargenau aufs Lufthansa-Logo passt - und den habe ich seltsamerweise bisher erst bei der AG Buch/Book gefunden.

 

Die Akzidenz-Grotesk hatte ich als Kind ohnehin mal mit der Helvetica verwechselt, und ist auch ein Favorit von mir geblieben (zumindest im Mittelschnitt). Man trifft sie auch nicht mehr besonders häufig an - es sei denn, man geht täglich zu McDonald's, heheh! Gerade im Regular-Schnitt sieht die Akzidenz-Grotesk dann doch etwas altmodisch aus, der Regular-Schnitt der AG-Buch bewahrt die Proportionen des kleinen a's fast noch besser, finde ich.

 

P.S. Ich habe das schöne Wort »Fischmac« wieder mal hervorgeholt. Bis der scheußliche »Filet-O-Fish« kam (jaja, ich gehe manchmal zu McDonald's! :D).

 

https://www.myfonts.com/fonts/berthold/akzidenz-grotesk-be/medium/?meta=/133817/Fischmac+1234567890/Berthold+Akzidenz-Grotesk+Medium

 

https://www.myfonts.com/fonts/berthold/akzidenz-grotesk-be/regular/?meta=/133819/Fischmac+1234567890/Berthold+Akzidenz-Grotesk+Regular

 

https://www.myfonts.com/fonts/berthold/ag-book-bq/regular/?meta=/132831/Fischmac+1234567890/AG+Book+BQ+Regular

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ThierryM

Edit: Okay, ich glaube euch ja mit der Helvetica, aber irgendwo müsste dann ja ein Schnitt erwähnt werden, der haargenau aufs Lufthansa-Logo passt - und den habe ich seltsamerweise bisher erst bei der AG Buch/Book gefunden.

es gibt keinen schnitt der akzidenz-grotesk, der exakt der wortmarke der lufthansa entspricht. und auch keinen schnitt der helvetica. das ist eben der unterschied zwischen einer wortmarke, die bloß auf der basis einer satzschrift entstanden ist, und einem direkt aus einer satzschrift gesetzten wort. bei der lufthansa liegt ersteres vor.

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Gast bertel

Edit: Okay, ich glaube euch ja mit der Helvetica, aber irgendwo müsste dann ja ein Schnitt erwähnt werden, der haargenau aufs Lufthansa-Logo passt… 

 

Warum "müsste" das so sein? Der Lufthansa-Schriftzug ist ein Logo, das auf der Basis der DLH Helvetica entstanden ist. Zum einen muss ein Schriftzug nicht der unveränderten Satzschrift entsprechen, zum anderen hast du sicher nicht die DLH Helvetica mit irgendwas verglichen, weil du die Schrift gar nicht haben wirst.

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Niklas

Ihr habt ja recht :bow:

Ich habe mir eben den Schriftzug noch einmal genau angeschaut, und bemerkt, dass die AG Buch sehr nahe dran ist, aber eben nicht ganz. Was mich anfangs auf den Verdacht brachte, ist, dass das kleine a im Schriftzug der Lufthansa so einen großen Bauch hat, der bei sämtlichen mir bekannten offiziellen Helvetica-Schnitten nicht existiert. Durch diese Besonderheit rückt das Logo ein Stück mehr an die AG Buch heran. Besser? ;)

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Albert-Jan Pool

Die AG Buch ist eine von Berthold mehr oder weniger geklonte* Version der Helvetica. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Berthold hierfür deren Reinzeichnungen für die Diatype-Version der Helvetica zugrunde gelegt hat. Sie wurde damals von Berthold herausgebracht, weil der Lizenzgeber (damals Stempel bzw. Linotype) keine Lizenzen für die Anwendung der Helvetica auf die neueren Berthold-Fotosatzmaschinen (vermutlich Diatronic oder ads) vergeben wollte. Für Berthold entstand dadurch eine schwierige Version, schließlich hatte sie Lizenzen für den Staromat und den Ministar (Headlinesatz) sowie für die Diatype (einfache Akzidenzen) eingeräumt bekommen. Berthold sah sich also damit konfrontiert, dass ihre Kunden nicht deren neuen Satzmaschinen kaufen wollten, weil Berthold dafür keine Schriftträger mir der Helvetica darauf liefern konnte. So ähnlich haben es mir jedenfalls Bernd Möllenstädt, Günter Gerhard Lange und auch andere ehemalige Mitarbeiter der Firma Berthold erzählt. Am Ende des Streits bekam Berthold die Lizenz für die Helvetica, nahm aber nicht die AG Buch vom Markt. Laut G. G. Lange wäre das kein Problem, weil sowohl die Helvetica und die AG Buch seien nun mal beide Überarbeitungen der Akzidenz Grotesk und die sei nun mal von Berthold. An diese Sichtweise fanden Stempel bzw. Linotype keinen Gefallen, konnten aber nichts dagegen ausrichten. Lange hierzu: »Darf man nicht mal die eigene Großmutter küssen?«

 

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Artikel »Ferdinand Theinhardt, die Akzidenz-Grotesk und die sächsische Großmutter** der Helvetica« von Eckehart Schumacher-Gebler in dem Buch »Schriftgestalten – über Schrift und Gestaltung« von Tino Graß, Niggli Verlag 2008

 

* Berthold hat ja immer gepocht auf deren extrem hohen Qualitätsstandards für die Reinzeichnungen deren Schriften. Eventuelle Differenzen zwischen AG Buch und Helvetica sind demnach auf von Berthold durchgeführte Verbesserungen zurückzuführen :–)

 

** gemeint ist die Breite Grotesk der Leipziger Schriftgießerei Schelter & Giesecke

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