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Schwabacher als Auszeichnungsschrift im Fraktursatz?

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Wrzlprmft

Ich lese hin und wieder, dass in Frakturtexten Schwabacher als Auszeichnungsschriften genutzt wurden, neben dem Sperrsatz und anderen Frakturen. Allerdings ist das einzige mir bekannte Beispiel hierfür ein alter norwegischer Text – und ich bilde mir ein, nicht wenig Frakturtexte gesichtet zu haben. Mir kommen deshalb so langsam Zweifel, zumindest was eine weitläufige Verwendung dieser Vorgehensweise angeht.

Kennt irgendjemand Beispiele, in denen Schwabacher zur Auszeichnung innerhalb von Fraktur genutzt wurde, oder weiß gar über die Geschichte dieser Praxis bescheid?

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catfonts

Als Auszeichnungsschrift im Sinne von „Kursiv für Fraktur“ habe ich das ehrlich gesagt aucxhg nie gesehen. Was ich dagegen recht häufig vorgefunden habe, ist eine Schwabacher als Schriftart für Überschriften.

 

Einen direkten Buchtitel kann ich jetzt nicht nennen, da die Bücher zumeist nicht lange in meinem Besitz waren, oder nur ausgeliehen.

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Wrzlprmft

Als Auszeichnungsschrift im Sinne von „Kursiv für Fraktur“ habe ich das ehrlich gesagt aucxhg nie gesehen. Was ich dagegen recht häufig vorgefunden habe, ist eine Schwabacher als Schriftart für Überschriften.

 

Einen direkten Buchtitel kann ich jetzt nicht nennen, da die Bücher zumeist nicht lange in meinem Besitz waren, oder nur ausgeliehen.

Danke, dann bin ich schon mal nicht alleine. Es geht mir übrigens genau den Fall Kursiv für Fraktur und nicht um Überschriften (dafür kenne ich auch einige Beispiele).

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catfonts

Ich persönlich kenne da mehr, dass man alles, was man heute kursiv setzen würde, in Fraktur durch Antiqua ersetzt hat. also nicht nur romanische Fremdworte und Namen.

 

Was ich jedoch von recht alten Drucken kenne, dass es mit Fraktur und Schwabacher eine ziemliche Zwiebel-Bouillabaisse gab.

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catfonts

Gesperrt ist hier dann eher das äquivalent zu fett, wenn es von der Schrift keinen fetten schnitt gab, während Antiqua dann im wahrsten Sinne des Wortes „italic“ ist

 

(das bringt mich  jetzt auf die Idee, so einen Font-Satz zu bauen, bei dem zu einer Fraktur-Druckschrift dann der fürs Betriebssystem fette Font durch größere Vor- und Nachbreiten gesperrt ist, und für die kursiven Schnitte dann eine in Strichstärken-Kontrast zur Frakturschrift gut passende Antiqua gesellt wird.)

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Wrzlprmft

(das bringt mich  jetzt auf die Idee, so einen Font-Satz zu bauen, bei dem zu einer Fraktur-Druckschrift dann der fürs Betriebssystem fette Font durch größere Vor- und Nachbreiten gesperrt ist, und für die kursiven Schnitte dann eine in Strichstärken-Kontrast zur Frakturschrift gut passende Antiqua gesellt wird.)

Die Idee hatte ich auch schon, aber das birgt das Problem, dass es relevant wird, ob der virtuelle Fettsatz vor oder nach einem Leerzeichen aufhört. Außerdem verwalten ja viele Programme ihre Leerzeichen gerne selbst.

Bei Antiquas hätte man dann bei den meisten freien Schriften das Problem, dass der Schriftname durch die Lizenzen ziemlich aufgebläht wird, und sonst hat man eh Probleme. Wenn man natürlich selbst einen Haufen Antiquas erstellt hat, ist das einfacher.

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Þorsten

Zumindest im Web ist die Sache ja einfach, etwa so. Der Code ist trivial:

    <style type="text/css">
      body {
        font-family: 'MEINE FRAKTUR';
      }
      i, .fremdwort {
        font-family: 'MEINE ANTIQUA';
        font-style: normal;
      }
      b {
        font-weight: normal;
        letter-spacing: 0.3em;
      }
    </style>
  </head>
  <body>
    <p>
      Das ist ein Beispiel für Textauszeichnung im Fraktursatz. Statt
      <i>kursiv</i> wird eine <i>Antiqua</i> gesetzt und statt <b>fett</b>
      wird <b>gesperrt</b>.
    </p>
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catfonts

Das ist mir schon klar, dass ich da nicht einfach irgendjemandes Antiqua in meine Font-Familie mitr aufnehmen kann, aber wenn ich die Frakturbuchstaben schon zeichne, kann ich das bei einer hierzu passenden Antiqua ja wohl auch hin bekommen…

 

Und das mit dem Sperrsatz funktioniert eigentlich problemlos, egal on mit eigenem Leerzeichen, oder einem unter Kontrolle der Anwendung, und ohne Auswirkung, ob man vor oder nach dem Leerzeichen zu sperren (fett) beginnt, denn am Leerzeichen ändere ich dann nichts.

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Þorsten

Das ist mir schon klar

Mir war doch auch klar, dass dir das klar war. Aber es gibt doch noch die hunderttausend Mitleser, von denen fünf vielleicht noch nicht wissen, wie einfach das ist …

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  • 3 Monate später...
Þorsten

Ich habe neulich mehrere Plakate mit in Fraktur gesetzten Slogans gesehen, innerhalb derer auftretende Akronyme aber in Antiqua-Versalien gesetzt waren. Sicherlich eine pragmatische Lösung, aber wie verbreitet war das?

 

(das bringt mich  jetzt auf die Idee, so einen Font-Satz zu bauen, bei dem zu einer Fraktur-Druckschrift dann der fürs Betriebssystem fette Font durch größere Vor- und Nachbreiten gesperrt ist, und für die kursiven Schnitte dann eine in Strichstärken-Kontrast zur Frakturschrift gut passende Antiqua gesellt wird.)

Ich nehme an, die Idee schlummert noch ungestört in der Ideenkiste? :-?
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catfonts

Das mit den größeren Vor- und Nachbreiten, um so bei Fraktur eine künstliche Fettung zu verhindern, und statt dessen die Fraktur gesperrt zu setzen (auch mit den historischen Konventiionen entsprechendem Umgang mit Ligaturen, wobei bei Sperrung einige aufgelöst, andere [Zwangs-]Ligaturen erhalten, und eine zwar aufgelöst, aber nicht gesperrt wurde) habe ich schon so bei meinen Schriften umgesetzt. Die Sache mit Fraktur + Antiqua in einer Familie stehtr noch aus, wobei hier die Auszeichnung als Antiqua eine andere Qualität hätte, was logisch aber mit in Antiqua auch gern kursiv gesetzten Fremsworten passen würde.

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  • 2 Wochen später...
Wrzlprmft

In diesem Thread bin ich gerade über das Handbuch der Buchdruckerkunst von 1827 gestolpert, das tatsächlich einige Namen mit einer Schwabacher auszeichnet, vermutlich diejenigen zitierter Autoren (Beispiel).

Manchmal sind allerdings die Großbuchstaben die einzigen, die sich klar von der normalen Textschrift unterscheiden. Da hier ausschließlich Namen ausgezeichnet werden, und somit immer ein Großbuchstabe vorhanden ist, funktioniert das hier; allerdings zeigt es auf, warum diese Auszeichnungsart anderweitig nicht so gut funktioniert.

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  • 2 Monate später...
werbegrabi

Ich habe da mal ein Muster gefunden.

In Innsbruck hatten sie im letzten Jahr eine Museumsausstellung. Dort stellten Sie die Drucksachen der  Wagnerschen Druckerei (wenn ich mich an den Namen recht entsinne) aus. Einige Bücher waren aus dem 19. Jahrhundert und ich glaube von der Zeit davor lag auch einiges rum. Sie zeigten das Schöpfen dieser Druckerei in Tirol und Osttirol. Dort habe ich auch einige Male die Schwabacher als Mischung mit einer Fraktur gesehen.

fraktur.pdf

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Wrzlprmft

Ich habe da mal ein Muster gefunden.

[…]

Danke für das Beispiel, wobei ich mich allerdings sagen würde, dass die verwendete Schwabacher hier vor allem auszeichnet, da sie fetter ist als die verwendete Fraktur, und nicht, weil sie eine Schwabacher ist – ich kann die ausgezeichneten Stellen auch noch aus Entfernungen identifizieren, aus denen ich nicht mal mehr einzelne Buchstaben auseinanderhalten kann.
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werbegrabi

Kennt irgendjemand Beispiele, in denen Schwabacher zur Auszeichnung innerhalb von Fraktur genutzt wurde…?

war nicht genau das Deine Anfangsfrage?

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Wrzlprmft

war nicht genau das Deine Anfangsfrage?

Ja, und die ist auch durchaus zu meiner Zufriedenheit beantwortet. Andererseits veranlasst mich dieses Beispiel auch zu Beobachtungen, die ich hier kund tue.

Es bekräftigt nämlich meine Hypothese, dass (neben Sperren) überwiegend durch die Verwendung einer fetteren gebrochenen Schrift ausgezeichnet wurde – wobei es sekundär oder willkürlich ist, ob es sich dabei jetzt um eine Fraktur oder Schwabacher handelt. Dies hängt damit zusammen, dass man eine Schwabacher mit gleichem Gewicht eben vorwiegend anhand der Majuskeln von einer Fraktur unterscheiden könnte und sie sich daher nur zur Auszeichnung von Kategorien eignet, die per se großgeschrieben daherkommen (z. B. Eigennamen).

Wenn Du also noch ein Beispiel mit einer Schwabacher, die sich nicht im Schriftgewicht von der verwendeten Fraktur abhebt und die auch nicht Eigennamen o. Ä. auszeichnet, in der Hinterhand hast, würde mich das sehr interessieren.

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werbegrabi

ich verstehe!

Was du willst bezeichne ich als Schriftmischung und nicht als Auszeichnung. Dies müsste ja dann ein Druckerzeugnis sein, bei dem die Grundschrift schon in einer dreiviertelfetten oder ganz fetten Frakturschrift gesetzt sein müsste.

Das kann ich mir nicht denken, daß das irgendjemand früher machte, es sei denn dem Setzer sind die Buchstaben ausgegangen. Das wäre das Gleiche, als wenn ich eine Seite in der Helvetica bold setze und als Auszeichnung die Avant Garde Bold nehmen würde. 

Allerdings habe ich im schon beschriebenen Museum ein Buch gesehen. Der Haupttitel (nach Schmutztitel und Impressum) fing mit zwei Zeilen einer fetten Frakturschrift in 24 Punkt (Doppelcicero) an, nach ca. eineinhalb Zeilen abstand kamen zwei Zeilen die aus der Schwabacher (auch Doppelcicero) gesetzt waren, die fünf bis sechs Zeilen darunter waren in etwa 12 Punkt (Cicero) gesetzt, die wiederum aus der Frakturschrift bestanden.

 

Leider waren bei der Ausstellung fast nur Bücher zu begutachten wo nur jeweils zwei Seiten zu sehen waren und die unter einer Vitrine lagen, die konnte man also nicht umblättern.

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Wrzlprmft

ich verstehe!

Was du willst bezeichne ich als Schriftmischung und nicht als Auszeichnung.

Nein, das meine ich nicht. Die Behauptung, um die es hier geht (und der ich skeptisch gegenüberstehe), ist gewissermaßen, dass Schwabacher die Kursive des Fraktursatzes war. In sehr wenigen Fällen wurde sie auch tatsächlich auf eine vergleichbare Weise genutzt, wie z. B. in diesem Beispiel, aber halt eben für Eigennamen, bei denen der Anfangsbuchstabe in der Regel zur Unterscheidung reicht.

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werbegrabi

aha, so etwas habe ich jetzt nur bei meinem gescannten Bildchen gesehen und jetzt in diesem Link. Dein Beispiel ist ein Büchlein von 1827, wenn ich richtig gelesen habe. Also wenn das ganze sauberer gedruckt (und eventuell nicht so abgequetscht) wäre, könnte ich mir vorstellen, daß die Fraktur magerer herauskommt. Aber sei’s wie es ist. 

Bei diesem Beispiel wird die Antiqua auch als Auszeichnung genommen, sogar die kursive Antiqua ist erhalten. Ich erinnere mich an meine Lehre. Als ich Bleisetzer gelernt habe, hatten wir gerade mal 35 verschiedene Schriften. Wenn man sehr viele Schriften in einem Werk hatte, wusste man beim Ablegen oft nicht mehr welche Schriften man hergenommen hatte und man musste vergleichen. Oftmals half die Signatur am Bleibuchstaben weiter, bei manchen Antiquaschriften war die aber auf gleicher Höhe und man musste raten. 

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  • 3 Monate später...
Ralf Herrmann

Kennt irgendjemand Beispiele, in denen Schwabacher zur Auszeichnung innerhalb von Fraktur genutzt wurde, oder weiß gar über die Geschichte dieser Praxis bescheid?

 

Zur Geschichte kam mir gerade vor die Nase, dass Adelung dies in »Umständliches Lehrgebäude« Band 2 ausdrücklich empfiehlt: 

»durch die im Fraktursatz gebräuchliche Auszeichnungsschrift der Schwabacher« … für »fremdsprachige Wörter«. In Killius, die Antiqua-Fraktur-Debatte um 1800. 

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Wrzlprmft

Zur Geschichte kam mir gerade vor die Nase, dass Adelung dies in »Umständliches Lehrgebäude« Band 2 ausdrücklich empfiehlt: 

»durch die im Fraktursatz gebräuchliche Auszeichnungsschrift der Schwabacher« … für »fremdsprachige Wörter«. In Killius, die Antiqua-Fraktur-Debatte um 1800.

Und eine Schwabacher wird auch tatsächlich als Auszeichnungsschrift für Wörter genutzt, die sich selbst repräsentieren, was stellenweise zu den oben angesprochenen Unterscheidungsschwierigkeiten führt. Aber das Beispiel, was ich suchte, ist es allemal. Danke.

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Ralf Herrmann

Von einem weiteren Beispiel berichtete Herr Forssman heute beim Walbaum-Wochenende:

In der Zeitschriftenausgabe (Journal des Luxus und der Moden, Januar 1790) von Goethes Das Römische Karneval kommt eine Schwabacher als Auszeichnungsschrift im Fließtext zum Einsatz. 

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