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Postkarten-ABC zum Sammeln oder Verschenken …

Proportionale Schriften mit identischem Platzbedarf in verschiedenen Strichstärken

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Þorsten

Wie nennt man das (möglichst kurz und prägnant, auf Deutsch und/oder Englisch)? Gibt es da Fachbegriffe? Die einzige Beschreibung, die ich ergooglen konnte, bezieht sich nur auf tabellarische Ziffern:

In each width, Gotham’s tabular figures maintain the same horizontal dimension across all weights, an essential feature when using boldface to highlight an entire line, as is common in stock listings and sports statistics.

Ich meine aber Schriften, in denen dieselbe Zeichenkette (auch incl. verschieden breiter Buchstaben) beim Wechsel des Schnittes denselben Platzbedarf hat.

 

Wie suche ich am besten nach solchen Schriften? Welche kennt ihr?

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R::bert

Die Corporate hat aber einen unterschiedlichen Platzbedarf …

 

Jepp. Aber wenn man lediglich den Stil (A zu E, …) wechselt, sollte sich der Platzbedarf nicht ändern. Was Þorsten mit »Wechsel des Schnittes« meint, müsste halt noch geklärt werden.

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ThierryM

im titel des themas steht ja »in verschiedenen Strichstärken«. ich gehe daher davon aus, dass er meint, dass die buchstabenbreite gleich bleibt, wenn man innerhalb derselben schriftart die strichstärke (oder das ›schriftgewicht‹) wechselt.

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Þorsten

ich kenne dafür nur einen englischen begriff: weight duplexing (bzw. duplexed weights).

Bei Identifont heißen solche Schriften equal-width fonts, habe ich gerade gelernt, nachdem ich die Seite über bertels Link gefunden hatte:

Hier sind einige genannt: http://typophile.com/node/61252

Vielen Dank! :biglove: Da ist ja einiges dabei.

 

Das Sahnehäubchen wären jetzt noch ein-zwei solcher Schriften, die man gebührenfrei für budgetarme Webprojekte einsetzen könnte. Ich finde diese Funktion nämlich gerade in der Webtypografie sehr nützlich, da man so beim Maus-drüber-fahren mehr Auszeichnungsmöglichkeiten hat, ohne dass der Text springt oder Menüpunkte plötzlich nicht mehr passen.

 

EDIT: Die Delicious ist ein erster Kandidat.

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Albert-Jan Pool

Ich glaube, das die Dicktenkompatibilität der Schnitte der Corporate ASE ein vor allem von Weidemann selbst  in seinen Vorträgen verbreitetes Märchen ist. Tatsächlich ist es so, dass am Anfang bei der Konzeption der Corporate A·S·E die Dicktenkompatibilität angestrebt wurde. Weidemann zeichnete die Schriftzeichen, URW digitalisierte sie und machte Textproben. Das Ergebnis sah leider nicht zufriedenstellend aus. Die Texte aus den mageren Schnitte wirkten als seien sie leicht gesperrt worden, die Texte aus den fetteren Schnitten liefen zu eng. Vor allem die Texte aus der mageren Schnitte der Corporate Sans wirkten dadurch löchrig und bei denen aus der fetteren Corporate E(gyptienne) klebte alles optisch aneinander. Daraufhin wurde (unter anderem nach Beratung durch Günter Gerhard Lange von Berthold) entschieden, die Idee der Dicktenkompatibilität nicht weiter zu verfolgen. Die Zurichtung wurde für die jeweiligen Zeichen und Schnitte angepasst und somit sind seit der Erstveröffentlichung der Corporate A·S·E keine dicktenkompatible Schnitte der Schrift erschienen. Weder bei Berthold, noch bei URW. Gott sei dank!

 

Bei der Compatil hat man es dann später nochmals versucht. Auch hier war es eine eher konzeptionell angehauchte Idee eines Kommunikationsdesigners (Prof. Olaf Leu). Die meisten Schriftgestalter wissen wie nachteilig die Dicktenkompatiblität sich auf die Proportionen und Zurichtung einer Schrift auswirken können. Siehe die alte Sabon; das o in der Kursive ist viel zu breit. Man kann sogar dadurch pinkeln ohne dass es einer merkt … Schriftgestalter lassen deswegen lieber die Finger davon. In der Praxis wird nach meiner Erfahrung die Dicktenkompatibilität in der Designphase eines Projekt kaum so genutzt, dass es nun wirkliche Vorteile bietet. Eher werden uns zu breite Kursivschnitte, verhunzte Fette usw. aufgebürdet. Schau mal die PostScript bzw. OpenType Versionen der Univers von Adobe/Linotype an. Auch diese einst so schön und wohl überlegt konzipierte Schrift wurde für ein frühes, technisch schlecht durchdachtes Fotosatzsystem von Linotype auf Dicktenkompatiblität hin überarbeitet. Luc(as) de Groot hat das öfters in seine Vorträge gezeigt. In der Univers Next wurden die Fehler zum Glück wieder entfernt.

 

Die ganze Idee der Dicktenkompatibilität der Schnitte einer Schriftamilie ist aber nicht entstanden, weil Schrift- oder Kommunikationsdesigner das so interessant oder praktisch fanden. Das Ganze stammt aus der Zeit der Duplex-Matrizen der früheren Linotype Zeilengußmaschinen. Daher die Bezeichnung duplexed weights. Die Technologie der Linotype-Maschinen ließ damals nicht zu, dass die zwei aus verschiedene Schnitte stammende Buchstaben auf einer Matrize unterschiedliche Dickten hatten. Bei dem der Linotype sehr ähnlichen Konkurrenz-System der Intertype war es genau so. In der Linotype-Bibliothek finden sich auch heute noch eine Menge ältere Schriften den das anzusehen ist. Mit dem erscheinen der Next-Serien und die Überarbeitungen der 80er (Janson Text, New Century Schoolbook, New Aster usw.) wurde zwar einiges behoben, die älteren dicktenkompatible Versionen haben es aber aufgrund von Rückwärtskompatiblität, Kundenwünsche (Stichwort: Stehsatz) und vermutlich auch mangelnde Kenntnisse bei den Entscheidungsträgern leider ins PostScript-Zeitalter geschafft. 

 

Hier eine Abbildung von Duplex-Matrizen. In diesem Beispiel kombiniert mit Display Matrizen, aber in der Mitte kann man sehen dass Gerade und Kursive auf die gleichen Dickten stehen. 

https://www.flickr.com/photos/pietschreuders/8389641634/

 

Hier einige Matrizen für die Typograph-Setzmaschine, die ebenfalls mit Duplex-Matrizen arbeitete. Hier sind Normal und Fett auf die gleiche Dickte gebracht worden.

https://www.flickr.com/photos/petervanlancker/5561298291/ 

  • Gefällt 8
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R::bert

Eher werden uns zu breite Kursivschnitte, verhunzte Fette usw. aufgebürdet.

 

Ich finde ein weiterer Nachteil dieser Schriften ist, dass die unterschiedlichen Strichstärken unterschiedlich groß wirken. Eine Light fällt noch größer als eine Bold aus. Und das ist ja bei konventionellen Schriften (z.B. Frutiger) schon oft ein Problem.

 

Auch zur Einführung der FF Sero hat man damals etwas als Vorteil verkauft, was ich eher als Nachteil empfinde, da die leichten Schnitte aus meiner Sicht optisch viel zu groß ausfallen:

 

»Ein besonderes Merkmal der Sero ist die gleichbleibende x-Höhe über alle Strichstärken. Bei zunehmendem Gewicht nehmen die Zeichen in den Binnenräumen an Schwärze zu. Dadurch bleibt die Schriftgröße in allen Fetten durchgehend gleich, und die Zeichen werden in der Black nicht zu breit.«

FFSeroSamples-0.png

 

Und da ist die Dicktenkompatibilität noch nicht mal berücksichtigt.

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Sebastian Nagel

Arbeite täglich mit der Compatil ...

 

Idee kurz interessant – praktischer Nutzen der Dicktenkompatibilität aber null.

Als Setzer hat man da verschiedenste alltäglich verwendete andere Möglichkeiten das auszugleichen bzw. man nimmt es gar nicht als Pluspunkt wahr, wenn sich eine der vielen Schriften die man verwendet so verhält.

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