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Gendertypografie

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Typo Student

Hallo,

 

Ich hätte eine Frage, ich muss eine Facharbeit über Gendertypografie schreiben und bin auch wirklich interessiert an dem Thema. Jedoch lässt sich im Internet nicht wirklich viel Hilfreiches finden. Ich versuche viele Beispiele von Produkten zu verwenden, bei welchen ein klarer Unterschied bei der Schrift bei der Männerversion und der Frauenversion liegt. Doch Infos über klare Kategorien, die diese Schriften aufweisen finde ich im Internet nicht.

Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen?

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Phoibos

Dass Du so gut wie nichts findest, liegt wohl an der Beliebigkeit der Theorie. Versuche doch erst einmal für Dich zu definieren, was männlich und weiblich und diverse andere Geschlechtsvarianten ausmachen. Und wie Du diese als Schriften repräsentieren würdest. So gilt in vielen Teilen Westeuropas blau=männlich, rosa=weiblich. Schriften wie die Cogtan transportieren in dieser Denke vielleicht etwas maskulines, LiebeLotte weibliches. 

 

https://www.myfonts.com/fonts/leandro-ribeiro-machado/cogtan/black/?meta=/229643/M%C3%A4nnlichkeit/Cogtan+Black

 

 

 

Jenseits solcher Platidüden ist das aber reichlich Kaffeesatzleserei.

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Kathrinvdm

@Typo Student: Nur damit ich Dich richtig verstehe: Du meinst eine geschlechtsspezifische Gestaltung, bei der Schriften verwendet werden, die eine eindeutig männliche oder weibliche Anmutung haben? Das ist als Thema ein ziemlich heißes Eisen, weil es tief in die Genderthematik hineinreicht. Warum werden bestimmt Farben oder Formen als eindeutig männlich oder weiblich empfunden und verwendet? Handelt es sich dabei um diskriminierende gesellschaftliche Zuschreibungen oder um Parameter, die zum Beispiel biologische Gegebenheiten abbilden? Wir haben das Thema hier im Forum in den vergangenen Jahren immer mal wieder sehr kontrovers erörtert, such im Archiv am besten mal nach »männlich«, »weiblich« und ähnlichen Begriffen, da solltest Du eigentlich fündig werden.  :-)

 

Den Begriff »Gendertypografie« habe ich als Kategorie so übrigens noch nie gehört, glaube ich. 

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Andrea Preiss

Was ein Thema ...

 

Wie Kathrin schon sagt, ein heißes Eisen, würde mich interessieren was da erwartet wird.

Ob es viele gleiche/ähnliche Produkte eines Herstellers gibt, die nicht nur bei den Farben sondern auch den Schriften unterschiede machen, weiß ich ja nicht. Mir fallen da gerade nur die tollen Bic-Kulis, Frauenchips, Rasierer oder Parfums ein.

Vielleicht kann man das Thema aber auch anders angehen und sich Schriften ansehen, die von Schriftgestalterinnen im Vergleich zu Schriftgestaltern erstellt wurden? Vielleicht entdeckt man ja da etwas? Ich glaube es zwar nicht wirklich, aber es wäre nicht ganz so geschmacklos wie Frauen=rosa/lila+Scriptfont.

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Pachulke
Den Begriff »Gendertypografie« habe ich als Kategorie so übrigens noch nie gehört, glaube ich. 

 

Jeder Wahn entwickelt sich schrittweise. Nach Genderwürstchen* und Gendershampoo hättest Du eigentlich damit rechnen können, daß Gendertypographie irgendwann kommen muß. Jetzt** ist es also soweit. :nicken:

 

* Ich habe gerade den Strang nicht parat, aber das hatten wir doch hier schon mal.

 

** Dies ist auch der Tag, da Friedrichshain und Kreuzberg auf städtischen Werbeflächen Hausfrauen und »grundlos lächelnde« Frauen verboten haben. Weil Mädchen, die das sehen, sonst heterosexuell werden könnten.

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Liuscorne

Für mich klingt das nach einem quasi ethnologischen Zugang zur Produktwelt: Man nimmt einen bestimmten Ausschnitt der Wirklichkeit (in diesem Fall Produkte, die nach Genderkriterien gestaltet wurden) und versucht, diesen Ausschnitt so präzise wie möglich zu beschreiben. "Präzise" bedeutet: mit möglichst neutralen Begriffen, mit großer Aufmerksamkeit gegenüber den eigenen Vorannahmen, die in die Beschreibung einfließen. Ob es so etwas wie "Gendertypografie" gibt, ist, so verstehe ich es, eine offene Frage: Gibt es, neben diversen genderzentrierten Gestaltungsmerkmalen, auch eine typische typografische Gestaltung? Es ist damit das Gegenteil des üblichen "Gendergedöns", weil es einen analytischen Blick auf die Sache wirft. Wahrscheinlich können wir besser helfen, geeignete Beschreibungskategorien zu finden, wenn wir ein paar typische Produktbeispiele zu sehen bekommen.

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catfonts

Vielleicht muss man das ja mal richtig wissenschaftlich angehen:

 

Zunächst braucht man eine Probanten-Gruppe, die groß genug ist, nicht unbedingt typografisch geschult ist und zu jeweils der Hälfte aus Männern und Frauen bersteht.

 

Dann braucht man ebenfalls ein möglichst großes Schriften-Sortiment, zur hälfte von männlichen, zur anderen hälfte von weiblichen Schrifthesaltern, die ebenfalls von gendermäßig paritätiscvhen Leuten ausgewählt werden, die aber nicht die Fragestellung kennen.

 

Ebenso eine gleichermaßen ausgewähltes Sortiment von typografiscvhen Gestaltungen, die sich aber nicht mit typischen Genderthemen beschäftigen, aber eben von männlichen wie weiblichen Gestaltern erstellt wurden.

 

Diese Arbeiten sind dann den Probanten vorzulegen, die dann erraten sollten, ob die Schriftart oder die Gestaltung von einem Mann oder einer Frau erstellt wurde. .

 

Hierbei sollte man jetzt erkennen können, ob es tatsächlich einen Gender-Einfluss auf die Typografie gibt, oder ob etwa 50% falsch zugeordnet wurde, und damit eine Gender-Typografie eher ausgeschlossen werden kann.  - wovon icxh persönlich eher ausgehe, aber ich lasse mich auch gern vom Gegenteil überzeugen.

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Liuscorne

Geht es denn wirklich darum herauszufinden, ob etwas von Männern oder Frauen GESTALTET wurde? Ich halte das für ein Missverständnis. Egal, von wem etwas gestaltet wurde: Es gibt Produkte, die eindeutig "gegendert" sind (weil z.B. "for men", "for women" draufsteht); die Frage ist, ob sich auch die Typografie unterscheidet? (Die Nivea-Beispiele zeigen auf den ersten Blick, dass sich die Typografie tatsächlich unterscheidet ... mal sehen, was noch für Beispiele zu finden sind.)

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Kathrinvdm

… Es gibt Produkte, die eindeutig "gegendert" sind (weil z.B. "for men", "for women" draufsteht); die Frage ist, ob sich auch die Typografie unterscheidet? …

 

:nicken: Ja, so verstehe ich die Fragestellung auch. 

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Typo Student

Vielleicht muss man das ja mal richtig wissenschaftlich angehen:

 

Zunächst braucht man eine Probanten-Gruppe, die groß genug ist, nicht unbedingt typografisch geschult ist und zu jeweils der Hälfte aus Männern und Frauen bersteht.

 

Dann braucht man ebenfalls ein möglichst großes Schriften-Sortiment, zur hälfte von männlichen, zur anderen hälfte von weiblichen Schrifthesaltern, die ebenfalls von gendermäßig paritätiscvhen Leuten ausgewählt werden, die aber nicht die Fragestellung kennen.

 

Ebenso eine gleichermaßen ausgewähltes Sortiment von typografiscvhen Gestaltungen, die sich aber nicht mit typischen Genderthemen beschäftigen, aber eben von männlichen wie weiblichen Gestaltern erstellt wurden.

 

Diese Arbeiten sind dann den Probanten vorzulegen, die dann erraten sollten, ob die Schriftart oder die Gestaltung von einem Mann oder einer Frau erstellt wurde. .

 

Hierbei sollte man jetzt erkennen können, ob es tatsächlich einen Gender-Einfluss auf die Typografie gibt, oder ob etwa 50% falsch zugeordnet wurde, und damit eine Gender-Typografie eher ausgeschlossen werden kann.  - wovon icxh persönlich eher ausgehe, aber ich lasse mich auch gern vom Gegenteil überzeugen.

Danke erstmals für die vielen wirklich hilfreichen Antworten, nun weiß ich auch andere Herangehensweisen  an das Thema. Mir ist bewusst das das Thema sehr heikel ist und ich werde mich aufjedenfall im Forum nochmal schlau machen zu dem Thema. Es geht weniger darum ob die Schrift von einer Frau oder einem Mann entworfen wurde, sondern welche Schriften mit welchen Merkmalen zum Beispiel bei einem Frauenshampoo verwendet werden und welche für Männerprodukte.  Die Idee mit einer kleinen Befragung meiner Mitschüler gab mir meine Lehrerin auch schon:)

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Castor-designs

Das Thema ist nur insofern heikel, als oftmals ein unreflektierter und undifferenzierter Diskurs stattfindet. Medien und verzerrende Vorurteile leisten das übrige und stiften oftmals Verwirrung und Unklarheit.

Mir scheint es als äusserst wichtig, dass du dir im Klaren darüber bist, was deine Fragestellung bzw. These ist und von welchem theoretischen Hintergrund du ausgehst.

 

Im Folgenden ein Beispiel.

 

Fragestellung und theoretischer Hintergrund

Fragestellung: Wie wird «Gendering» bei Shampooetiketten umgesetzt und welche Attribute und Konzepte werden dabei in Hinblick auf die Geschlechter transportiert?

Der theoretische Hintergrund wäre die These der Geschlechterkategorien als soziale Konstruktionen: Bestimmte Eigenschaften, Zuschreibungen normierte Verhaltensregeln und vieles mehr konstituieren und festigen die Geschlechterrollen. Dies geschieht und manifestiert sich dann beispielsweise in Shampooetiketten. Personen, die den gesellschaftlichen Kategorien «Mann» oder «Frau» zugehören, werden beim Shampookauf in diesen Kategorien und den dazugehörigen Attributen angesprochen.

 

Konkretes Vorgehen

Du nimmst aus den Supermärkten das ganze Shampoosortiment und schaust dir die Verpackung an. Jetzt kannst du typografische wie inhaltliche Auffälligkeiten statistisch festhalten in Bezug auf die Männer- und Frauenabteilung: Farbe, Schriftartenfamilie, Strichstärke, Schriftschnitt, Etikettengrösse, Form, Anzahl Zeichen, explizite Nennung von men/women und so weiter.

Wenn sich einschlägige Dinge herauskristallisieren, beispielsweise vielleicht verschnörkelte italic bei Frauen, strong bei Männern, dann kannst du solche typografischen Beispiele Testpersonen vorlegen und mittels eines Fragebogen ermitteln, was bei den Schriftbeispielen assoziiert wird. Dazu kannst du beispielsweise Oppositionen wie hart–sanft, warm–kalt, verspielt–ernst und so fort verwenden. Mit einem solchen Fragebogen erhältst du dann Rückschlüsse darüber, inwiefern solche Assoziationen mit Geschlechter in Verbindung gebracht werden.

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Phoibos

Wenn sich einschlägige Dinge herauskristallisieren, beispielsweise vielleicht verschnörkelte italic bei Frauen, strong bei Männern, dann kannst du solche typografischen Beispiele Testpersonen vorlegen und mittels eines Fragebogen ermitteln, was bei den Schriftbeispielen assoziiert wird. Dazu kannst du beispielsweise Oppositionen wie hart–sanft, warm–kalt, verspielt–ernst und so fort verwenden. Mit einem solchen Fragebogen erhältst du dann Rückschlüsse darüber, inwiefern solche Assoziationen mit Geschlechter in Verbindung gebracht werden.

Oder Du verlässt Dich darauf, dass das bereits von den entsprechenden Firmen via Marktforschung getan wurde. 

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Þorsten

Mich verwirrt und stört ein wenig, dass Gendering, gendern etc. für zwei, m.E. völlig entgegengesetzte, Handlungen verwendet wird. Wenn Profx Lann und Kollegx fordern, unsere Sprache, Diskurse, Bücher zu gendern, ist ihr erklärtes Ziel, die Gleichwertigkeit der Geschlechter anzuerkennen. Aber wenn Firmen vermeintlich geschlechtsspezifische Unterschiede bewusst ansprechen, gendern sie plötzlich auch?

 

Können wir das vielleicht mal darauf einigen, das klarer zu unterscheiden?

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Pachulke

Ich will hier keine Saalschlacht, aber wenn ich sowas lese, platzt mir denn doch schon mal der Kragen.

 

Personen, die den gesellschaftlichen Kategorien «Mann» oder «Frau» zugehören …

 

Das sind zunächst biologische Kategorien, keine (primär) gesellschaftlichen und da wird auch nichts »zugeschrieben«, sondern da geht es um knallharte Tatsachen, nämlich (neben anderen Kleinigkeiten) um das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein des Y-Chromosoms. Und wo diese schlichte Tatsache relativiert oder gar geleugnet wird, sollte man sich nicht über »unreflektierten und undifferenzierten Diskurs« beschweren und vor allem sollte man nicht so tun, als triebe man Wissenschaft. Das ist pure lyssenkoistische* Ideologie.

Daß man darüber diskutieren kann, ob und inwiefern verschiedene Geschlechter verschiedene Shampoos mit verschiedenen (typo)graphischen Triggern brauchen oder wollen, mag legitim sein. Aber wenn schon der Einstieg in diese Diskussion ideologisch kontaminiert ist, indem Männer und Frauen als gesellschaftliche Konstrukte angenommen werden, können auch die Ergebnisse nur falsch und ideologisch sein.

 

* Lyssenko war der Meinung, daß Gene nicht existierten, sondern nur eine kapitalistische Erfindung seien. Aufgrunddessen war er der Meinung, man könne durch Manipulation der Umwelteinflüsse und Haltungsbedingungen z. B. eine Getreidesorte in eine andere umwandeln. Stalin hat ihn sehr gefördert und die »Biologisten«, die an Gene »glaubten«, verfolgt. Lyssenko hat einen wesentlichen Beitrag zur Ruinierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion und im gesamten Ostblock geleistet.

Als »Lyssenkoismus« im allgemeinen Sinne wird heute politisch gelenkte »Wissenschaft« bezeichnet.

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Castor-designs

Mich verwirrt und stört ein wenig, dass Gendering, gendern etc. für zwei, m.E. völlig entgegengesetzte, Handlungen verwendet wird. Wenn Profx Lann und Kollegx fordern, unsere Sprache, Diskurse, Bücher zu gendern, ist ihr erklärtes Ziel, die Gleichwertigkeit der Geschlechter anzuerkennen. Aber wenn Firmen vermeintlich geschlechtsspezifische Unterschiede bewusst ansprechen, gendern sie plötzlich auch?

 

Können wir das vielleicht mal darauf einigen, das klarer zu unterscheiden?

Nunja ich habe Gendering im Sinne einer Vergeschlechtlichung verwendet. Im geschilderten Falle und in unserer Gesellschaft klassierschweise eine ZweiGenderung.

 

Der Sprachleitfaden der HU Berlin schreibt dazu auf Seite 40.

 

 

Der Begriff ‹Geschlecht› wird als weiße ableisierte Vorstellung verhandelt, durch die Personen biologisierend als ‹meiblich› und ‹wännlich› differenziert und dadurch sozial positioniert werden. Mit ‹Gender› wird die Konstruktion von Geschlecht als Analysekategorie fokussiert und dadurch auch de_konstruierbar gemacht. Genderung ist der Prozess der Vergeschlechtlichung, d. h. durch Genderung werden Personen über Geschlecht wahrgenommen, definiert und zugerichtet.

@Pachulke: Es kommt darauf an, was man mit «Mann» und «Frau» meint. Ich habe sie bewusst als Kategorien angesprochen. Kategorien sind per se Konstruktionen. Ich habe diese Herangehensweise als Beispiel gewählt, um zu zeigen, dass es wichtig ist, den theoretischen Hintergrund zu klären. Das wäre ein möglicher theoretischer Hintergrund. Ob du damit einverstanden bist, ist eine andere Frage. Entsprechend ist es keine ‹ideologische Kontamination›, sondern Beispielausgangszenario eines theoretischen Hintergrunds.

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Pachulke

Mich verwirrt und stört ein wenig, dass Gendering, gendern etc. für zwei, m.E. völlig entgegengesetzte, Handlungen verwendet wird. Wenn Profx Lann und Kollegx fordern, unsere Sprache, Diskurse, Bücher zu gendern, ist ihr erklärtes Ziel, die Gleichwertigkeit der Geschlechter anzuerkennen. Aber wenn Firmen vermeintlich geschlechtsspezifische Unterschiede bewusst ansprechen, gendern sie plötzlich auch?

 

Es ist ja tatsächlich noch kruder. Die Gender-Ideologie leugnet mit der These der sozial konstruierten Geschlechter deren unverrückbare biologische Basis. Gleichzeitig fordern Gender-Aktivisten aber biologisch basierte Frauenquoten. Es wird bestimmt ein Meilenstein deutscher Rechtgeschichte, wenn erstmals ein Gericht darüber zu befinden hat, ob ein Mann einen Frauenquotenplatz beanspruchen darf, der sich gern als Frau fühlen möchte.

 

 

Können wir das vielleicht mal darauf einigen, das klarer zu unterscheiden?

 

Du versuchst, das Problem rational anzugehen. Das ist schon mal ein grundlegender Fehler. Im günstigsten Fall ist das ein Thema fürs Kabarett. Früher wäre es wohl eher ein Fall für die Geschlossene gewesen, und man müßte mal durchrechnen, was die Gesellschaft teurer kommt: lebenslange Alimentation des Probandx im Lunatikum oder auf einer Gender-Professur. Man weiß es nicht.

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Castor-designs

Zuerst möchte dich, Typo Student, bitten, dich zu melden, wenn es zu viel wird, da wir hier jetzt etwas Richtung Offtopic steuern; dann können wir die Diskussion gerne in einen eigenen Thread verlagern. Ich bin natürlich nach wie vor jederzeit bereit und interessiert, bei deinem Vorhaben zu helfen, wo es geht.

Wenn du, Pachulke, von Gender-Ideologie sprichst, dann mutet das besonders deshalb etwas seltsam an, weil sich etwa die Gender-Studies als wissenschaftliche Disziplin gerade auch mit der Frage auseinandersetzt, wie Ideologien kritisch analysiert und gegebenenfalls aufgebrochen werden können. Eine solche Haltung ist damit das Gegenteil von verhärteten Strukturen, die Alleinwahrheit beanspruchen – sie arbeitet vielmehr auf ein differenzierteres Verständnis der Gesellschaft hin und zwar unter Berücksichtigung so vieler Aspekte wie möglich.

Geschlechterforschung in diesem Sinne leugnet keine Biologie, versucht aber den Blick auf Strukturen und Kategorien zu schärfen und lässt nicht ausser Acht, dass bei der Einteilung von Männern und Frauen eigentlich so gut wie immer viel mehr gemeint ist, als ein biologisches Geschlecht. Im Englischen kann ja zwischen Sex und Gender unterschieden werden, wobei mit Sex das biologische Geschlecht und mit Gender ein psychologisch/gesellschaftlich konstruiertes Geschlecht bezeichnet wird. Im Deutschen gibt es analoge Bezeichnungen nicht, das weist aber auch darauf hin, wie verschränkt diese beiden Bedeutungsdimensionen von Geschlecht sind und dass sie eben auch nicht so einfach in die zwei Bereiche eingeteilt werden können.

Dies wird oft missverstanden und ich erachte es als Scheinvorwurf, der Geschlechterforschung zu unterstellen, sie würde Biologie nicht ernst nehmen nur deswegen, weil sie auch zusätzliche Aspekte des Komplexes ‹Geschlecht› in den Blick nimmt.

Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass deine Rhetorik und die Forderung, das Geschlechterthema nicht rational anzugehen dem entspricht, was man Ignoranz nennen könnte. Deine Argumentationslinie folgt dem anfangs kritisierten Standpunkt: Einer Ideologie, die sogar lieber Rationalität aufzugeben bereit ist, als die eigene Anschauung in Frage gestellt zu sehen.

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… was man Ignoranz nennen könnte. Deine Argumentationslinie folgt dem anfangs kritisierten Standpunkt: Einer Ideologie, die sogar lieber Rationalität aufzugeben bereit ist, als die eigene Anschauung in Frage gestellt zu sehen.

 

Vorsicht! Erstens ist das eine deutliche Missrepräsentation von dem, was Pachulke gesagt hat. Und zweitens ist es ein üblicher Trick, Kritik abzuschmettern, indem man allen Ignoranz unterstellen, die nicht die eigene Meinung vertreten. »Der hat es nur noch nicht verstanden. Der will es einfach nicht verstehen.« und so weiter. Diese Denkweise ignoriert geflissentlich, dass der andere vielleicht gute Gründe hat, einer anderen Meinung zu sein. Wenn ich den Zaubertrick auf der Bühne durchschaue, bin ich nicht »ignorant« gegenüber der Magie, sondern bin eben begründet zu dem Ergebnis gekommen, dass das ein Trick war und keine echte Zauberei. Wenn Leute, die an Magie glauben wollen, dann den Skeptikern Ignoranz unterstellen, ist das nicht angemessen. 

 

Und was die Wissenschaftlichkeit angeht: Wissenschaft prüft in der Regel ergebnisoffen und präsentiert ihre Ergebnisse neutral und sachlich, wie auch immer sie ausfallen mögen. Sie »predigt« nicht. Sie will primär aufzeigen, nicht von etwas überzeugen. 

Und dann gibt es so etwas wie »Christliche Wissenschaft«, wo ideologisch motivierte Annahmen über die Welt bestehen, die dann mit vermeintlich wissenschaftlichen Mitteln bewiesen werden sollen und in der Folge wieder zur Beeinflussung im Sinne der eigenen Ideologien herhalten.  

 

Es sei jetzt jedem selbst überlassen zu prüfen, welchem dieser beiden Pole die Gender Studies näher stehen. ;-)

 

Und was die Originalfrage angeht: In welchem Fach wird diese Arbeit geschrieben? Ich vermute, im Bereich der visuellen Kommunikation, oder? Dann vergiss den ideologisch aufgeladenen Begriff »Gender« und untersuche einfach »zielgruppenspezifische Gestaltung für Männer und Frauen«. Die komplexe soziokulturellen Interpretationen kannst du getrost anderen Wissenschaftsdisziplinen überlassen. 

 

Ich versuche viele Beispiele von Produkten zu verwenden, bei welchen ein klarer Unterschied bei der Schrift bei der Männerversion und der Frauenversion liegt. Doch Infos über klare Kategorien, die diese Schriften aufweisen finde ich im Internet nicht.

Mach’s doch umgekehrt: suche nicht nach Infos in Texten, sondern geh erst einmal mit der Kamera in den Supermarkt (und schau dir Anzeigen etc.) und untersuche, ob sich diese Kategorien finden lassen und versuche sie dann zu beschreiben. Genau diese Auseinandersetzung ist es ja, die dein Dozent von dir möchte – denke ich mal. 

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Martin Z. Schröder

Und was die Originalfrage angeht: In welchem Fach wird diese Arbeit geschrieben? Ich vermute, im Bereich der visuellen Kommunikation, oder? Dann vergiss den ideologisch aufgeladenen Begriff »Gender« und untersuche einfach »zielgruppenspezifische Gestaltung für Männer und Frauen«. Die komplexe soziokulturellen Interpretationen kannst du getrost anderen Wissenschaftsdisziplinen überlassen. 

Das wäre aber schade. Man kann den Begriff »Gender« auch wieder ideologisch ent- und soziologisch aufladen. Wenn man »zielgruppenspezifisch« etwas für Männer und Frauen untersuchen will, muß man sich erst einmal klarmachen, was man unter diesen Kategorien versteht. Man sucht ja nicht nach Chromosomen, sondern nach der Übersetzung von angenommenen Voraussetzungen in Bilder. Wenn man sich dabei über Geschlecht als Kategorie keine Gedanken macht, weil man genau weiß, was Männer und Frauen ausmacht, wird das Ergebnis nicht sonderlich interessant werden. Ich (Mann) wüßte nicht recht, was eine männerspezifische Gestaltung sein soll. Eine Unterhose mit Eingriff vielleicht?

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Kathrinvdm

Im Produktdesign ganz sicher, und das wäre dann auch der tatsächlich biologischen Gegebenheit geschuldet, denn wir Mädels brauchen den Eingriff an unserer Wäsche ja nicht, so wie ihr Jungs in den seltensten Fällen einen BH braucht.  ;-)

 

Etwas anderes wäre die Frage, warum (zumindest früher) die Knöpfe und Reißverschlüsse bei Männer- und Frauenkleidung gegensätzlich angeordnet waren. Ob das wohl allein dem Zweck diente auf alle Fälle zu vermeiden, versehentlich Kleidung zu tragen, die vom Hersteller/der Gesellschaft/der Mode ausschließlich für das andere Geschlecht geplant war? Das wäre dann für mich zum Beispiel eine, nicht dem praktischen Zweck, sondern rein der gesellschaftlich etablierten, einem Geschlecht zugeordneten visuellen Erscheinung geschuldete Gestaltung. Diese darf, kann und sollte man durchaus als unsinnige, willkürliche Vorgabe entlarven.   

 

Ein in meinen Augen kritikwürdiger Ansatz ist zum Beispiel die rosarote Gestaltung von Werkzeugen und Gartengeräten, um diese der weiblichen Zielgruppe schmackhaft zu machen. Die Farbe ist im Hinblick auf die Funktionalität des Produktes ja erstmal eine rein willkürliche Zuordnung, die keinen praktischen Zweck erfüllt, die eine andere Farbe nicht auch leisten könnte. Eine wirklich sinnvolle Unterscheidung bei solchen Produkten wäre in meinen Augen nicht die Unterteilung der Zielgruppe in Männer und Frauen, sondern die Geräte nach Größe und Gewicht zu unterteilen, um unterschiedlicher körperlicher Kraft und Größe gerecht zu werden. Dabei ist vollkommen unerheblich, welches Geschlecht der große kräftige, oder der kleine schwache Mensch hat – das Werkzeug/Gartengerät muss einfach nur seinen spezifischen Zweck erfüllen und gefahrlos zu handhaben sein. Die farbliche Unterscheidung von Werkzeugen kann in diesem Fall sinnvoll sein, sie könnte nämlich zum Beispiel nach Größe oder dem benötigten Kraftaufwand gewählt sein, dann hätte sie einen eindeutigen Zweck. Die rosa Gartenhandschuhe hingegen oder die kleine Harke in Rosa mit kleinen Blümchen würde wohl nicht nur mein Mann im Gartenmarkt liegen lassen sondern auch ich – weil die Dinger in unseren Augen einfach albern aussehen.

 

Aber, und auch das gehört ja zur freien Willensbildung und Marktwirtschaft – es gibt vermutlich Menschen, die diese Produkte von Herzen schön finden und für ihr Leben gerne kaufen. Das sei ihnen gegönnt – sofern es das gleiche Produkt für mich auch in einer, von Gendermarketing gänzlich unbeleckten, neutralen, beziehungsweise funktionalen Farbe zu kaufen gibt.  :-D

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Das wäre aber schade. Man kann den Begriff »Gender« auch wieder ideologisch ent- und soziologisch aufladen. Wenn man »zielgruppenspezifisch« etwas für Männer und Frauen untersuchen will, muß man sich erst einmal klarmachen, was man unter diesen Kategorien versteht. 

 

Ich sagte das glaube ich schon mal, aber es kann auch in einer geschlossenen Gruppe gewesen sein: ich verstehe nicht, warum dieses Thema immer so hoch aufgehangen werden muss. Es gibt auch Gestaltung für Kinder oder Senioren, Privat- oder Geschäftsleute, Grafikdesigner und Investmentbanker, gut und weniger betuchte usw. Da macht man doch jeweils auch kein Drama draus und definiert erst einmal »die soziokulturelle Rolle des Kindes im Abendland«, bevor man über die Schriftwahl von Spielzeugverpackungen reden darf. 

 

Und ich finde es auch für einfache Studentenarbeiten in so einem Fach völlig angemessen, dass man solche Themen vornehmlich als sachliche Bestandsaufnahme und Annäherung an die gestalterischen Möglichkeiten versteht. Da darf und soll man sich freilich auch »Gedanken machen«, aber es muss auch nicht gleich die Jahrtausende währende Unterdrückung der Frau in der Gesellschaft thematisiert werden, wenn es um das Design von Shampoos geht. 

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Martin Z. Schröder

Ich sagte das glaube ich schon mal, aber es kann auch in einer geschlossenen Gruppe gewesen sein: ich verstehe nicht, warum dieses Thema immer so hoch aufgehangen werden muss. Es gibt auch Gestaltung für Kinder oder Senioren, Privat- oder Geschäftsleute, Grafikdesigner und Investmentbanker, gut und weniger betuchte usw. Da macht man doch jeweils auch kein Drama draus und definiert erst einmal »die soziokulturelle Rolle des Kindes im Abendland«, bevor man über die Schriftwahl von Spielzeugverpackungen reden darf. 

 

Und ich finde es auch für einfache Studentenarbeiten in so einem Fach völlig angemessen, dass man solche Themen vornehmlich als sachliche Bestandsaufnahme und Annäherung an die gestalterischen Möglichkeiten versteht. Da darf und soll man sich freilich auch »Gedanken machen«, aber es muss auch nicht gleich die Jahrtausende währende Unterdrückung der Frau in der Gesellschaft thematisiert werden, wenn es um das Design von Shampoos geht. 

Wenn ich etwas hoch aufhänge, sieht das aber anders aus. Danach nehme ich außerdem die Leiter weg.

Deine Kategorien kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die Angabe »Kinder« dürfte für jeden Designer zu wenig sein. Kannst du ein Kriterium nennen, unter das sich alle Männer subsumieren lassen? Welches Männerbild sollte das denn sein? Außer einem archaischen fällt mir keines ein.

Ich finde es für studentische Arbeiten völlig angemessen, daß darin alles in Frage gestellt wird. Dazu ist später keine Zeit mehr. Und Studenten sollen das Denken lernen, das hat die Schule bis zum Abitur nämlich nicht von ihnen verlangt, das macht sie aber im Leben erfolgreich. Also sich nicht nur »Gedanken machen«, sondern sich mit Definitionen und Kriterien und Denkstrategien befassen. Das paßt auch zum Alter, da stellt man die Welt gern probeweise auf den Kopf. Mir ist es jedenfalls sehr viel sympathischer, wenn gerade männliche Studenten nach Geschlechtskonstruktion fragen als wenn sie in Burschenschaften eintreten. In dem Moment, in dem man anfängt, das, was junge Leute fragen, denken und tun, für vollkommen verrückt, abwegig, irre zu halten, lohnt ein Innehalten: Verkalke ich gerade, poche ich altersstarrsinnig auf Deutungshoheit, bin ich unflexibel und intolerant oder sind die wirklich irre? (Manche sind wirklich irre, vor allem wenn sie Steine schmeißen.)

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Gast
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