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Din Faltung/ Schriftgroße für Informationtext auf A2 ???

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katja albrant

Hallo lieben Typografiemitglieder :huhu:

 

ich habe zwei wichtige Fragen und zwar muss ich eine Bröschure auf einem A2 Format gestalten, die zum Schluss bis zum A6 Format mit einer Kreuzfaltung oder einer Din- Faltung gefaltet werden soll.

 

1. Könnte mit jemand erklären, wie so eine Din Faltung funktioniert? Bei der Suche danach  bin ich nur auf die  technische Zeichenfaltung gekommen. Ist es so, dass man alles zuerst in die waagrechte und dann in die senkrechte Richtung falten muss? Auf was muss man bei dieser Faltung achten, wenn es die Gestaltung angeht und Text mit hineinbezogen wird?

 

2.Auf die Rückseite dieses Flyers muss Informationstext drangebracht werden. Und das ist schon meine zweite Frage, welche Größe darf dieses Text mindestens aufweisen,  unabhängig von der Schriftart, z. B. nehme ich Akzidenz Grotest Regular.

 

Ich hoffe sehr dass mir jemand weiterhelfen kann, weil ich echt gerade verzweifle... :-(

Liebe Grüße 

Katja =)

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Kathrinvdm

Liebe Katja, 

 

mit dieser Herausforderung bist Du ja schon beinahe in Stadtplan-Dimensionen angekommen, was die Falterei angeht (Damit werden zumindest die normalen Online-Drucker überfordert sein). Damit Du A2 auf A6 zusammenfalten kannst, benötigst Du auf alle Fälle ein nicht zu dickes, reißfestes Papier. Mir ist übrigens der Begriff DIN-Faltblatt neu – ich habe keine DIN-Vorgabe für das Falten von Drucksachen finden können – magst Du Deine diesbezüglichen Informationen mal hier verlinken? Das würde mich interessieren.  :nicken:

 

Als Faustregel kann man auf alle Fälle sagen: Je häufiger Du einen Papierbogen in ein und dieselbe Richtung faltest, desto höher wird die Spannung im Papier. Ein Wechsel der Faltrichtung ermöglicht die Entspannung des Materials, so dass einem Aufspringen entgegengewirkt wird. 

 

Zu den Faltungen: 

Ich versuche mal, mich der Sache zu nähern und vertraue darauf, dass die versierten Kollegen aus Druck und Gestaltung mir bei groben Schnitzern fachkundig und charmant zur Hilfe eilen.  ;-)  Es gibt nämlich unterschiedliche Optionen, das Blatt zu falten. Du musst für Dich ausprobieren, welche Faltart für Deine Zwecke die richtige ist. Lege dafür zum Ausprobieren mal ein A2-Blatt quer vor Dich hin:

 

Eine Möglichkeit* wäre, das Blatt zuerst horizontal auf die Hälfte zu falten, das Blatt dann wieder zu öffnen und nun die beiden langen Blattkanten zur so erhaltenen Mittelfalz hin auf die Hälfte zu falten, so dass sie sich in der Mitte treffen (dabei einen kleinen Spalt in der Mitte lassen, das hilft beim weiteren Zusammenfalten). Dann die beiden eingefalteten Hälften an der horizontalen Mittelfalz zusammenklappen, so dass Du einen langen, schmalen Streifen erhältst, der quer vor Dir liegt, die Öffnung sollte dabei nach unten zeigen. Den so erhaltenen Streifen faltest Du jetzt einmal vertikal in der Mitte, so dass sich die Länge des Streifens halbiert. Wieder öffnen, so dass der lange Streifen jetzt wieder quer vor Dir liegt. Jetzt hast Du drei Möglichkeiten:

 

1) Kreuzbruch-Wickelfalz: Heißt so, weil Du den Streifen quasi wickelst: Falte die rechte Blattkante vertikal zur Mittelfalz ein, dann klappst Du dieses »Päckchen« über die Mittelfalz auf die linke Seite rüber. Das nun links noch überstehende Stück des Faltblattes schlägst Du jetzt nach rechts über das Päckchen und erhältst damit ein auf A6 gefaltetes Faltblatt, dessen Titelseite Du wie ein Buch nach links aufschlagen kannst. Nachteil dieser Methode: Durch das mehrfache Wickeln erhält das Papier eine ziemliche Spannung in eine Richtung und tendiert dazu aufzuspringen. Sorgfältige Verarbeitung und das richtige Papier sind hier ausgesprochen wichtig. Es kann außerdem sinnvoll sein, einige Entlastungsschnitte in den Bogen zu machen, dazu solltest Du Dich aber mit der Druckerei Deines Vertrauens unterhalten und am besten auch Blindmuster anfertigen lassen. Vorteil dieser Methode: Es ist schon von der Form her sehr eindeutig, wo das Faltblatt seine Titelseite hat. Und wenn es sorgfältig gefaltet ist, hält das Faltblatt schön kompakt zusammen und entfaltet sich nicht von selber in der Tasche. 

 

2) Kreuzbruch-Zickzack-Falz: Heißt so, weil Du den langen Streifen zu einer Zickzack-Form zusammenlegst: Dafür faltest Du den Streifen zuerst vertikal in der Mitte an der bereits bestehenden Falz, dann faltest Du beide Hälften nach außen auf die Hälfte, so dass die Blattkanten genau auf der Mittelfalz liegen. Nun ist der lange Streifen in Zickzackform auf A6 gefaltet. Nachteil dieser Methode: Von der Form her ist nicht eindeutig, wo dieses Faltblatt seine Titelseite hat, diese Zuordnung muss über die Gestaltung erfolgen. Außerdem springt auch diese Form leicht auf, sofern sie nicht ganz exakt verarbeitet wurde. Vorteil dieser Methode: Die Papierspannung ist nicht so hoch wie bei der Wickelfalz, weil die Blattspannung in unterschiedliche Richtungen führt. Außerdem gut: Diese Faltung eignet sich für eine von zwei Seiten beginnende Gestaltung, zum Beispiel für zwei Sprachen, da auf zwei Seiten mit dem Lesen begonnen werden kann. (Um diese Zweiseitigkeit noch zu unterstützen, könnte man beim Ausgangsstreifen eine der beiden Seiten statt nach vorne zur Mittelfalz nach hinten bis zur Mittelfalz falten.) 

 

3) Kreuzbruch-Fensterfalz: Hier nimmst Du den oben beschriebenen Streifen und faltest beide Seiten vertikal zur Mittelfalz hin, so dass sich die Blattkanten in der Mitte treffen (dabei einen kleinen Spalt in der Mitte freilassen, das hilft beim weiteren Zusammenfalten). Dann klappst Du die beiden Seiten an der Mittelfalz zusammen, so dass die Falz nach links zeigt – fertig. Vorteil dieser Methode: Das Faltblatt bekommt quasi eine klassische Buchform (oder die eines zweiflügligen Fensters, daher der heutzutage etwas irreführende Name). Auch hier wäre eine von zwei Seiten beginnende Gestaltung möglich.**

 

Denkbar ist das Faltblatt natürlich auch als Hochformat, dann müsste man sich eine anders geartete Faltung überlegen. 

 

Zur Anordnung der Seiten in Deiner Gestaltung:

 

1) Bau Dir am besten ein Weißmuster Deines favorisierten Faltblattes. 

 

2) Überlege Dir, wie das Faltblatt am wahrscheinlichsten aufgefaltet werden wird und nummeriere die Seiten beim Auffalten chronologisch durch. Wichtig ist dabei, dass Du die Seitenzahlen immer groß und richtig herum (so, dass Du sie während des Auffaltens richtig herum lesen kannst) auf den Seiten notierst. 

 

3) Nutze das vollständig aufgefaltete Blatt, um Dein Druckdokument analog dazu anzulegen. Markiere Dir dabei ganz genau, welche Seiten über Kopf angelegt werden müssen, zum Beispiel durch auf einer separaten Ebene farbig angelegte Rahmen, die Du bei der RZ wieder aus dem Dokument entfernst. 

 

Zu den Schriftgrößen: Das kommt ganz darauf an!

 

Je rauer das Papier, auf dem Du druckst, desto größer sollte der Schriftgrad sein. (Auf rauem Papier wird die Schrift nicht so brillant gedruckt werden können wie auf glattem, gestrichenem Papier)

 

Schwarze Schrift auf weißem Papier kann kleiner gesetzt werden als weiße Schrift auf farbigem Untergrund. (Weiße Schrift, die auf farbige Flächen gesetzt wird, wirkt im Druckergebnis kleiner und dünner, weil sie im Druck durch die umgebenden Farbflächen etwas zuläuft)

 

Je geringer der Farbkontrast zwischen Schrift und Untergrund, desto größer sollte die Schrift, beziehungsweise der Zeilendurchschuss ausfallen. (Je geringer der Farb-, bzw. Helligkeitskontrast ausfällt, desto schwieriger wird es fürs menschliche Auge, den Text zu erfassen. Diesem Effekt solltest Du entgegenwirken, indem Du Schriftgröße und Zeilendurchschuss erhöhst und dem Leser die Erfassung Deiner Texte auf diese Weise wieder einfacher machst.)

 

Unterschiedliche Schriften können bei gleicher Punktgröße eine differierenden Größenwirkung haben. Eine 7 Punkt Clan Pro wirkt so unter Umständen ein bis zwei Punkt größer als eine Jenson gleicher Punktgröße. Entscheidend für diesen Eindruck sind unter anderem die x-Höhe und die Proportionen von Ober- und Unterlängen der Schriften, aber auch die Größe der Punzen spielt eine Rolle. 

 

Als groben Richtwert für die Untergrenze bei den Schriftgrößen kannst Du 7 Punkt ansetzen – aber kontrolliere das dann für die von Dir gewählte Papierqualität und Schrift kritisch anhand der genannten Parameter. Auf der sicheren Seite bist Du, wenn Du diese Dinge mit dem ausführenden Drucker vorab besprichst. 

 

Was eine angenehme Lesegröße angeht, so spielen die gleichen Erwägungen wie bei der kleinstmöglichen Schriftgröße eine Rolle; hier sind zwischen 8 Punkt (für die Clan zum Beispiel) bis zu 10 oder 11 Punkt für Schriften mit einem kleiner anmutenden Schriftbild denkbar. Entscheidend ist hier ganz besonders auch der richtige Zeilenabstand und eine gute Typografie, um den Text angenehm und lesefreundlich zu gestalten. 

 

So, das war es erstmal, es würde mich freuen, wenn es Dir weiterhilft. 

 

Herzliche Grüße, Kathrin  :-)

 

* Es gibt drei unterschiedliche Möglichkeiten, diese ersten, längsseitigen Falzen zu falten – je nach Bedarf musst Du entscheiden, welche für Deine Zwecke die richtige ist. 

** Es gibt auch noch die Option einer Kreuzbruch-Parallelmittelfalz, falls die oben genannten Optionen noch nicht die richtigen sind …

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Kathrinvdm

Noch ein Gedanke zur Gestaltung:

 

Auch bei der Wahl der Form einer Drucksache gilt das »Form follows function«-Prinzip.

 

Also: Welche Inhalte will ich transportieren und was ist die dafür beste Form? Wenn es unbedingt das DIN-A6-Format sein soll (weil es klein und handlich ist oder weil es sich in einem Norm-Umschlag DIN C6 verschicken lässt oder weil die Drucksache in ein Display passen muss, das nur dieses Format zulässt), dann ist die nächste Frage: Wie viele Inhalte muss ich unterbringen und wie viele Seiten brauche ich dafür. Und: Warum kann es nicht einfach eine kleine geheftete Broschüre sein, sondern bedarf der besonderen Form eines Kreuzfalz-Faltblattes?

 

Die ungewöhnliche Form sollte sich in der Gestaltung widerspiegeln, diese sollte den Besonderheiten und Herausforderungen der Form Rechnung tragen. Wenn man am Ende des Tages sagt: »Tja, irgendwie nett, aber das hätte doch in eine kleine handliche Broschüre viel übersichtlicher gepasst«, dann war die Entscheidung für das Kreuzfalz-Faltblatt eine falsche. 

  • Gefällt 6
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Kathrinvdm

Tja, da habe ich mich am Wochenende wohl ganz umsonst ins Zeug gelegt, um eine schnelle Antwort auf eine verzweifelte Anfrage zu geben … Schade, eine Rückmeldung hätte mich wirklich gefreut.  :-?

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Gast Antonio_mo

Hallo Kathrin,

 

ich bin mir ziemlich sicher das viele andere sich trotzdem gefreut haben und es wertschätzen wie viel Mühe Du Dir gegeben hast um das alles aufzuschreiben :trost::biglove:

 

Viele liebe Grüße

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Andrea Preiss

 sicher das viele andere sich trotzdem gefreut haben und es wertschätzen wie viel Mühe Du Dir gegeben hast um das alles aufzuschreiben :trost::biglove:

 

Jaaa!

  • Gefällt 1
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