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Postkarten-ABC zum Sammeln oder Verschenken …

Erstellen von Klassischer Visitenkarte und Briefpaper

Empfohlene Beiträge

largo

Ich möchte die Experten hier um Ratschläge Fragen worauf es beim erstellen einer Klassischen Visitenkarte ankommt, also Name und darunter Bezeichnung. Gibt es Abstände die man einhalten sollte? 

 

Kann jemand eine gute Englische Schreibschrift als Font empfehlen wie Sie damals oftmals verwendet wurden? Eignet sich eine solche auch für dazu passendes klassisches Briefpapier?

 

Vielen Dank für eure Ratschläge!

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Martin Z. Schröder

Es gibt keine solchen Regeln für Details. In meinem im Herbst erscheinenden Büchlein über Akzidenzen und dessen 30seitigem Kapitel über Visitenkarten steht ein fiktives Interview mit einem Geschmacksdiktator, das so beginnt:

 

»Wenn Sie eine private Visitenkarte entwerfen würden, die von nichts anderem als dem guten Geschmack ihres Besitzers zeugen soll, wie würde sie aussehen?«
»In welchem Land soll Ihre Karte gedruckt werden?«
»Hier bei uns.«
»Der Name aus gewöhnlicher Garamond 10 Punkt in Versalien oder 12 bis 14 Punkt gemischter Schreibweise, der Titel darunter in 8 Punkt gemischter Schreibweise in gerade oder kursiv oder in 6 Punkt Versalien, das hängt alles von den Längen und den sich aus einzelnen Buchstaben ergebenden Wortbildern ab. Darunter im Fuß der Karte ein- oder, wenn es nötig ist, mehrzeilig, die Adresse in 8 Punkt gewöhnlicher Garamond. Alles auf Mitte gestellt, der obere Teil auf optische Mitte des Weißraums oberhalb der Fußzeile. Querformat; das Hochformat kann bei viel Text und kurzem Namen erwogen werden, weil im Hochformat eine größere Textmenge gefälliger unterzubringen ist. Querformatproportion eins zu zwei, Hochformat im Goldenen Schnitt, also etwa fünf zu acht. Schrift schwarz, Papier gebrochenes Weiß, matt.«
»So einfach ist das?«
»Nein. Es muß in den Details genau ausgearbeitet werden. Und es gibt viele Details.«
»Aber Ihre wie aus der Pistole geschossene Antwort hinsichtlich Schrift, Farbe, Format hört sich an, als sei diese Karte gewissermaßen gesetzmäßig abzuleiten.«
»Auf eine so allgemeine Frage wie Ihre kann ich nur mit einem Entwurf antworten, der jeder Geschmacksentgleisung in völliger Sicherheit ausweicht. Zweifellos kann man diese Art Rezept noch in etlichen Varianten ausführen. Aber es handelt sich bei diesem Entwurf nicht um einen originellen oder im mindesten riskanten.«
»Woher nehmen Sie Ihre geradezu verblüffende Gewißheit?«
...
 

Eine gute Anglaise ist die Gracia: http://www.astype.de/font_d_gracia_50.php?fontname=gracia50

Wenn der Brief von Hand beschriftet werden soll, ist von gedruckten Schreibschriften abzuraten wegen des Konfliktes zweier Schreibschriften, den fast jede persönliche Schrift jämmerlich verlieren muß. Verbundene Schreibschriften als Satzschriften sind meistens zweitklassig, sie sollten kalligrafisch hergestellt werden.

Noch ein Tip von Adolf Loos, Abkupfern: »Jede handwerkliche Leistung ist Kopie aus vergangener Zeit, ob sie nun einen Monat oder ein Jahrhundert alt ist. Nur jeder Narr verlangt nach seiner eigenen Kappe.«

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gutenberger

Die wirklich klassische Visitenkarte besteht ja eigentlich nur aus einer aufgedruckten Zeile mit dem Namen des Inhabers, klassischerweise im Kupferdruck gefertigt (Schrift also gestochen), mit einer nach oben geknickten Ecke (soweit ich weiß meist die rechts oben), damit der Besuchte die Visiten(Besuchs-)karte des Besuchers besser vom Silbertablett des den Besuch anmeldenden Butlers abnehmen kann ... und diese eine Zeile steht normalerweise auf optischer Mitte ... 

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Martin Z. Schröder

Die abgeknickten Ecken hatten eine andere Funktion. Man hatte erst in bestimmte Ecken bestimmte, durch den ständigen Gebrauch allgemein bekannte Abkürzungen geschrieben, beispielsweise: p.r.v. – pour rendre visite (um zu besuchen), p.f. – pour féliciter (um zu gratulieren), p.p.c. – pour rendre congé (um sich zu verabschieden), p.c. – pour condoler (um zu kondolieren). Da man in bestimmte Ecken bestimmte Zwecke notierte, reichte es irgendwann, nur die unbeschriftete Ecke zu markieren – durch ein Eselsohr. Rechts oben war vielleicht der Besuch markiert. Wenn Anfang des 19. Jahrhunderts der Pariser Adel aus der Sommerfrische kam, mußten Antrittsbesuche gemacht werden. Es genügte aber in vielen Fällen, einen Boten mit einer in der gewissen Ecke abgeknickten Karte zu schicken, diese ersetzte den Besuch und zeigte: man war wieder da. Ich hab vor etlichen Jahren mal Karten angeboten, auf deren Rückseite diese Abkürzungen standen, die durch Umknicken nach vorn sichtbar wurden.

Die Karten im Kupferdruck macht noch ein Kupferstecher in der Wiener Naglergasse. Der letzte in Europa, soviel ich hörte.

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gutenberger

Die Kupferdruckerei in Wien - ist das die, die mal im Fernsehen in der Serie "Der Letzte seines Standes" porträtiert wurde? Das waren damals Vater und Sohn. Ich hatte die mal vor ca. 15 Jahren besucht und fand die beiden mit ihrer Werkstatt und vor allem den darin hängenden Arbeitsschutzplakaten wie aus einer Zeitmaschine gefallen ... die Adresse weiß ich nicht mehr, es war aber sehr zentral nicht weit vom Stephansdom.
Und die gibt es heute wirklich noch? Aber der Vater ist doch bestimmt nicht mehr aktiv oder schon gestorben?

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Martin Z. Schröder

Ja, die ist das. Hab im Internet nur kurz gesehen, daß von zwei Namen später nur noch einer auftauchte, hab aber nicht lange gesucht. Hörte nur öfter davon.

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