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PostScript vs. TrueType

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Lars Kähler

Hallo!

 

Leider habe ich mich hier mit Ralf schon über dieses Thema gestritten. Er schrieb, er und andere hätten mir meine Argumente schon längst widerlegt. Das finde ich nicht, und deshalb eröffne ich jetzt einen neuen, dann hoffentlich abschließenden Thread.

 

Es geht um die Feinheit bzw. die Qualität von TrueType-Schriften im Vergleich zu PostScript Type 1-Schriften. Ich möchte vorausschicken, dass ich selbst keine eigene Erfahrung mit der Gestaltung von Fonts besitze, sondern mein Wissen aus der Vorlesung von Prof. Becker, damals FH Druck in Stuttgart, sowie zwei Fachbüchern beziehe.

 

Grundsätzlich gehe ich von dem Phänomen aus, dass TT mit seinen quadratischen Splines einfach mehr Stützpunkte als PS mir seinen kubischen Kurvenbeschreibungen benötigt.

 

@ Ralf: Deine Meinung hierzu bzw. hättest Du wohl überhaupt einmal die Güte, eine Antwort dazu zu geben?

 

@ all: Stimmt Ihr mir zu, dass dieser Unterschied durch OpenType eben *nicht* der Vergangenheit angehört, sondern jetzt in die Zukunft mitgeschleift wird durch das nach wie vor existierende TT-»Flavour«?

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Gast bertel

 

… Es geht um die Feinheit bzw. die Qualität von TrueType-Schriften im Vergleich zu PostScript Type 1-Schriften …

Das Allerwichtigste hast du überhaupt nicht genannt, nämlich die Anwendung – Bildschirm oder Druckerzeugnis? PS ist traditionell besser für den Druck geeignet, TT besser für die Bildschirmdarstellung (Hints vs. Instructions).

 

In der Praxis spielt das heute keine ernstzunehmende Rolle mehr. Und du findest alle Argumente bereits in diversen threads. Warum also noch einen eröffnen?

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Grundsätzlich gehe ich von dem Phänomen aus, dass TT mit seinen quadratischen Splines einfach mehr Stützpunkte als PS mir seinen kubischen Kurvenbeschreibungen benötigt.

 

Meist ist das so, ja – insbesondere bei Formatkonvertierungen. Aber es dennoch kein Nachteil für TrueType-Kurven weil die Anzahl der Stützpunkte eine komplett irrelevante Größe ist, wenn sie sich nicht in Extremzonen bewegt (also z.B. mehrere Tausend pro Glyphe). 

Es wirkt sich nicht mal auf die Dateigröße aus. Ganz im Gegenteil: Bei PostScript-basierten OpenType-Fonts werden die Outline-Daten komprimiert – daher auch die (Zusatz-)Bezeichnung CFF (Compact Font Format). Klassische TrueType-Fonts haben diese Komprimierung nicht und sind daher um ein vielfaches größer als bei Speicherung im CFF-Format.

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Lars Kähler

fontshop sieht es so:

 

http://www.fontshop.de/fontblog/das-ende-des-truetype-schriftformats/

 

Zumindest macht es ja demnach Sinn, TT durch eine OpenType-Schriften zu ersetzen. Dann aber wohl mit dem jeseils passenden »Flavour«. Die Meinung, TT sei für den Monitor besser geeignet und PS für den Druck, höre ich nicht zum ersten Mal. Demzufolge sollte man das entsprechende Flavour bei OpenType-Schriften wählen.

 

Die Gretchenfrage ist aber nun, ob der Markt das auch mitmacht. Wozu zwei oder gar noch mehr Schriftformate, wenn genau eines reicht? Ich kann nur anmerken, dass Herr Reichardt und ich die Liste »Windows TrueType-Schriften« eben *nicht* eingearbeitet haben, weil da einfach zuviele simple Clones und Schrott dabei waren.

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Lars Kähler

Und hier einmal der Vergleich zwischen automatisch generierten und handgesetzten Stützpunkten. Bernd Möllenstedt hat geäußert, er sähe den Unterschied zwischen der Arbeitsergebnissen zweier verschiedener Operator.

 

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Das Bild passt nicht ganz so zum Thema, aber sehr viele TrueType-Schriften sind so entstanden. Wenn ich das richtig erkenne, ist im Bild ja wohl das »A« der Clarendon halbfett zu sehen. Könnte jemand, der im Besitz beider Versionen ist, einmal einen Vergleich darstellen, in einer beliebigen Schrift?

 

Danke!

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Wrzlprmft

Grundsätzlich gehe ich von dem Phänomen aus, dass TT mit seinen quadratischen Splines einfach mehr Stützpunkte als PS mir seinen kubischen Kurvenbeschreibungen benötigt.

Als Ergänzung zu dem, was Ralf gesagt hat: Bei quadratischen Splines brauche ich zwar mehr Stützpunkte, aber dafür weniger Kontrollpunkte pro Stützpunkt. Abhängig von der konkreten Schrift kann das bereits ausgleichend wirken. Da es sich empfiehlt gewisse Extrempunkte von Kurven immer auch Stützpunkte sein zu lassen, kann es zudem sein, dass quadratische Splines bereits völlig ausreichen, um eine Schrift angemessen darzustellen.

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Wrzlprmft

Und hier einmal der Vergleich zwischen automatisch generierten und handgesetzten Stützpunkten. Bernd Möllenstedt hat geäußert, er sähe den Unterschied zwischen Arbeit zweier verschiedener Operators.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was da dargestellt ist, aber beides Beispielen scheinen mir zu viele Stützpunkte vorhanden zu sein.

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Zumindest macht es ja demnach Sinn, TT durch eine OpenType-Schriften zu ersetzen.

Nur wenn man wirklich zusätzliche (OpenType-)Funktionen einbaut. Ansonsten ist TrueType eine Teilmenge von OpenType und somit ist so etwas wie eine Konvertierung sinnlos, weil TrueType quasi die OpenType-Spezifikationen schon erfüllt. Genau deshalb benutzen TrueType und TrueType-basiertes OpenType ja auch beide gleichsam .TTF. Es ist gar nicht wirklich nötig, sie zu unterscheiden.

 

Wozu zwei oder gar noch mehr Schriftformate, wenn genau eines reicht?

Im Prinzip sind die heutigen Arten alles Varianten eines grundsätzlichen Formates. TrueType, PostScript-basiertes OpenType, TrueType-basiertes OpenType, EOT, WOFF … eigentlich alles Ableger ein und derselben Sache.

 

Ich kann nur anmerken, dass Herr Reichardt und ich die Liste »Windows TrueType-Schriften« eben *nicht* eingearbeitet haben, weil da einfach zuviele simple Clones und Schrott dabei waren.

Ich verstehe, was gemeint ist, aber formal – also rein auf das Format bezogen – ist das großer Unsinn. Das Format sagt (insbesondere heute) absolut nichts über die Qualität eines Fonts. 

 

 

P.S. Die Bilder zeigen meines Wissens nach die typische IKARUS-Digitalisierung. Das ist Schnee von gestern. ;-)

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Die Meinung, TT sei für den Monitor besser geeignet und PS für den Druck, höre ich nicht zum ersten Mal. 

 

Wobei das wirklich nur als grobe Faustregel zu verstehen ist. Nach dem Motto: wenn du im Webshop beide Formate angeboten kriegst und selbst keine Gründe für das eine oder andere Format hast, dann nimm halt TTF für den Bildschirm und OTF für den Druck. 

 

Einer genauerer Untersuchung hält die Faustregel aber kaum stand. TrueType KANN spezielles Hinting haben, dass dem von PostScript-basierten Fonts überlegen ist. Aber das ist nur bei einem Bruchteil der Fonts der Fall und auch nur für bestimmte (ältere) Render Engines von Belang. Im konkreten Fall kann es also auch genau umgekehrt sein: Der PostScript-Autohinting-Font verhält sich womöglich viel besser als der zugehörige TrueType-Font ohne gutes Hinting. 

 

Und bei PostScript-Fonts im Druck sollte man vielleicht eher sagen, dass sie üblicher sind, nicht geeigneter. Mir fällt zumindest keine einzige Eigenschaft ein, die eine generelle bessere Eignung ausmachen würde. 

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catfonts

Hallo Lars,

 

Du weißt, dass auch ich die Sache mit der Schriftenentwicklung nicht an einer Schule erlernt habe, sondern mit per „learning by doing“ selbst erarbeitet, und wenn sich mir Fragen auftaten, angelesen habe. Trotzdem versuche ich mal, in die Sache meinen Überblick darzustellen.

 

Am Anfang war der Bleistift.

 

Die großen Schriftgestalter, egal ob Garamond, Baskerville oder Frutiger hatten ja nur die Möglichkeit, ihre Schriftentwürfe von Hand auf Papier zu zeichnen. Als Hilfsmittel hatten sie hier eben Lineal, Zirkel und später Kurvenlineale zur Verfügung. Wie alle kennen ja die Konstruktionen von Antiquaschriften, bei denen die Rundungen und deren Übergänge mit Zirkelschlägen ausgeführt sind.

 

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Da es hierbei natürlich dort, wo ein großerer Kreisbogen in einen kleinen übergeht zu sichtbaren „Ecken“ kommt, konnte hier nur aus dem Handgelenk angeglichen werden. So gesehen waren die mir aus heutiger Schich fast unglaublicher Kunstfertigkeit gezeichneten Entwürfe durch die zur Verfügung stehenden Mittel letztlich sogar weniger Präzise, als das, was einem "Dilletanten" wie mir dank der Computertechnik zur Verfügung steht.

 

Jetzt mussten aber noch nach diesen Entwürfen die Stempel geschnitten werden. Im letzten Jahrhundert standen den Stempelschneidern ja hierzu hoch präzise Pantograph-Fräsen zur Verfügung. Hierzu musste die Originalzeichnung des Buchstabens ja „nur“ auf eine Metallplatte gepaust, von einem Graveur nachgeschnitten, (aber eben in der Originalgröße) und dann mit der so geschaffenen Führungsbahn der Buchstabe verkleinert werden, dies oft über mehrere Schritte, bis so direkt die fertige, und sauberst gefräste Matritze zur Verfügung stand.

 

Zuvor aber war das alles ungleich komplizierter. Hier musste zunächst vom Stempelschneider die Punzen seitenrichtig aus einem härtbaren Vierkantstahl herausgearbeitet werden, immer wieder kontrolliert und nur per Augenschein mit der Punze auf der Originalzeichnung verglichen werden. War so der Stempel der Punze fertiggestellt, wurde dieser gehärtet und in die Stirnseite eines weiteren Stempelrohlings eingeschlagen. Hierdurch konnte man eine Kontur einiger weniger Buchstaben schon einmal identisch für verschiedene Stempel nutzen.

 

Die so mit den Punzen versehenen Stempelrohlinge mussten jetzt vom aufgewölbten Material wieder befreit, und planparallel geschliffen werden, bis dann um die Punze herum alles, was nicht zum Buchstaben gehört mit Handsticheln und feinen Feilen entfernt werden musste. Auch hier war praktisch nur die Genauigkeit des Auges zu erreichen, wobei dies natürlich auch dazu beiträgt, die konstruierten Formen optisch besser zu glätten. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, welch unglaublioche Mühe in einem Stempelsatz einer Schrift stecken mag, besomders wenn es dann auch noch besonders kleine Grade sind.

 

Doch kommen wir jetzt zu den digitalen Schriften:

 

Karow und der Schnürboden

 

Als es jetzt daran ging, Schriften für den Computersatz verfügbar zu machen, gab es zunächst nur die Möglichkeit, über die Schriftzeichen ein „Karopapier“ zu legen, und dieses Karo dann, füllt die Linie des darunter liegenden Buchataben das Karo zu mehr als 50% zu schwärzen, dann Spalte für Spalte diese schwarzen und weißen Kästchen als 1 und 0 – bits aufzufassen, und die Spalten dann als Byte, Halfword oder Word aufzufassen, und so dann abzuspeichern. Ich selbst habe genau so meine erste digitale Schrift erstellt. Die wurde gespeichert noch im einem E-PROM.

 

Solche Bitmap-Schriften haben zwar dem Vorteil, das zu ihrer Darstellung nicht gerechnet werden muss, dafür muss aber für jede Schriftgröße ein extra Font abgespeichert werden. Ganzzahlige Skalierung ist zwar möglich, aber dann sieht man eben auch die Pixel. So kam eben der Wunsch auf, die Buchstaben mit mathematischen Kurven zu beschreiben.

 

Und hier erinnerte sich Peter Karow wohl an die Methoden, in der z.B. im Schiffsbau stetige Kurven auf dem Schnürboden angelegt werden. Hier werden Strakgewichte, Frösche imd Straknägel gesetzt, und darüber eine Straklatte gespannt wird, die dann aufgrund iher Festigkeit dann einen stetigen Kurvenverlauf annimmt. Die Kurve, die von dieser möglichst über ihre ganze Länge gleichmäßig elastische, astlose Holzlatte und der durch die Ankerpunte aufgezwungenen Spanbnung annimmt, lässt sich mit den Formeln der Statik berechnen.

 

Und so entstand dann Peter Karows geniales Ikarus-System. Und da hier praktisch physikalische Formeln aus der Statik und Festigkeitslehre zum Einsatz kommen, ergeben sich bei der im Ikarus-System verwendeten Beschreibung der Kurve durch die Position der virtuellen Strakgewichte, Fröschen und Straknägeln eben auch letztlich quadratische Splines. Somit hatte man eine sehr präzise mathematische Beschreibung für die so digitalisierten Schriftentwürfe, wobei hier die Ankerpunkte über Gleitkomma-Zahlen in ihren Koordinaten gespeichert werden.

 

Splines vs. Bezier

 

1984 veröffentlichte Adobe die Seitenbeschreibungssprache Postscript. Eigentlich als eine Art Druckertreiber, bei dem der Drucker dann die Postscript Befehle abarbeitet. Generell hatte Adobe hier dann die auch im Illustrator verwendeten kubischen Bezier-Kurven in Postschript eingesetzt, und verwendete, allein wegen der geringen Rechenleistung der Drucker-Prozessoren für die Knoten und Kontrollvektoren nur ganzzahlige Werte. 1985/86 erntwickelten sie dann auch das Schriften-Dateiformat, das intern eine stark vereinfachte Teilmenge der Postscript-Befehle enthält, und wieder wegen der geringen Rechenleistung mit nur 1000 Einheiten per EM auskommen muss. Das bedeutete, dass die Ikarus-Daten eigentlich zum Postscript-Font vereinfacht werden mussten, zuden, wegen der ganzzahligen Rasterwerte entstehen wirklich glatte Kurven zumeist nur, wenn die Kontrollvektoren im rechten Winkel zum zugehörigen Knoten stehen. Dann sehen die Kurven wirklich sehr sauber und elegant aus, sind letztlich aber nur eine gute Annäherung an den Ur-Entwurf, die aber letztlich sogar besser als der mit Ikarus digitalisierte, handgezeichnete Entwurf aussehen kann. Für die Darstellung am Bildschirm wurden aber zu den auf den Drucker hochzuladenden Typ1-Postscript-Fonts noch jeweils ein passnder Satz Pixelglyphen geliefert, um hier wieder die damals sehr schwachen Rechner zu entlasten.

 

Theoretisch hätte man natürlich den zum Font benötigten Teil-Postschript-Interpreter in Anwendungen oder das Betriebssystem mit aufnehmen können, aber Adobe verlangte für die Lizenz Mondpreise. Diese Lizenz- und Patentpolitik von Adobe brachte Apple dazu, 1991 das Truetype-Dateiformat zu entwickeln, wobei sich dieses (darum übrigens Truetype) enger an den Ikarus-Daten orientiete. Die im Ikarus vorhandenen B-Splines mit ihren De-Boor-Punkten werden hier nahezu 1:1 in Bezier-Knoten umgerechnet. Allerdings wird auch hier wieder auf ganzzahlige Werte gerundet, das in feinsten Details (z.B. Rundungen am Ende von Serifen) zu Ungenauigkeiten führt. Und das natürlich auch bei den nicht auf den Extremen liegenden, zusätzlich nötigen Knoten im Gegensatz zu quadratischen Bezierkurven von Typ1. Dieser kleine Nachteil wurde allerdings durch eine nahezu doppelte Genauigkeit mit 2048 Einheiten per EM ausgeglichen, sodass beide Formate bei nativ im Endformat erstellten Schriften auch eine gleiche Qualität aufweist und Truetype sogar dichter an der Ur-Digitalisierung liegt.

 

Der schlechte Ruf von Truetype rührt daher, dass viele Schriftenanbieter einfach schon vorhandene Typ1-Schriften durch einen einfach gestrickten, und mit einem durch Reverse-Engineering erstellten Postscript-Interpeter, wie beispielsweise Ghostscript in Trutype.Fonts konvertiert wurden, aber dabei die Auflösung nicht auf die 2048 Units per Em vorher vergrößert wurde. Das bedeutet, das die hierdurch bei den zusätzlich nötigen Bezierkurven entstehenden Rundungsfehler sehr deutlich sichtbar werden, da sowohl der Bezierknoten, wie auch seine Kontrollvektoren auf dieses zu gering aufgelöste Raster springen.

 

Letztlich sind beide Formate heute so weit entwickelt, sodass die Konturen beider Kurvenbeschreibungen zu absolut deckungsgleichen Glyphen führen, wobei Truetype in der Bildschirmdarstellung geringfügig besser ist (durch die im TrueType hinterlegten Hinting-Algoritmen), während bei der Druckausgabe der direktere Einbau in das auch hinter PDF stehende Postschript-System einige leichte Vorteile bietet.

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Lars Kähler

Vielen Dank für die erschöpfende Antwort, die meine Frage beantwortet hat. Das Druckverfahre bestimmt, was in der Typografie möglich ist – und was nicht.

 

Im Übrigen habe ich Dich nie als »Dilettanten« bezeichnet.

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Gast bertel

… Das Druckverfahren bestimmt, was in der Typografie möglich ist – und was nicht. …

Nein. Vielleicht gab es mal in grauer Vorzeit™ Einschränkungen oder Spezialisierungen, das ist heute aber Geschichte.

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catfonts

Nicht so ganz, denn auch der Stahl und Kupferstich, Holzschnitt, Linolschnitt und selbst der Kartoffeldruck sind ja schließlich auch Druckverfahren, mit denen  durchaus Typografie betrieben wird, und die eben andere Möglichkeiten bieten, die sich nicht zu 100% im modernen Digitaldruck nachbilden lassen.

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Lars Kähler

Ja, ja, Du alter Rechthaber.    :peng:

 

Übrigens habe ich mich selbst nicht ganz richtig zitiert. Ich hatte hier im Forum einmal geschrieben:

 

Das Druckverfahren bestimmt, was in der Typografie möglich ist, und nicht umgekehrt.

 

Und das, lieber bertel, gilt selbstverständlich bis auf den heutigen Tag, und außerdem wird bei der Herstellung von Medien, seien es nun Visitenkarten oder TV-Shows, kaum jemand auf die Qualität der Kurvenbeschreibungen achten.

 

Leider habe ich vergessen, wer das war, aber es gab einen bedeutenden deutschen Typografen, der sagte, er sähe den Unterschied mit bloßem Auge. Es könnte der Möllenstedt gewesen sein.

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Lars Kähler

@ all: Ist es wirklich berufliche Praxis, für die Druckprodukte OpenType-Schriften mit PS-Flavour einzusetzen und auf der Internetpräsenz Webtypes? Wie sieht es eigentlich bei denen aus mit der Kurvenbeschreibung? Müsste es dann nicht auch logischerweise zwei Varianten geben? Genau wie bei OT? Macht sich das, und wenn ja: wie?, am Bildschirm bemerkbar?

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catfonts

Nun ja, lieber Lars, auch ich sehe es mit bloßem Auge … wenn …

 

Und hierbei geht es eben nicht um die Qualität der Kurvenbeschreibung, denn die ist, richtig gemacht, bei beiden Systemen durchaus gleichwertig.

 

Aber komme ich zum wenn: Ich sehe den Unterschied, wenn ich eine gut gemachte Typ1-Schrift vor mir habe, und diese mit einer ratz-fatz konvertierten Truetype-Kopie vergleiche. Ein ähnliches Qualitätsgefälle würde ich allerdings auch sehen, würde man eine gute Truetype-Schrift per automatische Konvertierung in eine Typ1-Postscript-Schrift umwandeln, selbst dann, wenn das Konvertierprogramm bei den Buchstabenkonturen wirklich gute Arbeit leistet, nur wurde dies nahezu nie gemacht, da man eben von dem doch etwas komplizierten Umgang mit Typ1-Schriften, für die man lange den Adobe Type-Manager benötigte und sich noch mit mehreren Dateien herum schlagen musste, weg wollte, und daher oft eben nach Truetype konvertirte - mit allen Nachteilen.

 

So ein Font ist ja schließlich mehr als nur eine Sammlung von Glyphen-Outlines, und hat man einen Font erstellt - mit allen Glyphen-Bildern fängt die eigentliche Arbeit ja erst an, um aus dem Font einen wirklich guten Font zu machen. Kein Mensch benötigt Jahre, nur um ca 200 Glyphen zu zeichnen. Für einen wirklich perfekt zugerichteten Font aber sehr wohl. Und gerade dies, was da in vielen stupieden Stunden hineingearbeitet wurde, geht in den meisten Fällen bei der Konvertierung flöten. Schließlich sind Fonts keine offenen Dateien und ein universelles Daten-Austauschformat, mit dem alle Font-Daten von einem Font-Editor zu einem anderen übertragen werden können existiert praktisch nicht, auch wenn es ein Projekt gibt, das genau dies auf dem Weg bringen will. Fontforge offnet zwar diese Unified Font Objets, schreibt sie aber nicht, Fontlab kennt das Format gar nicht.

 

Und so wird bei der Konvertierung von Typ 1-Schriften eben vom Konverter nicht das ganze Sortiment an Einzeldateien geladen, also die eigentlichen Glyphen-Outlines *.pfa oder *.pfb, die Font-Metrics *.afm oder pfm, sowie der Metadaten-Datei .inf, sondern nur die Outlines-Datei, also *.pfa oder *.pfb geladen. und dann erzeugt eben der Konverter die Font-Metrics nach Standardwerten, mehr schlecht als recht.

 

Hinzu kommt, dass auch in vielen Postscript-Fonts die Ankerpunkte nicht ideal gesetzt sind, denn oft begegme ich schlicht getracten Fonts, bei denen der Vektorisierer nicht nur viel zu viele Knoten gesetzt hat, diese aber außerdem eben nicht an den Extrempunkten der Kurven.

 

Und wenn die Katrastrophe noch nicht groß genug ist, druckt man das Dokument mit diesen schon vergurkten auf einem Postscript-Drucker. Hier geht nämlich die Konvertiererei wieder von vorn los, denn Postscript kann mit  Bezierkurven 2. Grades nichts anfangen. Die sind schlicht im Postscript-Grafikmodell nicht unterstützt - also kommt wieder der auch heute noch recht schwache Prozessor im Drucker zum einsats, der die Truetype-Erweterung des Postscript-Interpreters zum Laufen bringt, der dann die Vektoren des Fonts wieder mit neuen Rundungsfehlern zurück nach Bezierkurven 3. Grades umrechnet.

 

Wie gesagt, dies alles ist kein genereller Fehler im Truetype-Format, denn macht man es handwerklich richtig, bekommt man damit sogar bessere Schriften hin, als mit dem in Grundeinstellung gröber aufgelösten Postscript-Format. Zwar kann man heute in OpenType-Fonts bei beiden Outline-Beschreibungsmodellen höhere Auflösung einsetzen, allerdings hat man dann keine Garantie, das dies jede Software oder jeder Drucker auch verdaut, sondern es ist oft Ergebnis mehrfacher Schlamperei, beginnend bei der Digitalisierung der Outlines, welche durch die Bezierkurven 3. Grades noch einigermaßen weggebügelt werden. Nicht selten finde ich aber in diesen fetten Font-Sammlungen auf CD Fonts, die schon eine Konvertierung aus einem antiquarischen Font-Format schon hinter sich haben, seien es CorelDRAW!-Fonts aus den ersten Versionen im *.wfn-Format per Dienstprogramm WFN-Boss (damals Teil der Suit) in Typ 1 konvertiert, seien es ehemalige HP-PCL-Softfonts, also aus dem von HP erstellten Konkurrenzsystem zu Postscript, welches HP wegen der immens hohen Lizenzkosten für Postschript entwickelt hat, und dabei auf Rasterfonts zur Bildschirmausgabe plus Vektorfonts, ähnlich Postscript Typ 42 im ROM (als "Hardfont") bzw per autoexec.bat-Befehl in den RAM des Druckers geladene Softfonts setzte. Diese Fonts enthaltenb logischerweise keinerlei Optimierung für die Bildschirmausgabe.

 

Und trifft man auf eine Schrift, in der im Copyright-Vermerk steht: Converted by Alltype, dann ist eh Hopfen und Malz verloren.j

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catfonts

@ all: Ist es wirklich berufliche Praxis, für die Druckprodukte OpenType-Schriften mit PS-Flavour einzusetzen und auf der Internetpräsenz Webtypes? Wie sieht es eigentlich bei denen aus mit der Kurvenbeschreibung? Müsste es dann nicht auch logischerweise zwei Varianten geben? Genau wie bei OT? Macht sich das, und wenn ja: wie?, am Bildschirm bemerkbar?

Ja, und es ist immer dann sinnvoll, wenn der Zieldrucker letztlich auf Postscript aufbaut - das betrifft auch Drucker die direkt mit PDF-X auskommen, denn wenn da intern Postscript werkelt, werden Truetype-Flavour-Outlines in Bezierkurven 3. Grades umgerechnet. Wenn dies eine anständig gemachte professionelle Truetype-flavour-OpenType-Schriftart ist, merkt man davon nichts, genau wie moderne Druckmaschinen auch gut mit RGB-JPGs klar kommen.

 

Für Nonprint ist dann aber die Variante mit Truetype-Flavor wegen der ausgefeilteren Hinting-Möglichkeiten auf niedrig auflösenden Medien (Web, E-Book) die bessere Wahl (wenn auch ganz geringfügig)

 

Allerdings muss man im Web, will man sicher sein, das jeder Browser das anzeigt nicht die beiden Korvenbeschreibungs-Versionen haben, sondern verschiedene Webfont-Formate neben .otf/ttf eben auch .woff und .eot.

Näheres hierzu hier:

 

http://www.fontshop.de/wp-content/uploads/2014/06/webfontfontuserguide1.pdf

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Mueck

Wenn dies eine anständig gemachte professionelle Truetype-flavour-OpenType-Schriftart ist, merkt man davon nichts,

Was gehört denn alles zum Kanon eines "gut gemachten TT-flavour OT" in diesem Sinne?
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catfonts

Was gehört denn alles zum Kanon eines "gut gemachten TT-flavour OT" in diesem Sinne?

Als erstes: das die Knoten auf das absolut nötigste reduziert sind, und, wo immer möglich auf den Extremen sitzen. auch sollten sie nicht zu dicht stehen, in diesem Fall lieber auch auf den Knoten beim Extremwert der Kurve verzichten.

Zum zweiten, das die Glyphen auf dem virtuellen Kegel so platziert sind, dass Kerning auf wenige Ausnahmen begrenzt ist.

Und drittens: keine selbstüberschneidenden Kontrollvektoren und unbedingt in Wendepunkten einer S-Kurve einen Knoten setzen.

 

Dies sind im besprochenen Umfeld schon die wichtigsten Voraussetzungen, dass auch im Falle einer Konvertierung in das jeweils andere Fprmat keine unangenehmen Effekte auftreten.

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Wrzlprmft

Und drittens: keine selbstüberschneidenden Kontrollvektoren und unbedingt in Wendepunkten einer S-Kurve einen Knoten setzen.

Wie könnte man dagegen verstoßen? Mit quadratischen Bézierkurven musst Du einen Knoten in einem Wendepunkt haben. Und wenn ich die »selbstüberschneidenden Kontrollvektoren« richtig interpretiere sind die auch inhärent ausgeschlossen.
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