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Wer benötigt die Schriftlizenz – der Auftraggeber oder der Designer?

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Solange in einem eBook (in typischem eBook-Format) die Inhalte nicht verändert (erweitert) werden können, ist die Erfahrung für den Nutzer keine andere als bei einem Buch, das als PDF vertrieben wird (oder halt einem PDF-basierten »E-Buch«).

Egal ob man das so sehen mag oder nicht – es ist nicht relevant. Die Schriftlizenz ergibt sich, wie nur immer wiederholen kann aus der »technischen Nutzung der Fontsoftware«, nicht aus der »Lesererfahrung«. 

 

Noch mal ganz langsam zum mitschreiben: aktuell kostet die Schriftlizenz für ein Nicht-PDF-eBook das Zehnfache einer Schriftlizenz eines PDF-eBooks, obwohl das Format praktisch weder für Leser noch für Schrifthersteller irgendwas ändert. WTF? :shock:

Der Unterschied ist die effektive Nutzung der Fontsoftware, aber ich wiederhole mich …

 

 

Bei Apps mit dynamischen Inhalten sieht das freilich anders aus. Hier kann ein anderer Preis sinnvoll sein, da mit Apps ähnliche Produkte erstellt werden können wie mit Webfonts, z.B. mit Nachrichten-Feeds oder nutzergenerierten Inhalten, die sich ständig verändern und wachsen. Und da sich die Nutzerzahlen nicht so einfach verfolgen lassen wie bei Webfonts, wird halt zum Pauschalpreis verkauft. Sinnvoll und nachvollziehbar.

Da nähern wir uns dem Knackpunkt. Beispiel Webfonts: »Dynamischer Textfluss«, der Live im Browser des Lesers mit dem Originalfont erzeugt wird. Die Website kann dynamische Texte anzeigen (z.B. News aus einem RSS-Feed) oder auch nicht. Sie könnte auch einen Goethe-Text als einmal angelegte, statische Website ausliefern. Dennoch wird die Weblizenz fällig, weil der Font für den besagten dynamischen Textfluss im Browsers des Nutzer ausgeliefert wird. Okay soweit? Und was ist nun ein (echtes) E-Book als E-Pub? Eine ebensolche »Website« als ZIP-Paket mit z.B. dem gleichen Goethe-Text, der zum dynamischen Textfluss auf beliebigen E-Book-Readern ausgeliefert wird. Dasselbe in Grün! Sogar exakt die gleiche Technik im Hintergrund. Und somit auch das gleiche Lizenzierungsprinzip. Nur eben wie gesagt bei vielen Anbietern mit hoher Pauschalvergütung mangels Zählsystem. 

Und Apps sind auch wieder dasselbe in Grün. Schließlich könnten die auch aus nichts anderes als einem Webseiten-Wrapper oder E-Book-Reader für ein einmaligen E-Book sein …

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catfonts

Und was ist da technisch an der PDF-Datei anders?

 

Auch hier handelt es sich intern ja erst einmal um den nackten Text, der mit Hilfe einer Seitenbeschreibungssprache, in diesem Falle einer Variante von Postscript, anstatt HTML plus CSS bei der Website formatiert ist, und beidem der Font eben ein auch im wie auch immer gepackten Paket ganz oder teilweise enthalten ist.

 

Und öffne ich jetzt dieses PDF-Paket in seinem "Browser" aka PDF-Reader auf ebenso unterschiedlichsten Geräten muit unterschiedlichster pysikalischer Auflösung, wird doch auch die jeweils angezeigte, oder gedruckte oder auf die Druckplatte belichtete Seite in der jeweiligen Auflösung durchaus dynamisch mit Hilfe des Fonts und dessen interner Logik gerendert. Trotzdem darf ist das mit der Desktop-Lizenz machen.

 

Und Apps sind nun wirklich nicht das Selbe in Grün, die Mehrzahl davon mag ja so etwas wie win Website-Wrapper  oder eibn Ebook-Reader mit fest verdrahteten Ebook sein, aber hinter vielen stecken eben deutlich mehr an klassische Programme heranreichende Funktionen, die eben bis in den Bereich einer abgespeckten DTP-Anwendung reichen, und dazu eben auch in der App mitgelieferte Fonts benutzen, z.B. um auf ein Handyfoto gleich noch einen Grußtext zu packen.

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Und was ist da technisch an der PDF-Datei anders?

Hab ich doch nun schon fünfmal gesagt. Der Textfluss ist NICHT dynamisch. Es wird auch kein Kerning und kein OpenType live angewandt. Das ist alles vorab gestaltet und fertig gesetzt. Es gibt keinen durchlaufenden Textfluss. Daher ist die Text-Bearbeitung von PDFs ja auch so ein Krampf. 

Ob der Text in Kurven ist oder aus dem PDF-Subsetting kommt macht in der reinen Darstellung keinen Unterschied, weil beides eben quasi-statisch ist. Ist bei Web/App/E-Book nicht der Fall – oder wenn es dort doch mal statisch ist, dann wird auch keine eigene Lizenz fällig. 

 

Außerdem hab ich ja schon im dem verlinkten Artikel betont, dass PDF letztlich ein Sonderfall ist, da es sich nicht grundsätzlich in eines der zwei Lager statisch und dynamisch einteilen lässt. Daher bekommt es in EULAs ja oft eine eigene Behandlung, die dann die Details klärt (z.B. »nicht bearbeitbar, nur Subsetting etc.«). Da geht es letztlich genau um die geschilderten Probleme. 

 

…  aber hinter vielen stecken eben deutlich mehr an klassische Programme heranreichende Funktionen, die eben bis in den Bereich einer abgespeckten DTP-Anwendung reichen, und dazu eben auch in der App mitgelieferte Fonts benutzen, z.B. um auf ein Handyfoto gleich noch einen Grußtext zu packen.

Ja. Dies widerspricht aber alles nicht dem was ich sage. 

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Þorsten

Zumindest das EPUB-Format ist nur ein Zip. Da kann jeder alles rausziehen.

Nur welche kommerziellen Ebooks (für die teure Fontlizenzen auch nur theoretisch relevant wären) kommen als EPUB daher (an das der Nutzer auch heran kommt)? Amazon nutzt ein eigenen Format, das, wie ich lese, DRM-geschützt ist. Und auf meinen Android-Tablet (das viel offener ist als ein Kindle) komme ich nicht mal an die Files ran, ohne das Gerät zu rooten. Lade ich mit einem Linux-Firefox ein Amazon-Buch zum Offline-Lesen, bekomme das Buch auch nicht in einer Datei, sondern Firefox verstaut es in seinen SQLite-Datenbanken. Es da rauszupopeln ist auch nicht sooo einfach – und DRM habe ich dann immer noch nicht geknackt! (Nicht dass ich empfehle, das zu versuchen oder es selbst machen würde! :tutor:) Im Vergleich dazu ist es trivial, Webfonts abzugreifen, besonders, da z.B. Myfonts immer noch gerne volle Desktop-Fonts als TTF bereit stellt. (Vom Dekompilieren von PDFs habe ich nichts geschrieben.)

 

 

Die Schriftlizenz ergibt sich, wie nur immer wiederholen kann aus der »technischen Nutzung der Fontsoftware«, nicht aus der »Lesererfahrung«.

Dass das das Argument der Lizenzgestalter ist, wissen wir alle. Nun hat Moses aber kein Tablet vom Sinai herunter geschleppt, auf dem stand, dass Lizenzen sich zwangsläufig von irgendwelchen »technischen« Spitzfindigkeiten ableiten müssen.

 

Bezweifelst du wirklich, dass diese Erklärung der Erschaffer dieses Lizenzmodells eine post hoc rationalization darstellt? Als es möglich wurde, Fonts in Apps (und Ebooks) zu verwenden, wollten die Schriftverkäufer von dem profitverheißenden App-Kuchen (Twitter! Facebook! Milliardenumsätze!!!) einen Happen abbekommen – und sich nicht so mickrig abspeisen lassen wie bei dem historisch gewachsenen Markt für Desktop-Schriften. Weil sie das natürlich nicht so offen sagen wollen, wird halt ein technisches Argument vorgeschoben. Das ist alles legitim. So funktionieren PR und Marketing.

 

Findest du es aber wirklich sinnvoll, dass Hans Mustermann für seine im Selbstverlag veröffentlichte Autobiografie 49€ für seinen Liblingsschriftschnitt bezahlen soll, wenn das Buch gedruckt wird, aber 490€, wenn dasselbe Buch (mit statischem Inhalt!) als Ebook vertrieben wird?

 

Und da ich mich nicht nur zanken, sondern auch was lernen will: Du hast doch Einblick in den Markt. Verkaufen sich diese teureren eBook- und App-Lizenzen überhaupt? Wie viele eBooks kommen überhaupt mit eigens lizenzierten Schriften heraus? (Ich sehe übrigens gerade, dass FDI eBook- und App-Lizenzen trennt und erstere zumindest ein bisschen weniger teuer anbietet. Das ist doch mal ein Schritt in die richtige Richtung! :rockon:)

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Þorsten

Der Textfluss [in PDFs] ist NICHT dynamisch.

War er aber mal. Acrobat Reader hat das über viele Versionen hinweg unterstützt. Warum wurde der Modus eigentlich abgeschafft?

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Nur welche kommerziellen Ebooks (für die teure Fontlizenzen auch nur theoretisch relevant wären) kommen als EPUB daher (an das der Nutzer auch heran kommt)? Amazon nutzt ein eigenen Format, das, wie ich lese, DRM-geschützt ist. Und auf meinen Android-Tablet (das viel offener ist als ein Kindle) komme ich nicht mal an die Files ran, ohne das Gerät zu rooten. Lade ich mit einem Linux-Firefox ein Amazon-Buch zum Offline-Lesen, bekomme das Buch auch nicht in einer Datei, sondern Firefox verstaut es in seinen SQLite-Datenbanken. Es da rauszupopeln ist auch nicht sooo einfach – und DRM habe ich dann immer noch nicht geknackt! (Nicht dass ich empfehle, das zu versuchen oder es selbst machen würde! :tutor:) Im Vergleich dazu ist es trivial, Webfonts abzugreifen, besonders, da z.B. Myfonts immer noch gerne volle Desktop-Fonts als TTF bereit stellt. (Vom Dekompilieren von PDFs habe ich nichts geschrieben.)

Ich weiß nicht, warum ihr darüber diskutiert. Der Preisaufschlag auf E-Book-Lizenzen ergibt sich nicht aus der Extrahierbarkeit der Fonts aus der Datei.

Wie du selbst schon sagtest, sind Webfonts so spielend einfach zu klauen, dass es völlig albern wäre, irgendwie Verluste von aus E-Book geklauten Fonts wieder in die E-Books einzupreisen. Ich denke jedenfalls nicht im Traum daran. 

 

 

Bezweifelst du wirklich, dass diese Erklärung der Erschaffer dieses Lizenzmodells eine post hoc rationalization darstellt?

Ja. Denn ICH BIN SCHRIFTANBIETER und weiß, wie ich meine Lizenzen aufgesetzt habe und warum. Nämlich genau nach dem besagten Prinzip und genau aus den besagten Gründen. Ich habe immer schon nutzerbasierte Lizenzen verkauft und daran nichts geändert. 

Umgekehrt hab ich übrigens KEINE Lizenzen, die nach »Because we can« riechen, etwa Extra-Lizenzen für Logo-Nutzung, Buchstabenprodukte (wie Haustürnummern und Buchstaben-Aufkleber) oder eine Broadcasting-Lizenz für TV-Nutzung. DAS sind rein profitbasierte Lizenzformen ohne technische Grundlage. 

 

Findest du es aber wirklich sinnvoll, dass Hans Mustermann für seine im Selbstverlag veröffentlichte Autobiografie 49€ für seinen Liblingsschriftschnitt bezahlen soll, wenn das Buch gedruckt wird, aber 490€, wenn dasselbe Buch (mit statischem Inhalt!) als Ebook vertrieben wird?

Nein. Aber ich rede auch nicht über die Höhe der Preise. Das ist ein anderes Thema.

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Gast Schnitzel

Umgekehrt hab ich übrigens KEINE Lizenzen, die nach »Because we can« riechen, etwa Extra-Lizenzen für Logo-Nutzung, Buchstabenprodukte (wie Haustürnummern und Buchstaben-Aufkleber) oder eine Broadcasting-Lizenz für TV-Nutzung. DAS sind rein profitbasierte Lizenzformen ohne technische Grundlage. 

 

Was aber irgendwo auch wieder in sich schlüssig wäre, wenn man Schriftgestaltung mit den Nutzungsrechten in anderen Designbereichen gleichsetzen würde und nicht die Software sondern die Gestaltungsidee als Ware sehen würde. Bei Stockfotos und -illus ist das ja auch gang und gebe.

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