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Pavillon Gotisch: Eine Schriftdigitalisierung aus dem Druckkunstmuseum Pavillon-Presse

Ralf Herrmann

Das Druckkunstmuseum Pavillon-Presse beherbergt derzeit circa 1000 Hochdruckschriften. Darunter befinden sich auch einige vergessene Bleisatzschriften, die niemals im Foto- oder Digitalsatz umgesetzt wurden. Einer der Schätze des Archivs ist eine gotische Schrift der Leipziger Gießerei Julius Klinkhardt aus dem Jahr 1916. 

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Diese Schrift wurde nun für das Museum digitalisiert. Dies erfolgte jedoch nicht wie heute meist üblich, von Schriftmusterdrucken der Schriftgießerei. Bleisatzdrucke sind nie eine perfekte Wiedergabe des Buchstabenbildes auf Buchdrucklettern. Der physische Druck erzeugt immer eine gewisse Quetschung, die das Buchstabenbild etwas verfälscht. Dieser Effekt ist in der Regel umso größer, je kleiner der Schriftgrad ist. Heutige Schriftgestalter stehen hier immer vor der Wahl, ob sie das tatsächliche Druckbild digitalisieren oder die Originalformen der Glyphen hinter den Drucken gewissermaßen erraten wollen. Außerdem geben Drucke keinen direkten Aufschluss über die Größe der jeweiligen Schriftkegel. So muss insbesondere die Vor- und Nachbreite der Lettern ebenfalls in der Regel erraten werden. Bei der hier vorliegenden Digitalisierung waren jedoch die Bleisatzlettern vorhanden. So konnten die Schriftformen im Original studiert werden. Zur Digitalisierung diente zudem ein speziell im Museum für diesen Zweck gefertigter Druck alle Lettern. Indem alle Lettern mit druckenden Messinglinien umschlossen wurden, konnte die Größe der Kegel genau für die Digitalisierung übernommen werden.  

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So entstand die nach dem Museum benannte »Pavillon Gotisch A«. Die Schrift enthält die originalgetreuen Buchstabenbilder der Bleisatzschrift, einschließlich der interessanten Schwungbuchstaben und Ligaturen. Über die OpenType-Funktion »bedingte Ligaturen« lässt sich auf einfache Weise klassischer deutscher Fraktursatz erzeugen. Außerdem wurde der Zeichensatz auf die westeuropäische Standardbelegung ausgebaut. 

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Da die Buchstabenformen vieler gebrochenen deutschen Schriften nicht mehr ohne weiteres für jeden lesbar sind, gibt es eine abgewandelte Version B, bei der die Buchstabenbilder etwas mehr in Richtung Antiqua umgesetzt sind. 

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Die Pavillon Gotisch steht nicht zur direkten Lizenzierung zur Verfügung. Stattdessen erhalten Mitglieder des Vereines Pavillon-Presse Weimar e.V. sowie Förderer von Typografie.info die Schrift gratis mit ihrer gültigen Mitgliedschaft. 

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