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Markus Wäger
Ich interpretiere das von Poms eher (kalt)kapitalismus-kritisch.

Ich mag deine Art immer an allem das positive zu suchen. Wahrscheinlich hast du recht und ich habe Poms Meldung zu wörtlich genommen. Das hieße dann, ich bin ohne den Hintergrund zu durchblicken drüber gefahren und somit der Dumme! :shock:

Dann muss ich dringend zurück beten.

Greetinx. Markus 8)

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Bleisetzer
Ich interpretiere das von Poms eher (kalt)kapitalismus-kritisch.

Dass dem vor allem im Mittelstand so ist, bezweifle ich, ich habe da auch schon eine gewisse Gelassenheit erfahren, im Sinne "es geht uns gut, den Mitarbeitern soll es auch gut gehen". Wenn hingegen Gewinnmaximierung angestrebt würde, würde es den Mitarbeitern nicht so gut gehen (dafür dem Unternehmer noch "besser").

Damit es den Mitarbeitern nachhaltig gut geht, muss ein Unternehmen selbstverständlich nach vorne streben. Lethargie ist nur kurzfristig machbar.

Soweit ich weiß ist auch die Firma Zumtobel Licht (inzwischen einer der größten Leuchtenhersteller der Welt) in Dornbirn unter dieser Prämisse gegründet worden: Arbeit schaffen, für die Stadt nach dem Krieg etwas machen, sodass möglichst viele wieder eine solide Grundlage erlangen können.

Heute, als große AG, ist dieser Grundsatz offenbar gewinnmaximiert worden...

Meine besten Arbeitsjahre habe ich im Bereich Anwendung bei der Atex GmbH verbracht. In den 80er Jahren weltweit Marktführer für Redaktionssysteme für Zeitungen/Zeitschriften. Wir hatten sehr viele der größten Verlage in Deutschland als Kunden. Ich selbst habe u.a. Projekte bei der WAZ, Handelsblatt, Capital-Redaktion und Bertelsmann geleitet. Atex war damals ein Kodak-Unternehmen.

Bis heute ist mir das damalige Management Vorbild. Der damalige Geschäftsführer hat mal auf einer gemeinsamen Fahrt zu einem meiner Projekte etwas gesagt, was ich nie vergessen habe. Ich hatte die Gelegenheit genutzt, daß er in meinem Wagen saß und ich ihn mal eine zeitlang unter vier Augen ganz allein für mich hatte und hatte mich für ein Entgegenkommen der Firma bedankt, daß sie mir erbracht hatten, ohne dazu in irgendeiner Weise verpflichtet zu sein. HS sagte "So ein soziales Verhalten muß sich ein Unternehmen auch immer leisten können. Vergessen Sie das nie.".

Dort wurde niemand fallengelassen, wenn er Probleme hatte - sofern er die Bereitschaft zeigte, an der Lösung mitzuarbeiten. Und natürlich nur, wenn er vollkommen solidarisch mit dem Unternehmen war. Wir bekamen es (aus heutiger Sicht teilweise unglaublich) "hinten und vorn hineingeblasen". Arbeitsverträge mit einer Klausel "...wird angewiesen, sich einen Firmenwagen der gehobenen Mittelklasse zu ordern.", Firmen-Kreditkarten, Spesen und, vor allem: Entscheidungsfreiheit. Man bekam ein Projekt und eine Deadline. Wurde gefragt, ob man das Projekt annehme und konnte - begründet - auch ablehnen. Nahm man es an, war man verantwortlich dafür - und zwar ohne Wenn und Aber.

Ich war knapp 30, als ich dort anfing: Schriftsetzer, Fotosetzer, Leiter Layoutsetzerei, Leiter Zeitungssetzerei - das war's. Kein Abitur, kein Studium, kein Meistertitel. Das spielte dort alles keine Rolle. "Trauen Sie sich das zu? - Dann ist ja gut. Fangen Sie an. Wenn Sie es nicht schaffen, müssen wir uns von Ihnen trennen. Wir haben ein gutes Gefühl mit Ihnen, probieren wir's."

Das war kein Laumann-Job. Es hat niemanden interessiert, wieviele Stunden wir in der Woche arbeiteten. Nur das Projektziel war wichtig. Ich habe wochenlang in Gütersloh 18 Std. täglich an den Systemen verbracht. Aber auch heute noch ist mir die Zeit wertvoll. Mit 70 anderen Kollegen aus den weltweiten Filialen war ich 6 Wochen in London, als Murdoch den großen Streik an der Fleetstreet provozierte, ein -zig Millionen-System von Atex kaufte einschließlich einer Expertentruppe von uns, die ihm die Times und andere Blätter des Verlages produzierten.

Die haben es tatsächlich geschafft, daß ich mir für sie "den A.. aufreiße". Nach fünf Jahren habe ich aufgehört dort. Meine Frau meinte "Entscheid' Dich mal: Familie oder Beruf? 180 Übernachtungen im Jahr sind zuviel für ersteres." Als ich meinem Bereichsleiter mit diesem Problem kam, haben sie für mich eine Lösung gefunden: 2 Jahre nach Boston ins Headquarter als deutscher Verbindungsmann. Job-Garantie bei der Rückkehr, Umzugsbeihilfe, alles mögliche.. Meine Frau wollte, daß die Kinder in Deutschland aufwachsen. Das war's dann..

Warum so ausführlich?

Diese Jahre haben mich geprägt. Ich habe danach immer nur entweder für Arbeitgebern gearbeitet, die dieselbe Philosophie hatten (weil sie z.B. ebenfalls Ex-Atex'ler waren). Und danacfh habe ich mich dann selbständig gemacht und habe diesen Stil der Unternehmens-Leitung übernommen und ebenfalls praktiziert.

So bin ich 51 Jahre alt geworden.

Ich habe es also überlebt. Es geht also.

Bin immer noch Naßrasierer und kann mir jeden Morgen dabei im Spiegel in die Augen schauen.

Übrigens:

Marktführer waren wir, weil wir gut waren, hohe Gewinne eingefahren haben und konsequent die oben beschriebene Einstellung innerhalb des Unternehmens auch nach außen zu den Kunden getragen haben. Das wurde entsprechend honoriert.

Georg

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Christoph Schröer

Oh oh ... hier gehts ja wieder heiss her.

Ich bin aber auch der Meinung, dass jedes Unternehmen Gewinne

erwirtschaften muss, da ja nicht nur die Kosten gedeckt werden sollen,

da der Unternehmer ja auch von was leben will. Außerdem will sich das

Unternehmen ja vielleicht auch in geraumer Zeit auch vergrößern.

So können auch weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.

Aber leider sieht die Realität etwas anders aus. Da werden (oft) - gerade

bei großen Firmen - (Rekord-)Gewinne erzielt und trotzdem Mitarbeiter

entlassen. Dass ist bei meiner politische und wirtschaftliche Mitte-Links-

Einstellung im größten Sinne verwerflich.

Gruß aus Lünen

ps: Herzlichen Glückwunsch Georg (das hättte ich jetzt fast vergessen)

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Bleisetzer

Vielen Dank für all die Kondolenzen zu meinem 51.Geburtstag.

Ansonsten: Oswald Spengler beschreibt in seinem Buch Preußentum und Sozialismus genau diese unterschiedliche Auffassung von Wirtschaft mit den unterschiedlichen Philosophien.

Georg

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Poms

@CHSC

Da werden (oft) - gerade bei großen Firmen - (Rekord-)Gewinne erzielt und trotzdem Mitarbeiter entlassen.

Sehr oft maximiert sich der Gewinn aufgrund der Entlassungen.

Die "Großen" sprechen von Synergien, wenn sie fusionieren - dabei ist einer der Hauptgründe dafür, aus 2 Abteilungen eine zu machen.

Auch sehr beliebt ist das Out-Sourcing, am besten von ganzen Produktionszweigen...

Interessantes Buch zu diesem Thema, Branding und der sogenannten Globalisierung ist, "No Logo" von Naomi Klein (ISBN 3-570-50028-4). Wer es nicht kennt - kaufen.

@designworker

Entschuldigung für meinen 3-zeiligen Seitenhieb. Ich hatte einen Rappel bekommen - wenn ich zuviel der Harmonie lese, geht es mir manchmal so.

Ich habe ja beinahe unterstellt, das dieser Unternehmer ein ausgefuchster Trickbetrüger ist.

Da ich hier ja nichts weiss, war das eine bloße Unterstellung.

Shalom, Peace, Friede :)

@Georg

Alles Gute auch von mir ... und danke für deine "gut abgehangene" Lebensweisheit.

@Sebastian

Danke für's geraderücken.

Liebe Grüße an Alle und j u h u,

übermorgen bin ich in Kampanien!

Thomas

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  • 2 Wochen später...
GRIOT

Ich glaube, hier wird über verschiedene Dinge geredet.

Letzte Woche war bei der Christiansen (ich finde diese Sendung eigentlich daneben, aber DIESE Gäste waren eine herrliche Mischung) u.a. ein Hedge-Fonds-Manager. Und der sprach mir voll aus dem Herzen: "Das Problem ist, daß vielen Manager zum Thema Kosten nur Entlassungen einfallen. Mit solch unkreativen Leuten kann ich nicht zusammenarbeiten." Ich denke, genau das trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn in der (nicht nur) deutschen Wirtschaft mindestens die Hälfte der sogenannten Manager ausgewechselt werden würde, wäre der Wirtschaft sehr geholfen. Denn diese Typen haben dafür gesorgt, daß Gewinnsteigerung und Entlassungen in einem Atemzug genannt (und gemeint!) werden. Die vielen anderen Möglichkeiten werden überhaupt nicht in Betracht gezogen.

Nebenbei: Maximaler Gewinn wäre eine Produktion ohne Kosten, also auch ohne Maschinen, Strom und eben auch Angestellten, zum maximalen Verkaufspreis. Von daher ist eine Gewinnmaximierung von sich aus schon Unsinn, denn wer produziert dann den ganzen Krempel? Und wer soll ihn kaufen? Der Begriff Gewinnmaximierung dient lediglich der Selbstbeweihräucherung mancher Manager, um ihre eigene Wichtigkeit darzustellen. Ein Mittelständler wird dieses Wort sicherlich nicht benutzen.

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Herr Sharif

»Während in den vormodernen, naturalwirtschaftlichen Agrargesellschaften Not und Armut in erster Linie durch das Ausgeliefertsein an die »erste Natur« und durch den niedrigen Stand der Produktivkräfte bedingt waren, erzeugt der Kapitalismus ein sekundäres, rein gesellschaftlich bedingtes Elend.

Weil der Zweck der Produktion einzig in der abstrakten Gewinnmaximierung von Geldeinheiten besteht, wird zum ersten Mal in der Geschichte nicht für die Befriedigung von Bedürfnissen produziert. Wenn nicht mindestens die durchschnittliche Profitrate zu erzielen ist, werden daher intakte Produktionsmittel auch dann stillgelegt oder heruntergefahren, wenn nebenan Menschen darben. Und wenn es das Bewegungsgesetz des automatischen Subjekts will, fließt die exorbitant gesteigerte Produktivkraft eben in Autos, Autobahnkreuze oder Raketen, während massenhaft Menschen obdachlos sind und Kinder selbst in den reichen Ländern hungern.«

Robert Kurz, Vorwort in "Marx lesen", Eichborn, 2006, ISBN: 3-8218-5646-7

Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft. Und in dieser gibts es keine Alternative zur "Gewinnmaximierung"; für alle Menschen – egal ob Mittelständler, Hedge-Fond-Manager oder Hartz-IV-Empfänger (der muß allerdings ganz von vorn anfangen: nämlich sich um die "Befriedigung seiner Bedürfnisse" kümmern). Das wußte Karl Marx alles schon vor 150 Jahren. Ich wundere mich immer: Dieser Mann kam bei einer populären TV-Show unter die 10 berühmtesten Deutschen (oder waren es sogar die letzten fünf?) aber niemand scheint ihn gelesen, geschweige denn, auch nur einen Bruchteil seiner Analysen verstanden zu haben ...

Gruß, Sharif

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Bleisetzer

Lieber Herr Sharif,

natürlich hast Du recht mit Deiner globalen Beurteilung der Um- und Mißstände. Das ist ja dialektisch mindestens seit den 20er Jahren durch die Herren Marx/Engels und die darauffolgende Praxiserfahrung der Sowjetunion mit ihren Satellitenstaaten wie z.B. der "Deutschen Demokratischen Republik" hinreichend unter Beweis gestellt worden. Oder auch nicht. Egal.

Aber häng' es doch einmal ein paar Nummern tiefer.

Wenn ich in meinem Umkreis (Firma, Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis) mich eben nicht nach diesen ausschließlich neo-kapitalistischen und neo-liberalen Prinzipien verhalte - glaubst Du, ich würde dadurch das Rad der Geschichte auch nur um einen Deut verändern? Ich glaube das nicht.

Aber andererseits: Bliebe mir die Freiheit überhaupt, mich entgegen dieser Prinzipien zu verhalten? Ohne als radikaler Aussteiger im Abseits außerhalb der Gesellschaft zu stehen? Ich glaube das schon.

Seit 14 Jahren selbständig, ernähre ich meine Familie und die einiger Partner und Mitarbeiter. Nicht ohne Probleme, aber in so befriedigender Form, daß die meisten der oben erwähnten Personen nun mittlerweile schon seit vier oder fünf Jahren mit mir zusammenarbeiten.

"Georg & Sohn" wird wohl nie als Firmenschild über Düsseldorf leuchten. Und an die Börse gehen wir auch nicht. Aber wir verhalten uns nicht "gewinn-maximierend", sondern streben eine Win-Win-Situation mit unseren Kunden an. Und privat handhabe ich das genau so. Wer mit mir in irgendeiner Form etwas gemeinsam macht - und das beziehe ich ausdrücklich auch auf meine Liebhaberei, den Buchdruck - wird von mir so behandelt, daß er etwas ins Projekt einbringt, aber auch etwas zum Ausgleich davon mitnimmt.

Dazu noch ein gehöriger Schuß Altruismus. (Ein Widerspruch, denn letztendlich zahlt sich auch Altruismus aus und man bekommt ein ebensolches Verhalten zurück, wenn man es anderen vorlebt). Aber dann kann man ein erfülltes Berufs- und Privatleben führen, ohne durch die Natur des spiralförmig verlaufenden Gewinn-Maximierungs-Prinzips gezwungen zu sein, mit immer härteren Methoden Profit einzufahren.

Das ist so.

Georg

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