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NS-Schriften

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RobertMichael
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lucian bernhard ist in diesem bezug besonders interessant, seine schriften sind keine
typischen schaftstiefelgrotesken. die bernhard fraktur wurde beim völkischenbeobachter als headlineschrift gewählt, bis man entdeckte das bernhard jude war.

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bsp.: 1934 vor und 1941 nach dem schrifterlass.

Die Bezeichnung „Schwabacher Judenletter“ lässt jedoch noch einen weiteren Schluss zu: In dem Erlass ist die Rede von dem „Buchdruckereibesitzer Adolf Müller“, der an der Entscheidung mitwirkte. Dieser war Direktor des Zentralverlages der NSDAP und somit verantwortlich für den Druck des „Völkischen Beobachters“. Möglicherweise hat Müller herausgefunden, dass die Fraktur des „Völkischen Beobachters“ auf einen Künstler namens Lucian Bernhard (1883-1972) zurückging.17 Bernhard jedoch, der in der Hauptsache als herausragender Plakatkünstler gefeiert wurde, war Jude. Es ist durchaus denkbar, dass diese Entdeckung zum Anlass genommen wurde, alle gebrochenen Schriften als „jüdischen Ursprungs“ zu verbieten (Abb. 6 und 7)

„Gebrochene Schriften“ in der Sammlung Flugblätter und Flugschriften des AdsD – Geschichte, Entwicklung und optische Schrifterkennung (OCR) von Frakturschriften
– Peter Pfister
http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/newsletter/newsletter/NL%202007/NL%2002%202007/html022007/pfister.html

hir noch einige plakate von bernhard
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(1919)
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(1917)
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(1920)

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Uwe Borchert

Hallo,

lucian bernhard ist in diesem bezug besonders interessant, seine schriften sind keine

typischen schaftstiefelgrotesken. die bernhard fraktur wurde beim völkischenbeobachter als headlineschrift gewählt, bis man entdeckte das bernhard jude war.

v-beob1.jpg

v-beob2.jpg

bsp.: 1934 vor und 1941 nach dem schrifterlass.

:-o Ist die Ausgabe von 1941 nicht mir einer Bernhard Antiqua gesetzt?

Gewisse intellektuelle Defizite der am Normalschriftenerlass Beteiligten lassen sich da echt nicht verbergen. War das Grundvoraussetzung für die Parteizugehörigkeit?

:-?

MfG

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Joshua K.

Scharf beobachtet, Uwe! :-D Ich sehe das als starken Hinweis darauf, daß die Tatsache, daß die Bernhard-Fraktur von einem Juden geschaffen worden war, keine Rolle für den Erlaß spielte.

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Uwe Borchert

Hallo,

Scharf beobachtet, Uwe! :-D Ich sehe das als starken Hinweis darauf, daß die Tatsache, daß die Bernhard-Fraktur von einem Juden geschaffen worden war, keine Rolle für den Erlaß spielte.

Parteiintern war die Begründung etwas anders. Auch in den besetzten Gebieten sollten die Drucksachen der Führung gelesen werden können. Aber wenn die NS-Führung schon mal ein Pseudo-Argument vorgibt, warum um alles in der Welt dann soooo wackelig? Und warum wurden berechtigte Sachfragen versteckt und deren Antworten so wirr begründet?

:neenee:

MfG

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RobertMichael

stimmt, ist auch bernhard. ist mir gleich garnicht aufgefallen.

hier ein beispiel von 1945 mit der block

http://cambridgeforecast.files.wordpress.com/2009/11/beobachter.gif

und der memphis (?)

http://www.betten-24.de/Volkischer_Beobachter_zum_V_2_Einsatz_gegen_London.jpg

http://nvp.at/landtagswahl/wp-content/uploads/2009/11/vb1.jpg

ich glaube das andere beispiel mit der bernhard condensed ist eher eine ausnahme.

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Kathrinvdm

Ich hoffe doch nicht … Sein Ausgangsthema ist ja wirklich spannend und es wäre schön, mehr darüber zu erfahren. :-)

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Pachulke

Es ist hier ja immerhin auch etliches an beeindruckendem Material zusammengetragen worden (wobei ich mich übrigens schon etwas wundere, wieso eine Bettfedernreinigung Seiten des »Völkischen Beobachters« hostet).

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RobertMichael

hab ich mich auch gewundert, scheint aber an peenemünde zu liegen.

in dem zeitungsausschnitt geht es um die V2, der bettenseitenbetreiber

scheint aus peenemünde zu kommen und veröffentlicht diverse dinge auf

seiner domain: http://www.betten-24.de/london.htm

peenemünde = pommersche bettenmuseum (am flugplatz)

peenemünde = heeresversuchsanstalt peenemünde

nur komisch: gibt man www.betten-24.de ein landet man in freiberg.

wie auch immer, zurück zum thema.

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Gast kdgernert

Lieber Minimalist!

Hier meldet sich der Threadersteller. Habe mit Erstaunen und einigermaßen irritiert die Entwicklung der Diskussion verfolgt. Zeitweise ging es ja nicht mehr um meine Frage.

Zunächst habe ich mich auf die von euch angeregte Lektüre verlegt, damit ich etwas Boden unter die Füße bekomme. Das war wichtig und hilfreich. Das arbeite ich gerade auf und danach melde ich mich wieder.

Deinen ausführlichen Beitrag habe ich mit Interesse und Gewinn für meine Fragestellung gelesen. Dass du damit solch eine Debatte losgetreten hast, hat mich sehr erstaunt. An der eigentlichen Beantwortung meiner Frage hat sich der Widerspruch ja auch nicht entzündet. Meine zwischenzeitliche Lektüre hat jedenfalls deine Position eindeutig bestätigt. Hitlers Einstellung in der Schriftenfrage und die Praxis bis 1941 zeigen ja schon eine erstaunliche Widersprüchlichkeit, von dem turn von 1941 gar nicht zu reden. Ich denke, dass das zusammen mit den weiteren Beispielen, die von anderen noch angeführt wurden, klar macht, dass man korrekterweise von verschiedenen Vereinnahmungen der in Rede stehenden Schriften sprechen muss. Das schließt nun aber keineswegs deren Ideologisierung im Gebrauch aus. In dem Falle, der mich interessiert, ist das eindeutig. Auch wenn es keine "Nazi-Schriften" in dem Sinne waren, dass sie gezielt von der NSDAP in Auftrag gegeben wurden und / oder ausschließlich von ihr benutzt wurden, sie kamen wie auch immer auf den Markt, wurden der NSDAP vielleicht sogar angedient, in jedem Falle dienten sie den Nazis als ästhetische Transportmittel einer ideologischen Inszenierung in ihren Schulungsräumen. Bei anderen Gestaltungsmitteln in der Inneraumausstattung - Adlern und Wappen - lässt sich Vergleichbares feststellen: Die gab es vorher und nachher, sie hatten aber auch eine zeittypische Prägung (der NSDAP-Adler schaute z.B. nach links) und sie wurden von den Nazis in ihrem Sinne funktionalisiert. Auch ohne als NS-Symbol geboren worden zu sein, konnten sie zum Träger von deren Ideologie werden - und - wie der Salto rückwärts von 1941 zeigt - dann auch mit zweifelhaftesten Begründungen wieder beiseite gelegt werden.

Soviel zu der Debatte. Bezüglich der einzelnen Schriften, die in meinen fünf Beispielen verwendet wurden, hätte ich mir von der Expertenschaft etwas genauere Bestimmungen gewünscht. Kann man da vielleicht auch einzelne Typographen festmachen?

Klaus-Dieter Gernert

  • Gefällt 1
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Uwe Borchert

Hallo,

Auch ohne als NS-Symbol geboren worden zu sein, konnten sie zum Träger von deren Ideologie werden - und - wie der Salto rückwärts von 1941 zeigt - dann auch mit zweifelhaftesten Begründungen wieder beiseite gelegt werden.

Das war aus der Sicht der Antiqua-Befürworter ein Salto vorwärts. Betrachteten diese doch die Gebrochenen als rückwärtsgewandt und altmodisch bürgerlich.

MfG

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RobertMichael
Bezüglich der einzelnen Schriften, die in meinen fünf Beispielen verwendet wurden, hätte ich mir von der Expertenschaft etwas genauere Bestimmungen gewünscht. Kann man da vielleicht auch einzelne Typographen festmachen?

den meisten beispielen von dir liegt wohl keine fertige schrift zugrunde.

vorallem das teil aus metall. gauschule könnte tannenberg sein.

früher gabs in dem wikiartikel mal bilder zu den schriften,

anscheind sind die beim umzug verschwunden.

vielelicht kannst du die bilder frontal fotografieren und größer einstellen.

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Joshua K.

„Gauschule“ ist nicht die Tannenberg, auch keine andere mir bekannte schlichte Gotisch, genauso wie „Nichts für uns …“. Bestimmte Druckschriften müssen nicht als Vorlagen für die Beschriftungen gedient haben; es gab damals auch verschiedene Musterbücher mit Schriftvorlagen zum Nachschreiben und Nachmalen.

Die Schrift auf den Bildern 1 und 2 erinnert mich an Werke von Rudolf Koch, seine Offenbach ist beispielsweise ähnlich.

bearbeitet von Joshua K.
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Gast kdgernert

Nachdem ich etwas herumgelesen habe zu den neu-gotischen Schriften und zu der widersprüchlichen Rolle der Nazis in der Schriftfrage, meine Frage bezüglich der Einschätzung eurer Grundposition: Deckt sie sich mit der des BfdS (artikuliert in http://www.bfds.de/veroeff/fragen/18_Nazischrift.pdf) oder wo bestehen Unterschiede?

Zu den Metalltafeln (1.,2.), die zusammen mit dem Kandelaber (3.) im Mittelpunkt meines Interesses stehen, weil es die einzigen nennenswerten Inneneinrichtungsgegenstände sind, die sich meines Wissens von den Gauschulen der NSV, über die ich eine Monographie schreibe, erhalten haben, habe ich noch folgende Anmerkung bzw. Fragen:

- Es ist der Wunsch nach exakt frontalen Abbildungen geäußert worden. Da ich für zwei Monate nicht in Deutschland bin, habe ich augenblicklich keinen Zugang zu den Tafeln und kann auch keine neuen Fotos erstellen.

- JoshuaK verweist auf Ähnlichkeiten mit der Koch-Schrift Offenbach. Die dürften wohl in den Versalien liegen. Einen Unterschied machen aber die Versalien A, M, V, W mit den eigentümlich „Querbälkchen“. Hierzu die Fragen eines typographisch Ungebildeten: Wie lautet dafür der Fachbegriff? Kommt das bei diesen Schriftarten sonst wo noch vor? Ich habe es noch nie gesehen, was aber nichts heißen will.

- Wo kann man sich über die Produktionsstätten und –bedingungen solcher metallener Schrifttafeln Mitte der Dreißiger Jahre kundig machen?

- Zu der Schrift auf dem Kandelaber (3.) hat sich bislang keiner dezidiert geäußert. Nach meinem unmaßgeblichen Eindruck liegt sie im mainstream oder sehe ich das falsch?

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Pachulke

Die Querbalken sind (hier) mehr oder minder verkorkste Serifen. Grundlage des gotischen Schriftduktus’ ist ja eigentlich die Breitfeder. Waagerechte Breitfederzüge gibt es z. B. in der Wallau (siehe hier W und X). Auf den Metalltafeln sind die Balken aber ziemlich verunglückt. Die Schrift auf den Tafeln macht insgesamt einen ziemlich unprofessionellen Eindruck. Das ist eher als »Volkskunst«, also Kunstgewerbekitsch einzustufen. Als Hersteller kommt fast jede Dorfschlosserei in Frage, oder (noch wahrscheinlicher) auch ein Industriebetrieb mit Lehrwerkstatt. Irgendjemand, der als künstlerisch begabt galt, hat halt die Buchstaben vorgezeichnet, dann hat ein Dutzend Lehrlinge gesägt und gefeilt, dann auf die Träger geschweißt, lackiert und dann ab zur feierlichen Übergabe mit Bier und Schnittchen.

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Joshua K.
Nachdem ich etwas herumgelesen habe zu den neu-gotischen Schriften und zu der widersprüchlichen Rolle der Nazis in der Schriftfrage, meine Frage bezüglich der Einschätzung eurer Grundposition: Deckt sie sich mit der des BfdS (artikuliert in http://www.bfds.de/veroeff/fragen/18_Nazischrift.pdf) oder wo bestehen Unterschiede?

Die Erklärungen decken sich mit meiner Einschätzung, abgesehen davon, daß, wie schon angemerkt, die Helvetica nicht zu den Groteskschriften gehört, die etwa gleichzeitig mit der Tannenberg entstanden sind.

- Es ist der Wunsch nach exakt frontalen Abbildungen geäußert worden.

Das hülfe nur, wenn jemand eine passende Schrift fände, damit man mit dieser dann genau vergleichen kann.

- JoshuaK verweist auf Ähnlichkeiten mit der Koch-Schrift Offenbach. Die dürften wohl in den Versalien liegen.

Die Gemeinen sind doch auch ausgesprochen ähnlich.

- Zu der Schrift auf dem Kandelaber (3.) hat sich bislang keiner dezidiert geäußert. Nach meinem unmaßgeblichen Eindruck liegt sie im mainstream oder sehe ich das falsch?

Das ist in der Tat eine sehr normale Schrift, nichts ungewöhnliches. Vielleicht wurde sie frei, ohne Vorlage geschrieben. Vielleicht hat aber auch ein Schreibmusterbuch als Vorlage gedient.

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Gast kdgernert

zu Pachulke:

"Die Schrift auf den Tafeln macht insgesamt einen ziemlich unprofessionellen Eindruck. Das ist eher als »Volkskunst«, also Kunstgewerbekitsch einzustufen. Als Hersteller kommt fast jede Dorfschlosserei in Frage, oder (noch wahrscheinlicher) auch ein Industriebetrieb mit Lehrwerkstatt. Irgendjemand, der als künstlerisch begabt galt, hat halt die Buchstaben vorgezeichnet, dann hat ein Dutzend Lehrlinge gesägt und gefeilt, dann auf die Träger geschweißt, lackiert und dann ab zur feierlichen Übergabe mit Bier und Schnittchen."

Diese Einschätzung passt ausgezeichnet zu den überlieferten Ausführungen zur Einweihungsfeier der betreffenden Gauschule im Jahre 1937. Es wird davon berichtet, dass ehemals arbeitslose Handwerker in einer Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Gauschule ausgestaltet hätten. Sie produzierten arg naive Schmiede- und Holzarbeiten wie z.B. ein Tor mit NSV-Emblem, eine Außenlampe mit einer Halterung aus den Lettern NSV, mehrere rustikale Kandelaber mit und ohne Aufschrift, Rundleuchter und mit Adlermotiven u.a.m. Die Schrifttafeln hatte ich dem bislang aus Unkenntnis nicht zugeordnet.

Klaus-Dieter Gernert

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Minimalist

Allerdings :-D

Und auch da zeigt sich wieder dieser Kontrast: Naive Kunst am Bau auf der einen Seite, Lichterdom, Fahneninszenierung und Nationalsozialistische Protzbauten auf der anderen ...

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Kathrinvdm

Das ist wie bei manchem Großkonzern, wo es ein striktes Design-Manual für den Firmenauftritt gibt, aber die Sekretärin schnell mal was ganz eigenes in Powerpoint für die Teeküche bastelt … ;-)

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