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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Facelifting bei Reclam

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Gast bertel
Ich stelle jetzt mal eine Vermutung an: Ich könnte mir vorstellen, dass damit der inhaltlichen Qualität Rechnung getragen werden soll. Der Inhalt eines Reclam-Heftes entspricht ja qualitativ dem eines Buches, während die materielle Ausgestaltung eben »nur« die eines Heftes ist …

Das könnte durchaus sein, nur muss die Zielgruppe nicht an die Qualität des echten Buchs erinnert werden. Wer ein Reclamheft kauft, muss dies entweder (Schule) oder will es eben bewusst.

… Die Reclam-Hefte »buchähnlicher« zu gestalten ist eine charmante Idee – die für meine Begriffe aber gerne ironischer überspitzt hätte werden dürfen, um diese Diskrepanz deutlicher hervorzuheben.

hm, da fehlt mir ein wenig der Sinn. Warum bewusst an den großen Bruder "Buch" annähern, wo genau so bewusst abgegrenzt werden soll?

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Kathrinvdm

Ich finde, das ist durchaus ein möglicher gestalterischer Ansatz – eben dann, wenn man ganz frei mit der Assoziation »Buch« spielt. Der ironische Dreh würde mir daran gefallen.

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Friedrich Forssman
Ich stelle jetzt mal eine Vermutung an: Ich könnte mir vorstellen, dass damit der inhaltlichen Qualität Rechnung getragen werden soll. Der Inhalt eines Reclam-Heftes entspricht ja qualitativ dem eines Buches, während die materielle Ausgestaltung eben »nur« die eines Heftes ist – woraus sich die von Dir genannten Vorteile ergeben.
Danke, das ist der erste Hinweis auf die Gründe der Neugestaltung. Leuchtet mir auch alles ein, würden wir unseren Kunden normalerweise auch so raten, würde es ich nicht um Reclam drehen. Da sehe ich bei der Institution "Reclam-Heft" immer noch keine Notwendigkeit.

Die Institution »Reclam-Heft« konnte nur eine bleiben, indem sie sich verändert hat. Wie etwa alle 20 Jahre, jedenfalls seit der ersten Umgestaltung 1917. Die Gestaltung von 1988 ist ja nicht der Beginn oder die eigentliche Bildwerdung der Institution – schon diese Gestaltung (meines verehrten Lehrers Hans Peter Willberg) war ja eine Weiterentwicklung des Vorgängermodells, das bereits gelb und rechtsbündig war.

Wieso ist ein angeschnittener Balken ein typischer 80er-Jahre-Motiv?

Dann hätte man also in den 90ern ein 80-Jahre-Motiv verwendet und war damit von vorneherein hinterher und merkt das jetzt erst nach 20 Jahren?

»Wieso« der angeschnittene Balken ein typisches Motiv der 80er Jahre ist, darauf kann man nur sehr spekulativ und ausführlich antworten. »Daß« es so ist, ist unbestreitbar. Wer, wie ich, in den 80ern sein Studium begonnen hat, hat dieses Motiv damals wahrlich oft genug gesehen. Die Gestaltung stammt von 1988 – und sie war ja nun wahrlich gut und neutral genug, daß sie problemlos bis 2012 beibehalten werden konnte. Jede der (je nach Zählung mindestens acht) Neugestaltungen der UB war zum Zeitpunkt der Entstehung sowohl aktuell genug, als zeitgenössisches Design zu gelten, als auch neutral genug, länger beibehalten werden zu können, als sie aktuell war. Die 1988er-Gestaltung hätte man schon 1995 auf keinen Fall mehr so gemacht.

* * *

Die Reclam-Hefte »buchähnlicher« zu gestalten ist eine charmante Idee – die für meine Begriffe aber gerne ironischer überspitzt hätte werden dürfen, um diese Diskrepanz deutlicher hervorzuheben.

Machen Sie doch mal spaßeshalber einen Entwurf, der diese ironische Überspitzung zeigt. Das schreibe ich ganz ernsthaft: Ich wäre sehr neugierig darauf. Ironische Überspitzungen sind, wie ich finde, schon bei Einzelbüchern grenzwertig (ich hab sie aber doch sehr oft angewandt, den Inhalt dabei natürlich nie verfremdend oder gar diffamierend [jedenfalls nicht absichtlich]); bei Reihen, vor allem bei dieser, sind sie gewiß (?) nicht haltbar genug.

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Gast bertel
Ich finde, das ist durchaus ein möglicher gestalterischer Ansatz – eben dann, wenn man ganz frei mit der Assoziation »Buch« spielt. Der ironische Dreh würde mir daran gefallen.

Ja, natürlich, ich wollte damit nicht sagen, dass mein Ansatz der einzig seligmachende ist. :gimmifive: Da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt …:-|

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Kathrinvdm
Machen Sie doch mal spaßeshalber einen Entwurf, der diese ironische Überspitzung zeigt. Das schreibe ich ganz ernsthaft: Ich wäre sehr neugierig darauf. Ironische Überspitzungen sind, wie ich finde, schon bei Einzelbüchern grenzwertig (ich hab sie aber doch sehr oft angewandt, den Inhalt dabei natürlich nie verfremdend oder gar diffamierend [jedenfalls nicht absichtlich]); bei Reihen, vor allem bei dieser, sind sie gewiß (?) nicht haltbar genug.

Lach, ja, wenn das so einfach wäre! Ich kann mir ziemlich genau vorstellen, wie viele Gedanken und Energie Sie in die Gestaltung dieser Buchreihe gesteckt haben – dagegen werde ich nicht mit einem mal eben hingeworfenen Entwurf in den Ring treten. Aus Respekt vor Ihrer Arbeit – und um mir eine Blamage zu ersparen. ;-) Im Ernst: Ich hätte große Freude daran, mal ein Projekt dieser Art auf den Tisch zu bekommen, aber das bräuchte dann eine gebührende Menge an Zeit und Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung, alles andere wäre Klamauk. :-)

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Kathrinvdm
… und am meisten bin ich auf deinen gespannt, liebe Kathrin Du stehst bei Friedrich Forssman im Wort …

Das nenne ich subtilen Druckaufbau! ;-) Erstmal habe ich noch eine Rezension bei Ralf abzuliefern – sonst droht mir hier vermutlich Hausverbot. Und außerdem: siehe oben.

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Friedrich Forssman
Lach, ja, wenn das so einfach wäre! Ich kann mir ziemlich genau vorstellen, wie viele Gedanken und Energie Sie in die Gestaltung dieser Buchreihe gesteckt haben – dagegen werde ich nicht mit einem mal eben hingeworfenen Entwurf in den Ring treten. Aus Respekt vor Ihrer Arbeit – und um mir eine Blamage zu ersparen. ;-) Im Ernst: Ich hätte große Freude daran, mal ein Projekt dieser Art auf den Tisch zu bekommen, aber das bräuchte dann eine gebührende Menge an Zeit und Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung, alles andere wäre Klamauk. :-)

Also, erstens: nix gegen Klamauk! Und zweitens habe ich nicht auf einsamem Felsen mit allerhand Gestalterdämonen gerungen, sondern der Entwurfsprozeß war durchaus vernüftig und systematisch. Es wird – verteilt über ein paar Wochen – nur ein paar Tage gedauert haben, bis die Sache grundsätzlich stand. Wann gestalten wir Gestalter schon mal? Wir telephonieren, wir emailen, wir plagen uns mit Farbprofilen ab, wir sitzen in Eisenbahnen und machen »Textmassage« (Iris Farnschläder). Das eigentliche Gestalten, mit abgeschaltetem Telephon und Rechner ohne Internet (ich verwende »MacFreedom«), das sind doch immer nur paar köstliche Tage im Jahr?

Aber Sie stehen natürlich nicht »im Wort«. Ich fürchte mich auch ein wenig davor, daß womöglich auf die Weise Spitzen-Entwürfe auftauchen: »Jeder, der alle Tassen im Schrank hat, ist doch zerfressen von Selbstzweifeln. Die Irren, die richtig Gefährlichen – das sind die, die glauben, daß sie gut sind.« (Matthias Brandt in einem Interview der SZ)

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Kathrinvdm

:schmunzel: Ich will nicht feige sein: Wenn wir uns hier im Forum einen kleinen feinen Kollegenwettbewerb ausrufen und eine Aufgabe, über die alle Teilnehmer gleichermaßen frisch nachdenken, sowie einen realistischen Zeitrahmen definieren, der berücksichtigt, dass wir nebenbei ja auch noch ein bisschen den Lebensunterhalt verdienen müssen, dann bin ich dabei. :-)

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Gast bertel
… Aber Sie stehen natürlich nicht »im Wort«. Ich fürchte mich auch ein wenig davor, daß womöglich auf die Weise Spitzen-Entwürfe auftauchen …

Das war auch eher scherzhaft gemeint, Kathrin kennt meinen komischen Humor schon :-) Dass wirklich brauchbare Entwürfe auftauchen kann bei der versammelten Schwarmintelligenz schon passieren – allein schon deswegen wäre der

… kleine feine Kollegenwettbewerb …

in einer geschlossenen Gruppe gut aufgehoben, wo weder Besucher noch Google hineinschauen können. Vielleicht auch einfach als ergebnisoffenen diskutierten Spielplatz?

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GertWiescher
Verdammt: Ertappt!
Tja – ganz ehrlich gesagt, wenn die von Reclam zu mir gekommen wären, ich hätte das auch gemacht. Auch wenn es totaler Unfug ist so ein tolles Alleinstellungsmerkmal aufzugeben. Ich hätte denen das zwar gesagt, aber wenn die dann immer noch darauf bestanden hätten, klar. Wie wir in Bayern sagen: Wer zahlt schafft an!
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Pachulke

Ich glaube, Du hast das »Ertappt« falsch verstanden. Das war eine ironische Replik auf die Sache mit dem Gelbverbrauch.

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TYPOGRAFSKI

das alte war nicht schlecht aber noch lange nicht gut. ich empfand die schrift zu groß, die abstände nach oben und rechts zu gering und warum überhaupt rechtsbündig? was spricht dafür, wer hat einen guten argument?

das neue design ist eine zeitgmäße, sinnvolle weiterentwicklung, gut gemacht.

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109
das alte war nicht schlecht aber noch lange nicht gut. ich empfand die schrift zu groß, die abstände nach oben und rechts zu gering und warum überhaupt rechtsbündig? was spricht dafür, wer hat einen guten argument?

Das habe ich mich als Laie auch gefragt, wäre interessant eine Antwort hierzu zu erhalten.

Mich erinnert das neue Cover spontan an eine Kladde – wahrscheinlich weil ich viel mit Kladden arbeite; wirkt auf mich klar und frisch, net hip oder überdreht. Die Positionierung finde ich auch gut; eine exzentrische Positionierung des Schildchens würde den rechteckigen Aufbau der Gestaltung zerreißen. Der Kontrast zwischen dem weißen Schildchen und dem Gelb ist ausreichend, da es ja kein Zitronengelb ist, sondern eher in Richtung Chromgelb geht, vielleicht war das ja auch der Grund für mehr Rot im Gelb ...?

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Martin Z. Schröder
Als ich gestern die neuen Umschlaggestaltung gesehen habe, war meine erste Reaktion: »Was soll das? Die alte Gestaltung hatte doch prima funktioniert. Jetzt ist es einfach nur hässlicher.«

Als ich heute nach der Arbeit heimkam und wieder einen Blick darauf geworfen habe, kam es mir plötzlich so vor, als sei ich schon damit vertraut. Auch das weiße Schildchen, das mich vorher richtiggehend gestört hatte, wirkte »normal«.

Ich muss nun an Arno Schmidt denken, der irgendwo geschrieben hat: »Der kluge Rezensent sagt ein Jahr lang gar nichts.«

Arno Schmidt wird Band 1 der Reclam-UB auch gekannt haben, in dem es heißt:

Ach! Was in tiefer Brust uns da entsprungen,

Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,

Mißraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,

Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.

Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,

Erscheint es in vollendeter Gestalt.

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,

Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
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boernie

Reclam UB 1

Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, dass es zugrunde geht;

Drum besser wär’s, dass nichts entstünde.

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pürsti
und warum überhaupt rechtsbündig? was spricht dafür, wer hat einen guten argument?

ist für mich absolut logisch vom Handling her. Absolut syncron zur Benutzung. Würd jetzt auch nicht eine Tür, mit Türklinke rechts, (links)bündig beschriften sondern gleich rechts(bündig) zur Klinke leiten.

Friedrich Forssman, 04.02.12, 17:52

»Wieso« der angeschnittene Balken ein typisches Motiv der 80er Jahre ist, darauf kann man nur sehr spekulativ und ausführlich antworten. »Daß« es so ist, ist unbestreitbar. Wer, wie ich, in den 80ern sein Studium begonnen hat, hat dieses Motiv damals wahrlich oft genug gesehen. Die Gestaltung stammt von 1988

spekulativ aber unebstreitbar? ;-)

Dieser Balken war schon ein beliebetes Bauhaus-Motiv. Sogar Spiekerman hat(te?) es in seinem Briefkopf. Für mich alles andere als typisches Motiv der 80er

Und in Willbergs Fassung hatte er auch eine schlüssige Funktion. Jetzt ist der schwarze Balken eigentlich nur noch eine nostalgische Reminiszenz an ihn. (oder überseh ich da was?)

Zuzsammen mit dem Verlagsnamen und der Farbe hatte der Balken (wie eingestanden) Logo-Qualität.

Zur simplen Deko Verkommen fristet er jetzt ein eher schwächelndes Dasein.

Aktualisierungen sind von Zeit zu Zeit natürlich wünschenswert. diemal kann ich einen echten Fortschritt halt nicht erkennen.

Und jetzt besorg ich mir mal ein Original, damit ich auch wirklich mitreden kann.

  • Gefällt 2
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Joshua K.

Die alte Gestaltung war sicher nicht schlecht, aber so toll, daß sie jetzt auf ewig beibehalten werden soll, finde ich sie ebenfalls nicht. Die Mischung aus links- und rechtsbündigem Satz, der angeschnittene Balken in Verbindung mit der Garamond: das mag einmal zeitgemäß gewirkt haben, jetzt wirkt es schon etwas angestaubt (und nicht etwa zeitlos*).

* Mag sein, daß das in 200 Jahren anders beurteilt wird.

Der angeschnittene Balken mag in Verbindung mit dem Verlagsnamen wie ein Firmenzeichen gewirkt haben. Aber die neue Gestaltung hat mit dem weißen Rechteck und dem Balken darunter ebenfalls Elemente, die der Reihe genausogut ein Gesicht verleihen. Was da jetzt schlechter funktionieren könnte, sehe ich nicht.

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TYPOGRAFSKI
ist für mich absolut logisch vom Handling her. Absolut syncron zur Benutzung. Würd jetzt auch nicht eine Tür, mit Türklinke rechts, (links)bündig beschriften sondern gleich rechts(bündig) zur Klinke leiten.

ach so, wenn das absolut logisch ist dann sind die meisten buchumschläge falsch oder?

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pürsti

Nur weil für mich diese Lösung in diesem Zusammenhang „logisch“ ist, müssen andere ja nicht „falsch“ sein.

Wobei „falsch“ oder eben auch „richtig“ im Kontext Typografie ja eh meist zweifelhafte Kategorien sind.

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Dieter Stockert
ach so, wenn das absolut logisch ist dann sind die meisten buchumschläge falsch oder?

Zum Thema Logik beim Buch-Aufschlagen wird den meisten hier das ja schon bekannt sein:

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Friedrich Forssman
Nur weil für mich diese Lösung in diesem Zusammenhang „logisch“ ist, müssen andere ja nicht „falsch“ sein.

Wobei „falsch“ oder eben auch „richtig“ im Kontext Typografie ja eh meist zweifelhafte Kategorien sind.

Falsch. Gerade beim Buch gibt es eine Unzahl von Dingen, die zwar meist automatisch beachtet werden, die aber »richtig« sind (oder, bei Nichtbeachtung, eben »falsch« [oder superbegründet originell]): Leserichtung, Blätterrichtung, Titelei vorne, Stapelung der Zeilen von oben nach unten, Paginierung, Detailtypographie. Der Spielraum, der vernünftigerweise bleibt, ist winzig – und desto schöner, daß er uns (und so viele) seit Jahrhunderten Vergnügen bereitet.

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