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Entwicklung der Umlaute

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Ralf Herrmann

Kennt zufällig jemand Quellen, die sich mit den historischen Verlauf der Entwicklung der deutschen Umlaute befassen? Also, in welchen Zeitraum verschmolzen ae/oe/ue in den Kleinbuchstaben und wann wurden auch entsprechenden Großbuchstaben-Umlaute üblich?

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  • 4 Wochen später...
Joshua K.

Dieses Nebeneinander nur kleine Umlautbuchstaben gab es einige Zeit, genau kann ich es jetzt aber leider auch nicht sagen. Ein Problem war, daß auf den Kegeln oben gar kein Platz war, um die Punkte über den Großbuchstaben noch unterzubringen. In der Nr. 27 der Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker vom 9. Juli 1903 wurden die Beschlüsse der Kommission der Buchdruckerei- und Schriftgießereibesitzer zu den Umlautversalien (und zur Form des neu geschaffenen Antiqua-Eszetts!) veröffentlicht. Ich tippe Dir den interessanten Teil zu den Versalien ab:

In Bezug auf die Buchstaben Ä, Ö, Ü stellte die Kommission fest, daß diese Buchstaben in den kleineren Schriftgraden in der bisherigen Form ohne Überhängen der Punkte nicht hergestellt werden können, weil beim Schneiden der Schriften der Kegel jetzt in der Regel voll ausgenützt wird. Die vorliegenden Vorschläge, die fraglichen Buchstaben kleiner herzustellen als die übrigen Versalien und so die Punkte noch auf den Schriftkegel zu bringen, sowie die Punkte daneben, darüber oder in das Buchstabenbild zu setzen, erscheinen der Kommission aus ästhetischen Gründen teils als häßlicher Notbehelf, teils unannehmbar. Die Kommission richtet daher an die Herren Schriftgießereibesitzer das Ersuchen, sowohl aus technischen, wie aus augen-hygienischen Gründen die Schriften in Zukunft auf einen etwas größeren Kegel zu gießen bezw. das Schriftbild kleiner zu halten, damit die fraglichen Punkte noch auf den Kegel gebracht werden können, und den Buchdruckereibesitzern empfiehlt sie, künftig keine Schriften mit großem Bild auf kleinen Kegel, keinesfalls aber einen größeren Grad auf einen kleineren Kegel zu bestellen. Bezüglich der im Gebrauche befindlichen und gangbaren Brot- und Auszeichnungsschriften bis einschließlich Mittelgrad beschließt die Kommission, die Schriftgießereien zu veranlassen, einen Neuschnitt dieser Typen vorzunehmen, wobei das Bild um so viel niedriger zu halten ist, daß die Punkte nicht überhängen.

[]

Bezüglich der Ä, Ö, Ü beschließt die Kommission ferner, daß der Besteller, falls diese Charaktere nicht schon in der betreffenden Gießerei vorhanden sind, 1 ℳ für jeden Charakter anteilige Kosten für Herstellung des Stempels zu vergüten hat. []

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Pachulke

Spannend! Sind jetzt die in der Graphik als »Ueber« erfaßten Fälle alles Umlaute mit dem e über dem u oder auch ue-Schreibungen?

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Joshua K.

Unglaublich, wie schön man das an der Graphik sehen kann. Ich bin richtig begeistert! :cheer:

Pachulke: Das dürften nur die als „Ue“ geschriebenen Fälle sein.

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Das schreit nach einem kleinen Artikel für die Titelseite von Typografie.info oder einem langen Artikel für das nächste TypoJournal!

Ich bin auch nur über die Versaleszett-Debatte darauf gekommen, da ja die Skeptiker immer so tun, als wäre die »Erfindung« eines neuen Großbuchstabens etwas völlig undenkbares. Dabei hat sich das mit den Umlauten ganz genauso abgespielt – weiß nur kaum einer.

Kommt man an Abdrucke dieser Beschlüsse von 1903 noch gut ran? Hätte gern mal einen kompletten und druckfähigen Scan.

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Joshua K.

Ist leider nicht so einfach zu bekommen. Nach einiger Suche hatte ich herausgefunden, daß die Bücherei der Friedrich-Ebert-Stiftung diese Nummer der Zeitschrift hat; die haben mir dann aber über Fernleihe nur eine grauenvolle Kopie geschickt. Die könnte ich Dir natürlich ablichten (es sind nur zwei Seiten), aber wenn man dort mal anruft, bekommt man vielleicht auch ne ordentliche Ablichtung geschickt.

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Joshua K.

Ist leider nicht so einfach zu bekommen. Nach einiger Suche hatte ich herausgefunden, daß die Bücherei der Friedrich-Ebert-Stiftung diese Nummer der Zeitschrift hat; die haben mir dann aber über Fernleihe nur eine grauenvolle Kopie geschickt. Die könnte ich Dir natürlich ablichten (es sind nur zwei Seiten), aber wenn man dort mal anruft, bekommt man vielleicht auch ne ordentliche Ablichtung geschickt.

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Die könnte ich Dir natürlich ablichten (es sind nur zwei Seiten)

Ich glaube, Du hattest die sogar schon mal hier verlinkt. Kann sie aber auf meinem Rechner nicht mehr finden.

Wäre also schön, wenn Du sie nochmal zur Verfügung stellen könntest.

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109

Danke für den Artikel und den Link zum Google tool. Das ist in vielerlei Hinischt hilfreich.

Beim »spielen« ist mir aufgefallen, dass in den Scans alter Bücher das »lang-S« meist als »f« erkannt wird ... Wahrscheinlich kann man noch mehr systematische Scanfehler z. B. mit Ligaturen finden, wenn man sucht.

Grüße,

Bernd.

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