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Schulreform: Schweizer wollen Schreibschrift abschaffen

Empfohlene Beiträge

Liuscorne

Passend zum Thema:

 

BBC World Service, The Forum zum Thema "Handwriting":

"Can keyboards and touch screens harm our development and creative wellbeing? There is new research to suggest it might. To discuss handwriting: cognitive neuroscientist Karin James, award winning author Mohsin Hamid, and professional calligrapher Paul Antonio."

 

Ich hab's noch nicht angehört, aber ich mag "The Forum" sonst sehr, die 45 Minuten sind selten verlorene Zeit.

 

http://www.bbc.co.uk/programmes/p02hnxmq

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catfonts

2030:

 

Die KMK schafft Lesen und Schreiben als Pflichtfach ab.

 

"Das war nur konsequent," sagt Kultusminister Jens Öztürk, "denn im täglichen Leben braucht niemand diese Fähigkeit wirklich. Nach Abschaffung des Bargeldes hat ohnehin jeder ein Smartphone mit Windows30. Die Sprachein- und Ausgabe, wie auch OCR funktioniert absolut natürlich schnell und besser, als jeder lesen könnte, Cortana liest automatisch jeden Text, der in den Kamerabereich des Smartphones kommt ein, und speichert diesen, was ja bei dem üblichen Speicher aktueller Smartphones von im Schnitt 60 TB kein Problem ist. Hat man z.B. Fragen zu einem Produkt, ob da problematische Bestandteile drin sind, fragt man sein Handy: 'Hey Cortana, kann ich das Produkt bedenkenlos kaufen?' und das Handy beantwortet jede Frage in natürlicher Sprache. Sagt man dann so etwas wie 'Dann kaufe ich es' wird der Betrag abgebucht und man steckt das Produkt einfach ein.

 

Bücher? Ja, die gibt es noch, es reicht, diese Seite für eine Sekunde seinem Handy zu zeigen, da ist auch ein dickes Buch schnell durchgeblättert. Hat man jetzt Lust, den Text zu hören, sagt man einfach: 'Hey, Cortana, lies mir mal wieder ein Kapitel aus Krieg und Frieden vor!' und das Gerät liest den abgespeicherten Text, und merkt sich, bis zu welcher Stelle es mit dem Vorlesen gekommen ist. Lässt man sich ein paar Tage später weiter vorlesen, haben aktuelle Handys auch eine Zusammenfasung des schon gelesenen erstellt, damit man in den Text auch wieder rein kommt. waren im Buch Abbildungen, werden die auf das nächstgelegene Bildschirmgerät gestreamt, aber auch auif dem Handydisplay gezeigt. Das waren nur Beispiele, wozu sollten wir da noch die Kinder mit den Lese- und Schreibunterricht quälen?"

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  • 3 Wochen später...
Martin Z. Schröder

Paßt im weiteren Sinne zum Thema: Konrad Paul Liesmann in der Wirtschaftswoche

 

»Die modischen Methoden kritisch unter die Lupe zu nehmen, heißt nicht, den Rohrstock wieder einzuführen. Als ob die einzige Alternative die Schule des 19. Jahrhunderts wäre! Es muss doch ein Unterricht möglich sein, in dem Grundschüler auf freundliche und sanfte Art darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie ein Wort falsch geschrieben haben. Es gibt ein Maß an scheinbarer Kinderfreundlichkeit, die eigentlich eine Kinderfeindlichkeit ist, weil sie die Kinder um Chancen betrügt. Und wenn Reformen das Gegenteil des Intendierten hervorbringen, dann ist ein Rückbau nicht reaktionär, sondern ein Gebot der Klugheit. Niemand, der sein Auto in eine Sackgasse manövriert, hält Umdrehen für reaktionär!«

»Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der Menschen im Museum sich fragen: Trägt dieses Bild zu meiner visuellen Kompetenz bei?«

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Albert-Jan Pool

 

"Das war nur konsequent," sagt Kultusminister Jens Öztürk, "denn im täglichen Leben …

Natürlich, die Halbtürken schaffen die Kultur ab. Weil sie nie eine hatten? Lässt Pegida grüssen? Oder besinnen wir uns mal auf die Frage wo die Schrift ihre Ursprünge hat? Mir geht es darum, dass in der Diskussion um ‘Schreibschrift’ oder ‘Druckschrift’ zu viele zu denken scheinen, dass es nur diese beiden (falsch und mangelhaft bezeichnete) Formen gibt. Schlimm finde ich es, dass diejenigen die wirklich etwas von den Formen unserer Schriften verstehen (egal ob lateinisch, griechisch, kyrillisch, arabisch usw.) und eine Ahnung davon haben welche Formen und Schreibweisen sich eher für langsames oder schnelles schreiben eignen, welche sich besser oder schlechter lesen lassen, welche sich mehr oder weniger zum schreiben und lesen lernen eignen, immer wieder ins Abseits geraten. Das sehen wir leider schon am Titel dieser Diskussion. ‘Die Schweizer’ wollen ‘die Schreibschrift’ gar nicht abschaffen.

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  • 4 Wochen später...

Ich finde es ja schön, dass so ein netter Abriss zur Kurrent/Sütterlin in den Allgemeinmedien auftaucht, aber zu welcher Argumentation es missbraucht wird, gefällt mir doch gar nicht. 
 
Die Autorin will zeigen: wird ein Schriftstil in der Schule nicht mehr gelehrt, wird er nach kurzer Zeit unlesbar. Und sie kommt dann wunschgemäß zu dem Fazit:
 

Feldpost, Poesiealben, Kirchenbücher – wer das lesen will, muss erst diese Schreibschrift lesen lernen.
Den Finnen wird es in einigen Jahren nicht anders ergehen.


Ernsthaft? Die Finnen (oder wir alle) können nicht mehr lateinische Schreibschrift lesen, wenn wir nicht vorher gelernt haben, sie zu schreiben? Die Sütterlin kommt im Alltag nicht mehr vor und ist deshalb kein Teil der allgemeinen Leseerfahrung mehr. Lateinische Schreibschriften sind aber überall und werden dadurch lesbar gehalten. Das persönliche Schreiben ist da keine Voraussetzung. Ist es ja auch sonst nicht. Wer kann sämtliche historischen Spielarten der lateinischen Schrift wirklich schreiben? Aber lesen können wir sie alle. Und die lateinische Schreibschrift bildet da keine Ausnahme. 

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Martin Z. Schröder

Meiner praktischen Erfahrung widerspricht es auch. Ich habe während meiner Militärzeit die Briefe nach Hause in Sütterlin geschrieben, um die Kontrolleure zu ärgern, die man da immer vermutete. Ich kann sie auch notdürftig heute noch schreiben, bin aber weit davon entfernt, Feldpostbriefe flüssig lesen zu können. Das ist ein Buchstabieren. Eine nicht als Alltagsschrift verwendete kann ich zumindest nicht flüssig lesen.
Daß Schulhefte wie Aufmarschplätze aussehen, liegt sicherlich nicht an der Schrift, meine ich. Sehen sie eigentlich so aus? Sehen vielleicht Gemüsebeete auch wie Aufmarschplätze aus? Spargelfelder sind Zeugnisse des preußischen Militarismus? Bah! Die Kurrentschriften sind sehr hübsch, weil sie durch die Ähnlichkeit vieler Buchstaben zur Sorgfalt zwingen. Wenn ich manchmal ein paar Zeilen Sütterlin schreibe, als Absender auf einen Brief oder so was, finde ich das eher so reizvoll wie ein Blumenfeld.

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  • 2 Wochen später...
deaneau

Mag sein, dass ich mit der Meinung allein stehe, aber etwas besseres kann man für Kinder nicht tun.
Wenn ich mir nur mal überlege wie wir vermutlich alle mal Buchstaben gelernt haben (Blockbuchstaben), die wir wie in eine Art Briefmarkenalbum zu Worten zusammensetzen durften. Wenn man den Gedanken von Soennecken geht, ist es viel einfacher für Kinder Striche und Kreise zu zeichnen, als komplizierte Schlaufengebilde.
Ich weiss nicht mehr wann ich mir die "Schreibschrift" abgewöhnt habe, aber ich habe schnell festgestellt, dass mir die "Blockschrift" leichter viel. Man muss sich mal vergegenwärtigen, dass bei der "Schreibschrift" bei jedem Wort das Schreibgerät immer Kontakt auf dem Papier hat und keine Entspannungspause eingelegt werden durfte.
Jetzt kann jeder einmal bei dem Wort Grund­stücks­ver­kehrs­ge­neh­mi­gungs­zu­stän­dig­keits­über­tra­gungs­ver­ord­nung veruchen, ohne einen leichten Krampf zu verspüren, dieses Wort in Schreibschrift zu schreiben und das selbe Wort in Blockschrift. Allein dadurch, dass man bei jedem Buchstaben der Blockschrift kurz absetzen und dabei entspannen kann macht das schreiben aus meiner Sicht viel mehr Spass.

 

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p.s. das ist meine Handschrift

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Lukas W.

Aber ist das nicht auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich? Bei mir z.B. ist es genau andersrum: Ich fühl mich immer irgendwie gehemmt, wenn ich in Blockschrift schreiben muss (z.B. in Prüfungen, weil meine Schrift außer mir nur wenige Leute entziffern können). Dabei sei noch gesagt, dass ich jetzt keine typische Doktor-Handschrift habe, die kaum mehr etwas mit der in der Schule gelernten Schreibschrift zu tun hat. Im Gegenteil, meine Handschrift hat noch ziemlich viele Zierschwünge und Schlaufen, die mir aber allesamt (dank der Gewohnheit) dabei helfen, schneller mit der Hand zu schreiben.

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Gast Schnitzel

 

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p.s. das ist meine Handschrift

Und wie schreibst du, wenn du keinen Art Pen zur Hand hast, sondern nur einen Bleistift oder Kuli?

 

Aber ist das nicht auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich? Bei mir z.B. ist es genau andersrum: Ich fühl mich immer irgendwie gehemmt, wenn ich in Blockschrift schreiben muss (z.B. in Prüfungen, weil meine Schrift außer mir nur wenige Leute entziffern können). Dabei sei noch gesagt, dass ich jetzt keine typische Doktor-Handschrift habe, die kaum mehr etwas mit der in der Schule gelernten Schreibschrift zu tun hat. Im Gegenteil, meine Handschrift hat noch ziemlich viele Zierschwünge und Schlaufen, die mir aber allesamt (dank der Gewohnheit) dabei helfen, schneller mit der Hand zu schreiben.

 

Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Genau darum hat man die Grundschrift entwickelt – mit der hat jeder jede Möglichkeit ...

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  • 3 Wochen später...

 

Gab’s eigentlich eine geheime Empfehlung für Schreibschrift-Freunde, immer mit der gleichen falschen Logik zu argumentieren? Sprich: auf eine Änderung oder Abschaffung der klassischen Schreibschrift (als eine stilistische Variante einer Handschrift) immer damit zu argumentieren, dass man doch die Handschrift nicht abschaffen könne. Ich höre das andauernd und hier schon wieder. Der Artikel erklärt sogar anfangs noch die Idee der Grundschrift, endet dann aber mit »Der Verlust der Handschrift erzwingt es gewissermaßen, an den Schulen Rechner zu verteilen, flächendeckend und möglichst schnell«. Welcher Verlust der Handschrift? Die Grundschrift ist eine Handschrift. 

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catfonts

Ich glaube, es wird Zeit, dass ich, speziell für die Reform der Schweizer mal eine Lanze breche. Ich war also im Keller, und habe mir extra dafür eine gebastelt, und die mach ich jetzt extra dafür kaputt:

 

Es ist nämlich überhaupt nicht so, dass in der Schweiz die Handschrift abgeschafft werden soll, sondern einzig nur reformiert, und das sogar recht logisch.

 

Für die, die die Schweizer Grundschrift nicht kennen, habe ich hier ein paar Abbildungen zusammengetragen:

 

Los geht es nämlich beim Lese- und Schreibunterricht wir überall, die generellen Buchstaben-Formen werden zunächst an einer gedruckten Fibelschrift (in der Schweiz Steinschrift genannt) gelehrt, nur soll eben diese nicht zuerst extrem Blockschriftartgig nachgemalt werden, sondern es wird praktisch gleich eine deutlich handschriftlicher und damit leichter zu schreibende Form gelehrt:

 

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Wenn die Schüler sich damit dann die grundlegenden Buchstaben-Gestaltungsprinzipien angeeignet haben, wird die Schrift in der 2. Klasse dann mit Buchstaben-Ein- und Ausgängen ergänzt:

 

(aus Platzmangel entfernt)

 

und daran sollen die Schüler dann erkennen, dass man sich die Schreibbewegungen vereinfachen kann, wenn man diese dann überall dort, wo es sich aus den Buchstabenformen ergibt, diese Ausgangshäkchen an den Anstrich des folgenden Buchstabens binden kann, aber dann nicht zwangsweise und immer, auch wenn dies eigentlich überflüssige Richtungswechsel ergibt. Hieraus entsteht dann für die ab der 3. Klasse teil-verbunden zu schreibende Schrift, bei der den Schüler eben die Freiheit gelassen werden soll, diese Verbindungen aus der eigenen Bewegung für die eigene Hand passend selbst zu finden, oder eben weiterhin unverbunden zu belassen.

 

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Dieser Ansatz geht natürlich auch in Richtung einer einfacheren Tablett-Benutzung, was hier eine Handschrifterkennung betrifft. Das ist ja letztlich auch nichts schlechtes, und ein Einzug der im Leben außerhalb der Schule gebräuchlichen Technik sollte ja eigentlich auch umgesetzt werden. Schließlich entsteht hier ja auch ein Entlastungspotential, könnten auch Schulbücher dann als E-Book kostengünstig auf die Tabletts wandern - Von der Gewichtseinsparung im Ranzen mal zu schweigen.

 

 

Interessanterweise ist dieser Ansatz gar nicht mal so neu. Als Mitte der 1960er Jahre in der DDR die Schul-Ausgangsschrift reformiert werden sollte, schrieb das damit beschäftigte Team Elisabeth Kaestner, eine Pädagogin und Renate Trost, eine Schriftgestalterin, die unter Albert Kapr studiert hatte, und seine Unterstützung bei diesem Projekt genoss (Kapr setzte sich selbst beim Ministerium für Volksbildung für das Konzept der beiden Frauen ein), in der Einleitung zu ihrem Buch "Methodik des Deutschunterrichts in der Unterstufe" (1968):

 

Zitat
Die Tatsache, daß das handschriftliche Schreiben in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens durch die moderne Technik abgelöst wird, stellt eine bedeutende Rationalisierung des Informationsaustausches dar. Dadurch wird jedoch die Handschrift in der sozialistischen Gesellschaft auch in der Perspektive keineswegs überflüssig. Die Entwicklung geht dahin, daß mit zunehmendem technischen Fortschritt die Handschrift zweckspezifischer eingesetzt wird, nämlich dort, wo die Anwendung komplizierter technischer Hilfsmittel zu kosten- und zeitaufwendig, beziehungsweise technisch unmöglich oder auch in anderer Weise nicht effektiv genug ist.
 

 

 

 

 

Diese Aussage ist, wenn man es genau betrachtet eigentlich identisch zum Schweizer Ansatz.

 

Originellerweise sind selbst die Schriftformen gar nicht einmal so weit voneinander entfernt. Hier die Originalzeichnung Renate Trots von der Schulausgangsschrift:

 

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Und dann erkannte Frau Trost auch, dass eine verbundene Handschrift nicht für alle Beschriftungen ideal ist, und lieferte dann passend zur SAS und aus dieser entwickelt dann auch eine handschriftliche unverbundene kursive Druckschrift, die dann "Normschrift-ähnlich" ist, aber deutlich weniger Mechanisch:

 

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Betrachtet man diese, sieht man deutlich die große Ähnlichkeit dieser "Gleichzug-Kursiv" mit der Schweizer Grundschrift, wage ich Elisabeth Kaestner und Renate Trost unterstellen zu können, dass sie aus heutiger Sicht wohl kaum ein deutliches Argument für die Umkehr der Reihenfolge bringen könnten, also dem eigentlich logischeren Weg aus dem Kennenlernen der Buchstaben anhand einer richtigen Druckschrift - die Fibel-Druckschrift der DDR war ja die Gill Sans), gefolgt von einer der noch weichen und ungelenken Kinderhand besser angepassten unverbundenen Schreibschrift, wie der Gleichzug-Kursiv bzw.  der Schweizer Grundschrift, gefolgt mit der Verfestigung der Kinderhand und besseren Gelenkigkeit zu einem rationelleren Schreiben mit natürlichen Verbindungen.

 

So viel zur "Abschaffung der Schreibschrift"

 

 

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Þorsten
Hier die Originalzeichnung Renate Trots von der Schulausgangsschrift:

 

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Und dann erkannte Frau Trost auch, dass eine verbundene Handschrift nicht für alle Beschriftungen ideal ist, und lieferte dann passend zur SAS und aus dieser entwickelt dann auch eine handschriftliche unverbundene kursive Druckschrift, die dann "Normschrift-ähnlich" ist, aber deutlich weniger Mechanisch:

 

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Diese unverbundene Variante kenne ich aus meiner DDR-Schulzeit übrigens nicht. Für uns war die verbundene Schulausgangsschrift darüber der einzige Standard, dem wir uns annähern sollten. Nachhaltig geklappt hat das bei den wenigsten. Meine Schönschreiben-Note war, trotz guten Willens und langen Übens, auf meinem Einserzeugnis immer der Ausreißer. Ich kann zwar heute durchaus Postkarten schreiben, die die Empfänger lesen können, aber sieht weder besonders schön aus noch geht es schnell. Schnell handschriftlich mitzuschreiben, dass das Ergebnis hinterher auch für andere noch lesbar war – eine Fähigkeit, die im Studium eigentlich schon sehr hilfreich gewesen wäre – habe ich nie gelernt.

 

Ich habe also kein Problem, Reformversuche zu akzeptieren. Die alte Methode war jedenfalls nicht so der Hit.

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Martin Z. Schröder

Ich hatte gerade für eine Woche zehnjährige Grundschüler in meiner Werkstatt für einen Kurs. Vor dem Bleisatz haben sie Manuskripte geschrieben. Ein Mädchen schrieb formvollendet Schönschrift, aber die Jungen eine ziemlich verquält verbundene Handschrift, schwer lesbares Gewirr. Wenn man sich diese Werke ansieht, kann man nur dem Schluß kommen, daß die Lernmethode falsch sein muß. Außer man geht davon aus – dieses Verständnis von Pädagogik ist ja verbreitet – daß die Kinder irgendwie falsch sind und eben im Einzelfall zu starr, um sie vollkommen zurechtzubiegen. Ein Reförmchen wie die Aufhebung des Verbindungszwanges wäre zu begrüßen. Ebenso eine freiere Methodik hinsichtlich der Schreibgeräte. Man geht immer noch davon aus, daß in einem bestimmten Alter alle Kinder die gleiche Motorik beherrschen. Erstaunlich obsolet.

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catfonts

Dem kann ich nur beipflichten, die Mehodik ist vielerorts falsch, und zumeist wissen sebst die Lehrer nicht richtig, wie majn das Schreiben lehrt.

 

Ich bin gerade damit beschäftigt, verschiedene Schriftarten für ein Programm zur Erstellung vohn Arbeitsblättern für Lehrter zu erstellen, und hier fließen eben die Wünsche aus den Schulen ein.

 

Und hier wünscht man von mit Fibelschriften, die in die üblichen Schreibheft-Lineaturen passen. Alsoletztlich sehr strenge serifenlose Linearantiqua, die ja eigentlich nur zum Lesen gedacht war, un daran die grundlegenden Buchstabenformen zu erarbeiten. Die Lehrer wollen diese aner enen in die Schreibheft-Linien gesetzt, als Kontur- oder gepunktete Schrift zum Nachzeichnen, also sklavisch Druckbuchstabenform so präzise wie möglich zu zeichnen, ohne jede Rücksicht auf irgendwelche natürlichen Bewegungsmuster.

 

Als es mit der Grundschriftdiskussion los ging, hat sich daran auch eine Firma gemacht, und eine Grundschrift entworfen, indem sie einfach die starre DIN 17 genommen haben, und dieser, wie es oift bei handschriftlich beschrifteten Zeichnungen zu sehen ist, bei den unten gerade endenden Buchsteben, wie h, n, m usw. einen kleinen Haken anzufügen, Wahrlich keine Schrift, aus der sich eine flüssige, und gut lesbare Handschrift ableiten ließe.

 

Ich selbst habe bei freunden und bekannten deren Kinder bei den Schularbeiten beobachtet, einfach weil ich wissen wollte, was da beim aktuellen Schreibunterricht so heraus kommt. Teils wirklich schlimmes!

 

Mir ist dabei aufgefallen, das es praktisch 3 verschiedene Bewegungs-Gruppen gibt: Kinder, denen die Girlandenbewegung besonders leicht fällt, und Buchstaben wir z.B. O entgegen dem Uhrzeigersinn leichter in eine vernünftige Form bekommen, andere, denen die Arkadenbewegung und Kurven im Uhrzeigersinn leichter fallen, und als dritte Gruppe die "Sägezähne" denen solche Zickzack-Linien einfach leicher zur Hand passen, als Rundungen. Diese unterschiedliche Präferenz sollte eigentlich bei den allerersten Schreibübungen, bei denen ja gerade solche Linienzüge geübt werden auch erkannt werden, Hier wäre dann sicher statt einer Schrift für alle eine Auswahl aus verschiedenen Möglichkeiten eine Lösung.

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Martin Z. Schröder

Der Grundschulverband zeigt sich durchaus gut orientiert:

http://www.die-grundschrift.de/startseite/projektgruppe/kl%C3%A4rung-der-begriffe/

und bietet auch Material mit der Grundschrift an:

http://www.die-grundschrift.de/material/

 

Nach unserem Schulprojekt (Sechs Zehnjährige und ich haben in vier Tagen ein 12seitiges Büchlein hergestellt, eigene Texte aus Bleisatz, illustriert mit Linoschnitt, auf dem Boston-Tiegel gedruckt, Fadenknotenheftung, gerillter Schutzumschlag. Alles von den Kindern selbst hergestellt – und ausgiebig auf Spielplätzen waren wir auch noch.) wollen wir die Zusammenarbeit vertiefen, und ich sammle gerade erste Ideen für ein Seminar zur Überwindung von Rechtschreibschwierigkeiten in der Druckerei. Dazu würde auch das Schreiben gehören, wobei ich ein paar Schritte zurück an den Anfang gehen will und die Schreibbewegungen verbessern, zuerst in großen Bewegungen aus dem Arm mit Kreide und dann allmählich über Kohle, Pinsel, breite Breitfeder wieder ins Handgelenk und die Finger. Aus verkrampftem Krakeln soll souveräner Schwung werden. Das steht aber alles noch ganz am Anfang.

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Phoibos

 

Nach unserem Schulprojekt (Sechs Zehnjährige und ich haben in vier Tagen ein 12seitiges Büchlein hergestellt, eigene Texte aus Bleisatz, illustriert mit Linoschnitt, auf dem Boston-Tiegel gedruckt, Fadenknotenheftung, gerillter Schutzumschlag. Alles von den Kindern selbst hergestellt – und ausgiebig auf Spielplätzen waren wir auch noch.) wollen wir die Zusammenarbeit vertiefen, und ich sammle gerade erste Ideen für ein Seminar zur Überwindung von Rechtschreibschwierigkeiten in der Druckerei. 

Machst Du das ehrenamtlich? Das ist ein ganz tolles Projekt, da werde ich glatt neidisch, sowas nicht erlebt zu haben :)

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