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Gewandhausorchester: Logo-Redesign

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Martin Z. Schröder

Ist ja ein tolles Plakat geworden, nur habe ich das Gefühl, würde man die ganzen "zu fett, zu mager, zu eng zu weit"" fehler sorgfältig korrigieren, letztlich etwas noch saftloseres dabei heraus kommt, als es nach Ausräumen der ganzen Schnörkel des alten, handgezeichneten Entwurfs ja ohnehin schon ist.

 

Eine kaligraphische Arbeit unterscheiudet sich ja gerade dadurch vom Computersatz, dass man die Schwellzüge der´Federn und die Buchstabenhöhen mit der Hand eben nie so exakt gleichmäßig hin bekommt. Wenn man jetzt die gleichen Maßstäbe an die handschriftlichen Anmerkungen, die ja durchaus in ähnlicher Schrift geschrieben sind anlegt, findet man auch da alle gefundenen Fehler (von diesem wirklich ehlenden Henkel am oberen, und dem dummen Haken am unteren mal abgesehen. Aber wenn an ein hangeschriebenes Logo Vektirisiert und dann digial daran herumschnippelt und zupft, kann halt nichts gutes draus werden. Schreibt das Teil komplett neu, oder setzt es in neiner richtigen Satzschrift komplett modern.

Hier widerspreche ich wenn nicht als Kalligraf, so als Handwerker und Kalligrafen-Kunde und Kalligrafieverarbeiter. Es ist nicht so, daß da ein Tschörtner herspaziert ist und diesen Schriftzug aus dem Arm fließen ließ. Er ist geplant, konstruiert, vorgezeichnet und nachgezeichnet. Und das Bearbeiten kann man auch mit dem Computer tun, und es wird auch getan. Nur muß es freilich ein Kalligraf tun, der die Schrift versteht.

Der drei Absätze weiter oben gezeigte ist nicht der Tschörtner-Entwurf, sondern eine frühere, hier auch bereits kritisierte Überarbeitung. Die Tschörtner-Originale, soweit sich das feststellen ließ, habe ich am Anfang der Diskussion verlinkt. Ganz sicher bin ich nicht, daß es die Originalarbeiten sind, aber es ist nicht unwahrscheinlich.

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catfonts

Ich hab mir mal das 225 Jahre Gewandhaus-Orchester heraus vergrößert und versucht, das einigermaßen Scharf zu bekommen, und siehe da, viele der von Andreas bemängelzen Detais sind da nicht drin, oder sind insgesammt stimmiger.

 

post-22079-0-71289700-1442075719_thumb.j

 

Das größere Schluss-s im Gewandhaus dient hier als Wiederlager zum G, wie Kathrin schon sagte, auch sind die Schlingen der s deutlich offener, auch im Vergleich zum alten Logo. Das O ist deutlich kräftiger, dafür ist das G fast einen hauch zu leicht (kann aber am Bild liegen)

 

r c und der untere Teil des h sind gleich hoch, das c hat nicht diese Haarlinien-Verfettung im oberen Bogen

 

es und er sins schlüssige Ligaturen, die auch das Auge des s erklären, das ja schon im alten Logo irgendwie gleichermaßen verstümmelt wurde wie im letztm Logo das obere h, Was mir am alten Logo auch nicht so passt ist die te-Verbindung bei ter, das ist auch schon kein durchgehender Linienzug, da überzeugt mich der 225 Jahre entwurf mit den einzelnen t mehr. die beiden e in den Ligaturen es und er (mit dem runden r sind als Ausgleich der Überhöhung von s und rundem r etwas in der Höhe reduziert.

Und das einzelne t zwischen es und er steht da optisch viel mehr auf Mitte, während es schon im alten Logo viel zu eng an es hran gerückt ist, und da der T-Strich sich sonst im Auge des s verheddert, schon etwas schief steht. Auch dieses h-Schlinge, die sich vom Orchester-h im Gewandhaus einhängt, ist deutlich zarter, und prpgelt dadurch nicht im Gewandhaus herun, sodass man es eigentlch nicht verstümmeln müsste. Auch müsste die H-Schlinge des oberen H entweder offen sein müssen, oder den Stamm des H zumindest einen Hauch kreuen sollen, gleiches gilt für die s-Schlingen, die nur im uralten Entwurf in den us-und es-Ligaturen ihren Sinn haben.

 

Dass das runde r zu eng ist, würde ich nicht unbedingt sagen, schließlich ist das runde r ja ohnehin das Raumspar-r nach runden Buchstaben.

 

So viel zu meinem Amateur-Gefühl, Ich kann natürlich auch total daneben liegen...

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catfonts

Letztlich wundere ich mich gerade, dass man bei der Modernisierung diesen Anaschonismus von gradem und rundem r drin gelassen hat.

 

Hat übrigens irgend jemand schon gemerkt, was sich da im 225 Jahre Logo versteckt, und man in den nachfolgenden Logos über Bord geworfen hat? Ich bin mir eigentlich fast sicher, dass dieses kleine Rätselchen von Tschörtner ganz bewusst und zum Thema äußerst passend eingebaut wurde... Nur ein Tip: es ist 2 mal drin...

 

post-22079-0-74411100-1442092575_thumb.j

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Stötzner

Ich glaube nicht, daß die beiden s vorsätzlich als ›verkappte Violinschlüssel‹ gedacht waren. Diese s-Form ergibt sich aus eigener Logik heraus.

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catfonts

Sicher, nur habe ich mich eben gefragt, warum diese offenen Schleifen, die man ja sonst selten in Schreibschriften findet.

 

Und da ich, auch durch den Umgamg mit Lettern-Abbildungen manchmal spiegeltverkehrt denke, und die beiden s ja außerdem über die x-Höhe hinaus ragen, fiel mir eben auf, dass diese s in ihren Proportionen genau dem Violinschlüssel entsprechen.

 

Und gerade im Gewandhaus-Orchester passt das ja nun wirklich extrem gut. In den späteren Bearbeitungen (oder besser Verschlimmbeserungen) ist das ja dann, weil unerkannt, verschwunden, und es blieben die von Dir zurecht kritisierten, und in den Bearbeitungen zugelaufenen, jetzt unsinnigen Augen am s. (ich hätte das s dann geöffnet) oder gleich das aus der Tschörtner Kursiv genommen, denn darauf basiert das ganze Logo ja.

Und wo ich schon dabei bin, der ulkige Haken am neuen unteren h kommt wohl (wenn auch möglicherweise unbeabsichtigt) aus der Tschörtner-Kursiv. Nur sollte der nicht so Harpunenartig sein.

Und da frage ich mich natürlich auch, warum fummelt man für die schlichte Fassung am alten Logo herun, und schreibt das nicht lieber gleich, bis auf die Zierversalien G und O gleich mit Toshna Italic? Dann stimmen wenigstens die Strichstärken und Abstände, die ja durch wahrscheinlich schlechtes Vektorisieren des alten Entwurfs und manuellem Entschnörkeln so verunglückt sind.

 

Und sollte ich mich irren (Hellmuth Tschörtner kann man ja leider nicht mehr fragen) ist das zumindest ein wirklich schöner Zufall.

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Gast Schnitzel

Meine Kritik an der Diskussion soll bitte nicht missverstanden werde, dass ich die Expertise von Fachleuten nicht zu schätzen wüsste. Vieles was hier geschrieben wurde ist ja auch hochinteressant. Bei so einer Diskussion kommen ja auch immer Dinge zum Vorschein, die man selber gar nicht sieht oder nicht als wichtig erachtet. Die ausführlichen, gut begründeten Kritiken von Kathrin und catfonts sind sehr treffend und gut beobachtet. Ich fand lediglich die Herangehensweise des Fehlerfischens etwas plump, wenn ich das so sagen darf, und dem Kollegen, der das erarbeitet hat gegenüber nicht fair. Das erinnerte mich ein bisschen an diese Spiekermannschen Äußerungen, die hier auch schon für Missfallen gesorgt haben. Und dann daraus ein Wettbewerb zu machen ...  8-)

 

Zum Thema möchte ich auch noch etwas schreiben und ich habe mir mal die Gegenüberstellungsdarstellung™ von Kathrin geliehen:

 

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Das einzige was ich definitiv als Fehler ansehen würde sind die beiden s und das h. Bei dem einen s ist das zwar in dem ersten Schriftzug auch schon so eigenartig gelöst, aber da würde ich sagen, entweder nimmt man ein verbundenes s oder nicht. Wenn es nicht verbunden ist, ist m. E. die Schleife oben falsch. Beide Formen in einem Satz mischen, kann genauso funktionieren wie beim r. Beim h einfach nur den Schwung klauen und den Rest so zu lassen halte ich auch für falsch. Da hätte man entweder das h komplett ändern sollen in Richtung des unteren oder einen Gegenschwung zu dem unteren Tüddel.
Die anderen Unstimmigkeiten, würde ich als ungeschickte Lösungen sehen und wurden ja schon größtenteils genannt: das runde Schluss-s als Ausgleich zum G, die abgemeißelten Schwünge die dem ganzen die Stabilität geben sollten und die spannungslosen Bögen z. B. Am meisten stört mich dabei das Loch zwischen dem Bogen vom zweiten h und e und s. Die Variationen in den Strichstärken sind mitunter etwas eigenartig, schlagen sich m. E. aber kaum auf das Gesamtbild nieder. Da würde ich sogar sagen, dass die feinen Linien beim a in beiden Schriftzügen helle, störende Flecken erzeugen – im zweiten fallen sie allerdings mehr auf, weil darüber Luft ist.

Als Kalligraf ist sowas natürlich immer schwer mit anzusehen. Es gibt so viele tolle Arbeiten und spannende Schriftzüge von guten Schriftkünstlern, dass man sich fragt, warum man hier nicht jemanden dran gelassen hat, der das mal richtig gut überarbeitet. Wahrscheinlich war das wie meistens wieder eine Frage des Geldes ...

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Tobias-David Albert
Wahrscheinlich war das wie meistens wieder eine Frage des Geldes ...

 

Geld ist immer Ausdruck von Wertschätzung und kein Ding an sich. Aus irgendwelchen Gründen wurde für diese Arbeit, die sicher zwischen Kalligrafie, gezeichneter Schrift und Typografie anzusiedeln ist, keine Wertschätzung erbracht. Das sich so etwas ändert, dafür wird in diesem Thema hier tolle Arbeit geleistet.

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catfonts

Und je öfter ich diese Gegeüberstellung betrachte, um so mehr sehe ich, und dass Andreas das t zu unrecht als schief markiert hat, denn es ist nicht das t, das genau in der Richtung der anderen Buchstaben kursiv ist, es ist dieses glattgelutschte Ör an diesem s-Angelhaken. Im alten, sehr wahrscheinlich auch schon Post-Tschörtner-Logo stammt dir rechte Hälfte ja noch aus der Form des ursprünglichen Antrichs, hat dann einen recht abrrupten Richtungswechel um dann das s zu formen. Hier hat das Auge eben hierdurch auch die (annähernd) gleiche Achse wie die anderen Buchstaben.

 

Im neuen Logo hat man dieses Auge aber von diesem Knick befreit (und damit auch "entspannt"), woduch die Achse dieses Auges jetzt deutlich senkrechter steht - und daneben wirkt das t dann schief.

 

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Stötzner

… das t zu unrecht als schief markiert hat,

 

 

ich meinte nicht daß das t schief ist, sondern dessen Querstrich. Ist nicht schlimm – aber so auch nicht wirklich schlüssig.

 

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catfonts

Ich hatte das Schief bezogen auf den eingekringelten Stamm verstanden, entschuldige.

 

Der gnubbelige und wirklich schiefe t-Strich scheint durch automatischen Vektorisierung enstanden zu sein.

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