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Der Font oder die Font?

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Sebastian Nagel

Diskussion in einem allgemeinen Forum ... heißt es "der Font" oder "die Font".

 

Für mich ja eigentlich klar, aber um's einem nicht-Fachpublikum näher zu bringen, meine Argumentation:

Der, weil "der Zeichensatz" / "der Setzkasten" / "der Guss" mit einer Sammlung zusammengehörender Schriftzeichen, sei es nun eine Schublade mit 10pt Garamond Romain, oder moderner eine digitale Datei die alles enthält was zum Zeichensatz dazu gehört.

 

"Die" wäre für "die Schriftart" reserviert, worum es hier aber streng genommen nicht geht (Schriftentwurf vs. nutzbares Werkzeug).

 

Aber: französischer Ursprung "la fonte de caractères", dort also weiblich (aber dann wieder per Übersetzung ins deutsche maskulinisiert).

Englisch: "the font", gibt keinen Aufschluss.

Duden: der, ohne großer Begründung, aber übersetzt auch "Zeichensatz".

 

Hab ich was vergessen oder gibt's noch schlüssigere Begründungen?

 

Sebastian

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catfonts

Ich glaube, das logisch Abhandeln zu wollen, führt zu nichts, denn das grammatische Geschlecht ist eben eine ziemlich unlogische Angelegenheit. Es ist schlicht "lexikalisch festgelegt"

 

Auch ein Vergleich mit anderen Sprachen hilft da nicht weiter, denke ich an DEN Mond, der auch "la Luna" heißt, oder DIE Sonne, die jenseits der Alpen auch das Geschlecht zu il Sole ändert.

 

Manchmal ist der Genus schon recht sexistisch, wenn beispielsweise der Stecker in die Steckdose kommt, oder der Bolzen in die Mutter gedreht wird - wie aber, wenn der Bolzen zur Schraube mutiert, wird es dann lesbisch?

 

Und so sind wir dann nicht weit von geschlechtsgerechter Sprache entfernt...

 

Zudem gibt es ja durchaus Fälle, wo es sich auch geändert hat.

 

 

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Martin Z. Schröder

Bis sich ein grammatisches Geschlecht durchgesetzt hat, ist alles möglich. Neben der semantischen Begründung, die du gibst: Wir sagen auch der Fonds (Finanzen) und der Fond (Küche). Phonologisch ähnliche Wörter aus anderen Sprachen, denen das männliche Geschlecht zugewiesen wurde. Wenn der Font nun schon im Duden steht, würde ich meinen, hat er sich durchgesetzt. Die semantische Begründung halte ich nicht für ganz stimmig. »Font« wird meistens für »Schrift« verwendet. Um Zeichensätze geht es fast nie, wenn jemand Font sagt. Kaum jemand sagt auch »Zeichensatz«. Den Begriff »Schriftart« kenne ich nur aus jüngerer Zeit. Ich spreche von Schrift. Um welche Schrift handelt es sich? »Schriftart« hört sich für mich an, als ob von einer Klasse gesprochen wird. Schriftart: serifenlos. Schrift: Gill.

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Gast Arno Enslin
vor 39 Minuten schrieb catfonts:

Manchmal ist der Genus schon recht sexistisch, wenn beispielsweise der Stecker in die Steckdose kommt, oder der Bolzen in die Mutter gedreht wird - wie aber, wenn der Bolzen zur Schraube mutiert, wird es dann lesbisch?

 

Inkonsequent, aber nicht sexistisch. Ein Stecker ähnelt in Bezug auf seine Form eher einem Penis als einer Vagina. Und eine Steckdose ähnelt eher einer Vagina als einem Penis. Ist doch eine gute Merkhilfe. Ich find es z. B. saublöd, dass man Hochdruck- und Tiefdruckgebiete nicht mehr anhand ihrer Namen unterscheiden kann, wobei ich in dem Fall auch nichts dagegen gehabt hätte, die Benennung einfach umzukehren.

 

(Genus ist übrigens Neutrum. So wie auch Virus. Allerdings unterschiedliche Deklinationen.)

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Þorsten

Also für mich hört sich nur der Font richtig an. Ist natürlich 100%ig subjektiv. Generell orientiert sich das Geschlecht von Anglizismen ja meist am Geschlecht der (nächstliegenden) deutschen Entsprechung.

 

der Computer ← der Rechner

der Monitor ← der Bildschirm

die (E-)Mail ← die Post

usw. usf.

 

Der Font fällt aber komischerweise aus dem Schema, da ich den Begriff immer nur mit die (computertechnische Implementierung einer) Schrift beschreiben würde. Hmm. :-?Vielleicht liegt das ja wirklich an Fonds und Fond.

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Gast bertel

Nachdem heutzutage mit "Font" die Datei gemeint ist, sagen viele "die Font" und es hört sich für diejenigen deswegen auch am logischsten an. Wenn jetzt noch lokale Unterscheidungen dazukommen (der/die Butter etc.), landet man zwangsläufig bei einer lexikalischen Definition, um Mehrfachbedeutungen (das/der Balg etc.) gegeneinander abgrenzen zu können.

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catfonts

Das ist aber wieder diese eigentlich falsche Zuordnung aufgrund logischer Gleichheit. Der Hammer wird ja auch nicht das Hammer, weil es das Werkzeug ist.

 

Statt dessen spricht für "die Font" etwas ganz anderes: Ein(e) Font ist ja ein Kollektiv, nämlich dem der gestalterisch ähnlichen Glyphen. Man bekommt ja nicht einen Buchstaben, und muss sich die anderen dazu passend suchen, sondern man bekommt eben das ganze Kollektiv, also die Font?

 

Aber Halt, es gibt ja noch weiteres, in dem sich vieles befindet, wie ist es mit "das Paket"  - OK, das hat um die Dinge darin eine feste Hülle, die alles zu einem Gegenstand vereint. Also dann wie das Paket auch das Font?  Wie ja auch das Programm, das ja ebenso eine Ansammlung verschiedenster Anweisungen und Algorithmen ist?

 

Ich glaube, wenn ich da nur mit Logik ran gehen will, fände ich bestimmt zig Erklärungen, warum es eigentlich ein Neutrum sein sollte, dieses Font...

 

Wer sich noch mehr von der Klarheit der Unklarheit überzeugen möchte, der schaut auch mal hier: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-der-butter-die-huhn-das-teller-a-432890.html

Es gibt nämlich weit mehr Fälle, in denen, trotz anderen Genus jeder irgendwie Recht hat.

 

Ich habe jedenfalls eines gelernt: Auch wenn es für mich weiter "der Font" heißen wird, verkneife ich mir in Zukunft, diejenigen zurechtzuweisen, für die es eben die Font ist. Ich möcht letztlich niemanden das Butter von Brot nehmen.

 

PS: Das ich bei Genus ebenso auf die falsche Fährte geraten bin mit "der Genus" liegt wahrscheinlich wieder an dieser Analogie mit vielen anderen auf -us enden Worten, die eben ein maskulines Genus besitzen.

So, und jetzt mach ich mich wieder an "mein neues Font" heran... nur so aus Daffke!

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Gast Arno Enslin
vor 7 Stunden schrieb Þorsten:

Der Font fällt aber komischerweise aus dem Schema, da ich den Begriff immer nur mit die (computertechnische Implementierung einer) Schrift beschreiben würde. Hmm. :-?Vielleicht liegt das ja wirklich an Fonds und Fond.

In brief: A font is what you use, a typeface is what you see.

Im Englischen sind Font und Typeface auch nicht gleichbedeutend. Zwischen Font und Typeface wurde schon unterschieden, bevor Typefaces digitalisiert und zusammen mit etlichen anderen Informationen in Fonts gespeichert wurden. Die Begriffe Schrift und Text werden im Deutschen gelegentlich auch synonym verwendet. Wenn z. B. jemand sagt, er studiere eine Schrift, dann ist damit gewöhnlich gemeint, dass er einen Text liest und zu verstehen versucht. Im Grunde ist ein Computer-Font in Bezug auf die Informationen, die er über eine Schrift enthält, auch nicht mehr mit einem Setzkasten vergleichbar. Der Computer-Font enthält meist auch einige Anweisungen, wie sich die Zeichen der Schrift, die mit seiner Hilfe sichtbar gemacht werden können, situationsbedingt verhalten sollen, also Kerning und Layout-Features. Außerdem den Namen der Schrift, Informationen über den Designer u. s. w. D. h. früher waren Fonts zwar physischer als heute, dafür enthalten sie aber heute Informationen, die früher in einem Buch zu finden waren, das man in der Nähe des Setzkastens mit den Lettern hätte aufbewahren können.

 

Dekompiliert man einen Font mit TTX, erhält man eine Textdatei, die viel zu kryptisch für einen Menschen ist, um eine Vorstellung davon gewinnen zu können, wie die Schrift aussieht, die sich mit der Hilfe des Fonts sichtbar machen lässt. Das lässt sich vergleichen mit einer Bleiletter, die nur anhand einer Prägung des Archetyps des Zeichens, das mit ihrer Hilfe gedruckt werden kann, auf der Rückseite der Letter identifizierbar ist. Die Bezeichnung der mathematischen Beschreibung eines bestimmten Zeichens in einem Computer-Font ist also für einen Menschen verständlicher als die mathematische Beschreibung selbst.

 

vor 7 Stunden schrieb Þorsten:

Vielleicht liegt das ja wirklich an Fonds und Fond.


Bei mir hat das sicherlich dazu beigetragen, dass ich mich unwohl fühle, wenn jemand die Font sagt oder schreibt.

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