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Winkelhaken für die rechte Hand?

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grollwiesel

Grüß Gott!

Ich bins mal wieder... :-)

Letzte Woche hab ich mal einen Versuch gestartet und nach ablegen, ordnen, umsetzen und aufräumen versucht, zu setzen. Muss dazusagen, dass ich nach einem Nervenschaden die rechte Hand nicht mehr richtig einsetzen kann, die Feinmotorik ist da ziemlich hinüber. Nun hab ich also versucht, den Winkelhaken „einfach" in die rechte zu nehmen und mit links die Lettern zu greifen... Nach einer Zeile gab ich frustriert auf, weil der normale Winkelhaken total krampfig in meiner Hand lag..

 

Nun meine Frage an Euch: habt Ihr jemals von einem „Linkshänder-Winkelhaken" gehört?

Wir haben schön überlegt, ob wir einfach mal die örtliche Berufsschule für Metalltechnik darauf ansetzen, uns so etwas zu entwickeln.

Wir werden ja in unserem fertigen Museum auch einen Rollstuhl-Satzplatz haben, da würde sich so etwas bestimmt nicht schlecht machen. Habt Ihr Anregungen, Bedenken, Gedanken dazu ?

 

Liebe Grüße!

Datt Grollwiesel

 

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catfonts

Das erste, woran ich dabei dachte: Da braucht der Frosch aber Linksgewinde.

 

Allerdings hab ich auch ein Foto mit Winkelhaken rechts gehalten gesehen:

Titelbild_2.jpg

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vor 15 Minuten schrieb grollwiesel:

Nun meine Frage an Euch: habt Ihr jemals von einem „Linkshänder-Winkelhaken" gehört?

Nur von selbstgebastelten: 

 

Wie Peter ja auch schon andeutet, den Frosch umzudrehen wird schwierig werden. Ich könnte mir aber als einfache Lösung vorstellen, auf längere Winkelhaken zurückzugreifen, und den Anschlag rechts zu versetzen oder mit festgesetztem Material auszufüllen. Dann bleibt genug Fläche zur Greifen mit rechts. Alternativ verlängert man den Winkelhaken durch Anbau einer Grifffläche rechts. 

Alle diese Varianten verbessern freilich nur das Greifen des Winkelhakens. Die klassische Setzart mit Signatur oben wäre dann aber natürlich auch infrage zu stellen. 

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grollwiesel

Ja, das mit dem längeren Winkelhaken hab ich als erstes versucht, der wird aber auf Dauer meiner ollen Hand zu schwer...

 

Ich bin ja noch beim „Überlegungen zusammensuchen" – bis wir das Projekt wirklich starten, wird noch etwas Zeit ins Land gehen. 

Das Frosch-Problem hatte ich auch schon im Hinterkopf, hab das aber erstmal „zurückgestellt". 

 

Und so wie auf catfonts Bild hab ichs auch versucht, aber auch dafür hat meine Hand weder die erforderliche Kraft noch die Ausdauer. Meine Finger bleiben auch nicht unbedingt auf „Position Letter festhalten" sondern rutschen immer mal n bissel. Besonders gern nach oben, damit die Lettern aus dem Winkelhaken zu kippen drohen *nerv*

 

 

Vielleicht sollte ich auf Origami aus Alufolie zurückgreifen...  🤩

 

 

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Gast Schnitzel

Das Problem scheint speziell bei dir ja eher die Koordination oder Kraft zu sein und nicht die Händigkeit. Vielleicht würde auch eine Art Halterung oder Aufhängung zur Unterstützung helfen :-?

Das würde dann auch eher für den Platz für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen passen als ein Linkshänder-Arbeitsplatz.

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catfonts

Und ich denke, da kommt beides bei dir zusammen:

1. die Greif-Einschränkung bei den Lettern, das du dadurch umgehen willst, indem du hier auf links umsteigst - und dadurch bedingt wieder das Problem, den Winkelhaken dauerhaft und fest zu halten, wo dann wieder die Stütze neben dem Linkshänder Winkelhaken nötig wird.

 

Ich fürchte nämlich sehr, dass ein Linkshänder-Winkelhaken das Problem nicht vollends löst.

 

Dass es über 500 Jahre Winkelhaken keine reguläre Linkshänder-Version gab, liegt wohl daran, dass dessen professionelle Nutzung in der Masse noch vor der Emanzipation der Linkhänder zu Ende ging. So lange Mengensatz im Handsatz in Blei üblich war, mussten Linkshänder in der Schule auch das Schreiben mit Rechts erlernen. Linkshändigkeit war damals nur ne schlechte Angewohnheit, die es zu heilen galt.

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grollwiesel

Jupp... Leider bin ich nicht einfach nur ein militanter Rechtsverweigerer, sondern rechtshändig eingeschränkt und damit ungewollter Linkshänder. Ist viel einfacher, wenn man von Anfang an „anders" ist. Im Lauf des Lebens wird es dann erst eine „Behinderung" und damit nervig.

 

Aber zumindest habt Ihr mir schonmal ein paar Gedankengänge aufgezeigt. An eine Halterung o.Ä. hab ich gar nicht gedacht!

 

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vor 23 Minuten schrieb Schnitzel:

Vielleicht würde auch eine Art Halterung oder Aufhängung zur Unterstützung helfen 

Daran hatte ich auch schon gedacht. Die Halterung sollte dann schräg (nach links unten und hinten gekippt) montiert werden, damit die Schwerkraft – statt der linken Hand – die Lettern erstens im Winkelhaken hält und zweitens ein Umkippen im Winkelhaken verhindert. 

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grollwiesel

*kicher*

 

und schon hätten wir Buchstabensalat...

 

Aber im Ernst, ich werd diesen Thread mal ausdrucken und in die Werkstatt mitnehmen. Die Männaz da sind ja recht findig ;-)

 

Danke Euch und Euren Hirnwindungen!

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Martin Z. Schröder

Aus der Perspektive des Setzers, der die Sachen täglich in der Hand hat: Genügte es nicht, den Winkelhaken auf dem Kasten abzulegen? Er liegt dort schon leicht schräg, wenn der Kasten auf dem Schrägpult aufgestellt ist. Dann können Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand die Lettern ein wenig halten, die die linke Hand einsetzt, s0 daß sie nicht nach rechts umfallen. Von links nach rechts zu setzen und von oben nach unten – macht das das Drehen der Typen mit der Signatur nach unten nicht unmöglich? Ich denke es jetzt nicht weiter, denn ich würde anders herangehen.

Sind in der Setzerei Setzer beschäftigt? Wenn man einem Setzer sagt: Stell dir vor, deine rechte Hand ist feinmotorisch eingeschränkt, was würden deine Hände dann tun? Also die Hände denken lassen. Das tun die Hände oft bei der Arbeit. Wenn ich zum Beispiel eine schwer erreichbare Schraube in der Maschine habe, dann lege ich mir einiges Werkzeug dazu und probiere. Mit der Zeit finden die Hände eine Lösung, der Kopf folgt. Das kennt jeder vom Schreiben mit einer Tastatur. Die Hände tippen manchmal Wörter oder auch Schreibweisen, die man gar nicht schreiben wollte, weil sie auch ohne den Kopf ihre eigenen Routinen entwickelt haben. Wenn man z.B. seit und seid verwechselt, liegt das bei professionellen Tataturschreibern daran, daß der Kopf schneller arbeitet und formuliert und die Hände etwas langsamer nach eigenen Routinen tippen.

Nach Linkshänderlösungen werde ich von Studenten und Schülern gelegentlich gefragt. Meine Standardantwort: Ist egal, denn wir sind als Handwerker immer Beidhänder. Ich muß als Setzer mit beiden Händen eine ähnliche Übung durchlaufen, denn wenn ich mit der Ahle hantiere beim Bau komplizierter Formen, halte ich sie sowohl links als auch rechts. Wer zum ersten Mal als Rechtshänder am Heidelberger steht, bekommt die Maschine nicht in Gang und staunt sehr, denn er muß mit dem linken Arm einen Hebel nach außen von sich weg drücken. Das ist manchmal lustig, wenn die Leute denken, der Drucker müsse den Arm eines Athleten haben. Man lernt dann rasch den Trick, das Körpergewicht in den linken Arm zu legen. Das würde ein Linkshänder (Linksgeher auch) instinktiv versuchen.

Es ist etwas anderes, wenn eine Seite ausfällt oder etwas nicht kann. Dann muß man etwas erfinden. Und das eben nicht nur in Gedanken. So wie ein dreibeiniger Hund auch irgendwann wieder rennt, ohne daß er dafür einen Plan entwickelt, lernt auch der menschliche Körper neue Lösungen. Deshalb mein Vorschlag: Dem Setzer die beiden rechten ersten Finger zusammenbinden und dann schauen, wie er sich behilft. Die Hände müßten die Lösung finden.

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grollwiesel

Ich bin entzückt, Martin, über Deine "einfache" Lösung. Sowohl vom Ablegen des Winkelhakens als auch vom der "Handintelligenz" – auch DAS werde ich einfach mal probieren. Dieter wird zwar etwas sparsam gucken, wenn ich ihm die Finger mit  Tesa zusammenbappe, aber das hört sich nach einem guten Plan an.

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Martin Z. Schröder

Man muß dann auch schon eine Weile probieren, das braucht Zeit. Aber alle, die irgendwelche Behinderungen haben, sei es eine dauerhafte oder seien es nur vorübergehende Schmerzen in Gliedmaßen, erfinden neue Bewegungsabläufe. Mit Hexenschuß geht man krumm und schief zur Schmerzvermeidung, aber man geht. Mit einem verstauchten Knöchel humpelt man, aber man geht. Und so finden auch die Hände zum Ziel, wenn sie sich die Zeit nehmen. Also einen halben oder ganzen Tag wird es schon brauchen. Und im Lauf der Zeit ergeben sich Korrekturen. Alle Handwerker entwickeln eigene Routinen. Wenn zwei Drucker Papierbogen abzählen, kann das ganz unterschiedlich sein, aber bei beiden gleich genau und schnell. Also den Herrn Dieter um Geduld ersuchen. Es kann sein, daß die rechte Hand auf den sog. Guten Griff mit Daumen, Ring- und Kleinem Finger ausweicht. Wir setzen üblicherweise mit drei Fingern. Wenn deine ganze Handmotorik eingeschränkt ist, muß diese Einschränkung beim Setzer so ungefähr simuliert werden. Vielleicht ist auch ein Lederhandschuh das Mittel dafür, damit fällt die Feinmotorik der ganzen Hand sehr weitgehend weg. Dann erst wird die Händigkeit gewechselt, vermute ich.

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  • 4 Monate später...
Martin Z. Schröder

Zum Behelf bei allen möglichen Einschränkungen kann das sicherlich hilfreich und sogar befreiend sein. Den professionellen Setzer würde es nur bremsen, die Arbeit wird für ihn komplizierter, wenn der linke Daumen nicht mehr im Winkelhaken herrschen kann. Der Winkelhaken liegt in der Regel nicht. Wenn er aber liegen soll, aus unterschiedlichsten Gründen:  Das Hilfsmittel müßte eigentlich eine zweite Schräge haben: Die Seite mit dem Frosch muß nach unten und nach hinten gedreht werden, sonst kippen die Buchstaben nach vorn oder nach rechts. Dazu müßte das Holzteil dann auch links geschlossen werden, damit der Winkelhaken nicht beim kleinsten Druck wegrutscht. Der liegt ja nur an zwei Stellen auf, also instabil.

(Vor Plastikeinsätzen gruseln sich viele Setzer, weil das sehr unagenehm ist, wenn die Fingernägel dort auf den Grund treffen. Man hat dann oft Karton ausgeschnitten und eingelegt, um das zu vermeiden.)

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gutenberger

Zumindest in den frühen 80er Jahren gab es bei der sogenannten Berufstauglichkeitsuntersuchung bei Setzern die Frage nach der Linkshändigkeit, die - neben anerkannter Legasthenie, die damals allerdings deutlich seltener als heute bescheinigt wurde - zur Nichtzulassung zur Lehre führte. Weil man (zumindest in der DDR) der Meinung war, dass man linkshändig niemals die Normleistungen auf Dauer schaffen könnte. Ich kannte mal einen notorischen Linkshänder, der es trotzdem versucht hat, aber dann doch recht schnell gescheitert ist. Man konnte übrigens mit bestimmten Augenproblemen (wie zum Beispiel der Rot-Grün-Schwäche) oder Allergien (zum Beispiel empfindliche Haut bei Kontakt mit Wasch- oder Lösungsmitteln) auch nicht Drucker lernen - da spielte dann dafür Linkshändigkeit oder Legasthenie keine Rolle.
Es kann halt nicht jeder alles lernen. Zumindest im Profibereich, wo es ja auch um Leistung und Geschwindigkeit ging. Zum langsameren Hobby-Setzen aus Spaß an der Freude wirds aber schon irgendwie gehen ... notfalls musst du eben auf arabisch oder hebräisch umstellen.

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Martin Z. Schröder

Ich hab jahrelang mit einem farbenblinden Buchdrucker zusammengearbeitet. Wenn mal gemischt werden mußte, was in einer DDR-Akzidenzsetzerei nicht oft vorkam, gab der Meister ein paar zusätzliche Anweisungen, der Rest war Erfahrung. Der Kollege war in den 1920ern geboren und hatte sein ganzes Berufsleben zwischen Drucktiegeln verbracht. Ich hab noch Kontakt zu einem meiner Lehrmeister, der bis heute als Prüfer in der Druckindustrie tätig ist. Ich werde ihn mal fragen, ob er sich an linkshändige Setzer erinnern kann.

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