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Groß- oder Kleinschreibung von 'ders.' nach Doppelpunkt

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Hendrik Achenbach

Im Anmerkungsapparat einer wissenschaftlichen Arbeit verwende ich die Kürzel 'ders.' und 'dies.', um Namenswiederholungen zu vermeiden. Die Alternative eines Namenskürzels ist mir bekannt, kommt aber nicht in Frage. Die Kürzel kommen häufiger in Konstruktionen wie der folgenden vor:

 

Johann Wolfgang Goethe: Egmont. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. In: ders.: Sämtliche Werke. Bd. I,5: Dramen 1776-1790. Hrsg. von Dieter Borchmeyer. Frankfurt/M. 1988, S. 459-551.

 

Nun habe ich den Korrekturvorschlag erhalten, nach "In:" einen Großbuchstaben zu setzen, also so:

 

In: Ders.: Sämtliche Werke.

 

Lässt sich eindeutig beantworten, ob nur die Großschreibung korrekt ist oder kann man darüber streiten? Auf den Doppelpunkt nach "In:" folgt weder ein vollständiger Satz noch ein Substantiv, aber immerhin ein Pronomen.

 

Bin gespannt auf eure Rückmeldungen.

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Liuscorne

Literaturangaben sind eine komplizierte Sache. Es gibt unzählige Konventionen, und (fast) jeder hat eine (mitunter sehr starke) Meinung, was (allein) richtig ist. Die meisten Entscheidungen sind aber tatsächlich nur dies: Konvention; unterschiedliche Autoren / Institutionen / Verlage handhaben Dinge unterschiedlich; es gibt selten ein Richtig oder Falsch. So ist es auch mit der Groß- bzw. Kleinschreibung von "ders." / "Ders.": Es gibt beide Varianten, beide Varianten haben Befürworter und Gegner, beide Varianten haben Vor- und Nachteile.

 

Ich persönlich bevorzuge die Kleinschreibung, gestalte aber Literaturangaben auch gänzlich anders (z.B. nur mit Kommas, so dass auch Angaben wie "hg. von" immer klein sind). Bei Deiner Zitationsweise beginnen neue Sinneinheiten ja meist mit einem Großbuchstaben; "ders." in Kleinschreibung sticht da ein wenig heraus. Das spricht vielleicht für Großschreibung im konkreten Fall (vielleicht aber auch nicht, ist Geschmacksache).

 

Wenn ich die Möglichkeit habe, selbst die Zitationsregeln festzulegen, lasse ich "ders." in den meisten Fällen übrigens ganz weg. Übergenauigkeit der Angaben macht die Erfassung nicht immer einfacher.

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Dieter Stockert

Denkbar wäre auch die Konvention, das »ders.« wegzulassen, wenn es sowie der gleiche Name ist.

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Hendrik Achenbach

Vielen Dank für eure Rückmeldungen.

Was in meinem isolierten Beispiel nicht deutlich wird: Ich verwende den Anmerkungsapparat für intensive Auseinandersetzungen mit der Sekundärliteratur und lege deshalb großen Wert darauf, dass alle Angaben eindeutig nachvollziehbar sind. Deswegen kann ich auf 'ders.' und 'dies.' nicht verzichten.

Vermutlich lässt sich meine Frage tatsächlich nicht mit 'richtig' oder 'falsch' beantworten. Der Hinweis, dass in dem von mir bevorzugten System Sinneinheiten mit einem Großbuchstaben beginnen, könnte aber ausschlaggebend sein. 

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Phoibos

Ich würde die Anmerkungen, so weit es geht, kürzen. Der Apparat (und ich komme nicht umhin, die Unart zu kritisieren, diesen als Erweiterung des Haupttextes zu missbrauchen: Es gibt Autoren, da kann man den Haupttext getrost ignorieren und quält sich durch die Anmerkungen (am besten noch als Endnoten!), denn dort steht das wirklich wichtige) dient ja herkömmlich primär dazu, Belegstellen zu liefern. Dass Du Egmont von Goethe meinst, sollte ein Selbstgänger wegen des Haupttextes sein. Und statt der ständigen Erwähnung, welche Ausgabe Du benutzt, könntest Du bereits in der Einleitung klar machen, dass sämtliche Goethe-Zitate nach der Gesamtausgabe HabichgradimRegalstehen erfolgen, sofern nicht anders gekennzeichnet. Dann würde auch schon eine einfache Klammer im Text nämlich ausreichen (Egmont, 3. Aufzug (gibt es eine wissenschatlich maßgebliche Paginierung für Goethe?).

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Hendrik Achenbach

In zwei Punkten kann ich dir vorbehaltlos zustimmen: Wenn der Haupttext ohne die Anmerkungen nicht lesbar ist oder in den Hintergrund rückt, hat der Autor etwas falsch gemacht. Und Endnoten sind wirklich eine grausame Erfindung.

Das von dir angesprochene System mit der "Klammer im Text" verwende ich in der Tat, aber nur für die historisch-kritische Ausgabe der Werke des Autors, um den es hauptsächlich geht. Egmont (und andere Texte von Goethe) sind in diesem Zusammenhang Intertexte. Ich verwende die Frankfurter Ausgabe von Goethes Werken, aber es gibt weitere Ausgaben, die in einer literaturwissenschaftlichen Arbeit zitierfähig sind. Insofern ist bibliografische Genauigkeit erforderlich.

In einem Punkt muss ich dir entschieden widersprechen: Wenn man den Anmerkungsapparat nur für Belegstellen verwendet, verzichtet man ohne Not auf eine mächtiges Instrument, das es erlaubt, "Akkorde anzuschlagen und Obertöne zu bringen" (Adolf Harnack). Ich profitiere bei meiner eigenen Lektüre literaturwissenschaftlicher Texte immer wieder von Anmerkungen, die dem Autor 'nur einen Oberton wert sind', mich für mein eigenes Erkenntnisinteresse aber in eine völlig neue Richtung leiten.

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Phoibos
vor 37 Minuten schrieb Hendrik Achenbach:

Insofern ist bibliografische Genauigkeit erforderlich.

Das leistet doch das Quellen- und Literaturverzeichnis, dass muss der Apparat nicht zwingend leisten (wie üblich: Erste Erwähnung ausführlich, dann nur verweisen).

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Hendrik Achenbach

Interessant - mit welcher Begründung würdest du die Kleinschreibung wählen?

Was den bis-Strich angeht: Wieder was gelernt! Und noch mal knapp 300 Seiten durchsehen und anpassen. 😣

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