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»Felddiplom« 1945 , mit Sütterlin Eintragungen

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Hans Schumacher

Dokument als Folge genealogischer Recherchen aufgetaucht: die Tochter eines Prüflings meines Großvaters, der als Physiker im Heereswaffenamt beschäftigt war und Vorlesungen an der Technischen Hochschule Berlin hielt, hat mir ein pdf der Prüfungsurkunde ihres Vaters zukommen lassen. Die mündlichen Prüfungen wurden offenbar noch durchgeführt, wie die handschriftlichen Notizen der Prüfer auf der Rückseite des Blattes zeigen (wie zum Beispiel Ballistik: 16.2.45) aber die komplette Prüfung wurde offenbar nicht mehr abgelegt, und die Vorderseite enthält auch keine weiteren Eintragungen außer dem Namen des Kandidaten.

 

Interessant für mich wäre der Ort, der in der obersten Zeile der Eintragungen meines Großvaters steht (unterschrieben Glimm, der eng geschriebene zweite handschriftliche Block). Entziffern kann ich: »Ballistik, 16.2.45. Kummersdorf-Schießplatz, (…) 11 30 – 12 10.

KWK-Diplom-Hauptpruefung-muendlich-1.jpg

KWK-Diplom-Hauptpruefung-muendlich-2.jpg

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Hans Schumacher

Sehr plausibel aus dem Zusammenhang heraus, auch wenn ich ein bisschen enttäuscht bin dass kein genauer Ort benannt ist, so was wie „Kasernenweg“ oder „Versuchsstelle Gottow“. Dankeschön! Ist wahrscheinlich die letzte erhaltene handschriftliche Äußerung dieses Verwandten, zwei Monate später war der Krieg vorbei und der Großvater verschollen.

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Philographus

Ich werde mich morgen mittag während der Klausuraufsicht mal daran versuchen. Das meiste wird sich sicher entziffern lassen.

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Þorsten
vor 3 Stunden schrieb Philographus:

während der Klausuraufsicht

:tutor::nana:

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Gast Schnitzel
vor 7 Stunden schrieb Þorsten:

:tutor::nana:

Außerdem schreibt er nicht was er wie beaufsichtigt :nicken: Ein befreundeter Lehrer muss auch Aufsicht bei den Abschlussprüfungen machen – nämlich vorm Klo, damit die Ss da nur einzeln reingehen ... jetzt nur als Beispiel, wie umfangreich das Tätigkeitsfeld von Lehrkräften geworden ist :hammer:

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  • Beste Antwort
Philographus

So, ich konnte die Klausuraufsicht tatsächlich nutzen; ein paar Lücken müssen noch gefüllt werden, aber vielleicht fällt Euch ja was ein:

 

Mathematik 19·I·45 Gelfert 16    9.30–9.50
Unendliche Reihen, Konvergenzkriterien, Potenzreihen
e^x zu(?) x, Inx, tangx gleichm. Konvergenz. Integration rationaler
Funktionen.                                                              Sehr gut

Birkenheuer(?)


Ballistik:    16. 2. 45.    Kummersdorf-Schießplatz, Heeresforschungsstelle 11.30–12.10
Einteilung der Ballistik: Hauptprobleme der inneren Ballistik. Experimentelle Methoden der
Innenballistik: Maximaldruckmessungen mit Stauchzeugen.(?) Genauigkeitsbetrachtungen.
Piezoeffekt. Piezoel. Druckmessungen. Verhältnisse beim Gleichdruckdiagramm. Abelsche Gleichung.
Krupp-Schmitzsches ∫pdt-Gesetz. Heydenreichsche Normalverfahren. Theoretische Lösungen des
Hauptproblems. Aufgaben der Außenballistik. Schuß im luftleeren Raum. Graphische Schußtafel
für Granatwerfer, Panzerfaust u dgl. Luftwiderstandsgesetz. Mach* scher Winkel.

Sehr gut!                      [[Gut!]]

geändert                    Glimm

Glimm              Reg. Baurat, Lehrbeauftragter

bei der Wehrt. Fak. der TH Berlin

 

Theoret. Physik u. Experimentalphysik    9.3.45    II. Phys***. 15–16°°
Theorie der Detonation, experim. Untersuchung des Schwadenstrahls,
HK(?)-Problem, Zündführung, Röntgenblitzverfahren, Elektronen-
beugung, Neutronen, Atomstrahlen, Uranzerfall (Hahn-Straßmann),
Isotopentrennung; Arbeiten v. Laue, Clemens Schaefer, Heisenberg,
Lenard.

sehr gut
                    Schumann

bearbeitet von Philographus
Schumann und Schwadenstrahl ergänzt
  • Gefällt 2
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Þorsten
vor 22 Minuten schrieb Philographus:

ich konnte die Klausuraufsicht tatsächlich nutzen

Ja aber wo denn? Vor den Klos? Wir warten alle gespannt! :-P

  • lacht 1
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Philographus

Ganz piefig in einer GK-Geschichtsklausur des 2. Semesters. Die werden jetzt ja alle nachgeschrieben, und zwar nachmittags, damit nicht zu viele Schüler auf einmal im Gebäude sind. Da die Kurse natürlich aufgeteilt werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können, der Kursleiter sich aber nicht teilen kann, dürfen keine Fragen gestellt werden. Spicken oder sonstiger Unterschleif ist bei einem so übersichtlichen Setting auch kaum möglich. So sind die Aufsichten recht ereignisarm, und Herr Philographus kann ganz geschäftig sehr, sehr wichtige Sachen am Computer machen, während die lieben Kleinen ihre wohlausgereiften Gedanken zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu Papier bringen.

 

typografie.info ist im Netz meiner Schule übrigens gesperrt. :-?

  • Gefällt 1
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Þorsten
vor 4 Minuten schrieb Philographus:

typografie.info ist im Netz meiner Schule übrigens gesperrt.

Frechheit! :nana:

  • zwinkern 1
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Hans Schumacher
vor 45 Minuten schrieb Philographus:

So, ich konnte die Klausuraufsicht tatsächlich nutzen; ein paar Lücken müssen noch gefüllt werden, aber vielleicht fällt Euch ja was ein:

 


                    **umann(?)

Wow, vielen Dank … hierzu kann ich noch beitragen: Der Name wird Schumann lauten. Der Prüfer für Theoretische Physik und Experimentalphysik war Prof. Dr. Erich Schumann (1898 – 1985) von der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin, dieser war auch der „Doktorvater“ meines Opas. Hierzu noch etwas mehr Hintergrund (alle Zitate sind aus Günter Nagel, Wissenschaft für den Krieg)

Zitat

 

Die Führung des Heereswaffenamtes nahm über den Reichsforschungsrat, das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und auf anderem Wege starken Einfluss auf die Wissenschaftpolitik. In vielen Bereichen bestimmte es sogar maßgeblich das Geschehen. Vor allem der Chef der Abteilung Forschung des Heereswaffenamtes, Prof. Dr. Erich Schumann, war daran beteiligt. Erfolgreich nutzte er dafür seine zahlreichen Ämter. Hervorzuheben sind seine Stellungen als Leiter der Abteilung Wissenschaft im Oberkommando der Wehrmacht sowie als Direktor des II. Physikalischen Institut der Universität Berlin.

 

Zitat

 

Zahlenmäßig ziemlich gut besetzt, mit etwa 25 Mann, war WaF I c (Ballistik, Raketen, Leichtgeschütz). Leiter war der Regierungsbaurat Dr. Heinz-Otto Glimm (1911–1945). Der Wissenschaftler hatte ab 1929 an der Universität Berlin Physik und Mathematik studiert und begann bereits 1932 mit Untersuchungen zu einer Dissertation. Im Januar 1935 war diese Schrift fertig gestellt, die von Wehnelt, Schumann und Prof. Schweikert betreut und auch angenommen wurde. Da diese Arbeit, die übrigens Schumann sehr gelobt haben soll, sich mit einem Grundlagenthema des damals gerade in Entwicklung befindlichen Raketenantriebes beschäftigte, wurde sie sofort zur Geheimsache erklärt.

 

Da Raketen nicht unter den Bann des Versailler Vertrages fielen, wurde in dieser Richtung eifrig geforscht und entwickelt. Doktoranden wurden mit entsprechend verwertbaren Thematiken versehen und die entstehenden Arbeiten zur Geheimsache erklärt. Titel der Dissertation des Opas war zum Beispiel: »Über die Rückstoßkraft von Gasstrahlen, die durch explosive Verbrennung moderner kolloidaler Pulver in einer Bombe mit Ausströmöffnung erzeugt werden«. Da dieser Titel zu aufschlussreich war, wurde er in »Ballistische Untersuchungen« abgeändert. 

 

  • sehr interessant! 2
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Philographus
vor 26 Minuten schrieb Hans Schumacher:

Der Name wird Schumann lauten.

Ah, das habe ich oben gleich ergänzt! Ein zu so unglaublicher Abstraktion verschliffenes Sch kann man wohl nur schreiben, wenn man diesen Trigraphen im Namen hat. Der "***strahl" beginnt auch damit. Gemeint ist wohl der metallene Schneiddorn, der bei der Detonation einer Hohlladung entsteht, aber ich kann die verwendete Bezeichnung partout nicht entziffern.

 

vor 26 Minuten schrieb Hans Schumacher:

Hierzu noch etwas mehr Hintergrund...

 

Das ist alles sehr interessant und füllt das Wenige, das ich zum besseren Verständnis recherchiert habe, wirklich mit Leben!

  • Gefällt 2
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Philographus

Der fehlende Sch***strahl ist nach einer preußischen Nacht und der ausgiebigen Lektüre von Kriegswaffenmagazinen übrigens ein Schwadenstrahl.

 

Nun kann ich endlich schlafen! :-D

  • Gefällt 1
  • lacht 1
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