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Chinesisch

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Thaya

Hi,

da ich gerade mehrere Broschüren und Anzeigen in chinesisch setzen muß, habe ich dazu ein paar Fragen.

Meine chinesische Kollegin bemängelt, dass wir nur zwei Schnitte haben, und zwar:

DF Hei HK-W 5 Traditional Chinese

und

DF Hei HK-W 9 Traditional Chinese.

Also einen "roman"-Schnitt und einen "bold"-Schnitt.

Ich habe mir auch mehrere chinesische Zeitschriftwen angeschaut und mußte feststellen, dass teilweise in einem Artikel 4 verschiedene Schriften in verschieden Größen, mit Outlines, kursiv, etc. vorkommen. Für meinen "westlichen" Geschmack ist das natürlich ziemlich heavy.

Wir wollten jetzt auf jeden Fall bei einer Schrift bleiben, eventuell noch mehr Schnitte, ok, und eben eine kursiv, dachte ich mir so. Jedoch gibt es gar keine Kursive zu kaufen, obwohl sie in chinesischen Medien häufig vorkommt.

Wird die einfach nur kursiv gestellt?

Wie ticken die Chinesen typogestalterisch denn? Muß das wirklich alles so übertrieben sein?

Wie sieht "gutes" Typedesign in chinesisch aus?

Fragt

thaya

grüßend

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Formgebung

Wie mach’ ich’s nur kurz? Vielleicht so:

Am High End ist deren Vorstellung von schöner Proportion

nicht so weit entfernt von unserer. Allerdings lauern kulturelle

Stolpersteine überall. Nun besteht weder unsere und noch

weniger deren Welt ausschließlich aus High End.

Die Bild-Zeitung gibt auch nicht unbedingt unsere Vorstellung

von hochentwickelter Typografie wieder. Dennoch wird darin

in sehr komprimierter Form Kulturgeschichte verabreicht.

Der Konsumsektor in China wird in hohem Maße von

quantitativen Kriterien getrieben, viel und fett ist besser als

klein aber fein. In gewisser Weise erinnert der Grad an

Medienkompetenz an Europa vor hundert+ Jahren.

Ästhetik als Unterscheidungsmerkmal spielt also noch

keine übergroße Rolle. Wenn es einmal so weit sein sollte,

wird sicherlich die tausende Jahre alte kalligrafische Tradition

eine große Bedeutung haben. Diese wird auch heute noch geehrt

und gelehrt.

Im Massenmarkt gibt es in China derzeit typografisch fast kein

Schamgefühl. Das wird wohl auch noch eine ganze Weile so

bleiben. Was sagt denn Deine chinesische Kollegin dazu?

Zur Kursiv: Das Schreibsystem basiert auf dem Quadrat. Nach

traditionellen typografischen Vorstellungen gibt es keine

Kursive. Aber nach traditionellen westlichen Vorstellungen

werden Serifenschriften auch nicht mit Serifenlosen gemischt ... :D

Die Tradition ist also auch in China meist nicht das erste Kriterium.

Wahrscheinlich bist du schon Held der guten Form, wenn Du

einfach nur die schlimmsten Grausamkeiten weglässt :D

Henning

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Thaya

Hm...

Ja, vielen Dank erstmal, Henning.

Letztlich entspricht das dem, was ich mir schon dachte...

Meine chinesische Kollegin kann mich gestalterisch nicht überzeugen, da sie im internationalen Marketing tätig ist und mit Grafik, bzw. Gestaltung nichts zu tun hat.

Sie meint halt, alle anderen machen das so, dann ist das so, dann müssen wir das auch so machen...

Die Sache ist halt die, dass ich leider keine schicken Kunstkataloge mache, sondern mit den Broschüren und Anzeigen verkaufen will und nicht unbedingt an Kunden, die aufs Design achten. Natürlich möchte ich dennoch, dass die Sachen gut aussehen, auch wenn es sich um Gebrauchsgrafik handelt. Der Massenmarkt ist ja das wo wir hinwollen, trotzdem will ich ja keine BILD-Gestaltung machen (obwohl das in übertriebener Weise auch was hat, aber eben nicht für meine Zwecke...).

Kulturelle Probleme tun sich dabei ja nicht nur in China auf, auch mit den USA beispielsweise habe ich so meine Probleme. Auch die wollen ja grundsätzlich alles in verschieden Schriftgrößen, hinterlegt, in verschiedenen Farben und mit mindestens fünf Störern pro Seite. Aber dieses "Las-Vegas"-Design geht ja über die Typo hinaus, auch an vielen bunten Bildern darf es da nicht mangeln...

Zum Thema zurück: Ich werde die Kursive sein lassen.

Und bei einer Schrift bleiben.

Und keine pinken Outlines machen.

Scheinbar stehen die Chinesen ja auf alles was aus Europa kommt, oder nicht?

Grüße

thaya

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Formgebung

Thaya, ich bin auch deshalb so zurückhaltend, weil ich weder

etwas über das Produkt noch etwas über die Zielgruppe und

die Zielregion weiß.

Sie meint halt, alle anderen machen das so, dann ist das so, dann müssen wir das auch so machen...

...und da hat sie nicht unrecht. Die chinesische Grafik ist –

besonders im Konsumbereich – schier unglaublich »ranschmeißig«.

Klotzen und ballern ist ganz groß. Boshaft gesagt: wie bei Herr

und Frau Neureich.

Scheinbar stehen die Chinesen ja auf alles was aus Europa kommt, oder nicht?

Würde ich so pauschal nicht sagen – die Chinesen sind schon sehr

stolz auf Ihre lange Geschichte.

Ich werde die Kursive sein lassen.

Und bei einer Schrift bleiben.

Und keine pinken Outlines machen.

... und dann aber auch nicht zu laut protestieren, wenn Dir Deine

chinesische Kollegin das Pink wieder reinkorrigiert. So unrecht

hat sie nicht – wenn es zu wenig wird, wirkt es plötzlich zu leise,

zu wenig selbstbewusst im Vergleich mit den anderen Anzeigen.

Wie gesagt: schau Dir bei Gelegenheit mal an, wie unglaublich

grafisch überladen Zeitungen/Straßen vor hundert oder achtzig

Jahren in Europa/USA aussahen, bevor mediale Ausdifferenzierung

der Ruhe wieder Raum verschafft hat – für einige Branchen bzw.

Zielgruppen …

Henning

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  • 3 Wochen später...
Ivo

Ein wirklich spannendes Thema, das Henning bereits super erläutert hat. Ich werde mich dem Thema in der zweiten Jahreshälfte vor Ort mal intensiver widmen. Das wird für Thaya zwar sicher zu spät sein, doch bringt mich diese Frage auf die Idee, meinen mehrmonatigen Aufenthalt in China u.a. mit einer aufmerksamen Beobachtung der chinesischen Alltagstypografie zu nutzen und eventuelle Erkenntnisse online verfügbar zu machen.

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Bleisetzer

"Natürlich möchte ich dennoch, dass die Sachen gut aussehen..."

Eine sehr wichtige Frage scheint mir:

Wem soll diese Gestaltung gefallen?

Ihr sprecht über "Zielgruppe", meßt chinesische Typographie aber an Euren eigenen Vorstellungen von "gutem Design".

Bitte nicht falsch verstehen.

Was ich meine ist: Wenn ich als Dienstleister für eine Zielgruppe außerhalb meiner eigenen etwas gestalten soll, dann habe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

a) Ich kann mir "typisch chinesisches Design" abschauen

b) Ich kann mir Rat holen.

b) klingt komplizierter als es ist. Es gibt über 3.500 Joint Venture-Firmen mit deutsch/chinesischen Partnern. Unterstützt werden die alle von der deutschen IHK in Shanghai:

http://www.ihk-gmbh.com/firmenpools/fp_shanghai.html

Die sind völlig kommerzialisiert und ich bin mir nicht sicher, ob Du dort einfach so einen Rat bekommst.

Zum anderen kannst Du Dich an die Deutsche Botschaftsschule in Bejing wenden: http://www.dspeking.net.cn/

Die sind sehr hilfsbereit und werden Dir bestimmt guten Rat geben können. Sowohl in Bezug auf "Wo bekommt man andere Schriften?" als auch auf "Was ist 'stilvolles chinesisches Design'?"

Vielleicht noch zwei Bemerkungen:

a) Ein Chinese wird Dir niemals sagen "Das ist Mist." Er wird höflich lächeln und sich bedanken und denken "Das ist Mist." Für Dich kommt das auf's Gleiche raus..

b) Ruf dort an bei der IHK in Shanghai und/oder der Deutschen Botschaftsschule in Peking. Kostet nicht die Welt: 2,5 ct./min. so in etwa.

Chinesen spricht bzw. schreibt man mit Nachname, Vorname an - immer. Also z.B. "Sehr geehrter Herr Yang, Yu.."

Wenn's Dir hilft, besorg ich Dir einen Email-Kontakt zu einem chinesischen Partner, der sehr nett ist und hier in Europa arbeitet. Er wird Dir sofort sagen können, ob Dein Design "chinesisch gut" aussieht oder nicht.

Georg

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GRIOT

Chinesen (und natürlich die Völkchen runder herum) mögen´s schrill sowohl von den Farben als auch von der Typografie her. Ich würde "Deiner" Chinesin vertrauen. Von Experimenten würde ich absehen, da Du dafür nicht genug mit der Kultur vertraut bist.

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  • 3 Wochen später...
Roman Wilhelm

Dajia hao – hallo allerseits!

Ich bin als Grafik-Designer, der sich sehr für Fremdsprachen und die berühmte 11. Schriftgruppe interessiert, seit einigen Jahren "auf Chinesisch" hängengeblieben, habe jetzt (was für die Praxis natürlich auch sehr wichtig ist) erfreulicherweise jeden Tag mit bilingualen Gestaltungsfragen zu tun und beginne gerade meine Arbeit an einer Studie zum Thema "Das lateinische Alphabet im chinesischen Kontext".

Ich finde es spannend, dass immer mehr junge Gestalter in ihrem Alltag auf das Phänomen Chinesisch stoßen, so wie Du, Thaya, und möchte gerne Eure Erfahrungen damit aufzeichnen, möglichst als Interview, um ein Bild des derzeitigen Stellenwertes dieses Phänomens zu zeichnen.

Ich würde mich daher sehr freuen, wenn sich Gestalter, die in ihrem Arbeitsalltag Erfahrungen mit Chinesisch gesammelt haben, mit mir austauschen würden!

Meine Email: [email protected]

Meine Homepage: http://www.roman946.de

Vielen Dank und herzliche Grüße,

Roman Wilhelm, Berlin.

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