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Entwicklung im Type Design

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Perplex

Hallo

ich wollte dieses Thema schon vor einiger Zeit starten, weil ich mich immer wieder gerne mit dem Thema Schrift auseinandersetze.

In den letzten Jahren sind sehr viele serifenlose Linear-Antiqua Schriften auf den Markt gekommen, die inhaltlich an die Ideale der Renaissance-Schriften anknüpfen – offene und dynamische Formen (Meta, Fago, TheSans, Fedra Sans und zig hundert andere.).

Auch Antiqua-Schriften, wurden und werden vielfach offen und dynamisch gezeichnet – also ebenfalls der Renaissance-Art verpflichtet, meist moderner interpretiert.

Klar sind auch viele weitere Schriften erschienen die gar nicht in diese Ecke gehören, weil es sich dabei eher um grafische oder konstruierte Schriften handelt, aber die lasse ich mal schön beiseite.

Aber alles in allem, ist eine überwiegende Mehrheit an Schriften erschienen, die einen Bezug zur Renaissance aufweisen – nicht immer ausgeprägt aber doch klar erkennbar.

Aufgrund der besseren Lesbarkeit von dynamischen, offen gestalteten Schriften absolut nachzuvollziehen. :!:

Und trotzdem – in welche Richtung entwickelt sich das Type Design grundsätzlich? Was denkt Ihr? Ist ein neuer Trend erkennbar, oder bleibt alles beim Alten. Was für Schriften fehlen, wenn überhaupt welche fehlen. Welche Art von Schriften hättet Ihr gerne, die es Eurer Meinung noch nicht gibt? Wohin geht die Reise? :?

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Sebastian Nagel

Derzeit ist der Trend wohl:

1. Hybrid-Formen die keiner der drei "Richtungen" exakt folgen.

2. Ausbau der Fähigkeiten, sprich: Sonderzeichen, Spezialverhalten, ... Alles was mit einem simplen Setzkasten kaum möglich war. Die erste Digitalisierungswelle, die benötigt wurde um den alten Bestand ins neue Format zu retten, ist vorbei, jetzt ist Zeit für "mehr".

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Lars Kähler

Mein Berufsschullehrer sagte ca. 1985 zu uns, dass in der Renaissance die wohl schönsten Schriften überhaupt entstanden seien. Dem möchte ich mich anschließen und hinzufügen, dass die Renaissance seinerzeit ja ebenfalls eine Rückbesinnung auf Ideale und Vorstellungen der Antike gewesen ist.

Die inflationäre Entwicklung von Sans-Serif-Schriften macht mir eher Ärger. Jeder, der heute im 3. Semester Grafikdesign studiert, scheint ja seine eigene Sans Serif entwickeln zu wollen. Das halte ich für verfehlt.

Ansonsten läuft die Entwicklung im Schriftenmarkt derzeit sehr heterogen und unüberschaubar, finde ich. Es gibt hunderte kleiner »Labels« und ein paar größere, aber mit der Situation vor der Digitalisierung bzw. vor dem Fotosatz lässt sich das alles nicht mehr vergleichen. Linotype? Kaputt. Monotype? Wie viele Leute haben die eigentlich? Und sonst? Ist Fontshop jetzt Weltmarktführer oder wie? Was ist aus einer Firma wie z.B. Scangraphic geworden, die einst bei der Bild-Text-Integration die Nase richtig vorn hatten? Mir macht das alles keinen wirklichen Spaß mehr.

Lars

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Gast Kupfers

Ich finde, es geht gerade wieder viel in Richtung Barock (auch allgemein bei der Gestaltung z.B. Ornament-, Illustrations-, Bantjes-Welle) man könnte auch sagen Transitional, bzw. Übergangsantiqua, also wie Sebastian schon schrieb - nicht ganz Renaissance, aber auch nicht echt statisch.

Bei den Serifenlosen gibt's ebenfalls viele Schriften, die an die ursprünglichen und amerikanischen Grotesken angelehnt sind. So viele reinrassige Renaissance-inspirierte kommen mir gerade gar nicht in den Sinn aus der letzten Zeit.

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RobertMichael

das wenigste was ich in der gestaltung brauche sind trends.

schriften suche ich passend zum medium/design ich will da keine trends sehen.

vorallem nicht solche gewollten ichmussunbedingteineaußergewöhnlichesanswerdentrends.

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Gast Kupfers

Genau das nehmen sich aber einige beginnenden Gestalter wohl vor. Auch, weil wir immer sagen, man soll nicht das kopieren, was die anderen schon veröffentlicht haben. Also machen sie was originelles, vermischtes, gesampeltes.

Das trifft aber sicher nicht auf alle zu (siehe die neuen ourtypes z.B.)

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RobertMichael

können sie auch gern machen, gegen ourtype z.b. habe ich auch nix.

aber es gibt so formen da denke ich: "ohh gott, warum"? meistens

erwischt es dann ein paar buchstaben im ganzen font der ohne diese

"speziellen zeichen" jedoch ganz gut aussehe. man kann ihn dann nicht

als textfont einsetzten weil er zu eigenwillig ist allerdings auch nicht als

headlinefont weil die idee nicht durchgezogen wurde. er würde sich gerade

noch als logofont verwenden wenn man denn mal ein ausgefallenes

zeichen sucht. problem hierbei: es kann jeder verwenden.

nichts gegen die ersten versuche von typedesign-studenten ...

ich muss es ja nicht kaufen, wann wird nur in letzter zeit damit überschüttet.

vielleicht sehe ich das aber auch etwas zu überspitzt.

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Gast Kupfers

Es ist heute halt sehr einfach, eine Schrift zu veröffentlichen. Und hip.

Wegen mir kann jeder mit solchen »Konzept-Schriften«, wo alle Zeichen einem »Programm« unterworfen werden, seinen Einstieg, bzw. sein Interesse für Schriftgestaltung finden. Vielleicht lernt er dabei auch die traditionellen Schriften zu würdigen. Aber warum muss man das alles in die Welt setzen?

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Und trotzdem – in welche Richtung entwickelt sich das Type Design grundsätzlich? … Wohin geht die Reise? :?

Der eindeutige Trend ist, dass es keine eindeutigen Trends mehr geben wird. Wir sind im digitalen (Schrift-)Zeitalter angekommen, wo die Fonts massenhaft, weltweit und in jedem Stil verfügbar sind. Die mehr oder weniger lineare Entwicklung durch die letzten Jahrtausende ist damit ausgehebelt.

Statt in eine völlig neue Richtung entwickeln sich die Schriften in die Breite; der Markt fächert sich immer mehr auf. Wir haben Schriften für Menschen mit Leseschwächen; Schriften, die nur in 8 Punkt am Bildschirm gesetzt werden können; Schriften, die speziell für weiße Schrift auf Verkehrszeichen entwickelt wurden usw.

Man wird also den Ansprüchen der Anwender immer gezielter gerecht und hat nicht mehr einen Schriftstil, der für eine ganze Epoche steht.

Bestimmte Schriftmoden wird es natürlich weiterhin geben. Aber da kann man ja immer nur die wellenartigen Bewegungen vorhersehen. Auf verspielt wird zwangsläufig klar und strukturiert folgen; auf eine Retro-Welle wieder die Moderne-/Futurismus-Welle.

Ein tatsächlich neuer Trend lässt sich nicht voraussagen, weil der zumeist punktuell eingeführt wird und alle mache es dann nach. Aber so richtig viel scheint da nicht im Gange zu sein. Bei den Serifenschriften sind wir, wie du ja schon gesagt hast, immer noch in der Renaissance, bei den Serifenlosen sind wir immer noch in der Univers-/-Frutiger-Ära.

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Alpha

Gerade bei den Web 2.0- inspirierten, oder in dem Sektor neu entdeckten Grotesk-Schriften kann man eine Verspieltheit und innere Lebendigkeit sehen, die eher an die Barockschriften oder an venezianische Rennaissanc Elemente erinnert. Wahrscheinlich, weil sie einen schönen Kontrast zur eher glatten Spiegel- und Liquidoptik der Seiten darstellen.

Bei Serifenschriften ist der Trend meines Erachtens Richtung niedrige x-Höhe und starke, charaktervolle Serifen. Geschlossene Formen, wie bei Century Schoolbook und Konsorten finden sich kaum in modernen Druckwerken wieder. Das ist es auch worüber geredet werden müsste: Die Schriften in Anwendung und nicht welche Schrift gerade herausgekommen ist. Es dauaert unter Umständen Jahre bis sich eine Schrift durchsetzt.

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Norbert P
... Geschlossene Formen, wie bei Century Schoolbook und Konsorten finden sich kaum in modernen Druckwerken wieder ...

Naja, was ist da mit der Clarendon-Mode?

Wenn es Trends gibt, sind diese nicht mehr übergreifend, sondern bezogen auf Produkt- bzw. Gestaltergruppen ...

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  • 2 Wochen später...
Gast njr
Es ist heute halt sehr einfach, eine Schrift zu veröffentlichen. Und hip.

Wegen mir kann jeder mit solchen »Konzept-Schriften«, wo alle Zeichen einem »Programm« unterworfen werden, seinen Einstieg, bzw. sein Interesse für Schriftgestaltung finden. Vielleicht lernt er dabei auch die traditionellen Schriften zu würdigen. Aber warum muss man das alles in die Welt setzen?

Deine Frage platscht auch mir allermindestens mit jeder zweiten Schrift-Neuerscheinung auf die Augen. Ich meine aber, du beantwortest eingangs auch schon die Hauptsache: weil's so einfach ist. Jeder hat einen Rechner und die notwendigen Programme sind schnell beschafft, man kann online distribuieren etc. Salopp dahergeplappert, klar ist's nicht ganz sooo einfach. Aber gerade auch die Entwicklung einer neuen Schrift war im händischen Zeitalter sicher mit viel mehr Aufwand verbunden. Von den manuellen Fähigkeiten ganz zu schweigen. Ich frage mich beispielsweise noch heute, warum bloß ein nahezu genialer Könner wie mein einstiger Typografielehrer Jost Hochuli nie eine eigene Schrift herausgegeben hat. Mit seinen Fähigkeiten! Der malte jede ihm bekannte Schrift mit Bleistift, Kreide, Bambus, Holz, Glas oder Weiß-der-Geier-Federkiel punktgenau auf jeden erdenklichen Untergrund. Skizzierte im Unterricht ganze Bücher durch, so dass man meinte, den Blindtext lesen zu können! Aber eine eigene Schrift? Mir nicht bekannt …

Wie auch immer. Demgemäß natürlich würde ich mich auch nach über 30 Jahren in und um meinen Beruf nicht trauen, eine eigene Schrift anzupacken. Was ich mir aber schon ab und zu überlege und auch zu skizzieren versuche, ist die Frage, was denn nach all den Jahren sozusagen als Quintessenz in meinem Erinnerungshandgelenk hängen bleibt? Wie schaut sie aus, die serifenlose Händische, wenn ich ohne Vorbild kritzle? Ich weiss auch, dass das nicht perplex' (für mich ganz extrem spannende) Frage beantwortet. Aber vielleicht ist's ja trotzdem interessant …

Und trotzdem – in welche Richtung entwickelt sich das Type Design grundsätzlich? Was denkt Ihr? Ist ein neuer Trend erkennbar, oder bleibt alles beim Alten. Was für Schriften fehlen, wenn überhaupt welche fehlen. Welche Art von Schriften hättet Ihr gerne, die es Eurer Meinung noch nicht gibt? Wohin geht die Reise?

Passt auf euch auf, wo immer ihr hin fahrt ; )

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Gast Kupfers

Ja schau die schöne Doppelseite droppa 1 (merci für das 2. Bild).

Du musst doch nicht gleich eine Satzschrift machen (und rausbringen). Buchstaben können auf viele Arten benutzt werden. Wir könnten im Fahrwasser der Renaissance der Illustration eine ebensolche für »lettering« befördern.

Es dürften viel mehr handgemachten Plakate oder Buchumschläge geben, wie z.B. noch in den 50er/60er- auch 70er Jahren. Da fallen mir exzellente Entwürfe ein mit Schriften, die sich heute bei myfonts wie geschnitten Brot verkaufe würden, Salden, Wolpe, Noordzij, Bollwage oder eben Hochuli ...

Aber sie sind auch so schön, weil sie genau auf Text, Platz, Aufgabenstellung, Zielgruppe abgestimmt sind. Die Gestalter und Buchstaben sind frei und müssen nur mit den jeweiligen Nachbarn können (oder auch nicht), nix kerning, hinting, juppheidi, man könnte sich also das ganze doofe an der Schriftgestaltung sparen. Für die ohne Stifte und Pinsel geht das natürlich auch digital, so wie früher Kopieren und Kleben.

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