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Schrift von um die Jahrhundertwende

Empfohlene Beiträge

Philipp Gesang

Guten Abend alle zusammen,

erkennt jemand die in folgenden Beispielen aus einem 1900 gedruckten Buch verwandte Schrift? Ist ein Google-Scan, ich kann leider z.Zt. keine höhere Auflösung nachliefern.

Gibt es die eventuell auch in digitaler Form für den Hausgebrauch?

Für jeden Hinweis bin ich dankbar, Philipp

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Uwe Borchert

Hallo,

sehr ähnlich, aber etwas weiter laufend ist die New Century Schoolbook von Morris Fuller Benton aus den Jahren 1917-1923. (URW-Version ist Bestandteil der Ghostscriptfonts)

Solche Schriften gab es aber schon früher und sie wurden ab etwa 1900 gerne für Schulbücher verwendet, daher der Name. Ganz grob charakterisiert sind diese Schriften irgendwo zwischen Egyptienne, klassizistischer und barocker Antiqua, haben einen schottischer Stil. Nach den Angaben auf FontSquirrel basiert die Schrift Old Standard auf genau diesen Schriften.

Auch sehr nahe kommt die Digi Antiqua Condensed Light von den Hell Design Studios, eine Retroschrift aus der Zeit 1965-1970. Die wurde von Linotyope vor vielen Jahren mal in einem Schnitt frei verteilt, ist jetzt aber nur noch kommerziell verfügbar. Siehe auch

http://www.linotype.com/de/13561/digiantiquacondensedlight-schrift.html

MfG

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Philipp Gesang

Uwe, Joshua,

vielen Dank für die informativen Nachträge. Die größte überraschung darunter war der Link zur Modern: obwohl ich mit Modern-Derivaten ([Computer|Latin] Modern) regelmäßig Umgang habe, ist mir (bewußt) noch nie eine als Bleisatz untergekommen -- erscheint ungewöhnlich dunkel und büßt ein gehöriges Maß an Filigranität ein, um dann eben wie die weiter oben von Schnitzel gepostete schmale, un-oxonisch helle Clarendon dazustehen.

Die Century Schoolbook hatte ich bereits früher mit dem Bringhurst in der Hand eliminiert. Der schreibt da:

A related face [sc. zur Clarendon] -- a kind of muted Clarendon -- is Morris Fuller Benton’s Century Schoolbook, issued by ATF in 1924 and in machine form by Monotype in 1928.

Damit sollte sie für das Jahr 1900 ausscheiden … Aber zugestanden, die Ähnlichkeit ist da.

EDIT:

Die Old Standard ist eine Schrift in dem Stil, die ich auch empfehle.

Die Old Standard ist mir bekannt, nutze ich, um meine Bodoni mit kyrillischen Lettern zu komplettieren, bis ich mir einmal eine von Paratype leisten können werde. Kommt leider, wenn ich mich recht entsinne, ohne Kapitälchen -- was im Russischen kein Manko ist aber anderswo für Engpässe beim Markup sorgen kann.

bearbeitet von Philipp Gesang
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Joshua K.

Digitalisierungen von Bleisatzschriften kommen oft recht mager daher, weil als Vorlagen größere Schriftgrade verwendet wurden, oder sogar die Bleibuchstaben selbst und nicht das gedruckte Ergebnis.

Auf die CM und die LM im Vektorformat trifft das auch zu. Ich hab schonmal was dazu geschrieben, siehe dort: http://www.typografie.info/2/showthread.php/22238-Ist-die-Computer-Modern-wirklich-zu-dünn

Die CM basiert ja auf der Monotype Modern 8a, die als Maschinensatzschrift sehr weit verbreitet war. Die von mir oben empfohlene Modern Extended von URW basiert ebenfalls auf einer der Monotype-Modern-Schriften (auf welcher genau, kann ich jetzt nicht sagen). Monotype selbst bietet auch eine Digitalisierung einer ihrer Modern-Schriften an, die jedoch wesentlich feingliedriger ist, da sie wohl auf einem größeren Schriftgrad basiert:

http://new.myfonts.com/fonts/agfa/monotype-modern/

Als Textschrift würde ich deshalb die Fassung von URW verwenden. Die hat auch Kapitälchen und ist gar nicht so teuer.

Einen Blick wert ist auch die Scotch Modern von Nick Shinn, die eine etwas freiere Digitalisierung einer Schrift dieser Art darstellt, im OpenType-Format erhältlich ist und sogar drei verschiedene Schriftgrade enthält:

http://new.myfonts.com/fonts/shinn/scotch-modern/

bearbeitet von Joshua K.
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Philipp Gesang
Digitalisierungen von Bleisatzschriften kommen oft recht mager daher, weil als Vorlagen größere Schriftgrade verwendet wurden, oder sogar die Bleibuchstaben selbst und nicht das gedruckte Ergebnis.

Auf die CM und die LM im Vektorformat trifft das auch zu. Ich hab schonmal was dazu geschrieben, siehe dort: http://www.typografie.info/2/showthread.php/22238-Ist-die-Computer-Modern-wirklich-zu-dünn

Sehr gut auf den Punkt gebracht! Doch meine ich, daß es mit dem Justieren der Fontparameter nicht getan ist: es müßte ein OTF-Feature her, das es erlaubte, den Andruck von Letter auf Papier zu simulieren und abzustimmen. Das Blackening allein beläßt es nämlich bei den gestochen scharfen Rändern, die beim Kontakt von Blei mit Papier je nach Materialeigenschaften und Abnutzungsgrad diffus zu werden pflegen. Muß selbstverständlich nicht so extrem verwischen, wie in den von mir angeführten Beispielen, aber sollte es bei Bedarf reproduzieren können.

Im Übrigen halte ich die CM nicht notwendig für zu dünn. Es kommt sehr auf die Gesamtkomposition des Werkes an, ob sie gut zur Geltung kommt oder nicht. Die Latex-Standardklassen taugen als gutes Beispiel für eine barbarische Vergewaltigung von Dons Muse. Auf der anderen Seite gibt es Perlen wie die Leibniz-Ausgabe, die die CM in ihre ganzen Grazilität aufblühen läßt (auch wenn sie sich mit ihrer Implementation von Sperrsatz gelegentlich den Satzspiegel zerschießen -- eine modernere Tex-Maschine kann da abhelfen). Es kommt immer auf das Glue an …

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Joshua K.

Ja, eine digitale Simulation des Bleisatzes wäre eine feine Sache. Natürlich müßten die Buchstaben auch leicht ins Papier gedrückt sein.

Aber: Wenn so eine Wirkung gewünscht ist, warum nicht gleich richtiger Buchdruck? Noch gibt es Druckereien und Schweizerdegen, die den Buchdruck beherrschen, und sie können unsere Unterstützung gebrauchen.

Der Sperrsatz in der Leibniz-Ausgabe ist wirklich schlimm. Dafür müßten die ganzen Versalzeilen dringend gesperrt werden!

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