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Absatz: Einzug oder Leerzeile

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SPS

Ich hatte heute mal wieder eine Diskussion, die ich in Sachen Typographie des Öfteren führen: Sollen Absätze durch Einzüge oder Leerzeilen getrennt werden?

Ich selbst verfechte ja eher die Bewahrung traditioneller typographischer Regeln. Entsprechend bin ich eher ein Freund von Einzügen. Insbesondere denke ich, daß Leerzeilen große Texte optisch zu sehr zerreißen. Auch kommt das Problem dazu, daß man Absätze am Anfang von neuen Seiten nicht erkennt. Von anderer Seite kam das Argument, daß ansonsten zu viel Text aufeinandersteht und die Einzüge die Harmonie stören würden. Man sollte an dieser Stelle vielleicht noch anfügen, daß es im Besonderen um mathematische Texte ging; diese haben was die Verteilung von Einzügen angeht, ja ohnehin gewisse Eigenheiten, die ich unter dem Stichwort "Inkonsequenz" zusammenfassen würde ... :-?

Ich denke, hier ist auch einiges dadurch beeinflußt, daß sich die üblichen Laien-Konventionen bei der Benutzung von Word inzwischen verselbständigt haben. Dennoch wüßte ich gerne mal die Meinung von Experten dazu, ich selbst bin ja nur (wenn auch durchaus interessierter) Laie. :-)

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Sebastian Nagel

Kann man das so generell festlegen?

Es gibt aus gutem Grund beide Lösungen - mal passt die eine besser, mal die andere. :-?

Aber wenn du uns ein Beispiel zeigst, kann man vermutlich schon sagen, was für diesen Fall »besser« ist.

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SPS

Wie gesagt, im konkreten Fall geht es um mathematische Texte. Die zeichnen sich dadurch aus, daß es sich oft um lange Fließtexte handelt. Eine Eigenheit ist dabei, daß Sätze und Definitionen eingebunden werden. Gegenwärtig herrscht im Allgemeinen folgende Regel vor:

- Absätze aus dem normalen, umgebenenden Fließtext erhalten immer einen Einzug. Ausnahme ist meist der berühmte erste Absatz nach einer Überschrift; gerade hier gibt es jedoch durchaus noch einige Leute, die auch nach wie vor die erste Zeile vom ersten Absatz nach einer Überschrift einrücken.

- Ein Satz (eine Definition, ein Lemma, ...) wird dadurch hervorgehoben, daß zu Beginn fett "Satz x." dasteht (x ist die entsprechende Nummer). Davor und danach gibt es eine Leerzeile und die erste Zeile wird nicht eingerückt.

- Entsprechendes gilt bei einem Beweis, wobei die eingebettete Überschrift "Beweis." oft auch nur kursiv gesetzt wird. In der letzten Zeile wird am rechten Rand ein weißes Kästchen gesetzt.

Alles in allem finde ich die Regeln in manchen Details wie gesagt wenig zueinenader passend. Besonders unpassend sieht es aus, wenn ein einzelner "normaler" Absatz zwischen zwei Sätzen steht. Beispiel (die "(*)" stehen für Einzüge, ich weiß nicht, wie man das hier implementiert):

§ 1. Überschrift

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--

Wie gesagt, ich finde in diesem Fall Einzüge deutlich sinnvoller, alleine schon, um die Sätze etc. mehr abzuheben.

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Joshua K.
Auch kommt das Problem dazu, daß man Absätze am Anfang von neuen Seiten nicht erkennt.

Nicht nur auf neuen Seiten. Gerade in mathematischen Texten kommen ja häufig abgesetzte Formeln, Definitionen und ähnliches vor, wonach man dann auch Absätze bloß mit Einzügen erkennt. Einzüge sind deshalb auch meiner Meinung nach die bessere Wahl. Außerdem sparen sie Platz!

Von anderer Seite kam das Argument, daß ansonsten zu viel Text aufeinandersteht …

Was daran schlimm ist, verstehe ich nicht. :-?

… und die Einzüge die Harmonie stören würden.

Klar, man kann eine glatte linke Kante schöner finden. Ich finde die Unterbrechung der Kante durch Einzüge allerdings nicht schlimm, die Vorteile wiegen mehr. Und ein Absatzabstand ist doch noch viel unharmonischer, weil der Textblock auseinandergerissen wird.

Sowohl Einzüge als auch Absatzabstände stören sowieso die Harmonie nur dann empfindlich, wenn sie zu oft vorkommen, also ein Kurzabsatz auf den nächsten folgt. Das liegt allerdings in der Regel an einer schlechten Gliederung des Textes.

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  • 3 Monate später...
Rosental62

Liebe Foristen,

ich lese euere Artikel gerne und wollte heute einmal was von der Seite der Typo-Nutzer zur Diskussion Absatzeinzug beitragen.

Ich bin Romanschriftsteller und finde die meisten Bücher sind, von der Art her, wie sie gesetzt sind, ziemlich schlimm.

Das liegt genau an diesen eingezogenen ersten Zeilen. Ich meine, diese Einzüge machen das Lesen schwierig und den ganzen Satz unruhig. (Sieht irgendwie altmodisch, falsch und unsauber aus.) Noch schlimmer wird es, wenn ein Autor viel wörtliche Rede einsetzt und am übelsten ist es dann, wenn die (wie so oft) auch noch mit diesen liegenden doppelvaus gezeichnet ist und einige Dialoge in die nächste Zeile springen und andere nicht. Man muss sich so ein Buch mal bewusst ansehen. Das ist ein einziges Hin und Her. Das Tolle ist dann wiedrum, dass der Leser trotz Typografie damit zurecht kommt. Wenn ich einen Laien dazu befrage, sagt er eigentlich immer: "Ist mir nie aufgefallen, dass es da ein Problem gibt." In sofern ist Typographie etwas sehr sonderbares. Sie funktioniert immer. Egal, wie sie gemacht ist.

Gruß

bearbeitet von Rosental62
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Minimalist

Willkommen im Forum :huhu:

Ich bin Romanschriftsteller und empfinde [...]
Wenn ich einen Laien dazu befrage, sagt er eigentlich immer: "Ist mir nie aufgefallen, dass es da ein Problem gibt."
In sofern ist Typographie etwas sehr sonderbares. Sie funktioniert, obwohl sie schlecht gemacht ist.

Da sitzt Du aber offensichtlich einem Fehlschluss auf ;-) Du müsstest eigentlich den Schluss ziehen, dass Typografie funktioniert, obwohl Du nicht verstehst warum ... :-D

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Pachulke

Der Einzug ist ja kein funktionsloses Schmuckelement, sondern erleichtert dem Auge die Orientierung, indem er einen neuen Absatz anzeigt. Insofern funktioniert die Typographie an dieser Stelle nicht trotz des Einzuges, sondern gerade auch wegen des Einzuges. Natürlich können Einzüge auch falsch sein, z. B. wenn es zu viele kurze Absätze gibt. Aber insgesamt ist der Einzug ein bewährtes Instrument zur Strukturierung der Seite.

  • Gefällt 1
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Joshua K.

Bei Romanen gibt's ja jedes Mal einen neuen Absatz, wenn der Sprecher wechselt. Daher sind diese häufig recht kurz. Das ist dann natürlich ein bißchen unruhig, aber gestört hat es mich auch noch nie. Und es ist meiner Meinung nach wesentlich besser, als Absätze gar nicht zu kennzeichnen oder gar Abstände zwischen die Absätze einzufügen.

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Rosental62

Hallo!

Ja, das sehe ich auch so. Keine Leerzeilen zwischen Absätzen. Schon gar nicht bei Dialogen. Aber gerade da - also bei Dialogzeilen - verstehe ich diese Einzüge überhaupt nicht. Da stehen doch jedes Mal Anführungszeichen, wenn jemand Neues spricht, und Absätze gibt es in Dialogen eigentlich nie. So lange die Dialoge kürzer als eine Buchzeile sind, sieht es noch ganz gut aus. Aber wenn sie länger sind, kippt die nächste Zeile wieder nach vorne und es wird wirr. Nein, das Zeilengeflatter bei Dialogen ist wirklich überflüssig! Ich fürchte, es wird nur der Ordnung halber gemacht. Weil man ja nun mal angefangen hat, mit diesen Einzügen. Wie ich schon letztes Mal schrieb, ist es am Schlimmsten wenn die Anführungszeichen keine Richtigen sind, sondern liegende Doppelvaus.

Jetzt habe ich mir noch mal ein paar Bücher angesehen und festgestellt, dass die Einzüge nicht zwingend so weit in den Block reinreißen müssen. Bei manchen Büchern ist es nur ein Stück. Ich glaube man nennt das "Geviert", also vielleicht 3 bis 4 Buchstaben. Dann geht es und der Druck ist nicht ganz so wirr. Bei meinem nächsten Buch werde ich ich mich mal mit dem Setzer darüber unterhalten, vielleicht kriegen wir ja einen Kompromiss hin, mit dem wir beide leben können.

Und wieder einen schönen Gruß an alle Foristen.

bearbeitet von Rosental62
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Gast bertel

Ein Geviert sind nur bei einer extrem schmal laufenden Schrift 3–4 Buchstaben, bei einer normal breiten aber wesentlich weniger. Was ein Geviert genau ist, kannst du hier sehr anschaulich nachlesen.

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Minimalist
Wie ich schon letztes Mal schrieb, ist es am Schlimmsten wenn die Anführungszeichen keine Richtigen sind, sondern liegende Doppelvaus.

Was genau ist denn an Guillemets falsch ...?

Ich fürchte, es wird nur der Ordnung halber gemacht. Weil man ja nun mal angefangen hat, mit diesen Einzügen.

Nein, es wird gemacht, weil eine ordentliche Gliederung wichtig ist, um den Text zu erfassen. Es gibt aber durchaus historische Gründe dafür, dass man einen Einzug verwendet: ursprünglich wurde ein Text mit Absatzzeichen () gegliedert.

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Das wurde gewöhnlich farbig (rot) in den Text hineingeschrieben. Auch als man anfing, Bücher zu drucken, hat man recht schnell Absätzen eine neue Zeile gegönnt und die Absatzzeichen wurden von Hand vom Rubrikator (rubrum = rot) eingefügt, der Setzer hat dafür Platz frei gelassen.

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Da das viel Arbeit/teuer ist, hat man sich das Zeichen irgendwann gespart: Der neue Absatz wird auch durch den leichten Einzug deutlich genug hervorgehoben.

Jetzt habe ich mir noch mal ein paar Bücher angesehen und festgestellt, dass die Einzüge nicht zwingend so weit in den Block reinreißen müssen. Bei manchen Büchern ist es nur ein Stück. Ich glaube man nennt das "Geviert" [...]

Wie weit man einzieht richtet sich nach dem Abstand zwischen den Zeilen, der sich danach richtet, was die Schrift an Luft zum Atmen braucht. Idealerweise zumindest. Ein zu großer Einzug ist natürlich genauso falsch wie ein zu geringer oder gar keiner.

bearbeitet von Minimalist
  • Gefällt 2
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Joshua K.
Was genau ist denn an Guillemets falsch ...?

Er hat doch gar nicht gesagt, daß sie falsch seien. Nur schlimm. Wie Du siehst, bin ich nicht der einzige, der die normalen lieber mag. ;-)

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Minimalist

Nun, er sprach von den Fällen, in denen ...

[ ...] die Anführungszeichen keine Richtigen sind, sondern liegende Doppelvaus. [...]

Nicht richtig = falsch, oda ...? 8-)

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Dieter Stockert
Nicht richtig = falsch, oda ...? 8-)

Auf zutreffenden Hinweis von Minimalist wurde Arno Schmidt aus dem Rennen genommen.

bearbeitet von Dieter Stockert
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Minimalist

:schmunzel: Ich muss Dir nicht sagen, dass der Vergleich sooo sehr hinkt, dass er zu diesem Rennen nicht zugelassen wurde, gell ...? ;)

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