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Runde Nullen in Kapitälchen von Antiquas

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Hallo zusammen,

wenn ich die Kapitälchen einiger Antiquas so anschaue, frage ich mich woher diese runden Nullen eigentlich kommen? Was hat es damit auf sich, dass die Null (z.B. bei den meisten Garamonds) so Kreisrund gestaltet sind?

Für mich sieht das irgendwie seltsam aus. Vor allem wenn man im Text eine Zahl wie 200.000 setzt. Warum wurden diese nicht so gestaltet, dass die Strichstärken seitlich dicker sind und oben und unten schmaler? Wie z.B. bei der Albertina.

Adobe Garamond Pro:

AdobeGaramondPro.gif

Garamond96Bold:

Garamond96Bold.gif

Sabon Bold:

SabonBold.gif

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Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass die Null früher für "nichts" stand und so gar nicht geschrieben wurde. Als es dann aufgrund mathematischer Erfordernisse doch notwendig wurde, dieses "nichts" irgendwie richtig kennzeichnen zu können, brauchte man ein Zeichen ... ein vollwertiger Buchstabe wäre wohl der Idee von "nichts" nicht gerecht geworden, also ein einfacher Kringel/Punkt/Kreis, analog zu einem kleinen, unauffälligen kurzen Strich, der manchmal in einer Tabelle gesetzt wird, wenn die entsprechende Zelle einfach keinen Inhalt hat. Langsam hat sich die Null dann zu einem optisch dem lateinischen Alphabet angepassten Zeichen gewandelt.

bearbeitet von Sebastian Nagel
Tippfehler
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Nein, mit dem O hat das nichts zu tun. Wi Sebastian ja schon angedeutet hat, hat sich das Zeichen einzeln entwickelt und stand eben symbolisch für »leeren Raum«. Zur Geschichte siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Null

Die kreisrunde Form ist also eher die ursprüngliche, die sich im Laufe der Jahrhunderte abgeschliffen hat und nach und nach mit dem Duktus der anderen Ziffern vereinheitlicht wurde – insbesondere bei den Versalziffern. Bei Minuskel-/Kapitälchenziffern kann man diese historische Form noch besser unterbringen und das wird eben auch immer wieder gern gemacht.

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Ok, sehr interessant! Danke Euch!

Wobei ich doch finde, dass es aus ästhetischer Sicht im Text schon sehr seltsam aussehen kann.

Im Fontblog hatte Jürgen Siebert zur Frage nach der kreisrunden Null das hier geschrieben.

Gerade bei dem Buch, um das es bei dem Fontblog-Eintrag geht, sieht es wirklich eher nach einem Zwiebelfisch aus (siehe hier Seite 7 im PDF).

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Hallo Index,

auch nach dem Verfall des römischen Imperums wurden die sogenannten römische Ziffern (zum Beispiel zum Festhalten von Mengen im Handel) oder Adaptionen von diesen weiterhin verwendet. Eine Null ist in diesem System nicht vorgesehen. Unter anderem deshalb konnte damit auch nur sehr umständlich gerechnet werden.

Da war man im arabischen Raum (ausgehend von Indien) erheblich weiter! Mit den indisch-arabischen Ziffern (ab dem 3.Jahrhundert v.Chr.) wurde die komplexe Mathematik und moderne Naturwissenschaften überhaupt erst möglich. Mit diesem System konnten die Inder mit nur 10 Zeichen beliebig große Zahlen schreiben. Das Zeichen für Null (Nichts) war ursprünglich nur ein Punkt oder ein kleiner Kreis, also ein Platzhalter mit der Bedeutung Leere, Fehlen, Nichts. Die Vorstellung vom Nichts passte aber nur sehr schwer ins christliche Weltbild (wo das [ewige] Leben ja selbst nach dem Tod mit dem Paradies/der Hölle weitergeht).

Die genialen indischen Ziffern wurden schnell von anderen Völkern Asiens übernommen. Im 8.Jahrhundert entdeckten auch Araber auf ihren Kriegszügen die indischen Ziffern.

Europäische Ritter lernten dieses praktische Zahlensystem bereits während der Kreuzzüge kennen. Um ca. 1200 n.Chr. breitete sich das indisch-arabische System über Marokko, Spanien und Italien langsam in ganz Europa aus.

Leonardo Fibonacci verwendete 1202 zwar in seinen Werk »Liber abaci« die Null, allerdings bezeichnet er sie dort als Zeichen statt Zahl.

Viel später erst (ab dem 17. Jahrhundert) setzt sich die Verwendung der Null im praktischen Rechnen durch, also zu einer Zeit, als die Typografie in Europa schon auf eine lange Tradition zurückblicken konnte. Erst als die Null also auch als Ziffer statt Symbol akzeptiert wurde, wurde diese formal auch den restlichen Ziffern angepasst. Deshalb ist in vielen Schriften mit historischen Vorlagen (vor allem in Schriften des Typus Renaissance Antiqua) noch eine Null mit dem damals üblichen Aussehen enthalten.

Mir persönlich gefällt dieser Kreist aber auch nicht besonders gut. Ich habe im beim Setzen mit derartigen Schriften schon öfters mir selber eine individuelle Null zusammengebastelt.

Interessant in diesen Zusammenhang: http://de.wikipedia.org/wiki/Null

Liebe Grüße

Michael Bundscherer

  • Gefällt 7
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Um die Mediäval-Null von einem Minuskel-o zu unterscheiden, sind die Nullen häufig in der Breite oder der Höhe zu den Kleinbuchstaben verschieden. Einige Schriften haben bei der Null die Schattenachse um neuzig Grad gedreht oder sonstwie anders ausgerichtet. Andere geben der Null nur einen einseitig geschwollenen Bauch. Die 1530 Garamond von Tiro Typeworks bietet neben der Scheiben-Null noch eine Alternativ-Null im SC-Schnitt. Bei der Herb und der Kompakt ist der Unterschied mehr als deutlich. Die Null der Spira hat schon fast Schwabacher-Charakter.

Nullen.PNG

(Klick führt zur größeren Ansicht.)

  • Gefällt 3
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