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Orpheus endlich auch digital!

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gutenberger

Regelmäßigen MyFonts-Besuchern und Canadatypefans wird es nicht entgangen sein, alle anderen würde ich gerne darauf hinweisen: Tiemanns großer Bleisatzklassiker Orpheus (und dessen kursive Ergänzung Euphorion) war m.W. merkwürdigerweise bisher noch nicht digital erhältlich. CanadaType hat ganz großes Kino draus gemacht, ich kann meine Begeisterung darüber nur schwer zügeln und empfehle deshalb wärmstens: http://new.myfonts.com/fonts/canadatype/orpheus-pro/

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Joshua K.

Schön, Danke für den Hinweis. Deine Begeisterung teile ich aber leider nicht.

Teilweise muß man sich die ursprünglichen Figuren aus verschiedenen OpenType-Stilsätzen zusammensuchen; das eingebogene h beispielsweise befindet sich zusammen mit Schwungformen in Stilsatz 5:

1077sr4.gif

Andere ursprüngliche Zeichen fehlen vermutlich ganz — jedenfalls konnte ich sie der MyFonts-Vorschau nicht entlocken — so etwa der ft-Verbund und der Bindestrich:

2w4h9tw.png

1zyhj5z.png

Anstatt neue Figuren zu erfinden, hätten sie lieber erstmal alle ursprünglichen digitalisieren sollen. Und wenn man schon im Standardzeichensatz von der Vorlage abweicht, wünsche ich mir wenigstens einen Stilsatz, der alle Originalzeichen einstellt.

Leider dürfte die Schrift auch kaum textgrößentauglich sein. :-(

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gutenberger

- schon im Bleisatz hat man die Orpheus als Textschrift eher im höheren Brotschriftbereich und größer - also so ab 12pt aufwärts gesetzt - vor allem in bibliophilen, meist relativ großformatigen Ausgaben (soetwas gab es früher wirklich mal) mit sehr splendid Platz, weil die Orpheus halt auch für so etwas Nobles, Vornehmes, Feierliches gemacht war und sich demzufolge in 8 oder 10 Punkt nur bedingt entfalten kann. Tiemann selber hat sie häufig so eingesetzt und mir gefällt gut, wie die kanadischen Kollegen Tiemanns oft handgezeichneten Abwandlungen für Titel- und Umschlaggestaltungen mit einbezogen haben in die vielen Buchstaben-Variationen. Eine ft-Ligatur ist dabei, wenn auch eine andere als im Bleisatz, nach dem Trennstrich müßte man schauen, irgendeiner wird sicherlich dabei sein ...

Ich finde es legitim und sehr schön, wenn eine fast vergessene Bleischrift auf diese gekonnte Art und Weise wiederentdeckt und zugänglich gemacht wird und finde es in Ordnung, wenn es keine absolute Replik der Bleisatzschrift ist. Das sind ja die meisten Digitalisierungen ohnehin nicht, und kann also auch nicht der Maßstab sein - wer druckt denn auch noch diese Fonts im Buchdruck? Es gibt übrigens überhaupt nur ganz wenige Fonts, die den originalen Bleisatzschriften tatsächlich bis ins letzte Detail entsprechen - und die meisten davon (die aus der Valdonega Aesthetic Line der Stamperia Valdonega) sind noch nicht einmal käuflich zu erwerben ...

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gutenberger

vielleicht kann dieses Beispiel der Kanadier irgendeinen jungen ambitionierten Digitalschriftdesigner anregen, auch endlich die Kursive der Tiemann-Antiqua (die leider nur bei Linotype in zwei geraden Schnitten verfügbar ist) in die heutige Welt zu retten? Würde ich sehr begrüßen! Nach der Ingeborg vor nicht allzu langer Zeit und jetzt der Orpheus wäre das eine weitere geschlossene Lücke. Falls sich jemand hier angesprochen fühlen sollte - ich hätte durchaus auch noch ein paar andere Bleisatzschriften gern digital zur Verfügung, denen trotz hunderttausender Fonts der Weg ins Heute noch immer nicht gebahnt wurde, die es aber eigentlich verdient hätten ... Vorschläge (mit Schriftmustern unterschiedlicher Qualität) könnte ich bei Bedarf gerne liefern.

Schöne Grüße

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RobertMichael

schade das der fette schnitt der orpheus nicht digitalisiert wurde, aber vielleicht folgt der ja noch.

die kursive orpheus wurde übrigens auch als euphorion geführt.

Es gibt übrigens überhaupt nur ganz wenige Fonts, die den originalen Bleisatzschriften tatsächlich bis ins letzte Detail entsprechen - und die meisten davon (die aus der Valdonega Aesthetic Line der Stamperia Valdonega)

kannst du da etwas genauer werden? welche fonts genau entsprechen bleisatzschriften bis ins letzte detail?

Nach der Ingeborg vor nicht allzu langer Zeit und jetzt der Orpheus wäre das eine weitere geschlossene Lücke.

die ingeborg (wir sprechen doch von der typejockeys ingeborg) basiert aber nicht auf einen bleisatzfont, oder?

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gutenberger

1. Es gab m.W. nie eine kursive Orpheus in Blei, sondern immer nur die Euphorion als eigenständige Kursiv-Schrift, die aber immer als DIE passende Kursive zur Orpheus betrachtet und empfohlen wurde. Warum das so war, weiß ich nicht. In Blei schien mir die Orpheus deutlich weiter verbreitet zu sein als die Euphorion - das ist aber ein sehr subjektiver Eindruck, weil ich selber nur ein paar Kästen Orpheus hab, die Euphorion in Blei mir aber nie über den Weg gelaufen ist ... die hab ich immer nur in Schriftmustern gesehen.

2. In der Stamperia Valdonega in Verona wurde in den 90ern (ich weiß nicht wie lange) Bleisatzschriften nach dem Druckbild im Buchdruck digitalisiert. Diese Digitalschriften sollten dasselbe Schriftbild ergeben wie im Buchdruck gedruckter Bleisatz. Man ist also nicht von Zeichnungen oder Entwürfen ausgegangen, sondern vom Druckbild unter Beachtung beispielsweise des "Quetschrandes" beim Hochdruck. Meines Wissens wurden diverse Monotype-Klassiker wie Garamond, Baskerville und Dante (und noch ein paar andere) digitalisiert. An die Schriften kommt aber keiner ran, weil sie nur für Kunden der nicht gerade billigen Stamperia zur Verfügung gestellt wurden, die in der Stamperia gestalten, setzen und drucken ließen. D.h. diese Schriften durften das Haus nicht verlassen und wurden nie verkauft. Ich kannte mal einen, der an der Digitalisierung gearbeitet hatte. Und selbst er hatte nach eigener Aussage die Schriften nicht.

Diese Schriften sind also die m.W. einzig wirklich perfekten Repliken von Bleisatzschriften, weil sie das ursprüngliche Druckbild in den Offsetdruck übertragen.

Bei anderen ist es schon schwieriger und da müsste man jetzt einen Roman schreiben - es gab ja auch Bleisatzschriften gleichen Namens, aber unterschiedlicher Ausführung. Und welche Bleisatzfassung welcher Digitalfassung entspricht wäre ein weites Feld "vergleichender" Forschung. Es geistern beispielsweise ein paar Typoartdigitalisierungen aus undurchsichtigen Quellen durch die Welt (schon lange bevor E&F Typoart für sich entdeckt haben), die m.E. ziemlich genau die entsprechenden Bleisatzschriften von Typoart abbilden.

Bei etlichen Klassikern entsprechen oft die Digitalfassungen beispielsweise von Berthold, Monotype oder Linotype auch den quasi "eigenen" Bleisatzvorbildern. Also bei einer Monotypebleisatzschrift schaue ich beispielsweise zuerst bei LTC, die m.E. meist am dichtesten an ihren Originalen dran sind. Manchmal aber eben auch nicht. Wie gesagt - ein ganz weites Feld. Es gibt einfach wahnsinnig viele Digitalisierungen, die ganz eindeutig vom Bleisatz abweichen, aber den Bleisatznamen stolz tragen ... warum auch immer. Gerade bei Adobe oder auch URW hab ich schon oft Schriften gesehen, wo ich mich fragte, warum die nicht einen anderen Namen bekommen haben. Andererseits gibt es auch oft irgendwelche Billigfonts, die ganz eindeutig eine Bleisatzschrift kopieren (manchmal sogar ganz gut!), aber ganz anders heißen. Gelegentlich haben sie sogar - um die Verwirrung komplett zu machen - den Namen einer anderen Bleisatzschrift. Passiert häufiger bei Schreibschriften, Plakatschriften oder Varia-Antiqua ...

Ich hab z.B. die Fanfare, die Neuland, die Arkona und etliche andere schon unter den kuriosesten Namen gesehen.

3. Es gab mal eine Ingeborg-Antiqua in Blei, ich glaube von Stempel, und ich meine diese neue typejockeys-Ingeborg sähe der alten zumindest ähnlich. Ich hab mir aber schon ewig nicht mehr die Bleisatzingeborg angesehen, kann mich also auch böse täuschen ... hatten die denn nicht sogar irgendwo von einem Bleisatzvorbild was erwähnt?

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Joshua K.
- schon im Bleisatz hat man die Orpheus als Textschrift eher im höheren Brotschriftbereich und größer - also so ab 12pt aufwärts gesetzt

Ich bezweifle, daß die Schrift in der Form für 12 pt geeignet ist!

Für sich finde ich die Schrift ja gar nicht schlecht. Ich würde mich aber mehr darüber freuen, die Orpheus in ihrer ursprünglichen Form digital verwenden zu können.

Die alten Meister haben sich doch was bei ihren Entwürfen gedacht, da müssen keine Buchstabenformen nachgebessert werden. Darum finde es immer etwas schade, wenn Digitalisierer meinen, an der Vorlage herumbasteln zu müssen. (Manchmal sind natürlich auch gewisse Änderungen sinnvoll, wenn es zum Beispiel um Einschränkungen der Bleisatztechnik geht, wie Unterschneidungen.)

Es geistern beispielsweise ein paar Typoartdigitalisierungen aus undurchsichtigen Quellen durch die Welt (schon lange bevor E&F Typoart für sich entdeckt haben), die m.E. ziemlich genau die entsprechenden Bleisatzschriften von Typoart abbilden.

Das interessiert mich jetzt aber sehr! Kannst Du dazu genaueres sagen? Von welchen Schriften sprichst Du?

Bei etlichen Klassikern entsprechen oft die Digitalfassungen beispielsweise von Berthold, Monotype oder Linotype auch den quasi "eigenen" Bleisatzvorbildern.

Ja, Bertholds Palatino beispielsweise scheint gut der Bleisatz-Palatino zu entsprechen (genau habe ich sie nicht verglichen). Hier mal ein Vergleich mit der Palatino von Linotype (oben):

21nil46.png

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gutenberger

deshalb nur kurz: 12 Punkt in Blei war schon noch was anderes als 12pt digital, auch wenns rein rechnerisch nicht so viel Unterschied ist ... und 12 Punkt aufwärts hieß in Blei 14 oder 16 oder sogar 20 Punkt und dazwischen gabs gar nix.

Diese Typoartfonts, die ich kenne sind zum Beispiel die Leipziger Antiqua, eine Typoart-Baskerville (von der es eigentlich gar keine Bleisatzschrift aber wohl ne Fotosatzschrift gab ... fällt mir da ein, zumindest glaube ich das gerade), eine Fournier (dito), die Maxima (gabs in Blei!) und wohl auch noch ein paar Zierschriften. Ich habe keine Ahnung, woher die sind, wer sie gemacht hat, woher man sie bekommen kann - aber sie sind gut gemacht mit jeweils sogar Extraschnitten für Brotschriftgrade, mittlere grade und große Grade ...

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Joshua K.
deshalb nur kurz: 12 Punkt in Blei war schon noch was anderes als 12pt digital, auch wenns rein rechnerisch nicht so viel Unterschied ist ... und 12 Punkt aufwärts hieß in Blei 14 oder 16 oder sogar 20 Punkt und dazwischen gabs gar nix.

Ich wollte doch nur sagen, daß die hier vorgestellte Schrift für normale Fließtextanwendung (und darunter verstehe ich den Bereich bis etwa 12 Didot-Punkt) kaum geeignet sein dürfte. :-?

Diese Typoartfonts, die ich kenne sind zum Beispiel die Leipziger Antiqua, eine Typoart-Baskerville (von der es eigentlich gar keine Bleisatzschrift aber wohl ne Fotosatzschrift gab ... fällt mir da ein, zumindest glaube ich das gerade), eine Fournier (dito), die Maxima (gabs in Blei!) und wohl auch noch ein paar Zierschriften. Ich habe keine Ahnung, woher die sind, wer sie gemacht hat, woher man sie bekommen kann - aber sie sind gut gemacht mit jeweils sogar Extraschnitten für Brotschriftgrade, mittlere grade und große Grade ...

Das interessiert mich brennend! Verstehe ich Dich richtig, daß Du die Schriften zwar auf Deiner Festplatte hast, aber nicht mehr weißt, woher? Könntest Du dann mal bitte nachschauen, was in den Copyright-Feldern der Schriften steht?

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