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Fontographer: Laienfragen

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Pachulke

Ich habe einem Font im Fonographer ein paar Zeichen ergänzt und ihn dann exportiert und im Indesign verwendet. Wenn ich jetzt PDF-Dateien vergleiche, die mit dem alten und dem neuen Font geschrieben sind, sieht die Schrift am Monitor im neuen hakeliger aus:

Old Standard.jpg

(oben alt / unten neu)

Die gekippten Senkrechten sehen fürchterlich aus. Im Druck kann ich keinen Unterschied feststellen, und wenn ich am Monitor stark vergrößere, verliert sich das Problem auch. Bei normaler Seitenansicht ist es aber da und auch von Seite zu Seite reproduzierbar.

Das die Schrift vom Duktus her für den Monitor problematisch ist, ist mir schon bewußt, die t sehen auch bei der Originalschrift verkorkst aus, aber insgesamt ist es schon eine deutliche Verschlechterung.

Woran liegt das, was kann man da machen?

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Sebastian Nagel

Sieht so aus, als würdest du beim Öffnen oder Exportieren das Hinting der Schrift (=Ausrichtung der "echten" Formen an den viel groberen Pixelraster des Bildschirms) löschen oder verändern.

Dadurch müht sich dann das Programm bei der Darstellung auf wenigen Pixeln mit weniger Hinweisen ab, wie das "einigermaßen gut aussieht", und kommt so zu einem schlechteren Ergebnis.

Wie du das Hinting erhältst, hängt vom Programm und dem Fontformat ab.

Mit Fontographer kenn ich mich nicht aus ...

Bei den Fontformaten gibt's Truetype- und Postscript-Hinting, die recht unterschiedlich funktionieren (und ein Opentype-Font kann abhängig vom Kurvenformat, das er verwendet, das eine oder andere besitzen).

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Hast halt das Hinting zerschossen. Man kann Fonts leider nicht einfach öffnen und wieder speichern wie einen Textdatei. Die Daten werden beim Öffnen interpretiert und beim Speichern wird neu generiert. Selbst wenn man überhaupt keine Änderungen macht, können Teile des Fonts geändert oder gar unbrauchbar gemacht worden sein.

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Sebastian Nagel

Jain ... Ein fertig kompilierter Font ist zur Fonteditor-Datei vielleicht etwa vergleichbar mit einer PDF-Datei in Relation zu seinem Layout-Dokument - ein ausreichend nutzbares, aber nicht in seinen Ursprungsdaten vorhandenes Abbild der eigentlichen Arbeitsdatei. Alles was für den Gebrauch nötig ist, ist da, aber nicht zwingend alles, was für eine Weiterbearbeitung gebraucht wird. Du kannst die Datei öffnen und gewisse Dinge damit machen, aber eine in sich schlüssige, weiterbearbeitbare Datensammlung ist es im Grunde nicht.

Wie beim Bearbeiten eines PDFs in Illustrator, wo es abhängig davon ist, wie das PDF generiert wurde, ob du mit den Daten noch irgendwas weiter arbeiten kannst, oder ob es nur noch eine visuelle Repräsentation des Layouts und datentechnisch ein ziemlicher "Sauhaufen" ist, kannst du bei Fonts je nach seiner Produktionsweise mehr oder weniger Erfolg beim Editieren haben.

In Fontlab ist die Chance bei technisch einfachen Fonts groß, dass man mit den richtigen Einstellungen bei Import und Export das Hinting unberührt erhalten kann, speziell dann, wenn die kompilierten Fonts die du öffnen willst nicht nach ihrer Erstellung noch durch andere Programme zur Nachbearbeitung durchgejagt wurden.

Wie's in Fontographer damit aussieht, was der kann und was nicht ... :-? Am ehesten wirst du vermutlich mit der aktuellen Version 5 Glück haben ...

bearbeitet von Sebastian Nagel
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Pachulke

Vielen Dank für Deine Ausführungen. Daß ein Font nicht alle Informationen enthält, war mir nicht bewußt.

Am ehesten wirst du vermutlich mit der aktuellen Version 5 Glück haben ...

Jetzt wird es komplex: Ich hatte die .oft-Datei aus dem FG5 geschrieben, Ergebnis wie oben beschrieben. Vorher (ich habe das Upgrade auf Version 5 gestern erst gekauft) hatte ich eine Postscriptschrift aus dem Fontographer 4.1 geschrieben. Jetzt habe ich in der InDesign-Datei spaßenshalber mal diese Postscriptschrift zugewiesen und ein PDF exportiert, und siehe: Die PDF sieht besser aus als das Original, hier sind selbst die t glatt, die ja mit Originalschrift immer einen Knick hatten. Hilft das, das Problem einzukreisen, oder sollte ich jetzt als nächstes versuchen, aus FG5 eine Postscript-Schrift zu exportieren, um zu sehen, ob es an der Programmversion oder am exportierten Schriftformat liegt? Am Ende hätte ich wegen des Zeichenumfangs schon gern eine OTF-Datei, und FG4 kann noch kein OTF handhaben.

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Sebastian Nagel

Es ist ein wenig ein Stochern im Dunkeln, weil ich das Programm eben nicht kenne ... ein paar Hinweise die vielleicht helfen könnten:

- Postscript-Type1-Fonts beinhalten Postscript-Kurven und Postscript-Hinting.

Öffnest du einen solchen Font und machst beim Import - Bearbeitung - Export zurück in ein Postscript-Type1 keine wilden Dinge, sollten die Hinting-Daten erhalten bleiben.

- Opentype-Fonts (die ja eigentlich sowas wie Truetype-1.5-Fonts sind) können in zwei Varianten erstellt werden:

TTF-Geschmacksrichtung: Hier sind Truetype-Kurven und Truetype-Hints eingebaut ... grundsätzlich ist das nichts schlechtes, wenn man gleich so arbeitet oder eine TTF-Datei als Ausgangsbasis hat, wenn du aber einen Postscriptfont öffnest, und ihn als TTF-Opentype exportierst, passiert extrem viel Umrechnungsarbeit (Kurvenformat ist ein anderes, Hinting funktioniert da gänzlich anders) – unvorhersehbare Ergebnisse sind bei einer automatischen Konvertierung vorprogrammiert.

CFF/Postscript-Geschmacksrichtung: Weil es eben sehr viele bestehende professionelle Fontdaten im Postscript-Format gibt und die Umwandlung vieles kaputt machen kann, wird hier um die beibehaltenen Postscript-Kurven und -Hinting ein "Kleid" aus Truetype-Informationen herumgelegt. Das ist die schonende Variante für eine Umwandlung von alten Daten - an den Kurven und Hinting wird im Idealfall nicht geschraubt, der Font bekommt, so er nicht erweitert wurde, nur einen neuen Container, alles andere bleibt gleich.

Als nächstes würde ich also nachsehen, ob Fontographer eine Einstellung für die Konvertierung der Daten beim Import oder Export anbietet, und sicherstellen, dass das da nichts gemacht wird, was nicht gewünscht ist (Postscript-Outlines und -Hinting dürfen nirgends in ein Truetype-Format umgewandelt werden).

Wenn du dann eine Opentype-Datei mit CFF/Postscript-Richtung exportierst, sollte, theoretisch, alles zumindest so bleiben wie's war.

Die nächste Hürde könnte dann natürlich sein, dass das jeweilige Programm in der Darstellung von otf und alten postscript-Fonts grundsätzlich andere Methoden verwendet (z.B. für otf die aktuelle Methode, für Type1 aber eine nicht mehr aktualisierte Bibliothek zurate zieht) ... dann wird's wirklich kompliziert ...

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Pachulke

Es scheint am neuen Fontographer zu liegen. Ich habe inzwischen einmal aus FG5 eine PS-Schrift geschrieben, die hat die gleichen Unwuchten. Man sieht das übrigens am Monitor schon im InDesign, nicht erst an der PDF.

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Pachulke

Update: Ich habe die FG5-Datei in FG4 geöffnet (geht problemlos), eine Postscript-Schrift exportiert, die jetzt sauber aussieht.

Und: Ich kann über die Indesign-Glyphen-Tabelle trotzdem auf Zeichen zugreifen, die nicht zum ASCII-Umfang gehören. Ich dachte, ich bräuchte eine .otf-Schrift, um da heranzukommen. Sind meine Probleme damit gelöst, und wenn ja, warum?

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Und: Ich kann über die Indesign-Glyphen-Tabelle trotzdem auf Zeichen zugreifen, die nicht zum ASCII-Umfang gehören. Ich dachte, ich bräuchte eine .otf-Schrift, um da heranzukommen. Sind meine Probleme damit gelöst, und wenn ja, warum?

InDesign kann theoretisch auf jedes Zeichen im Font zugreifen. Wenn aber kein Unicode da ist, hast Du das schon oben aufgetretene Problem, dass Kopieren-und-Einfügen gegebenenfalls nicht mehr ordentlich funktioniert. Weder im Programm, noch bei daraus exportierten PDFs.

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Pachulke

Ich dachte ja, daß in einer Postscript-Schrift überhaupt nur der ASCII-Zeichenvorrat vorhanden sei, daß also die Unicode-Zeichen bei PS-Export gar nicht mit exportiert würden.

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Mhh, also ASCII ist wieder was anderes. Siehe meiner Artikelserie: http://www.typografie.info/2/content.php/185-Die-Entwicklung-der-Zeichenkodierung-Teil-2

Type1-Schriften haben in der Regel eine 8-Bit-Kodierung für 256 Zeichen. Das heißt, die lesende Anwendung geht davon aus, in dieser Schrift diese bekannten 256 Zeichen nach einer bestimmten Tabelle (z.B. Mac Roman) zu finden. Drin können natürlich noch viel mehr Zeichen sein. Aber ohne 8-Bit-Tabelle oder Unicode-Kodierung ist natürlich fraglich, ob irgend eine Anwendung die Zeichen verwenden kann. Empfehlenswert ist es deshalb nicht gerade, so etwas anzulegen. Ich setze eigentlich schon seit Jahren eine Type1-Schriften mehr ein – außer für ganz alte Kundendaten, wo mal kleine Änderungen fällig sind.

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Þorsten
Und da kann man gar nichts machen um das zu vermeiden?

Ich habe mit FontForge mal kurz experimentiert: cmr10.ttf geöffnet und ohne jegliche Änderungen sofort eine (neue) TTF-Datei generiert. Diese geöffnet und alles war bestens: das Hinting war klar noch da, die ts sahen auch aus wie vorher. Dasselbe Experiment mit der Ubuntu: Hinting war weg. Um es zu behalten, musste ich die Standard-Optionen verändern und die Option SFNT → TrueType Hints aktivieren. Diese Option ist bereits aktiviert, wenn ich die cmr10.ttf in FontForge öffne (und deshalb funktioniert das sofortige Wiederabspeichern); öffne ich die Ubuntu-R.ttf, ist sie hingegen nicht standardmäßig aktiviert.

Lange Rede, kurzer Sinn: es kann alles an einem einzigen Schalter hängen.

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Pachulke

Mein Problem ist, daß es bei reichlich 500 Seiten englischem Handbuch nicht leicht sein wird, diesen Schalter zu finden, wenn es ihn denn im FG überhaupt gibt. Spontan gefunden habe ich dort einen Satz, der erklärt, daß das Autohinting eigentlich immer zu zufriedenstellenden Ergebnissen führt. 8-) Ein Anruf beim Support war auch nicht gerade supportive.

Ist denn hier niemand, der sich mit dem Fontographer auskennt?

bearbeitet von Pachulke
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Joshua K.

Hast Du als Ausgangsschrift überhaupt die Postscript-(otf-)Fassung der Old Standard benutzt, oder deren TrueType-Fassung? Wenn Du die TrueType-Schrift (.ttf) in eine Postscript-Schrift (.otf) umwandelst, ist klar, daß das Hinting verloren geht. Das würde natürlich aber nicht erklären, warum die Schrift plötzlich wieder gut aussieht, wenn man eine Type-1-Schrift erzeugt (das könnte daran liegen, daß Fontographer 4 so eingestellt ist, daß er selbständig Hinting erzeugt).

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Pachulke

Wahrscheinlich, wenn ich das jetzt noch richtig rekonstruiert bekomme, hatte ich den True-Type-Font geöffnet. Aber trotzdem ist das Ergebnis in FG4, aus der selben Ressource geschrieben, ja sauber. Autohinting ist in FG5 aktiviert. Viele Einstellmöglichkeiten habe ich da nicht gefunden, nur Autohinting an oder aus.

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Pachulke

Nachtrag: Um den Fehler einzugrenzen, habe ich jetzt noch mal die OTF-Ausgangsdatei im FG5 geöffnet und wieder als OTF exportiert. Und siehe da – sieht sauber aus. Das erklärt zwar noch nicht, warum der FG4 mit der anderen Konstellation keine Probleme hatte, löst aber erst einmal mein Problem. Danke zunächst mal an alle. Sollte sich hier noch ein Fontographer-Experte anfinden, bitte trotzdem melden.

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Wahrscheinlich, wenn ich das jetzt noch richtig rekonstruiert bekomme, hatte ich den True-Type-Font geöffnet.

Man sollte vermeiden, zwischen TrueType und PostScript hin- und her zu konvertieren bzw. einfach eine geöffnete Datei im jeweils anderen Format zu speichern.

Wenn die Ausgangsdatei TrueType war, solltest Du auch wieder TrueType speichern.

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Pachulke

Ich werde es berücksichtigen. Irgendwie bin ich da zu automatismusgläubig herangegangen. Ich dachte, man könne zwischen den Formaten hin- und herkonvertieren und es wäre die Aufgabe dieser Software, das alles im Hintergrund unauffällig zu regeln …

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Sebastian Nagel
Ich dachte, man könne zwischen den Formaten hin- und herkonvertieren und es wäre die Aufgabe dieser Software, das alles im Hintergrund unauffällig zu regeln …

Wenn die Formate das erlauben würde, könnte software das leisten.

Da Postscript aber kubische Kurven verwendet (Polynome 3. Ordnung), Truetype "nur" quadratische Kurven (2. Ordnung), muss es eine Umrechnung geben, und die ist in der Automatisierung entweder ungenau, oder erzeugt einen riesigen Datenhaufen, da die Software eben nur rechnet, aber nicht denkt.

Weiters ist das Hinting von Truetype wesentlich komplexer als das von Postscript. Postscript hat ein paar "simple" Ausrichtungszonen, die man als Schriftgestalter vorgeben kann, und die die Software dann hoffentlich berücksichtigt. Bei Truetype kannst du die Schriftanzeige bei Bedarf bis in jede einzelne Pixelgröße exakt handoptimieren - alles was Truetype kann, Postscript aber nicht, geht also formatbedingt bei einer Umwandlung verloren.

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Pachulke
- alles was Truetype kann, Postscript aber nicht, geht also formatbedingt bei einer Umwandlung verloren.

… womit man leben könnte, wenn man hinterher einen ordentlichen Postscript-Font hätte, der innerhalb der Grenzen des Formates in Ordnung wäre.

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Joshua K.

Ein ganz guter Vergleich sind die Farbräume: RGB und CMYK kann man zwar auch ineinander umwandeln, aber 1:1 geht es eben nicht, weil das Ergebnis mit anderen Mitteln beschrieben wird.

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