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Claude Garamont versus Jean Jannon

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Thomas Kunz
Jannons Stempel wurden versehentlich Claude Garamond zugeordnet: in der Folge sind viele digitale Zeichensätze nicht von Claude Garamonds Renaissance-Schnitten, sondern vielmehr von Jean Jannons barocken Entwürfen abgeleitet – auch wenn sie den Namen Garamond tragen.
Ich habe mal eine Liste angelegt von Schriften, die Garamont zugeordnet werden können, und solchen, die auf Jannon zurück gehen. Hier gibt es eine pdf-Datei mit Schriftmustern; und hier eine kurze Aufzählung:

Garamonts Schriften:

Jannons Schriften:

Folgende Schriften konnte ich nicht zuordnen:

Könnt ihr meine bisherigen Zuordnungen bestätigen? Und könnt ihr bei den letztgenannten Schriften sagen, ob sie auf Garamont oder auf Jannon basieren?

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Joshua K.

Da ich gerade nicht mehr Zeit habe, habe ich mir nur die nicht zugeordneten Schriften angesehen.

  • Garamond 96 DT Pro: sieht sehr nach Sabon aus
  • Garamond FB Text: freie Neuschöpfung
  • Garamond No. 4 = Typoart-Garamond
  • Garamond No. 5 EF = Typoart-Garamond
  • Garamond TB = das ist die Typoart-Garamond, TB steht für die Brotschriftgröße
  • HS Garamond Pro = Berthold-Garamond
  • Original Garamond BT = Stempel-Garamond

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Thomas Kunz

Danke, Joshua!

Hier ist eine neuere pdf-Datei und eine aktualisierte Auflistung:

Garamonts Schriften:

Jannons Schriften:

* Kent Lew im Parallel-Faden bei Typophile: ”Font Bureau’s FB Garamond is a digitization & expansion of the Garamond that Robert Hunter Middleton designed for Ludlow in 1929. Middleton based his design on the 1592 Egenolff-Berner specimen. So, I would classify FB Garamond under Garamont.“

** Die Garamond DT hatte ich bisher für einen Vorläufer der Garamond 96 DT Pro gehalten. Aber sind zwei völlig verschiedene Entwürfe.

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gutenberger

möchte ich doch ganz gerne fragen: Es muss doch signifikante Formenunterschiede geben, wenn dieser Jannon rund hundert Jahre nach Garamond tätig war und sogar als eher barock bezeichnet wird. Also im Bleisatz hab ich beispielsweise meine Typoart-Garamond immer am kleinen e, am großen W und ein paar anderen ganz konkreten Merkmalen ganz konkreter Lettern aus allen anderen Schriften herausgefunden. Nur hatte ich da natürlich den Vorteil zu wissen, dass keine andere Garamond dabei sein konnte weil es nur eine Garamond gab.

Aber es muß doch nun auch bei dieser Unterscheidung ganz genaue Merkmale geben, an denen man die Grenze ziehen kann zwischen Garamond und Jannon. Wenn es die nicht gäbe, wäre doch die Unterscheidung sinnlos? Welche Merkmale sind das denn nun? Ich würde mich sehr freuen, das zu erfahren, denn auf den hier erwähnten Schriftmustern kann ich kaum was Entscheidendes erkennen auf meinem kleinen Bildschirm ...

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gutenberger

wie vorher: Warum ist die FB-Garamond in der einen Spalte, die Jannon in der anderen. Rein Serifentechnisch sind das die beiden am ehesten barocken, zusammen mit der Sabon merkwürdigerweise. Wobei ich halt meinem Bildschirm nicht wirklich traue. Und in der rechten Spalte ist auch noch eine, wo der querstrich vom kleinen e sich sogar leicht venezianisch anzuschrägen scheint - wenn das so ist, heißt das zwar Garamond, ist aber keine ... nicht mal eine in Richtung Jannon, sondern eine zeitlich entgegengesetzte Richtung ...

Also, ich bin sehr neugierig auf die Unterscheidungsmerkmale.

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Thomas Kunz
Die Revivals von Garamonds Schriften gehen auf zwei Formtraditionen zurück, wie Beatrice Warde beschreibt: Die Schriften Garamonds (zweites Drittel des 16. Jahrhunderts) bzw. Schriften, deren Zuschreibung als gesichert gelten darf, und Nachschnitte von Jean Jannon (erstes Drittel des 17. Jahrhunderts). Die Unterschiede sind längst nicht so dramatisch, wie die Debatte um die Zuordnung zum einen oder zum anderen Überlieferungsstrang vermuten lässt. Die uns verfügbaren Reproduktionen legen vielmehr den Schluss nahe, dass Differenzen zwischen Garamonds Schriften in verschiedenen Graden vielleicht ebenso ausgeprägt sind wie die zwischen den beiden Gruppen. Die unterschiedlichen Digitalisierungen lassen diesen Unterschied weiter verblassen.

Stephanie & Ralf de Jong »Schriftwechsel«

Ich habe mal größere Muster der Basiszeichen (A bis Z, a bis z und 0 bis 9) erstellt, damit man sich die Schriften genauer anschauen kann. Hier die pdf-Datei.

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gutenberger

Man bräuchte nun halt noch ne Abbildung von einer Originalgaramond und von einer Originaljannon. Und wenn man die hätte, würde man sich wahrscheinlich wundern, wie weit weg die Digitalisierungen davon sind.

Ich staune nur, dass die FB überhaupt als Garamond durchgegangen ist ...

Von daher isses recht müßig weiterzukategorisieren ...

Ich denke in dem Zitat steht schon genug, um zu ahnen, dass diese ganzen Garamonds wahrscheinlich weiter vom Original weg sind als die Originaljannon. Immerhin hat man ja ein paar Jahrhunderte gebraucht, um überhaupt zu merken, dass es nicht Garamond allein war ...

Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich mal vor vielen Jahren einen Aufsatz gelesen, wo es sozusagen als Entdeckung gefeiert wurde, dass es einen Herrn Jannon überhaupt gegeben hat und dieser auch mit Garamonds Schriften zu tun hatte. Ich glaube, es war so beschrieben, als sei Jannon Garamonds Stempelschneider gewesen (was ja nicht sein kann, wenn Jannon deutlich später gelebt hat) und/oder Jannon wäre in Besitz der Garamondschen Stempel gewesen und habe davon und von eigenen Stempeln Schriften gegossen und verkauft, die letztlich dadurch alle den "Markennamen Garamond" bekamen. Das könnte ja sein. Der Aufsatz war entweder von Tschichold oder von Kapr mit Verweis auf Tschichold.

Der soll ja überhaupt als Erster auf Jannon gekommen sein - was in seiner Wahlheimat Schweiz eine Zeitlang dazu geführt haben soll mit stolzgeschwellter Brust "Wer hats erfunden?" zu rufen und zu behaupten, daß der böse Franzose Garamond den armen gebürtigen Schweizer Jannon Geld, Ruhm und Ehre gestohlen habe und dass nun die Geschichte der Schrift wirklich umgeschrieben werden muß.

So glaube ich stand es damals in diesem Artikel, muß in den 80er Jahren gewesen sein ...

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Joshua K.

Ich habe in Erinnerung, daß es eine Frau war, die entdeckt hat, daß Jannon die fraglichen Schriften geschnitten hat. Aber wo ich das jetzt gelesen habe … :-?

Pomeranz: Statt „Garamond TB“ solltest Du „Typoart Garamond“ schreiben, so wird sie ja auch bei E&F genannt. TB ist wie gesagt nur die Größenbezeichnung, bei E&F bekommt man auch noch eine größere (TH).

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