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Historische Buchgestaltung - Fachbegriff gesucht

Empfohlene Beiträge

IIIIIIIIII

Hallo Typo-Forum,

ich bin auf der Suche nach einem Fachbegriff und auf Hilfe von Experten/innen

angewiesen, die sich mit historischer Buchgestaltung auskennen. Bei einigen alten

Publikationen ist mir aufgefallen, dass unter den Textspiegeln das erste Wort der

darauf folgenden Seite gesetzt wurde. (siehe beigefügtes Beispiel Gulliver’s Travels von 1726)

Meine Vermutung ist ist das dies eine Hilfestellung für den Buchbinder sein könnte...

Oder handelt es sich eher um eine Leseerleichterung?

Wer weiß mehr? :)

Über jeden Tipp bin ich dankbar.

Viele Grüße I.

http://bit.ly/RiKuJk

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Gast Zainer

Aus dem Gedächtnis ...

Der Begriff, den du suchst ist "Reklamant" oder "Kustode". Ursprünglich in Handschriften als Hilfe für den Buchbinder beim Anordnen der Lagen entstanden (erstes Wort der folgenden Lage als Merker auf dem letzen Blatt der vorherigen Lage). Später in Inkunabeldrucken in der selben Funktion (ich kenne das dort aber auch noch handschriftlich). Seit dem 16. Jahrhundert mit dem Durchsetzen der Bogensignatur als Falthilfe eher in der Funktion einer Lesehilfe (um den Übergang von Seitenende zu Seitenanfang zu erleichtern).

Eine genaue Definition findest du sicher im "Lexikon des gesamten Buchwesens" in einer wissenschaftlichen Bibliothek.

Wolfgang

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Pachulke

Ich gestatte mir, die Erklärung in Zweifel zu ziehen. Das was dort oben abgebildet ist, ergibt eindeutig nur als Lesehilfe Sinn. Der Buchbinder bindet ja Bögen zusammen, nicht Seiten. Warum sollte es von Seite 85 zu Seite 86 eine Hilfe für den Buchbinder geben, wenn diese sowieso auf Vorder- und Rückseite desselben Blattes gedruckt sind, bevor der Buchbinder sie in die Hände bekommt? Außerdem kann der Buchbinder sich viel besser an den Seitenzahlen orientieren als an diesen inhaltsbezogenen Worten.

Die Kustode als Buchbinderhilfe bezeichnet die Druckbogen und erscheint demnach je nach Bogengröße aller 8, 16 oder 32 Seiten als Prime auf der ersten Seite des Bogens und als Sekunde auf der dritten Seite des Bogens. Sie enthält die Bogennummer und ggf. den Buchtitel.

Das, was wir in der Abbildung sehen, hat aber definitiv eine andere Funktion. Eine Lesehilfe scheint mir plausibel, die für den ungeübten Leser die Unterbrechung des Leseflusses beim Umblättern abfedern helfen mag.

Nachtrag: Ich beziehe mich mit diesen Bemerkungen gemäß der Fragestellung auf »das erste Wort der darauffolgenden Seite«, in der Abb. also »tions« und »would«. Zu dem blau unterstrichenen »G 3« kann ich nichts sagen, aber danach war ja auch nicht explicit gefragt.

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Gast Zainer

Ich gestatte mir im Gegenzug, meine Aussage zu bekräftigen. Handschriften wurden ursprünglich ohne Hinweise für den Buchbinder erstellt, was des öfteren zu katastrophalen Verbindungen führte. Daher bürgerte es sich ein, das /die ersten Worte der folgenden Lage auf dem Ende der vorgehenden Lage zu notieren. Ein Beispiel und auch die Definition finden sich zum Beispiel im Glossar zur spätmittelalterlichen Buchmalerei und Buchherstellung.

Zum frühen Buchdruck kann ich ebenfalls ein Beispiel anführen. Im beigefügten Bild (hier noch größer) aus einem Druck von 1480 sieht man den Übergang von einer Lage zur nächsten.

Wie man sieht existiert auch hier gibt es hier keine gedruckten Hinweise für den Buchbinder. Um dennoch die korrekte Abfolge der Bögen zu gewährleisten hat man hier den "Reklamanten" handschriftlich eingefügt (ganz unten). Diese handschriftliche Notiz ist zumeist dem Beschneiden durch den Buchbinder zum Opfer gefallen.

Später wurden die Reklamanten direkt unter den Text gedruckt und bald auch unter jede Seite, da nur dies bei einer auseinandergefallenen Folio-Lage das korrekte Zusammensetzen ermöglichte; inbesondere bei lateinischen Texten.

Über die Fortentwicklung zu Lesehilfe ist nichts weiter zu sagen.

Zum G3. Das ist die Bogensignatur, die die Buchdrucker - wie auch eine Blatt- oder Seitenzählung - erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts einsetzten, um dem Buchbinder eine Hilfe bein Falten des Druckbogens zu geben. Die Kustode in der Form Buchtitel und Bogennummer kommt meines Wissens erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf.

Wolfgang

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