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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Aktuelle Tendenzen in der Typografie

Empfohlene Beiträge

Kinyobi

Hallo,

 

ich bräuchte ganz dringend Hilfe von Leuten, die wirklich Ahnung von Typografie haben.

 

Ich bräuchte Informationen zur aktuellen Entwicklung der Typografie sowohl im Design als auch in der Nutzung.

 

Gibt es Trends? Wenn ja welche?

In welche Richtung entwickelt sich Typografie gerade bzw. wohin wird sie sich entwickeln?

Besonderes Augenmerk wäre auf die aktuellen Tendenzen in Deutschland, England, Niederlande und der Schweiz zu richten.

Type on Screen und Druck sind gleichermaßen interessant.

 

Gibt es hier jemanden, der mir dazu etwas erzählen kann oder wenigstens Hinweise geben, wo ich Informationen herkriege?

Ich hatte daran gedacht mich durch Werbung und Websites zu wühlen um Trends zu entdecken und habe auch schon damit angefangen, aber ich muss leider gestehen, dass ich damit überhaupt nicht weiterkomme. Mein ungeschultes Auge und mein mangelndes Wissen im Bereich der Typografie sind wohl der Grund dafür.

Ich wäre für jeden Hinweis und Infos dankbar. :(

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Phoibos

Was verstehst du unter Trend? 

 

Ein Anlaufpunkt wären die Bestenlisten der letzten Jahre, das smashing magazine und typographica.

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Kinyobi

Nun, unter Trends verstehe ich: Was ist zur Zeit beliebt, wird viel genutzt, kopiert usw.  

Man könnte es vielleicht auch noch mit dem Begriff "modern" umschreiben.

 

Danke schonmal, für die Hinweise. Ich werde mich da demächst mal durchwühlen und hoffentlich nen kleinen Schritt weiterkommen. (Ich hab von Typo wirklich null Ahnung)

bearbeitet von Kinyobi
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Sebastian Nagel

Geht es um Schrift an sich, oder Typografie?

 

Ganz ganz grob geht es bei Schrift selbst in den letzten Jahren um massiven Ausbau – in Gestaltungsqualität (unbegrenzte Möglichkeiten statt Kompromisse), im Zeichenfundus (Sprachen, Varianten dank Unicode), in der Flexibilität in der Anwendung (mehr Schriftschnitte und Gewichte), und in der Technik (Opentype-"Intelligenz"), und auch in der schieren Anzahl der neu entstehenden Schriften. Das mag dadurch bedingt sein, dass Schriftgestaltung nicht mehr "teuer" ist, nur noch zeitaufwendig, und auch daran, dass die erste digitale Welle der 90er-Jahre, die damit beschäftigt war das bisherige Schriftschaffen zu überführen, inzwischen abgeebbt ist. Somit ist Energie für Neues da.  Stil-Trends sind wohl humanistische Formen in allen Färbungen, sowie Script-Fonts (myfonts.com ist voll davon).

 

Im Web hat es die letzten 3 Jahre durch Webfonts gehörig gerumpelt – früher konnte man nur Schriften einsetzen, die der Surfer bei sich auf dem Rechner hatte – d.h. nur verbreitete Systemfonts die mit den Betriebssystemen und Massensoftware mitgeliefert wurden. Jetzt kann man einigermaßen geregelt die Schriften zusammen mit der Webseite ausliefern – somit diversifizieren sich die typografischen Erscheinungen im Netz zunehmend. Derzeit geht das mit allen Schriften, die einigermaßen auf Bildschirmtauglichkeit hin entworfen oder optimiert wurden (Hinting). Mit zunehmender Display-Auflösung (Apple nennt das "Retina") und Rasterer-Qualität (Directwrite, Quartz) werden zunehmend "alle" grundsätzlich tauglichen Schriften brauchbar am Bildschirm dargestellt.

Außerdem emanzipiert sich das Internet gestalterisch und konzeptionell gerade vom Gedruckten – d.h. man hat endlich aufgehört, am Bildschirm "feste" Layouts zu erzwingen, sondern passt sich flexibler an die Ausgabegeräte der Besucher an. Das sieht inzwischen auch nicht mehr hässlich aus wie das früheste WWW, sondern hat seine eigene visuelle Sprache und medienspezifische Möglichkeiten – sofern jemand das macht, der weiß mit was für einem Medium er da zu tun hat.  Tendenziell werden Schriften hier gerade deutlich größer als bisher eingesetzt (ich hoffe dass das Pendel irgendwann einen halben Schritt zurück pendelt und sich bei einem Optimum wiederfindet).

 

Auf dem Papier ... ich denke da sind die Strömungen generell differenzierter als im Web, wo es schon noch immer den "einen Trend" gibt, dem dann alle Webdesigner und in Folge auch Kunden folgen. Auf Papier mit seiner längeren "Geschichte" erhalten vielleicht die Erfordernisse des jeweiligen Kunden mehr Luft zum atmen, das medienspezifische Gestalten ist dort weniger dominant als im Web.  Es ist aber auch zu beobachten, dass inzwischen Web-Gestaltung die Print-Gestaltung beeinflusst – speziell bei "digitalen" Unternehmen, deren primäres Kommunikationsmedium der Bildschirm ist, sieht man der Printgestaltung deutlich den Einfluss an – teils mit den typischen Web-Manierismen von runden Ecken, dezenten Verläufen, Spiegelungen, aber auch wieder verhältnismäßig großer Schrift.

  • Gefällt 3
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Kinyobi

Wow, danke für die lange und auch informative Antwort. Damit kann ich auf jedenfall schonmal etwas anfangen.

 

Also, es geht hauptsächlich um Schrift, aber Typografie ist auch wichtig. Sorry, wenn ich mich etwas zu unklar ausgedrückt hatte. 

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Sebastian Nagel

Dann sind die jährlich erscheinenden Bestenlisten von Typografica, Type Directors Club TDC-Preisträger, Myfonts Bestsellerliste, typefacts-Liste, ... sicher ein guter Einstieg (haben wir hier einen Sammelthread?).

 

Auch die Output-Seiten der MA-Klassen in Reading und Den Haag zeigt die Trends recht klar auf:

http://www.typefacedesign.org/2012/

http://typemedia2012.com/

http://www.typetypo.ch/index.php?id=124

(Da bin ich schlecht informiert: gibt es Paris noch und haben die eine Webseite?)

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R::bert

Unter dem gestalterischen Aspekt sind mir im Zusammenhang des sogenannten “ugly design” die vielen oft sehr experimentellen aber andererseits auch lesefreundlichen Revivals der geometrischen Grotesk respektive Futura aufgefallen.

Beispiele experimentell:

• Hausschrift VIVA

• Hausschrift Arte

• GT Haptik

• Planeta

• LL Brown

• …

Beispiele leseorientiert

• Soleil

• Houschka

• GT Walsheim

• Colfax

• Telefon

• Zeppelin

• …

Des Weiteren könnte man das Thema „Etablierung Versaleszett“ in die Trendbeobachtung einfließen lassen.

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  • 1 Monat später...
Typolion

Der Löwe brüllt: Schriften Trend(s)?  Ich sehe, seit es leicht zugängliche und bezahlbare Font Software gibt, ein Überangebot an "neuen" Schriften. Dafür ist einen Blick auf die Font-"Besten"listen tatsächlich einen Eyeopener. 95 % der "neuen" Schriften sind knapp an den Kopier Vorwurf vorbeidesignte Look-alikes., Me-toos und kaum veränderte Klassiker, die vor allem überflüssig, manche anders, selten besser sind. Um das zu erkennen muss man/frau sich schon ein Paar Jährchen intensiv und kritisch mit Schrift beschäftigt haben. Dieser Trend lässt sich auch in der Bildende Kunst, in der Popmusik und in der Literatur feststellen. Weniges ist neu, originell und wird wirklich gebraucht.
Nettes wenn auch banales Beispiel: der "neue" Stern! Um hier zum Thema Schrift den Trend zu erkennen muss man/frau kein Kenner sein, wie die ersten Leserbriefe teilweise rührend beweisen. 

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 Dieser Trend lässt sich auch in der Bildende Kunst, in der Popmusik und in der Literatur feststellen. Weniges ist neu, originell und wird wirklich gebraucht.

 

Ja, dat klopt. 

Und das so zu sehen ist auch ein Jahrhunderte alter Trend. ;-)

  • Gefällt 1
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Typolion

Dat klopt. Sorry Ralf, war nicht persönlich gemeint. Und das mit der Bildende Kunst und die Literatur nehme ich zurück.  :nicken:

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Typolion

Auf keinen Fall.  :baeh: 

Und ich habe auch eine Frage: bin auf der suche nach dem schönsten Buch über Schrift und Typografie "Dutch Type". Ist bei Amazon nicht lieferbar.

Freue mich über einen Tip. Danke, LG!

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Gast Schnitzel

Warum der Rückzieher? So unrecht hattest du ja gar nicht (m. E.). Die Frage ist nur, ob das nicht schon immer so war und, ob das unbedingt als schlecht zu werten ist. Ich denke das ist in der Natur der Dinge: Würden sich die Buchstabenformen zu sehr ändern sind sie nicht mehr leserlich, würde sich die Popmusik zu schnell zu sehr verändern, wäre es Krach etc.

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Bestseller-Listen sind auch noch lange kein sinnvolles Spiegelbild der besten/wichtigsten Schriften. Insbesondere heute, wo jeder PC-Besitzer Schriften herunterladen kann. 

 

Zumal solche Vergleiche zwischen damals und heute prinzipiell psychologisch fehlerbehaftet sind. Man vergleicht den über Jahrhunderte entstandenen Gestaltungsschatz mit einen zeitlichen Mini-Ausschnitt. Das muss zwangsläufig schlecht für die Gegenwart ausgehen! Egal um welches Thema es geht. Und man verklärt natürlich dabei auch noch drastisch. In der Vergangenheit sieht man nur die Highlights, die sich historisch und rückblickend(!) als Meilensteine entpuppt haben und in der Gegenwart sieht man den ganzen alltäglichen Schrott (den es aber natürlich immer gab) und der uns schon alle deshalb profan und langweilig vorkommt, weil wir ihn ja täglich sehen. Was dagegen in 50 Jahren als typisch für die heutige Zeit stehen wird, können wir aktuell nur schwer sagen. Es fehlt der Abstand für den Blick auf das große Ganze und das Wissen, in welche Richtungen sind die heute gesponnenen Fäden noch entwickeln werden. 

 

Weniges ist neu, originell und wird wirklich gebraucht.

 

Mach den Vergleich mal punktuell! Also nicht die letzten 500 Jahre gegen die letzten 20 Jahre, sondern die letzten 20 Jahre gegen 20 Jahre irgendwann in der Vergangenheit. Es wird ein völlig anderes Bild entstehen! Schaut man sich frühere Schriftmusterbücher aus einer bestimmten Jahrzehnt an, kann man auch sagen: was war denn da los? Überall die gleichen Schriftstile! Weniges ist neu, originell und wird wirklich gebraucht.

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Phoibos

Was dagegen in 50 Jahren als typisch für die heutige Zeit stehen wird, können wir aktuell nur schwer sagen.

<grusel>Comic Sans und PowerPoint lösen mit Serifen und überhaupt Gedrucktes als Informationsvermittler ab</grusel>

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Typolion

Ok. Ich habe meine Meinung zu ironisch dargestellt. Es ist auch alles richtig was ich als Diskussionskommentare gelesen habe. Also muss ich genauer versuchen zu beschreiben was mich stört. Es geht nicht um Schriftart oder Stil. Meine Kritik bezieht sich vor allem und eigentlich nur auf die Ähnlichkeit die viele "neue" Fonts/Schriften mit berühmten, bekannten oder beliebten Vorbilder haben. Egal in welcher Stil, egal von wann. Es gibt schon wunderbare neue Schriften. Kunst kam immer von können und die Software allein macht nicht die Schrift, etc. aber...

Vor etwa1992 gabs nur aus einem Grunde wenige Clones: der Aufwand einer (neunen) Schrift zu machen war zu groß.

 

Bei (Pop) Musik bin ich wesentlich kritischer: ab den 90er habe ich nichts neues gehört (anderes Forum).

 

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Meine Kritik bezieht sich vor allem und eigentlich nur auf die Ähnlichkeit die viele "neue" Fonts/Schriften mit berühmten, bekannten oder beliebten Vorbilder haben.

 

Aber wie kann den Auswahl schlecht sein?

Früher war diese Ausdifferenzierung nicht möglich, weil sie, wie du schon sagst, zu teuer war. Heute gibt es mehr Auswahl und damit die Möglichkeit, dass 100 Technik-Unternehmen eine unterschiedliche Hausschrift wählen können, ohne dass alle 100 Futura benutzen. Das ist doch prima!

 

Und die Ansprüche an die neuen Entwürfen steigen doch auch immer weiter. Die guten Neuinterpretationen von heute sind doch z.B. den alten Monotype/Linotype-Versionen in Blei und den Digitalisierungen davon haushoch überlegen. 

 

 

(Und unabhängig von den Neuinterpretationen alter Stile. Es gibt auch heute jede Menge neuer Impulse, die alles andere als ein Abklatsch sind. Man muss nur wissen, wo man sie sucht - in den Bestseller-Listen von Linotype natürlich nicht.)

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Kathrinvdm

Meine Kritik bezieht sich vor allem und eigentlich nur auf die Ähnlichkeit die viele "neue" Fonts/Schriften mit berühmten, bekannten oder beliebten Vorbilder haben. Egal in welcher Stil, egal von wann. Es gibt schon wunderbare neue Schriften. (Typolion)

Ich verstehe Deinen Kritikansatz - das ist ja ein Thema, was wir schon seit langem und immer wieder hier im Forum diskutieren. Aber mit genau dem gleichen Argument könnte man sagen: „Hört auf Häuser zu bauen, das war alles schon mal da.“ Klar: Nicht jedes Haus oder jede Schrift oder jedes Lied ist ein großer Wurf. Es gibt eine Menge Mittelmaß und es gibt auch die richtig miesen, schlechten Sachen, die eigentlich keiner sehen will. Aber die braucht man vielleicht auch, um die Qualität der richtig guten Sachen zu erkennen? Sachverstand hilft - wie bei allen anderen Dingen auch - die Spreu vom Weizen zu trennen. Und schließlich und letztendlich entscheiden wir Konsumenten, welche Produkte sich durchsetzen. Das kann zugegebenermaßen bitter sein: Wer für das Fleisch, das er essen möchte, weniger zu zahlen bereit ist, als für eine Dose Katzenfutter, bekommt …? Genau!

Schönen Sonntag Euch allen! :huhu:

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