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InDesign: PDF/UA-Standard (ISO 14289-1)

Empfohlene Beiträge

Microboy

Ich muss gestehen ich habe mich mit dem Thema barrierefreie PDFs bisher noch nicht beschäftigt. Eine Kollegin im Büro hat schon einmal eines erstellt – dabei wurde oft und laut geflucht. Hat jemand Erfahrungen mit dem Thema? Es geht um eine Broschüre und bevor ich mich einarbeite, hätte ich gerne eine Einschätzung ob so etwas »eigentlich« unkompliziert ist wenn man es von Anfang an mit einplant oder ob es doch immer wieder nervige Probleme oder Bugs gibt ...

 

:shock:

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Sebastian Nagel

Ich hab sowas schon sporadisch in Indesign erstellt (also ein Tagged-PDF), kommt aber so selten vor dass es jedesmal "learning by doing" ist, und leider ist dann auch immer das Feedback sehr dürftig – es wird bestellt, und wenn was geliefert wird von dem gesagt wird es sei jetzt "barrierefrei", ist das Thema in der Regel "abgehakt", eine Praxisprüfung oder Rückmeldung wie gut das alles funktioniert hat, kommt nie ...

 

Grundsätzlich hilft das schon ein bisschen um einen Überblick zu bekommen:

https://helpx.adobe.com/at/indesign/using/structuring-pdfs.html

 

 

Das Grundproblem ist vor allem, dass "Print"-Dokumente (also alles was auf Postscript basiert) historisch bedingt erst mal keine Dokumentstruktur haben, da sie in Layoutflächen  und Objekten denken, die dann per Koordinaten platziert werden. Die Objekte bekommen dann stilistische Eigenschaften die sich aber nur auf deren Aussehen auswirken. Die Formatierung hat aber im Dokument keine logische Bedeutung, und die Objekte stehen in keiner Relation zueinander (Gruppen, Hierarchien, Reihenfolgen). 

 

In "Web"-Dokumenten (XML, HTML ...) ist diese Struktur hingegen Grundprinzip, man kann fast nicht nicht-strukturiert arbeiten, d.h.  zumindest eine Reihenfolge besteht, meistens auch eine Hierarchie, oft auch Bedeutung. Man könnte sagen hier herrscht erst mal Ordnung, und wer Chaos will, muss sich bemühen.

 

Umgekehrt bei "Print" – um in ein Dokument strukturelle Ordnung zu bringen, muss man sich bemühen. Wir machen das ja aus praktischen Gründen meist schon ein bisschen durch Absatzformate, Objektformate, verkettete Textrahmen, ..., ...; normalerweise aber nur, weil uns das die Arbeit im Dokument erleichtert, nicht weil wir das weiter nutzen, und nicht so dass das gleich einer XML-Struktur entspricht.

 

In Indesign gibt es durchaus die Tools, Objekten (Tags und deren Einsortierung im Strukturbaum) und Absatzformaten (Zuweisung logischer Hiarchien) Bedeutung mitzugeben.

Die Tags-Palette (Fenster > Hilfsprogramme > Tags) und Strukturansicht (Cmd+Alt+1) sind da essentiell; die Artikel-Palette (Fenster > Artikel) ist für mich noch fraglich was die kann und wofür sie da ist.

Jedes Element kann einen Tag bekommen der beschreibt was das ist, nicht-getaggte Objekte sind in der Struktur "unsichtbar". Hat ein Objekt einen Tag, taucht es in der Strukturansicht im "root" auf und kann dann in der logischen Reihenfolge verschoben werden oder in ein anderes Objekt "reingelegt" werden (visuell tut sich da nichts, es geht nur um die Hierarchie).

Bei den Absatzformaten kann unter "Tagexport" festgelegt werden, was für eine Hierarchie-Entsprechunung z.B. eine Überschrift hat.

 

Beim Export des PDFs (mit entsprechenden Einstellungen, auch mal den Dialog "PDF interaktiv" ansehen statt "PDF Druck"), werden diese Informationen dann auch verarbeitet und im PDF abgelegt.

 

 

Wenn man nun ein neues Dokument gleich mit dieser Herangehensweise beginnt, also nicht nur optisch was auf die Zeichenfläche legt sondern dann gleich auch festlegt was das ist und in welcher Relation es zu anderen Objekten steht, ist das ganze grundsätzlich nicht unmöglich – es fehlt dann halt Praxiserfahrung was wie wo am besten zugeordnet ist.

Und es ist zu bedenken, dass ein visuell komplexes Dokument auch strukturell sehr komplex sein kann, es ist nicht "5% mehr Arbeit" sondern eher 50%, und erfordert Disziplin und Bewusstsein dass das auch zu tun ist (immer lustig in gemischten Teams, wenn es schon schwierig ist Formatvorlagen im Konsens zu verwenden ...).

 

Wenn man hingegen ein über Jahre gewachsenes Print-Dokument vor sich hat, das keinerlei logische Struktur enthält, möglicherweise nicht mal "Arbeitsstrukturen" in Form von Formatvorlagen hat, dann ist es sehr aufwendig, das nachträglich einzuarbeiten, ganz speziell natürlich wenn man das noch nie durchgedacht und gemacht hat.

 

Auch der Versuch, das dann über die Acrobat-Tools nachträglich einzupflanzen ist mit Arbeit und Frust verbunden – das kann mal eine Notlösung sein, aber sonst ist immer der Start innerhalb von Indesign sinnvoller.  Kontrollieren und ggf. nacharbeiten in Acrobat ist aber auch leichter, wenn man schon mal eine Basis liefert ...

 

 

Nebeneffekt:

Adobe wirbt ja seit Jahren damit, dass man Dokumente auch irgendwie in HTML ins Netz bringen könnte ... das klappt in der Praxis ja nie befriedigend, aber wenn man mal Strukturen in einem Dokument festgelegt hat, Formatvorlagen auch HTML/CSS-Tags zuweist etc., wird es zumindest als Notlösung oder Startpunkt zur Weiterverarbeitung eine Option, weil man Indesign zumindest die Chance gibt etwas mit Struktur auszugeben statt nur einen Haufen absolut positionierter Objekte.

 

 

Edit: da ich die Frage auch schon mal hatte ... es gibt in Acrobat dann eine Tag-Struktur (die per Indesign beeinflussbar ist) sowie eine "Reading Order" (die nicht beeinflussbar ist?). Screenreader orientieren sich offenbar inzwischen eher and er Tag-Struktur, nicht der Reading-Order, wofür die da ist kann ich nicht sagen und wie gesagt: echtes Feedback ist selten ...

 

Hier geht's auch um dieses Thema:

https://community.adobe.com/t5/indesign/indesign-cc-2017-and-reading-order/td-p/10327745?page=1

 

  • Gefällt 4
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Microboy

Danke für den ausführlichen Post. So ähnlich habe ich mir das auch vorgestellt. Im konkreten Fall könnte das aber sogar klappen da es um eine relativ Text-lastige Publikation geht und ich das von Anfang an berücksichtigen könnte.

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