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Warum Font vom Markt nehmen?

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Was treibt eigentlich einen Fontdesigner oder seine Fontfirma dazu, einen fertigen, oft schon seit Jahren eingeführten Font plötzlich und unerwartet wieder vom Markt zu nehmen? Würde mich wirklich mal interessieren, weil ich festgestellt habe, dass das anscheinend doch immer mal wieder passiert (z.B. mit der klassischen "Block") und ich mir die Gründe dafür nicht erklären kann. Ein fertiger Font kostet doch kein Geld und keine Arbeit mehr und kann eigentlich nur noch mehr einbringen. Macht also wirtschaftlich keinen Sinn - oder übersehe ich da was?

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Zuerst fallen mir da rechtliche Gründe ein: vielleicht eine bisher nicht bekannte Kollision im Namensrecht?

Dann kann sich jemand die Schrift auch später noch als Exklusivschrift sichern. Oder das Urheber-/Veröffentlichungsrecht wechselt oder geht verschütt.

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Doch, das kostet gerade die größeren schon Geld. Für jeden Font gibt es Support-Ansprüche der Nutzer bei Fehlern. Kosten für die Aktualisierung auf neue Formate. Die Markenrechtseintragungen, die die größeren Anbieter meist machen. Das mag sich bei manchen Karteileichen nicht mehr lohnen. 
Und wie schon angesprochen mag es Verträge geben, die eine der Parteien aus welchen Gründen auch immer nicht mehr fortsetzen oder in neue Verträge überführen mag. Hinter den Kulissen passiert da regelmäßig einiges. 

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Abgesehen von den rechtlichen gibt es m. E. auch persönliche Gründe, dass jemand sein Werk zurücknimmt.

 

Aus dem Bereich der Bildenden Kunst kenne ich einige Fälle, wo der Künstler sein eigenes Werk zerstört hat, da es zu wenig Wertschätzung fand. Mitunter die Arbeit von Monaten.

 

Auch ähnlich gelagert kann es bei Arbeiten von Designern sein. Das Werk wird zurückgenommen, da man sich nicht mehr damit identifiziert.

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Oder das Werk wird zurück genommen, da man sich nicht mehr mit der Distribution und den Umständen dieser identifiziert, kennt man etwas häufiger aus der Popmusik (Spezialfall: https://www.google.de/amp/s/amp.n-tv.de/leute/Taylor-Swift-nimmt-alte-Songs-neu-auf-article22173944.html

Bekannt ist mir, dass der Schriftgestalter Thomas Mettendorf, seinerzeit auch Namensgeber und Redaktionsmitglied/-leitung von  Slanted, dem »Gefühl Typografie«, seine via Volcano Fonts, dem Schriftverlag von Slanted vertriebene »Copy« nach Abkehr vom Blog und Magazin aus dem Verkehr gezogen hat.

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Gast Schnitzel
vor 16 Stunden schrieb Erwin Krump:

Das Werk wird zurückgenommen, da man sich nicht mehr damit identifiziert.

 

vor 18 Stunden schrieb gutenberger:

z.B. mit der klassischen "Block"

War das nicht sogar so ein Fall? Ich meine da mal was gelesen zu haben, vielleicht sogar hier im Forum 🤔

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Interessant. Danke!
Aber warum sollte Adobe oder E&F sich nicht mehr mit dem Klassiker aus den 20er Jahren identifizieren können? Nachdem man sie mindestens 10 Jahre schon im Programm hatte. Da vermute ich eher irgendwelche rechtlichen Differenzen mit diesen dubiosen Bertholdnachfolgern ... wobei ich mich auch darüber wundere angesichts des Alters der Schrift. Dass da noch jemand Ansprüche drauf erheben können soll finde ich schon kurios.

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Es kann auch ganz triviale Gründe haben, wie verlorengegangene Originalzeichnungen. Oder die alten Formate sind so sumpfig, dass die nicht einfach nachgezeichnet in .otf exportiert werden können. Das ist in der Spielebranche bei Neuauflagen teilweise ein echtes Problem, wenn der Originalquellcode verloren ist oder die Dateien nie kommentiert gecodet wurden.

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Ja, ich meinte diese klassische Block (Bleisatzschrift von Bertold), die es auch gefühlt mindestens 10 Jahre von Adobe und ich glaube auch noch E&F oder URW oder so gab.

Und ja - Deine Block hab ich doch auch schon ...

Ich selber brauch natürlich keine mehr, aber mir ist halt zufällig irgendwann mal aufgefallen, dass es die von Adobe nicht mehr gibt.

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  • 2 Monate später...

Hallo, da ich jetzt schonmal hier bin. Die von Hans angesprochene „Copy“ habe ich aus dem Lizenzvertrag herausgelöst, weil mir der Vertrieb des Fonts zu undurchsichtig war, und das, obwohl ich den kleinen Verlag und seine Betreiber kannte. Das ist allerdings nicht nur dem Indie-Verlag geschuldet, bei dem ich die Copy ursprünglich unter Vertrag hatte, sondern ich misstraue inzwischen grundsätzlich dem Trend, an diverse größere Portale und Font-Verlage Sublizenzen zu vergeben. Nach Abzug von allen Unkosten, kommt da bei den Designern einfach immer weniger an. Und wenn ein Font bei größeren Portalen dann wie hunderte andere „eingepflegt“ wurde, wird er vllt mehr gesehen, aber gegen die Platzhirsche sieht er halt blass aus ... was daran liegt, dass große Verlage gar kein Interesse daran haben die Vorzüge und Details von sublizenzierten Fonts herauszustellen.

 

Selbst wenn zweit und dritt Verlage dann doch mal ein Feature zur Copy machten, fand das ohne irgendeine Rücksprache mit mir statt. Dem Feature merkte man dann halt an, dass die Macher ziemlich wenig Ahnung von der Intension des Designers hatten und nur irgendeine Story und ein visuelles Feuerwerk drumherum abbrannten. Das ist dann zwar gut gestaltet und schön anzusehen, hat aber inhaltlich erhebliche Mängel. 

 

Lange Rede kurzer Sinn, ich beschloss daher die Copy Fontfamilie aus dem Verlag herauszulösen, was inklusive der Sublizenzen dann etwas dauerte. Tja, und  dann wollte ich eigentlich die Schriftfamilie selbst publizieren und lies mir dazu etwas zu viel Zeit. Prompt wurde von einem kleinen Indie-Label eine Fontfamilie namens Copy herausgebracht. Ich habe die natürlich auch mal angeschrieben, aber erhielt keine Reaktion. Da es meine Copy gegenwärtig nicht mehr auf dem Schriftenmarkt gab, denke ich, würden die auch einen Teufel tun und irgendwas am Namen ändern – wäre auch ziemlich blödsinnig.

 

Ich hatte ab da auch gar keine Lust mehr die Schriftfamilie nochmal zu veröffentlichen. Wenn, dann müsste das unter einem ganz neuen Namen geschehen und ich sollte mir grundsätzlich Gedanken machen, wie ich das bezüglich des Ausbaus der Schriftfamilie etwas zeitgemäßer aufziehe. Der Witz ist, ich kann mich mit dem Trend, Schriftfamilien grundsätzlich von Hairline bis Superheavy auszubauen überhaupt nicht anfreunden. Auch die aktuelle Feature-Manie macht oft wenig Sinn und haut in die gleiche Kerbe wie viele andere Veröffentlichungen.

 

Das Ende vom Lied: Bis auf weiteres, kann ich mit einem Font, der ausser bei mir persönlich, nirgends zu haben ist, sehr gut leben. 😉 

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