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Klassifikation zeitgenössischer Schriften – Begriff gesucht

Zur besten Antwort springen Gelöst von Norbert P,

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Antypo

Mit der Klassifikation von Schriften hatte ich mich in der Vergangenheit für die Studie »Das kleine g« beschäftigt. Meine Recherchen endeten 2019 und bis dahin schien es noch keinen Begriff für Schriften zu geben, die aktuell gerade (oder in den letzten 20 Jahren) auf den Markt gekommen sind. Diese Schriften beziehen sich meist auf Merkmale verschiedener Zeiten und sind nicht mehr eindeutig einzuordnen.

Ich zitiere aus einer Einordnung, die ich für einen Auftrag erarbeitet hatte: »In einer modernen Einordnung kann die Right-Grotesk als eine Schrift des postmodernen Pluralismus bezeichnet werden. In der Postmoderne (und bis heute) entwickelten sich eine Vielzahl an Stilen parallel . Oftmals werden vergangene Stile oder Bewegungen neu aufgegriffen – wie beim Neo-Expressionismus – oder mit neuen Techniken der modernen Zeit gearbeitet. Die Stilrichtungen beeinflussen sich dabei auch häufig gegenseitig.«

Eventeull gibt es ja im Hochschulbereich bereits einen Begriff? Ich freue mich über Anregungen.

 

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Ralf Herrmann

Ich würde zunächst zurückfragen: was soll der konkrete Zweck der Kategorisierung sein? Das würde die möglichen Antworten beeinflussen. Geht es akademische Vermittlungsarbeit, um praktische Arbeit im Fontmanager, um »wie erklär ich’s meinem Kunden« und so weiter. 

Die Probleme um die Schriftklassifikation sind ja seit Jahrzehnten bekannt. Die langsamen Wechsel über Kunstepochen (wie Renaissance, Barock, Klassik) hinweg brechen ja schon nach der Klassik in sich zusammen und die Zuweisung zu solchen Epochen funktionierte schon vor 100 Jahren kaum mehr. Die DIN-Norm wirft dann fast alles in »Antiqua-Varianten«. Kann man machen, aber läuft dem Zweck einer Klassifizierung zuwider. Beziehungsweise beantwortest du es ja im Titel selbst. Die neueren Schriftveröffentlichungen sind »zeitgenössische Schriften«, aber über den Stil kann das nichts mehr sagen. Da müsste man auf andere Klassifikationssysteme ausweichen. Da bräuchte man aber heute einer eine Art Cluster- oder Stichwort-System. Über hierarchische Gruppen kommt man nicht mehr weit. 

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Diwarnai

Warum muss es einen Begriff für Schriften geben, "die aktuell gerade (oder in den letzten 20 Jahren) auf den Markt gekommen sind"? Gibt es denn analog einen Begriff für alle Schriften, die in den Jahren 1900–1920 (oder einem anderen beliebigen Zeitraum) auf den Markt gekommen sind?

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Antypo
vor 17 Stunden schrieb Diwarnai:

Warum muss es einen Begriff für Schriften geben, "die aktuell gerade (oder in den letzten 20 Jahren) auf den Markt gekommen sind"? Gibt es denn analog einen Begriff für alle Schriften, die in den Jahren 1900–1920 (oder einem anderen beliebigen Zeitraum) auf den Markt gekommen sind?

Was gerade oder zu einem anderen Zeitpunkt auf den Markt gekommen ist, interessiert mich nicht, bzw. das ist nicht der Punkt.

Mir geht es darum, eine Schrift auf historische Vorbilder zurückführen zu können und eine Einordnung, ähnlich wie in der Kunst, vorzunehmen.

 

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Diwarnai
vor 12 Minuten schrieb Antypo:

Mir geht es darum, eine Schrift auf historische Vorbilder zurückführen zu können und eine Einordnung, ähnlich wie in der Kunst, vorzunehmen.

Das widerspräche aber deiner Einordnung in den "postmodernen Pluralismus". Mir geht es hier wie Ralf, der Zweck der Kategorisierung hat sich mir noch nicht erschlossen.

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Antypo
vor 18 Stunden schrieb Ralf Herrmann:

Ich würde zunächst zurückfragen: was soll der konkrete Zweck der Kategorisierung sein? Das würde die möglichen Antworten beeinflussen. Geht es akademische Vermittlungsarbeit, um praktische Arbeit im Fontmanager, um »wie erklär ich’s meinem Kunden« und so weiter. 

Die Probleme um die Schriftklassifikation sind ja seit Jahrzehnten bekannt. Die langsamen Wechsel über Kunstepochen (wie Renaissance, Barock, Klassik) hinweg brechen ja schon nach der Klassik in sich zusammen und die Zuweisung zu solchen Epochen funktionierte schon vor 100 Jahren kaum mehr. Die DIN-Norm wirft dann fast alles in »Antiqua-Varianten«. Kann man machen, aber läuft dem Zweck einer Klassifizierung zuwider. Beziehungsweise beantwortest du es ja im Titel selbst. Die neueren Schriftveröffentlichungen sind »zeitgenössische Schriften«, aber über den Stil kann das nichts mehr sagen. Da müsste man auf andere Klassifikationssysteme ausweichen. Da bräuchte man aber heute einer eine Art Cluster- oder Stichwort-System. Über hierarchische Gruppen kommt man nicht mehr weit. 

Da stimme ich dir zu. Mir fehlte ein Begriff für eine Schrift, die sich natürlich auf historische Vorbilder stützt, aber aufgrund der Mischung von Merkmalen nicht mehr oder eben nur sehr allgemein als Serifenlose Linaer Antiqua (im engl. passend als Neo Grotesque Sans bezeichnet) bezeichnet werden kann.

Was denkst zu einer Orientierung an Kunstphasen der letzten siebzig Jahre? Dazu habe ich aber noch nicht recherchiert, oder nicht so tiefgründig, dass ich dazu eine entsprechende Meinung abgeben möchte.

Mein Ziel ist es, eine Art Zuordnungsspiel zur Sensibilisierung zu entwickeln. Zielgruppe sollen Anwender aus dem akademischen, aber nicht gestalterischen, Bereich sein.

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Antypo
vor 5 Minuten schrieb Diwarnai:

Das widerspräche aber deiner Einordnung in den "postmodernen Pluralismus". Mir geht es hier wie Ralf, der Zweck der Kategorisierung hat sich mir noch nicht erschlossen.

Mir ging es um die Einordnung in den Zeitgeist des postmodernen Pluralismus. Der als feste Größe unterschiedlich verortet wird, aber von der inhaltlichen Definition gut zu der untersuchten Schrift passte.

Mir geht es um Deine Erfahrungen bzw. Deine Einschätzung, wo und wie Du bei Notwendigkeit aktuelle, zeitgenössische Schriften einordnen würdest.

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Norbert P

Den »postmoderne Pluralismus« empfinde ich als eine Art Verlegenheitskategorie; er beschreibt als Begriff ja nur einen Zeitraum (nach 1945) und darin das Nebeneinander unzähliger Stile mit fließenden Übergängen bzw. unscharfen Grenzen. Insofern widersetzt er sich eigentlich deinem Wunsch nach ordnender Begrifflichkeit. Exemplarisch mag man das an einer, vielleicht zwei Schriften durchspielen, indem man die (vermeintlichen) historischen Vorbilder aufzeigt.  Aber auch das wird kaum ohne den einen oder anderen Widerspruch gelingen (bezieht sich beispielsweise die Serifenlosigkeit der Schrift auf Vorbilder aus der Klassik, des Bauhauses oder der Pop-Art?). Zitieren bestimmte Buchstabenformen absichtlich bestimmte Vorläuferschriften? Und falls ja, ließe sich mit Bestimmtheit sagen, welche das sind?

Für die praxisbezogene Notwendigkeit, Schriften zur besseren Auffindbarkeit zu klassifizieren, dürften darum eher anwender-individuelle Begrifflichkeiten eine Rolle spielen. Fürs »Akademische« bliebe wohl entweder das »unscharfe« Kategorisieren nach bisherigem Muster (mit der Anmerkung der eigentlichen Unmöglichkeit), oder es wagt sich jemand mutig voran, wie von Ralf angesprochen ein neues Clustermodell* zu entwickeln. Das wäre dann wohl eher auf einzelne gestalterische Merkmale bezogen, wie es z. B. auch hier im Forum stattfindet, teilweise mit ironischer Terminologie (»Hipster-Grotesk«):

*) Das könnte man dann als »Lexikon der typografischen Ikonografie« veröffentlichen ;-)

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Dan Reynolds
vor 34 Minuten schrieb Norbert P:

Mich würde interssieren, was @Dan Reynolds zu diesem Thema denkt …

Ralf faßt die Sache ganz gut zusammen! Die Schrift in nicht im Stil einer bestimmten Schrift aus der Vergangenheit entworfen.

 

Aber weil Norbert mich explizit dazu fragt:

Außer von den Punkten, die Gerrit Noordzij im unteren Teil dieses Interviews erwähnt, habe ich zum Thema »Schriftklassifikation« nichts zuzufügen.

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