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Begrifflichkeit/Zuordnung: Sippe, Familie, Schnitt, Gewicht usw.

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TobiW

Hallo ihr :-)

ich bereite gerade einen LaTeX-Kurs vor, in dem ich auch auf Typografie eingehen möchte. Nun bin ich an die Stelle gelangt, an der es um Schriften und TeX’s Umgang mit diesen geht. Ich würde dass gerne von grob nach fein gliedern bin mir aber mit den Begrifflichkeiten uneins. Ich schreibe mal, was ich überlegt habe und bitte um Hinweise, Ideen und natürlich ggf. auch Korrekturen.

Die gröbste Kategorie ist für mich die Sippe, in der verschiedene Familien, i. d. R. eine Serifenschrift und eine Endstrichlose, zusammengefasst werden. Beispiel: Latin Modern

Die nächst feinere Stufe ist die Familie, die die verschiedenen Schnitte und Gewichte zusammenfasst. Als gängige Familien würde ich Serifenschrift*, Endstrichlose und Nichtproportinalschrift ansetzten. Beispiel: Latin Modern Roman oder Latin Modern Sans

So und nun gibt’s noch den Schnitt und das Gewicht, aber es scheint mir schwer, das scharf zu trennen. Aus dem Bauch würde ich jetzt als nächste Ebene den Schnitt ansetzten und zwischen aufrecht, kursiv und geneigt unterscheiden. Beispiel: Latin Modern Roman Italic

Als feinste Stufe folgt nun noch das Gewicht, bestehend aus leicht, fett, normal* usw. Beispiel: Latin Modern Roman Bold Italic

Aber wo in diesen Kategorien bringe ich nun die Kapitälchen unter. Sind sie ein eigener Schnitt und wenn ja sind dann kursive Kapitälchen auch ein eigener Schnitt?

Eng verwandt mit der Familie aber nicht synonym ist die Schriftart, die kann man ja kaum sinnvoll in diese Hierarchie integrieren oder? Wenn dann bestenfalls als Ebene unter die Familie oder eher über die Sippe …?

Ich danke für eure Anmerkungen! :bow:

Liebe Grüße aus dem sonnigen Osnabrücker Land

Tobi

* Fallen euch für diesen Beriff schönere Worte ein

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ThierryM

ich finde es auch schwierig, schnitt und gewicht in eine hierarchie zu bringen. immerhin haben alle fetten schnitte einer schrift ebenso etwas gemeinsam wie alle aufrechten und kursiven über die gewichte hinweg. ich würde aber dazu neigen, erst das gewicht und dann den schnitt anzusetzen – wie ja auch bei der üblichen benennungskonvention:

compatil [sippe] letter [familie] bold [gewicht] italic [schnitt].

der umgang mit schriftweiten bei der benennung schwankt. manche sehen das als weiteres attribut zwischen gewicht und schnitt (myriad bold condensed italic); andere betrachten die schmalen oder breiten schnitte jeweils als eigene familie (thesans condensed bold italic).

kapitälchen, unicase, schwungformen und ähnliches sehe ich als glyphenvarianten unterhalb der schnittebene – auch wenn sie aus technischen gründen bisweilen einen eigenen font darstellen.

der begriff ›schriftart‹ erscheint mir, wie dir, als eng bedeutungsverwandt mit ›schriftfamilie‹. letzteres betont etwas mehr die einzelnen familienmitglieder, ersteres eher die zusammengehörigkeit aufgrund eines gemeinsamen formprinzips.

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Joshua K.

Was die Engländer als Weight bezeichnen, heißt im Deutschen herkömmlicherweise Fette, nicht Gewicht. Als (optisches) Gewicht bezeichnet man allgemein, wie stark Elemente auf einer Seite hervortreten.

Als Schnitt bezeichnet man jede Ausprägung einer Familie. Es gibt also Schnitte mit verschiedenen Fetten, verschiedenen Breiten usw.

Der Ausdruck Schriftart ist zweideutig: Einerseits bezeichnet man damit eine bestimmte Familie (z. B. die Latin Modern Sans), andererseits eine geschichtliche/formale Gruppe (z. B. die Antiqua).

Die Kursive ist ja eine eigene Schriftart; erst nachträglich hat man Kursiven und Antiquae in gemeinsamen Familien zusammengefaßt. Heute faßt man noch mehr Schriftarten in Form von Sippen zusammen. Noch scheinen uns dabei Antiqua und Kursive einer Sippe enger zusammen zu gehören als beispielsweise Antiqua und Grotesk einer Sippe; vielleicht ist das in Zukunft aber anders. Man kann also auch die Kursive als gleichberechtigte Familie innerhalb einer Sippe betrachten.

Ich schlage folgende Hackordnung vor:

Sippe — Familie — Fette, Breite, Schräge (Fette, Breite und Schräge sind gleichberechtigte Eigenschaften)

z. B.: Latin Modern — Sans — Bold, Extended, Oblique

oder: Latin Modern — Roman Italic — Light, Narrow, Upright

Will man die Kursive nicht als eigene Familie anerkennen, muß man sie als eigene Eigenschaft führen:

Sippe — Familie — Starrschrift/Kursive, Fette, Breite, Schräge

z. B.: Latin Modern — Sans — Regular, Bold, Extended, Oblique

oder: Latin Modern — Roman — Italic, Light, Narrow, Upright

Das sind natürlich alles theoretische Überlegungen. Für einen LaTeX-Kurs ist darüberhinaus aber wichtig, wie LaTeX Schriften einteilt. Ein Schriftschnitt hat in LaTeX fünf Eigenschaften:

Encoding: Die Codierung, z. B. T1

Family: Der Familienname, z. B. Computer Modern Roman

Series: Fette und Breite, z. B. bold extended

Shape: Starrschrift/Kursive/Schrägschrift (Upright/Italic/Oblique)

Size: Die Größe, für die der Schnitt gestaltet ist, z. B. 10pt

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ThierryM
Was die Engländer als Weight bezeichnen, heißt im Deutschen herkömmlicherweise Fette, nicht Gewicht.

ich glaube, man kann mit gewissheit sagen, dass ›gewicht‹ heute gängiger ist als ›fette‹, das als wort für ›fettheit‹ nicht nur mehrdeutig, sondern auch hässlich ist. wenn es kein anglizismus sein soll, schlage ich ›strichstärke‹ oder ›schriftstärke‹ vor.

Als Schnitt bezeichnet man jede Ausprägung einer Familie. Es gibt also Schnitte mit verschiedenen Fetten, verschiedenen Breiten usw.

das ist theoretisch vielleicht richtig, aber ich glaube, dass es die art und weise, in der schriftfamilien und -sippen aktuell wahrgenommen werden, nicht hinreichend erfasst. und wenn ich es richtig verstehe, geht es itob ja darum, irgendwelchen leuten eine gängige zeitgenössische gliederung zu erläutern, die ihnen hilft, so etwas wie ›compatil letter bold italic‹ richtig zu begreifen. da hilft das wissen, dass die kursive früher als eigene schriftart betrachtet wurde, wahrscheinlich eher wenig. und ich hoffe auch, dass du deine schüler mit fantasiebegriffen wie ›starrschrift‹ verschonst, itob.

vielleicht macht es so sinn: sippe – familie – gewicht/breite – neigung.

letzteres kriterium sollte meines erachtens separat geführt werden, da es – zumindest in der digitalen fontwelt – oft als binär (aufrecht/kursiv) verstanden wird, während gewicht und breite auf einer skala ohne klare endpunkte variieren. nach jeder ultra black kann noch eine ultra ultra black kommen.

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Joshua K.

Als Schnitt bezeichnet man jede Ausprägung einer Familie. Es gibt also Schnitte mit verschiedenen Fetten, verschiedenen Breiten usw.

das ist theoretisch vielleicht richtig, aber ich glaube, dass es die art und weise, in der schriftfamilien und -sippen aktuell wahrgenommen werden, nicht hinreichend erfasst.

Ich verstehe nicht, was Du damit meinst. Auch heute bezeichnet man als Schnitt ein Mitglied einer Schriftfamilie, z. B. Latin Modern Sans Bold Italic. Inwiefern soll das von der heutigen Wahrnehmung von Familien oder Sippen abweichen?

und wenn ich es richtig verstehe, geht es itob ja darum, irgendwelchen leuten eine gängige zeitgenössische gliederung zu erläutern, die ihnen hilft, so etwas wie ›compatil letter bold italic‹ richtig zu begreifen. da hilft das wissen, dass die kursive früher als eigene schriftart betrachtet wurde, wahrscheinlich eher wenig.

Mir schien es iTob (auch) darum zu gehen, sich nicht nur mit der Anwendung zu befassen, sondern daß sich die Kursbesucher auch theoretisch mit Schrift auseinandersetzen. Und da hilft ein bißchen geschichtlicher Hintergrund, zu verstehen, warum beispielsweise die Latin-Modern-Kursive in LaTeX in der Eigenschaft Shape geführt wird, die Latin-Modern-Egyptienne aber als eigene Familie.

und ich hoffe auch, dass du deine schüler mit fantasiebegriffen wie ›starrschrift‹ verschonst, itob.

Ich habe diesen „Phantasiebegriff“ hier in diesem Fachforum benutzt, weil es keinen guten Gegensatzbegriff zur Kursive gibt. Ich gehe davon aus, daß ihn hier aus dem Zusammenhang jeder versteht.

vielleicht macht es so sinn: sippe – familie – gewicht/breite – neigung.

letzteres kriterium sollte meines erachtens separat geführt werden, da es – zumindest in der digitalen fontwelt – oft als binär (aufrecht/kursiv) verstanden wird, während gewicht und breite auf einer skala ohne klare endpunkte variieren. nach jeder ultra black kann noch eine ultra ultra black kommen.

Wenn es nicht um eine theoretische Einteilung, sondern die praktische technische Nutzung geht, ist in dem Zusammenhang LaTeXs System entscheidend, das ich ja auch erklärt habe.

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Dann hier noch mein Senf:

Sippe → Famile → Schnitt dürfte klar sein.

Darunter kann man nach verschiedensten Kriterien organisieren und klassifizieren, aber nicht mehr eindeutig ausschließen oder verschachteln. Insbesondere nicht in Zeiten von Unicode und Smartfont-Technologien, wo bestimmte Zeichenbelegung mal innerhalb und mal außerhalb eines Schnittes untergebracht sind.

Typische kombinierbare Kategorisierungen:

  • Weite
  • Strichstärke
  • Neigung (aufrecht, kursiv, oblique, linkskursiv, Sonderformen [aufrechte Kursive ...])
  • Buchstabenart (bikameral, Kapitälchen, monokameral, unikameral)
  • Sonstiges (Stencil, Shadow, Outline, Layer etc.)

Sonstige Bemerkungen:

  • Strichstärke finde ich den heute gängigsten Begriff. (Gewicht finde ich natürlich nicht böse, nur weil eine Rückübersetzung ist, aber es findet sich tatsächlich eben oft in Lizenzausgaben englischer Büchern und weniger im deutschen Fachgebrauch.)
  • Die Doppelbedeutung von Schriftart, die Joshua anführt, scheint mir nicht mehr(?) gängig. Ich wüsste nicht, welche Leute oder Bücher von der heutigen Anwendung sprechen und dann mit Schriftart eine »formale Gruppe wie Antiqua« meinen. Eine Schriftart ist alles, was man unter einem Schriftnamen und Gestaltprinzip zusammenfassen kann. Die Schriftart »Arial« zum Beispiel. »Grotesk« wäre eine Kategorie/Stil etc.
    Natürlich birgt auch der Bezug auf den Namen eine gewissen Unschärfe bei der Zuordnung von Schnitten/Familien/Sippen - denn da ist ja für die Namensgebung alles möglich. Viele verstehen zum Beispiel unter »Corporate A.S.E.« eine Schrift, weil der gemeinsame Name hier so dominant ist. Frutiger und Meridian (Frutiger Serif) werden aber als zwei Schriften verstanden. Und im Extremfall besteht eben eine Schriftart aus Schriftschnitten, die formal überhaupt nichts miteinander zu tun haben und eben so gut verschiedene Schriftfamilien sein könnten, wenn der Designer es so gewollt hätte.
    Da kann man sich dann aussuchen, ob man lieber formal-gestalterisch klassifiziert oder eben streng im Sinne der Benennung der Fonts, die ja mit Familien und Schnitt-Name eine klare Einteilung vorgeben.

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TobiW

Hallo ihr,

vielen dank für eure Umfangreichen Antworten!

Ich habe mich entschieden Gewicht, Weite, Form und Buchstabenart auf eine Stufe zu stellen und nicht zu verschachteln. Alle zusammen ergeben dann die Kategorie Schnitt. Die Kursive erkenne ich nicht als eigene Schrift an, das ist ganz im Sinne von TeX und auch Word, bei dem die kursive zusätzlich zum Schriftnamen und nicht gleichzeitig mit diesem gewählt wird. Damit ist es meinen Teilnehmern vertrauter denke ich.

Das Wort Fette find ich blöd und habe mich für Strichstärke/Gewicht entschieden.

Ralfs Sonstige-Kategorie habe ich ausgeklammert, da man damit im Textsatz (mit TeX) eher nix zu tun hat …

Ich hab versucht, das grafisch umzusetzen:

EHt8u.png

Was meint ihr dazu?

Im Kurs werde ich anhand dieser Abbildung die „historische“/übliche Kategorisierung erläutern und dann mit diesem Bild

HWYyW.png

TeX’s Möglichkeiten zu Schriftwechseln besprechen.

@Josha: Danke, an TeX’s Kategorien hatte ich in der Form gar nicht gedacht.

Die Unterscheidung von Schriftart und Familie werde ich so handhaben das eine Familie beispielsweise Serif, Monospaced etc. ist und eine Schriftart eben eine bestimmte Schrift, die man in allen möglichen Programmen aus dem Menü wählt. Das passt meiner Meinung nach gut zu TeX, denn dort bestimme ich einmal aus welcher Schrift(art) eine Familie dargestellt werden soll und weise dann anschließend nur noch Familien (bspw. \sffamily) zu.

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Joshua K.

Die Abbildungen finde ich gut (natürlich abgesehen von der Bezeichnung „Gewicht“). Sinnvoll vor allem aus TeX-Sicht wäre in meinen Augen, die herkömmlichen deutschen und TeX-üblichen englischen Ausdrücke nebeneinander aufzuführen (z. B. Strichstärke/Fette, weight). Hilfreich wären außerdem Beispielbuchstaben in den Abbildungen.

ich glaube, man kann mit gewissheit sagen, dass ›gewicht‹ heute gängiger ist als ›fette‹, das als wort für ›fettheit‹ nicht nur mehrdeutig, sondern auch hässlich ist.

Inwiefern soll es mehrdeutig sein? An „hässliche“ und lustige Wörter (Fette, Hurenkinder, Zwiebelfische usw.) muß man sich entweder gewöhnen, oder man muß die überlieferte Druckersprache gleich ganz vergessen.

Die Doppelbedeutung von Schriftart, die Joshua anführt, scheint mir nicht mehr(?) gängig. Ich wüsste nicht, welche Leute oder Bücher von der heutigen Anwendung sprechen und dann mit Schriftart eine »formale Gruppe wie Antiqua« meinen.

Mir scheint das heute noch völlig üblich zu sein. Ich habe schnell gesucht und als Beispiel folgenden Satz in der Wikipädie (Stichwort Grotesk) gefunden:

Die Grotesk, auch Sans Serif (französisch für ‚ohne Serifen‘) ist eine aus der Antiqua abgeleitete Schriftart, bei der die Strichstärke der Buchstaben (nahezu) gleichmäßig ist und die keine Serifen besitzt.

Gut finde ich solche doppeldeutigen Ausdrücke allerdings nicht; mir wäre deshalb ganz recht, wenn diese Bedeutung wegfiele.

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TobiW
Hilfreich wären außerdem Beispielbuchstaben in den Abbildungen.

Danke, die Bilder sind ja nur zur Übersicht. Es wird dann jeweils ein Element hervorgehoben und auf der nächsten Folie folgen Stichworte, Beispiele/Bilder und passende LaTeX-Befehle. Das alles in eine Abbildung zu packen ist für eine Präsentation zu viel, kann aber natürlich hilfreich sein als Spickzettel. Vielleicht bastle ich das noch, dann zeigt ich’s euch natürlich …

[…]Inwiefern soll es mehrdeutig sein? An „hässliche“ und lustige Wörter (Fette, Hurenkinder, Zwiebelfische usw.) muß man sich entweder gewöhnen, oder man muß die überlieferte Druckersprache gleich ganz vergessen.

Also eine wirkliche Mehrdeutigkeit fiele mir jetzt auch nicht ein, aber hässlich bleibt’s – es ist aber auch nicht „hässlich“ genug, so wie Hurenkind, als das ich es erhalten wollen würde :-P

Ich find’s auch seltsam, mit dem Oberbegriff fette einen light-Schnitt zu bezeichnen. Da finde ich Gewicht oder eben Strichstärke deutlich neutraler, weil es nicht schon eine richtung vorgibt. Und das Fette eine anderes Wort für das (ebenso umständlich und nicht minder hässliche) Fettheit ist, mag sein erschließt sich mir – und meinen Teilnehmern erst recht – nicht so wirklich …

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ThierryM
Also eine wirkliche Mehrdeutigkeit fiele mir jetzt auch nicht ein

für mich ist ›die fette‹ an erster stelle ›die fette [variante] einer schrift‹. auch wenn ›die bold‹ an terrain gewinnt, finde ich sätze wie ›nimm doch die fette für die überschriften‹ nicht ungewöhnlich. missverständnisse entstehen wegen dieser doppeldeutigkeit wohl eher nicht, aber etwas irritieren würde mich eine andere verwendung doch. außerdem ist ›strichstärke‹ gebräuchlicher.

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TobiW

Aso … stimmt, daran hatte ich nicht gedacht. An der Stelle spreche ich auch eher von fett als von bold – zumal fett ja gerne auch mal semi bold meint …

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catfonts

nun, wenn ich mir so eine extrem ausgebaute Schriften Sippe vorstelle, dann sehe ich das mehr als eine Reihe untereinander gleichwertiger Dimensionen, wobei dieser virtuelle Raum durchaus mehr als dreidimensional ist.

Zum einen habe ich dort die Dimension der Fette, also von ganz zarten Linien bis hin zu richtig dicken Balken.

Die zweite Dimension ist für mich die Laufweite der Schrift, also von extrem schmalen Buchstaben hinzu extrem in die Breite gezogenen.

Eine dritte Dimension ist dann der Linienkontrast, also der unterschied der Strichstärke der senkrechten zu der der waagerechten Linien, hier kann es ja auch innerhalb einer sehr einheitlich wirkenden Schriftenfamilie durchaus von extremen Kontrasten bis hin zu völlig gleich breiten Linien und darüber hinaus ja auch zur Umkehr der üblichen Strich stärken Verhältnisse kommen.

Eine vierte Dimension betrifft dann die Endstriche, also beginnend von einer entstrichtlosen grotesk, über eine Schrift, bei der die Strich ändern nur leicht verbreitert sind, einer regulären Antiquamit normalen Serifen, über eine Serifenbetonte Schrift, wie einer Egyptienne hin zu einer Schrift mit richtig wuchtigen Serifen wie eine Italienne, wobei auch hier durchaus eine Sippen- Verwandtschaft erkennbar bleiben kann.

Letztlich folgt sogar eine fünfte Dimension, in welcher sich dann die Neigung einer Schrift wieder findet, im einfachsten Falle also eine aufrechte Schrift und eine Kursivschrift, aber auch hier könnte es ja durchaus Zwischenstufen geben, die dann in einigen Buchstaben auch gänzlich andere Formen damit natürlich jeweils eine für sich eigenständige Schriftart bilden.

Dies lässt sich freilich in einer zweidimensionalen Grafik nicht wirklich darstellen, trotzdem sehe ich alle diese Dimensionen als untereinander gleichwertig an. So ist die von mir gewählte Reihenfolge auch rein willkürlich und ich möchte hier keine Wertung abgeben

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TobiW

Danke für deine Gedanken :-)

Klar, wenn ich die von dir genannten – und gut nachvollziehbaren – Dimensionen so darstellen will, dass ich einen Punkt definieren kann an dem ein Schnitt liegt wird’s schwer auf einem zweidimensionalen Papier aber um die Kategorien alias Dimensionen gleichwertig darzustellen kann ich Sie einfach in einer Ebene (bei mir durch verschiedene Graustufen gekennzeichnet) zeichnen, meinst du nicht.

Wobei ich deine dritte (Kontrast) und vierte (Serifen) Dimension schon als übergeordneter betrachten würde.

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Sebastian Nagel

Ich werfe mal diesen Beitrag zur Auswertung in die Runde:

http://www.typotheque.com/articles/designing_type_systems

Insbesondere den letzten Absatz finde ich in Bezug auf die Diskussion hier interessant:

wie lassen sich nicht-lateinische Sachen einsortieren, die nicht mit unseren Formkategorien funktionieren, sondern eigene haben?

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TobiW

Danke für den Link. Ist eine interessante Frage, würde für meinen Kurs – hier nicht – aber zu weit führen :-)

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Mueck

Eine vierte Dimension betrifft dann die Endstriche, also beginnend von einer entstrichtlosen grotesk,

Apropos "sans" ...

Bei der "normalen" Grotesken fehlen nur die Serifen (sans serif), aber die Grundform bleibt, bspw. besteht das "b" noch immer aus einem bis zur Grundlinie reichenden Strich und einem Bogen, der oberhalb der Grundlinie an dem Strich andockt.

Es gibt aber auch Schriften, wo der Strich nicht bis zur Grundlinie reicht, sondern schon vorher "abbiegt" und direktemang in den Bogen übergeht.

Hat das einen Namen? Wären beide Stile als Varianten einer ganzen Sippe parallel zueinander vorstellbar? (meine Gedanken gingen hin zu "sans serif" und "sans touts" = ohne Serifen und ohne alles ...)

über eine Schrift, bei der die Strich ändern nur leicht verbreitert sind, einer regulären Antiquamit normalen Serifen, über eine Serifenbetonte Schrift, wie einer Egyptienne hin zu einer Schrift mit richtig wuchtigen Serifen wie eine Italienne, wobei auch hier durchaus eine Sippen- Verwandtschaft erkennbar bleiben kann.

... und auch noch evtl. ganz andere Endenformen, wie bspw. ...

Letztlich folgt sogar eine fünfte Dimension, in welcher sich dann die Neigung einer Schrift wieder findet,

diejenigen Enden, die für eine echte Kursive typisch sind im Gegensatz zu einer schräg gedrückten Aufrechten.

Nicht zu vergessen: die Linksgeneigte, die es bspw. für Gewässernamen in topographischen Karten gibt.

im einfachsten Falle also eine aufrechte Schrift und eine Kursivschrift, aber auch hier könnte es ja durchaus Zwischenstufen geben,

Linksgeneigte, Aufrechte, Rechtsgeneigte, sturmerprobte Nordsee-Rechtsgeneigte ;-)

Eine weitere Dimension wäre evtl. die "Bogeneckigkeit"oder wie auch immer man die nennen würde.

Normale Bögen des "b", um mal bei dem Buchstaben zu bleiben, welche mit größeren oder kleineren Radien, die in die Ecken des umschreibenden Rechtecks reinrücken und einer Schrift einen "quadratischen" Eindruck geben, oder auch

"gebrochene" Bögen a la Fraktur & Co.

Aus dem "alten gebrochenen" Bereich könnte man auch paar Endenformen entleihen wie die, die wie auf die Spitze gestellte Quadrate aussehen etc.

Mit all diesen Dimensionen könnte man wahre Reisensippen formen, die immer noch zusammen passen täten, weil bspw. die Höhenverhältnisse zueinander passen, also so wie ich hier fett und kursiv im BBCode, könnte ich auch [g]grotesk[/g] tippen und die Serifen entfleuchen oder [f]frakturisieren[/f] und die Bögen wären gebrochen, aber die innersipplichen Größen passen weiterhin, so dass sich das groteske oder gebrochene Wort gut in den Serifentext einfügt ohne andere Stilbrüche, was ja mit einem Arial-Wort in einer Times-Zeile irgendwie nicht so ganz wirklich überzeugend ginge ...

Dimension normal - small caps nicht vergessen (wobei man diese Dimension auch erweitern könnte: normale Kleinbuchstaben und vergrößerte Kleinbuchstaben als Versalien als Umkehrung des small-caps-Prinzips ...)

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TobiW

Wow … :-)

Man kann das mit den Kategorien echt weit treiben und das ohne das es absurd und kleinkarriert wird – zumindest bisher.

Also welcher Schriftdesigner setzt sich nun hin und baut den Forenfont mit allen genannten Möglichkeiten. Es wäre doch zumindest mal eine „Einzelbuchstabenstudie“ wert*, was man so machen kann ohne das gemeinsame Formprinzip zu verlassen oder zu sehr aufzuweichen. Es sollten ja schon ein paar mehr Gemeinsamkeiten sein als das Verhältnis von Groß- zu Kleinbuchstabenhöhe oder?

Gute Nacht

Tobi

* Ich kann das leider gar nicht, aber vielleicht hätte ja wer Lust, mal einen (normalen serifigen) Buchstaben vorzugeben, auf dessen Grundlage dann gemeinschaftlich Abwandlungen entwickelt werden :-)

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catfonts

Die Small Caps - oder, weil das im Deutschen so hübsch niedlich klingt "Kapitälchen" hab ich nicht vergessen, nur würde ich die nicht unbedingt in eionem extra Font unterbringen, sondern, dank OpenType im gleichen Font

aber mir ist doch noch eine Dimension dieses multidimensionalen Schemas eingefallen, welches ein sortieren von Fonts so unendlich schwer macht: Auchg die Serifen selbst haben ja noch Variationsmöglichkeiten, nämlichg ub sie gleichbleibend breit, oder keilförmig sind und wie der Übergang zu den Grundlinien ausgefühtz ist, alao zwischen Scharfkantig bis hin zu einer weiten Kurve. Ebenso als 3 Variante dieser Geschichte auch noch, ub diese gerade oder mehr oder weniger als Bogen ausgeführt sind - Wenn man all diese Variationsmöglichkeiten an einem Grundentwurf durchspielt und jeweid z.B. 5 Abstufungen wählt, reicht das um damit eine komplette Foundry zu berstreiten...

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ThierryM
Wenn man all diese Variationsmöglichkeiten an einem Grundentwurf durchspielt und jeweid z.B. 5 Abstufungen wählt, reicht das um damit eine komplette Foundry zu berstreiten...

stimmt. :-D

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Sebastian Nagel

Typotheques Fedra ist auch so ein Fall (inzwischen auch mit Nicht-Latin-Alphabeten, Phonetik, ...).

Hatten wir optische Größen, Spezialanwendungen (Monospace, OCR, ...) und technische Optimierungen (Bildschirm, Office, ...) schon?

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TobiW

Optische Größen haben wir schon auf der Liste, aber die technischen Optimierungen stehen noch nicht drauf …

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catfonts
Irgenwie komm ich heute nicht weg von Typotheque ...

WOW!

Aber, je mehr ich mich jetzt mit diesen Gedanken befasse, fallen mir immer mehr fein abstufbare Dinge in der Micro-Typografie ein, die man qusi als weitere Dimensionen unseer Sippe auffassen könnte. Leider fallen mir im Moment die Fachbegriffe nicht ein (leise rieselt offenbar schon mein Kalk), drum auch mal grafisch:

ooo.JPG

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