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Vorgaben bei kartografischen Beschriftungen?

Zur besten Antwort springen Gelöst von Jens Pielawa,

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Gast Peter Glaab

Hallo zusammen,
da ich oft Wanderkarten zur Hand nehme, stellt sich mir die Frage, ob es verbindliche Vorgaben bei der Beschriftung amtlicher topographischer Karten gibt (im Sinne einer DIN-Norm)? Das Beispiel zeigt einen Ausschnitt der Karte UK L 22 Naturpark Spessart Blatt Süd im Maßstab 1:50000. Welche Schrift wird hier verwendet (3 Schnitte: Antiqua regular, aufrechte Kursive und nach rechts geneigte Kursive)? 

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Jens Pielawa

Es gab früher sogenannte "Musterblätter" für die verschiedenen Topographischen Karten, vorwiegend für DGK5 (1:5000), TK25 (1:25.000), TK50, TK100 und TÜK200. Im Zeitalter der digitalen Kartographie scheint es die nicht mehr zu geben. Zumindest konnte man diese Ringbücher mit expliziten Zeichenanweisungen für JEDE Signatur inklusive Farben, Strichstärken, Weiten etc. bei den Landesvermessungsämtern kaufen. Heute gibt es die wohl eher nur noch antiquarisch.

Im hinteren Teil waren dann die Schriftmuster. Hier gab es drei Hauptschriften, die in der "alten" Kartographie zum Zuge kamen:

Römisch (normal, kursiv und linkskursiv)

Kursivschrift (kursiv, linkskursiv und auch stehend)

Venus (normal, kursiv und linkskursiv)

Manchmal kam dann auch noch die Akzidenz Grotesk dazu. Mit den drei genannten Fonts aber (die es heute noch bei Linotype gibt) konnte man die Karten recht übersichtlich beschriften, zumal es auch noch verschiedene Stärken (Römisch Haar und Kursiv Haar) und Weiten (Venus Condensed) gab. Die TK50 gilt für mich immer noch in ihrem alten Zeichenstil vor der Computer-Zeit als eine herausragend gestaltete und gut zu lesende Karte. Nicht zu viel, nicht zu wenig und immer alles sofort erkennbar.

Kleine Anekdote aus der Berufsschulzeit als Kartograph: ein Kollege meinte allen Ernstes, man müsse die Flüsse so beschriften, wo sie hinfließen (also linkskursiv für nach links laufende Ströme und rechts für... naja... Bei Meeren, die ebenfalls nur linkskursiv beschriftet werden [noch 'ne Variante: Römisch links Hohl mit angezeichnetem Schlagschatten für Ozeane etc.], erübrigt sich das weitere Nachdenken).

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Jens Pielawa

Sehr spannendes Thema! Könnte man das nicht mal näher in einem Typografie.info-Fachartikel beleuchten? 

 

Ich hab hier ein Büchlein »Die Typografie im Dienste der Landkarte. Basel 1969«, hab’s aber noch gar nicht gelesen. 

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Jens Pielawa

Nun, ich könnte ja mal die Seiten aus den Musterblättern für die TK50 und die TÜK200 scannen, die ich hier noch habe. Auch einige Seiten mit Strichstärkenangaben sind sehr interessant.

Von 1982 bis 1985 habe ich eine Ausbildung zum Kartographen gemacht und dabei natürlich noch sehr viel in der klassischen Zeichenweise gelernt. Dabei mussten wir auch Schriften schreiben lernen bis hin zu kleinen Wörtern in 2 mm oder auch gerne mal kleiner. Wenn ich meinen Ausbildungsordner auch noch finde, dann gibt es davon ein paar Proben.

Wer nach "Musterblatt" googelt, findet auch noch ein paar ältere Beispiele.

Ich weiß nicht, ob sich jemand schon mit der Entstehung der diversen Kartenschriften beschäftigt hat. Aber auch Literatur gibt es reichlich. Ich werde mal etwas wühlen...

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Jens Pielawa

Ich habe mal eben ganz schnell vier Seiten aus dem Musterblatt zur Topographischen Karte 1:50.000 von 1981 und fünf Seiten aus dem Musterblatt zur Topographischen Übersichtskarte 1:200.000 gescannt. Hier werden verschiedene Symbole und Signaturen genauestens beschrieben, ebenso wie Handlungsweisen und Gestaltungsvorschriften. Bei den Schriften werden die verschiedenen Auszeichnungen zuerst im doppelter Arbeitsgröße angegeben, dann verkleinert auf den Endmaßstab gezeigt. Früher war es so, dass 2:1 vergrößert gezeichnet und dabei gleich generalisiert wurde. Alle Angaben sind daher immer in doppelten Größen.

Zu finden ist diese Übersicht hier:

http://www.pielawa.de/download/musterblatt-schriften-tk50-tuek200.pdf

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