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Definition Kartenschriften

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Microboy

Ich finde viele der mir bekannten "Kartenschriften" äußerst interessant und sehe sie als Bereicherung. Natürlich kann man auch alles mit den "Klassikern" setzen - aber warum sollte man das tun? Man verwendet ja auch nicht immer die gleichen Farben oder Papiere ...

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Erwin Krump

Der Begriff Kartenschrift ist reine Marketingsprache, mehr steckt nicht dahinter. 

 

Kartenschriften waren m. E. kein Marketing-Gag. Sie hatten zu Ihrer Zeit, im 19. und Anfang 20. Jh., durchaus Berechtigung und waren vom Auftraggeber gewünscht.

 

Wie in meinem Beitrag oben bereits angemerkt, wurden Karten jeglicher Art im Kupferstichdruck oder im Steindruck hergestellt. Das heißt, sämtliche Schriften wurden von Hand in die Platte graviert oder auf Stein lithografiert bzw. geschrieben – seitenverkehrt noch dazu. Hier entstanden eigene Schriften mit ganz persönlichem Stil, die sich zu den Buchdruckschriften z. T. stark unterschieden. Waren doch dem Buchdruck grafisch und technisch Grenzen gesetzt.

 

Höchste handwerkliche Präzision beherrschten diese Handwerker. Wir würden dies heute als Kunst bezeichnen.

 

Tiefdruck und Lithografie waren mit ihren grafischen Möglichkeiten auf diesem Gebiet dem Hochdruck überlegen.

 

Um nun diese hohe grafische Qualität zumindest ansatzweise zu erreichen, wurden eben diese Schriften als Vorbild für passende Bleilettern verwendet, um dann gesetzte Karten im Buchdruck herzustellen die dem Aussehen der beliebten Karten entsprachen. Auch konnte kostengünstiger für eine gesellschaftlich breitere Schicht produziert werden.

 

Man nahm sich bei der Herstellung der ersten Bleilettern ebenfalls ursprünglich die Schrift der alten handgeschriebenen Bücher als Vorbild und versuchte die hohe Qualität dieser Handschriften zu erreichen. Ähnlich ist das bei den Kartenschriften zu sehen.

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Erwin Krump

Erwin hat noch den Gedanken eingeworfen, dass es sich um den Schriftstil von Landkarten drehen könnte. 

 

 

Kann mich nicht erinnern, dass ich das geschrieben habe, aber ist nicht ganz von der Hand zu weisen. 

 

Da auch Landkarten von Lithografen und Kupferstechern hergestellt wurden, ähneln diese Schriften den Kartenschriften oft sehr. Hatte doch diese Zunft ihren ganz eigenen Stil entwickelt.

 

Spricht man jedoch von Kartenschriften, ist nicht von Landkartenschriften die Rede.

 

Landkartenschriften würde man als „kartografische Schriften“ bezeichnen.

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Da auch Landkarten von Lithografen und Kupferstechern hergestellt wurden, ähneln diese Schriften den Kartenschriften oft sehr. Hatte doch diese Zunft ihren ganz eigenen Stil entwickelt.

 

Ja, so hatte ich das herausgelesen. Aber stimmt, steht so nicht wörtlich im Originalbeitrag. 

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Martin Z. Schröder

Anfangs war es sicherlich so, daß die Kartenschriften den gestochenen Schnörkel imitierten. Aber die Industria und die Monument von Gursch sind eben auch sog. Kartenschriften. Oder meine Fedora oder Feodora. Diese Entwicklung müßte man in einer Definition berücksichtigen.

Zur Definition gehört sicherlich auch die Menge. Kartenschriften waren kleine Sätze, die oft in eigenen Schatullen geliefert wurden. Viel verkauft wurde davon sicherlich nicht. Ich habe bei den zahlreichen Druckereiauflösungen in den letzten 20 Jahren fast nichts gefunden, das aus den o.g. Katalogen stammt. Und die Größe dürfte auch dazugehören, Kartenschriften sind nicht in sehr großen Graden erhältlich gewesen, meistens nur bis Mittel oder Tertia, also 14 und 16 Punkt. Schatullen und Sonderkästen sind beim Setzer unbeliebt, weil das Setzen und Ablegen viel länger dauert als aus dem normalen Kasten und weil sie immer im Wege stehen. Ich habe mehrere solcher Kartenschriften, die ich aus diesen Gründen gar nicht benutze. In der Druckerei, in der ich als Akzidenzer angestellt war, hatte der Meister ein oder zwei Kartenschriften in größeren Mengen gekauft und in normale Kästen gelegt, damit die Arbeit rationell blieb. Mimosa. Geburtsanzeigen, Einladungen, Visitkarten.

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Pachulke

Wenn es um »besonders gut für Akzidenzen« gegangen sein soll, hätte man ja auch »Akzidenzschriften« sagen können. 

 

Vielleicht war das so eine zeittypische Fremdwort-Ersetzungs-Geschichte. Heute kann ja außerhalb des graphischen Gewerbes kaum noch jemand was mit dem Begriff »Akzidenz« anfangen (weswegen es auch sicher nicht hilfreich wäre, wenn ich meinen Betrieb »Akzidenzdruckerei« nennen würde). Vielleicht war das damals nicht viel anders.

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Martin Z. Schröder

Unwahrscheinlich, glaube ich, denn den lateinischen Begriff gibt es ja schon – tja, weiß ich gar nicht, wie lange. Wie lange eigentlich? Aber die Ableitung von accidit sicherlich aus Zeiten, als die Drucker noch Lateinisch setzten. Und die Herkunft des scherzhaften Begriffs »Akzidenzier« für den Akzidenzsetzer würde ich vor 1930 vermuten.

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