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Druckzeug — der Film

Ralf Herrmann

Seit 1867 ist eine Buchdruckerei im Hofgebäude, der ehemaligen Küche des Bürgerspitals, in der Annenstraße 19 in Graz angesiedelt. Ursprünglich vom Setzer August Wagner aus der Konkursmasse der „ERSTEN STEIERMÄRKISCHEN GENOSSENSCHAFTSDRUCKEREI“ gegründet, verkaufte er aus Altersgründen diese im Jahre 1914. Käufer war der damalige Mitarbeiter Alexander Bauer. Sein Sohn, Alexander Bauer, war stets in der Druckerei beschäftigt – er übernahm nach dem Tod des Vaters 1940 die Druckerei Bauer. Dessen Tochter Edith Bauer, welche in Wien als eine der ersten Frauen die Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt absolvierte, übernahm den Betrieb nach dem Tod des Vaters 1971.

Die Druckerei Bauer bot das klassische Druckereirepertoire des 19. und 20. Jahrhunderts an: Geschäftliche und private Drucksorten, Plakatdruck, kleine Zeitungen, Akzidenzen und Werbedrucksorten aller Art wurden in der Murvorstadt produziert.

Mit Beginn der 1990er-Jahre schrieb der Betrieb rote Zahlen, Auftraggeber wanderten langsam an Großdruckereien ab und der harte Kampf um den Weiterbestand der Familiendruckerei Bauer schien aussichtslos.Im Jahr 1998 beschloß die damals 68jährige Edith Bauer – um ihren Mitarbeitern einen gesicherten Arbeitsplatz bieten zu können – den Betrieb in der dritten Generation zu verkaufen.

Wolfgang Khil, auf der Suche nach Platz für Satz und Gerätschaften der Druckerei Khil, nahm die Gelegenheit wahr, die historische Werkstatt zu retten und bewahrte die Druckerei Bauer vor dem Konkurs. Somit blieben die komplette Einrichtung und die funktionstüchtigen Maschinen erhalten und das Gebäude bot Raum, Teile der Khil’schen Sammlung zu lagern.

Laserprint und Internet haben die Standardaufträge kleiner Druckereien verschwinden lassen. Die Aufrechterhaltung eines Druckereibetriebes ist nur in beschränktem Umfang möglich, da unwirtschaftlich. Trotzdem ist ein Minimalbetrieb nötig, um die Maschinen und Werkstatträumlichkeiten nicht dem unrettbaren Verfall preisgeben zu müssen. Bisher leistete sich Wolfgang Khil diese Belastung seiner eigenen Firma. Auf Dauer ist es jedoch unmöglich, auf diese Art die Ausstattung und originale Druckwerkstätte der historischen Druckerei Bauer zu bewahren. Langfristig kann eine solche Werkstatt nur erhalten werden, wenn sie auch betrieben wird.

Wie ein Oldtimer, der nach 50 bewegungslosen Jahren in einer Garage nicht mehr fährt, muß auch die Mechanik von Druckmaschinen genutzt und gewartet werden, um funktionstüchtig zu bleiben.

Um die Druckerei Alexander Bauer lebendig zu erhalten, soll sie in Zukunft genutzt und der Öffentlichkeit als Druckwerkstätte – das DruckZeug – zur Verfügung gestellt werden.

 

 

bearbeitet von Ralf Herrmann


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