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Schrift im Nationalsozialismus

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KKathi

Wisst ihr warum die Fraktur (oder überhaupt die gebrochenen schriften) heutzutage nicht mehr allzu gerne verwendet werden?

Heut hatte ich nämlich eine vorbereitungsstunde in zeichnen für die matura und wir haben darüber gesprochen. Ich hab gemeint wegen der schweren lesbarkeit, doch er hat noch hinzugefügt dass das die schrift vom nationalsozialismus gewesen sei, oder eben in dieser zeit verwendet worden ist.

Habt ihr vielleicht genauere informationen dazu??

lg kathi

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Bleisetzer

Wußte Dein Lehrer nicht, daß die Nationalsozialisten 1941 die Anwendung von Gebrochenen Schriften verboten haben, weil sie diesen Schriften einen "jüdischen Charakter" unterstellten?

Nebenbei ganz witzig: Die mittlerweile verbotene rechtsradikale Musikgruppe "Freikorps" verwendete für ihren Gruppennamen die Fette Fraktur:

http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... 0004&pic=a

An denen hätte ihr "Führer" keine große Freude gehabt.

Georg

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Bleisetzer

Es hängt sicher davon ab, was man sucht.

Ich persönlich habe hier einen lockeren Kreis von aufgeschlossenen, intelligenten Fachleuten aus dem Graphischen Gewerbe mit ziemlicher hoher Allgemeinbildung angetroffen. Da ich "home office based" arbeite, fehlt mir manchmal ein wenig das "Geplauder auf etwas höherem Niveau" ganz allgemeiner Art.

Mir macht das Graphische Gewerbe Freude und mir machen die Leute hier Freude. Ich fühle mich respektiert und ich respektiere die Leute. Ich kann hier Fragen stellen zu Themen des Graphischen Gewerbes, von denen ich keine Ahnung habe und ich kann mich andererseits einbringen zu solchen Themen, in denen ich einen Wissensvorsprung habe. Dieses Nehmen und Geben funktioniert gut.

Ich persönlich mag es gern, wenn eine Diskussion auch einmal vom Thema Typographie abweicht; auch, wenn es dann politisch wird. Denn ich bin ein politischer Mensch, ich denke, fühle und handle national. Als Reaktion bekam ich bisher Neugier, Belustigung und sachliche Kritik. Das empfinde ich als sehr angenehm, damit kann ich umgehen und finde diese Reaktionen in Ordnung.

Ich schreibe das, um zum Ausdruck zu bringen, daß mir Tempo, Themenanzahl und -vielfalt hier völlig ausreichen. Aber das ist natürlich nur mein subjektives Empfinden.

Wenn es Dir anders geht, Niklas.. bring Dich ein :-)

Widersprich, stelle provokante Thesen auf. Erzähl von Deinen typographischen Träumen, laß sie mich zerrupfen und auf die DIN 16 518 reduzieren.

Georg - Der Preuße

P.S.: Und wenn Du zu arg drauf bist, besuch' mich und sing mit mir:

http://www.bleisetzer.de/img/ichbineinpreusse.mp3

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Niklaus
Da ich "home office based" arbeite, fehlt mir manchmal ein wenig das "Geplauder auf etwas höherem Niveau" ganz allgemeiner Art.

Kann ich gut verstehen: Wenn man von zu Hause aus arbeitet, ist das natürlich eine willkommene Abwechslung. Ich wiederum versuche je länger je mehr, meine Zeit im Internet auf ein Minimum zu beschränken und mit realen Menschen in natura zu kommunizieren. Habe mich z. B. zu Hause vom Internet abgehängt – als Versuch sehr zu empfehlen, übrigens … 

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Bleisetzer

Oh ja. Das Prinzip bejahe ich durchaus.

Ich habe vor rund einem Jahr mein Handy abgeschafft.

Es stört mich mehr als es mir Nutzen bringt.

Das Internet dagegen ist für mich eine ideale Plattform zur Kommunikation. Zunächst einmal arbeite ich im Internet, bin allein schon aus diesem Grund ca. 10 Stunden täglich online. Und da kann ich es mit meinem parallelem Berufsleben, dem Verkauf von Bleisatz, der Pflege meiner Schriftensammlung etc. ideal verbinden.

Ich bin eher ein Einzelgänger. Keinesfalls menschenscheu, aber sehr individualistisch. Im Internet kann ich die Nähe bestimmen, die ich zulasse. Im persönlichen Kontakt geht das schwieriger, ohne einen Affront zu provozieren. Ich kann weder, ohne sehr unhöflich zu sein, einen Besucher auffordern zu gehen, noch kann ich aufstehen und mich plötzlich verabschieden, wenn es mir irgendwo nicht gefällt.

Vor langer Zeit habe ich einmal an mir beobachtet, daß es mir unmöglich ist, vorherzusagen, ob ich am Tag einer Party auch wirklich in Party-Laune bin. Bin ich es nicht, wird mir so ein Abend zur Last. Bin ich es, ist meist keine Party. Also bleibe ich lieber mehr oder weniger für mich. Denn mich selbst ertrage ich (fast) immer.

Georg

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TYPOGRAFSKI

niklaus, warst du das, der das forum hier mit typophile.com verglichen hat?

das wäre unfair, dort treffen sich die leute aus der ganzen welt, es ist klar, dass man dort mehr mitbekommt. dort sind auch viele namhafte typedesigner dabei, ich habe zeitlang bei dem typoquiz ID mitgemacht, es war vor ein paar jahren als es neu war, es war eine freude die jungs dort zu »schlagen«.

da mein englisch aber nicht so gut, freut es mich hier ab und an zu helfen oder auch was dazu lernen.

für den dutschsprachigen raum ist dieses forum hier ziemlich gut, leider kommen oft viele die »nur« eine schrift suchen aber ich bin hier fast von anfang an und ich kann nur sagen – es werden immer mehr leute, die mit leib und seele dabei sind und wissen was sie sagen und auch was zu sagen haben.

du kannst doch gerne neue themen anfangen.

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Niklaus
niklaus, warst du das, der das forum hier mit typophile.com verglichen hat? das wäre unfair, dort treffen sich die leute aus der ganzen welt, es ist klar, dass man dort mehr mitbekommt.

Habe die beiden Foren tatsächlich einmal in einem Atemzug genannt, wiewohl der Vergleich in der Tat nicht fair sein kann. Nein, ich finde dieses Forum ja prima, so wie es ist – merke nur, dass ich je länger, je mehr das Interesse an virtuellen Diskussionen, überhaupt an online-Kommunikation, verliere (hingegen war ein Besuch bei einer Offizin neulich sehr beeindruckend: http://www.parnassia.org/). Aber dies ist mein persönliches Thema, das hier ja gar nicht interessiert.

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Bleisetzer

Wer sagt denn, daß das niemanden interessiert.

Erzähl mal. Sind die beiden Bärtigen so urig, wie sie auf den Bildern aussehen?

Einmal abgesehen, daß die Kollegen dort vor allem englische Schriften anbieten, sind sie wirklich vom Fach. Bieten derzeit z.B. direkt in England an. Besitzen Liebe zum ihrem Handwerk und sind wirklich empfehlenswert.

Georg

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TYPOGRAFSKI

niklaus, wenn du die lust/zeit dazu hast ein paar zeilen darüber zu schreiben wären wir dir sehr dankbar.

alleine dadurch ... Die Offizin befindet sich in der Dorfmitte (Nähe 

Kirche), gegenüber dem Hotel-Restaurant Calanda ... sind die typen sehr sympatisch, wie nicht von »dieser« welt.

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Bleisetzer

Ich stehe im Kontakt zu dieser Offizin. Sie betreiben dort den Handsatz, vor allem aber den Monotype Maschinensatz mit viel Liebe zum Detail. Erstellen schöne Drucksachen und liefern z.B. auch Maschinensatz aus.

Die Schriftsetzer dort sind Puristiker, durchaus sympathisch. Und sie sind mittlerweile bis Italien, England und die VSvA bekannt und gelten als eine Art Tipp für Eingeweihte.

Es gibt natürlich auch Mäkler, Vertreter der 'wahren Buchdruck-Kunst', die deren Druckqualität in Frage stellen, weil angeblich mehr gequetscht als gedruckt würde. Aber das halte ich persönlich eher für unbegründet. Für mich muß man Buchdruck auch fühlen können. Ich habe gerade zwei Bücher aus der Beck'schen Buchhandlung von 1925 erworben. Ledergebunden auf hochwertigem Papier. Es ist tatsächlich eine Lust, beim Umschlagen der Seiten mit den Fingern über die Seite zu fahren und den Buchdruck zu spüren.

Was ich nicht ganz nachvollziehen kann (vielleicht hat es ganz einfache, historisch gewachsene Gründe): Die Schweizer Degen dort arbeiten mit englischen Monotype-Matrizen. Der Maschinensatz ist nicht mischbar mit entsprechendem deutschen.

Vielleicht berichtet Niklaus ja ein wenig mehr von seinem Besuch dort. Ich selbst habe nur Email-Kontakt. Und der Ort ist, nun ja, abseits jeglicher Standard-Reiseroute.

Georg

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Niklaus

Habe versucht, ein paar Zeilen ‹Erlebnisbericht› zu schreiben, es dann aber wieder verworfen. Ich kann nur so viel sagen: Die Homepage gibt einen recht guten Eindruck des Ganzen, die beiden Betreiber sind so urig, wie es den Anschein macht – daneben aber ganz erstaunlich kompetent und zielstrebig, mit dem Furor von Quereinsteigern. So haben sie schon einmal eine gesamte Druckerei aus Kalifornien kurzerhand in ihr Bergtal verfrachtet (deshalb auch die englischen Matrizen). Das ganze liegt in einem – bei gutem Wetter: wunderschönen – Bergtal; der most unlikely place in the world für eine Offizin. (Andererseits: Die besten Schweizer Manufakturen für Luxusuhren liegen allesamt in verwinkelten jurassischen Tälern… man hat da wohl auch die nötige Muße.) Kurzum: Hinfahren, selber ansehen – das lässt sich schlecht in einem Forum beschreiben.

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Tholan
dass das die schrift vom nationalsozialismus gewesen sei, oder eben in dieser zeit verwendet worden ist.

lg kathi

Dein Lehrer ist da wirklich nicht gut informiert. Die Fraktur war damals die allgemein benutzte Schrift von allen Gruppierungen und Parteien, einfach weil es die am häufigsten benutzte Schrift war. Das falsche Etikett als Nazischrift bekam sie erst nach dem zweiten Weltkrieg, als die Antiqua als Normalschrift (ironischerweise 1941 erlassen von den Nationalsozialisten) durchgesetzt wurde und sie dann dem breiten Volk fremd wurde. Hollywoodfilme zum Thema 2. Weltkrieg zeigten dann die Fraktur und Bücher wie von Willberg haben dann dieses Klischee weiter verbreitert, obwohl Willberg auch immer betonte, dass dies in Wirklichkeit nicht stimme. Die Bücher von Goethe und Schiller waren zumeist auch in Fraktur gesetzt, frage einmal deinen Lehrer, ob das auch Nationalsozialisten waren. Oder Schriften von der EKD nach 1945, ebenfalls in Fraktur. Die Fraktur gibt es wie die Antiqua seit 1600, die gebrochenen Schriften seit 1200.

304_communistmanifesto_2.jpg

Manifest der Kommunistischen Partei, London 1848

Oberflächliche Informationen gibt es hier http://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit

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Bleisetzer

Wen's interessiert:

Ich lese derzeit einige Werke von Oswald Spengler. U.a. "Der Untergang des Abendlandes", "Preußentum und Sozialismus" und "Jahre der Entscheidung". Alle Werke von der Beck'schen Verlagsbuchhandlung, alle natürlich im Original und herausgegeben zwischen 1919 (UdA) und 1933 (JdE).

Für alle Werke wurde die Antiqua als Brotschrift gewählt.

Das ist selten in Werken aus dieser Zeit. Ansonsten wurden zumeist Gebrochene Schriften verwendet.

Georg

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Niklaus
Für alle Werke wurde die Antiqua als Brotschrift gewählt. Das ist selten in Werken aus dieser Zeit. Ansonsten wurden zumeist Gebrochene Schriften verwendet.

Das ist nun wiederum viel zu allgemein. Wie ich schon an anderer Stelle erklärt habe: Kennzeichnend für die besagte Zeit, also den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, ist nicht die alleinige Dominanz der Fraktur (die dann wieder abgeschafft wird), sondern das Nebeneinander von Fraktur und Antiqua. Die Fraktur überwiegt zwar zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland, das heißt aber nicht, dass sie vollständig das Feld beherrscht. Gerade für ‹Sachtexte› – und darum handelt es sich ja bei Spenglers Büchern im weiteren Sinne – ist die Antiqua keineswegs Ausnahme, sondern sogar eher die Regel, egal welcher politischer Couleur der betreffende Verlag ist.

Unterscheiden müsste man also nach Textsorten, Verlagen, Zeitschriften und ihren jeweiligen Gepflogenheiten. Selbst beim gleichen Autor, im selben Verlag wird je nach dem Fraktur oder Antiqua eingesetzt: für Romane und erzählende Texte zum Beispiel Fraktur, für eher essayistische oder Sachtexte mehr Antiqua etc. Das ist eigentlich das Fatale an den Nazi-Edikten: dass sie – ob nun pro oder contra gebrochene Schriften – diese bewegliche Vielfalt, das Nebeneinander gewaltsam gleichzuschalten versuchten.

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Poms

Als provokative, total subjektive These

Hitler, der sich 1940-42 noch als Imperator eines großdeutschen Reiches ("kurz vor Indien, kurz vor dem Suezkanal...") gesehen hat, dessen Hauptstadt Germania heissen sollte, deren öffentliche Gebäude im Stil eines großkotzigen Neoklassizismus gebaut werden sollten - der die neue Weltordung des 1000jährigen Reiches als "greifbare Vision" empfand, der wollte raus aus dem "Miefigen", dem Heimeligen - er wollte klares, großes,und langewährendes proklamieren...

-> GERMANIA setzt man nicht in Fraktur, sondern eher in Trajan (hehe...)

Einen praktischer Nebeneffekt hat es ja auch, wenn man in einigen der besetzen Länder besser "verstanden" wird. Und wie Goebbels, Hitlers Sprachrohr, bemerkte - die deutschen Kinder müssen nicht mehr unterschiedlichen Schriften lesen und schreiben lernen... weniger lesen, mehr Wehrsport. Antiintellektualismus ist ja auch eine Domäne der NS.

Grüße

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Niklaus
Hitler,… dessen Hauptstadt Germania heissen sollte, deren öffentliche Gebäude im Stil eines großkotzigen Neoklassizismus gebaut werden sollten - der die neue Weltordung des 1000jährigen Reiches als "greifbare Vision" empfand, der wollte raus aus dem "Miefigen", dem Heimeligen - er wollte klares, großes,und langewährendes proklamieren... -> GERMANIA setzt man nicht in Fraktur, sondern eher in Trajan

Weder besonders provokativ noch subjektiv, sondern recht plausibel. Interessant hierzu die Entwürfe ehemaliger ‹Bauhäusler› fürs Dritte Reich – Neue Sachlichkeit meets Albert Speer …

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Bleisetzer
Für alle Werke wurde die Antiqua als Brotschrift gewählt. Das ist selten in Werken aus dieser Zeit. Ansonsten wurden zumeist Gebrochene Schriften verwendet.

Das ist nun wiederum viel zu allgemein. Wie ich schon an anderer Stelle erklärt habe: Kennzeichnend für die besagte Zeit, also den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, ist nicht die alleinige Dominanz der Fraktur (die dann wieder abgeschafft wird), sondern das Nebeneinander von Fraktur und Antiqua. Die Fraktur überwiegt zwar zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland, das heißt aber nicht, dass sie vollständig das Feld beherrscht. Gerade für ‹Sachtexte› – und darum handelt es sich ja bei Spenglers Büchern im weiteren Sinne – ist die Antiqua keineswegs Ausnahme, sondern sogar eher die Regel, egal welcher politischer Couleur der betreffende Verlag ist.

Unterscheiden müsste man also nach Textsorten, Verlagen, Zeitschriften und ihren jeweiligen Gepflogenheiten. Selbst beim gleichen Autor, im selben Verlag wird je nach dem Fraktur oder Antiqua eingesetzt: für Romane und erzählende Texte zum Beispiel Fraktur, für eher essayistische oder Sachtexte mehr Antiqua etc. Das ist eigentlich das Fatale an den Nazi-Edikten: dass sie – ob nun pro oder contra gebrochene Schriften – diese bewegliche Vielfalt, das Nebeneinander gewaltsam gleichzuschalten versuchten.

Das ist einfach nicht richtig, was Du schreibst.

Es müßten um die 200 Sachbücher aus der Zeit zwischen 1914 und 1933 sein, die ich hier in meiner privaten Bibliothek habe. Romane aus dieser Zeit lese ich nicht. Über 90% dieser Bücher sind in Gebrochenen Schriften gesetzt. Antiqua-Anwendungen sind so selten, daß sie regelrecht auffallen.

Es stimmt auch nicht, daß die Anwendung Fraktur bzw. Antiqua abhängig vom Verlag war und schon gar nicht läßt sich daraus irgendeine politische Coleur ablesen. Rowohlt stand den Mitgliedern der Konservativen Revolution nahe, von Salomon, Ernst Jünger, Georg Jünger - Rowohlt druckte in Fraktur. Die Leute der Konservativen Revolution standen naturgemäß im Widerstand (von rechts) gegen die Nationalsozialisten. Viele von ihnen wurden bis Kriegsende von den Nazis ermordet. Das nur am Rande.

Der Eher-Verlag, München, in dem z.B. Ernst Röhm verlegen ließ, druckte in Fraktur - ein Sachbuch. Gregor Straßers Reden wurden in Antiqua gesetzt - die Zwischen- und Hauptüberschriften in Fraktur. Otto Strassers Werke, u.a. "Die Bartholomäusnacht" - Fraktur.

Es gab ganz einfach keine klare Linie, wie Du schreibst.

Georg

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Niklaus

Georg, hast Du schon mal daran gedacht, dass Dein Urteil vielleicht auch von der Zusammenstellung Deiner Bibliothek, also von Deinen Interessen für bestimmte Sachbücher der Zeit, abhängen könnte? Und dass es vielleicht in anderen Bereichen ganz anders aussehen könnte? Dass Du keine Romane aus der Zeit liest, macht die Sache natürlich nicht einfacher, sind dies doch oft die meist verkauften Bücher einzelner Verlage, also ein ganz wichtiger Indikator. Dass die Fraktur überwog, habe ich im Übrigen ja nie bestritten, mir ging es nur darum, das Nebeneinander herauszustreichen. (Die Sache mit Rowohlt ist derart verbogen, dass ich mir einen Kommentar erspare.)

P. S.

Buch- und Literaturgeschichte ist ein professionelles Fachgebiet, dies nur am Rande – wird aber etwa so wenig anerkannt wie Linguistik, Typographie und Pianospielen im Bordell …

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Bleisetzer

Niklaus,

daß ich Romane aus dieser Zeit nicht lese, bedeutet nicht, daß ich sie nicht kenne. Eher bedeutet es, daß ich sie nicht lese, weil ich sie kenne.

Ansonsten hast Du recht:

Ich kenne persönlich und näher tatsächlich nur politische Fachliteratur aus dieser Zeit.

Zum Teil meines Beitrages, der den Rowohlt-Verlag betrifft, ist überhaupt nichts "verbogen" und ich verstehe auch den Ausdruck nicht. Rowohlt habe ich neben dem Eher-Verlag erwähnt, eben weil er Sammelpunkt für eine bestimmte Literatur und deren Literaten war. Weil er in Berlin saß und dort wie ein Brennspiegel wirkte. Darüber hinaus geht es im Ursprungsbeitrag, meine ich, um "Schrift im Nationalsozialismus" und in dem Zusammenhang kamen wir auf Anwendungen von Antiqua- und Fraktur-Schriften. Woraufhin Du die These aufstelltest, daß die Nationalsozialisten "... versuchten, das Nebeneinander gewaltsam gleichzuschalten." Wenn ich also nun darauf hinweise, daß dies nicht der Fall war und in dem Zusammenhang auch auf den politischen Kreis im Umfeld des Rowohlt-Verlages und auf deren Anwendung von Schriften hinweise, so bewege ich mich meiner Meinung nach völlig im Thema.

Eher "verbogen", wenn ich den von Dir angewendeten Ausdruck richtig verstanden habe, ist Dein Satz zu Spengler "im weitesten Sinne Fachliteratur". Das beinhaltet eine Wertung. Spengler hat zur damaligen Zeit das geschrieben, was man heute Beststeller nennen würde. Sowohl von der Auflage her (was nichts über die Qualität aussagt), als auch in Bezug darauf, daß er das Meinungsbild geprägt hat.

Klingt, was ich schreibe, aggressiv? Es soll engagiert klingen, nimm es bitte auch als das.

Georg

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Niklaus

Um noch einmal zu verdeutlichen, was ich meine: Wenn man wie ich hauptberuflich mit Büchern (aus dieser Zeit) zu tun hat, wird man mit der Zeit feststellen, dass die allenthalben propagierte These, die Fraktur sei die völlig dominierende – ja einzige – Schrift in Deutschland zwischen, sagen wir, 1910 und 1933 gewesen, arg relativiert werden muss. Und ich gebe Dir völlig recht: eine klare politische Zuordnung lässt sich dabei nicht ausmachen. ‹Rechte› und ‹linke› Verlage benutzen und mischen beide Schriften, wobei – dies der Eindruck aus meiner Erfahrung – für fiktionale Literatur tendenziell mehr Fraktur verwendet wurde, für Sachtexte (so habe ich Spengler bezeichnet, im Sinne von ‹nicht-fiktionale Texte›) tendenziell mehr Antiqua. Diese bescheidene Beobachtung würde ich weiterhin vertreten wollen.

Ad Rowohlt: Dass die Gebrüder Jünger, von Salomon und andere bei Rowohlt veröffentlichten, ist zweifellos richtig. Berühmt wurden Ernst Rowohlt und Kurt Wolff jedoch mit ihrem frühen Einsatz für – pardon – ‹linke› Autoren wie Heym, Tucholsky, Kafka, Musil, Brod, Ball, Arnold Zweig etc.

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