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Postkarten-ABC zum Sammeln oder Verschenken …

Schriften stauchen, strecken, zerren etc.

Empfohlene Beiträge

N00k

Hallo liebe Typo-Gemeinde,

seit ein paar Tagen entsteht in unserer Agentur eine kleine Diskussionsrunde zum Thema "Schriften anpassen".

Mein Chef und ich arbeiten gerade an einem Logo für ein Kosmetikstudio und tun uns etwas schwer die Schrift zu finden, die wir uns vorstellen.

Nun zum Diskussionspunkt. Mein Chef findet es ganz normal eine vorhandene Schrift zu nehmen und diese auf 75% zu stauchen, damit sie seinen Vorstellungen entspricht.

Ich dagegen finde es nicht in Ordnung eine Schrift auf diese Art zu verändern, da der Entwerfer sich ja wochen- oder monatelang Gedanken über die Strichstärken und deren Zusammenwirken gemacht hat.

Wenns also nach mir ginge, muss man die Suche nach der passenden Schrift ausdehnen oder selbst eine entwerfen lassen, was aber aus Budget-Gründen nicht in Frage kommt.

Nun, ja. Das Ende vom Lied ist, dass ich doch mal einen Forenbeitrag setzen soll, wo viele Schriftexperten und Schriftenentwerfer vertreten sind, die sich dazu mal äußern können.

Da ich glaube, dass hier der beste Ort dafür ist, bitte ich euch eure meine Meinung zu dem Thema zu schreiben.

Liebe Grüße

Felix

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Pachulke

Ich hätte bei den meisten Schriften keine Skrupel, diese auf 92 – 96% zu stauchen (was hier im Forum vielleicht schon als unzulässige Libertinage gilt). Aber 75% geht gar nicht. Damit bringt man wahrscheinlich jede Schrift um. Grundsätzlich ist Deine Sichtweise also die richtige. Vielleicht überzeugt den Chef das Argument, daß so etwas hochgradig unprofessionell aussieht.

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TYPOGRAFSKI

es geht weniger um die ehre des schriftdesigners sondern einfach darum, dass es in den allermeisten fällen echt schrecklich aussieht und wie pachulke schon anmerkte – unprofessionell ist, dafür noch geld verlagen, naja es gibt viele die so arbeiten, immerhin diskutiert ihr darüber und versucht eine lösung zu finden.

das einfachste wäre die »vorstelleung« hier zu zeigen und ich wette, dass es

gute schiften gibt die das lösen können, den überblick an der schriften-flut heutzutage zu behalten ist nicht einfach, hier sind aber viele leute die es relativ gut beherschen und gerne vorschläge machen.

anderer weg wäre die paar buchstaben extra zu zeichnen oder zeichnen lassen, je nach art der gewünschten buchstaben muss es ja nicht zu teuer sein, auf jeden fall aber teurer als ein schriftschnitt zu kaufen, die kosten ja zwischen 20-70,- euro.

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Sebastian Nagel

Zum einen kommt es sehr auf die verwendete Schrift an (je eckiger/geradliniger, desto resistenter), zum anderen auf grafisches Feingefühl.

Für ein Logo würde ich eher die Senkrechten manuell verkürzen und die Rundungen, Serifen etc. in Ruhe lassen.

Für Fließtext ist es manchmal ungemein effektiv, eine Schrift auf 98% Breite zu quetschen um eine hässliche Ausgangszeile zu vermeiden... Je nach Art des Projekts habe ich da dann auch wenig Skrupel.

Aber 75% geht gar nicht...

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RobertMichael

schließe mich der meinung von paschulke an.

früher (in der lehre, als ich noch keine ahnung von typografie hatte) haben wir schriften gerne

mal auf 85–90 % gestaucht. heute mache ich das nicht mehr. das geht wirklich gar nicht.

75 % ist wirklich heftig, da gehen jede form und lesbarkeit den bach runter. andersherum ist

es genauso schlimm, egal ob in die höhe oder in die breite gezogen, die ergebnisse sehen

immer schlecht aus und jeder profi wird euch auslachen ;)

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Pachulke
schließe mich der meinung von paschulke an.

Laut meinen AGB schließt dies grundsätzlich auch Aussagen mit ein, die auf Avataren gemacht werden, die dem jeweiligen Beitrag zugeordnet sind :mrgreen: .

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TYPOGRAFSKI

zu dem thema fällt micht ein prominenter beispiel ein, ich habe es schon mal vor einer weile erwähnt und wundere mich, dass es nicht öfter kommt.

mercedes nutzt doch für ihre headlines die CORPORATE A, die gibt es aber nicht condensed, auch wenn sie in den anzeigen so wirkt, die wird einfach skaliert, scheint aber kaum jemanden zu stören, immerhin sind es 84 %.

corporate_a.gif

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Poms

Leicht quetschen – wenn die Strichstärkenunterschiede der Schrift einigermaßen prägnant sind, fällt das nicht so auf, z.B. für die Dax Wide. Also im Umkehrschluss müsste eine in der Breite runterskalierte geometrische mit beinah gleicher Strichstärke, wie die Futura, deutlich übler aussehen. Was sie in diesem Fall tut.

100% | 85% | 75%

t-ce54d5b0fe84ad592a8453393b958642.gif

75% ist schon hart, aber dein Chef ist ja erwachsen und darf machen, was nicht direkt unter das Strafrecht fällt. :twisted:

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ThierryM
Für Fließtext ist es manchmal ungemein effektiv, eine Schrift auf 98% Breite zu quetschen um eine hässliche Ausgangszeile zu vermeiden...

ist es nicht klüger, den wort- oder zeichenabstand zu verringern, anstatt an der breite der schrift selbst herumzufuhrwerken? ernst gemeinte frage.

hier mal fünf sehr häufig verwendete schriften auf 75% komprimiert:

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entscheidet selbst, welche es am besten aushält :D ich hab den eindruck, dass es die senioren (futura, helvetica, times) schlechter vertragen, weil sie jeder von uns schon sooo oft in der eigentlichen breite gesehen hat und einfach weiß, wie es richtig sein müsste.

bye

thierry

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Sebastian Nagel
Für Fließtext ist es manchmal ungemein effektiv, eine Schrift auf 98% Breite zu quetschen um eine hässliche Ausgangszeile zu vermeiden...

ist es nicht klüger, den wort- oder zeichenabstand zu verringern, anstatt an der breite der schrift selbst herumzufuhrwerken? ernst gemeinte frage.

Wortabstand kommt als erstes, ja.

Zeichenabstand verändert meiner Einschätzung nach schnell den Grauwert zu extrem, mir fällt optisch weniger auf wenn eine Schrift 2% gequetscht wird, als wenn ich die Laufweite -10/1000 verringere.

Aber: Wenn ich das in einem 200-Seiten-Buch 2x mache, weils absolut nicht anders geht, hat es sich. Zur Gewohnheit sollte es nicht werden ;)

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Jens Kutilek
Für Fließtext ist es manchmal ungemein effektiv, eine Schrift auf 98% Breite zu quetschen um eine hässliche Ausgangszeile zu vermeiden...

ist es nicht klüger, den wort- oder zeichenabstand zu verringern, anstatt an der breite der schrift selbst herumzufuhrwerken? ernst gemeinte frage.

Bringhurst arbeitet in »The Elements Of Typographic Style« mit einer Kombination aus allen drei genannten Methoden, um einen schönen Blocksatz zu erhalten. Das Buch ist aus der Minion gesetzt. Wie immer gilt also: »Die Regeln dürfen dann gebrochen werden, wenn es besser aussieht« ;)

hier mal fünf sehr häufig verwendete schriften auf 75% komprimiert:

entscheidet selbst, welche es am besten aushält :D ich hab den eindruck, dass es die senioren (futura, helvetica, times) schlechter vertragen, weil sie jeder von uns schon sooo oft in der eigentlichen breite gesehen hat und einfach weiß, wie es richtig sein müsste.

Generell ist das am problematischsten bei Schriften, deren Strichstärkenkontrast sich dadurch umkehrt, also deren waagerechte plötzlich fetter sind (oder scheinen) als die senkrechten.

Jens

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RobertMichael
Laut meinen AGB schließt dies grundsätzlich auch Aussagen mit ein, die auf Avataren gemacht werden, die dem jeweiligen Beitrag zugeordnet sind :mrgreen: .

file.php?avatar=952_1201025325.gif

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Pachulke
zu dem thema fällt micht ein prominenter beispiel ein, ich habe es schon mal vor einer weile erwähnt und wundere mich, dass es nicht öfter kommt.

mercedes nutzt doch für ihre headlines die CORPORATE A, die gibt es aber nicht condensed, auch wenn sie in den anzeigen so wirkt, die wird einfach skaliert, scheint aber kaum jemanden zu stören, immerhin sind es 84 %.

Schlagt mich, aber wenn ich dieses Beispiel so sehe, gefällt mir die gestauchte besser als das Original. Wirkt eleganter, wobei der Effekt wahrscheinlich ausgereizt ist und weiteres Stauchen schädlich wäre. Wenn ich mir die anderen Beispiele ansehe, scheinen Groteskschriften wesentlich empfindlicher auf Mißhandlungsversuche zu reagieren als Antiquas. Das könnte damit zusammenhängen, daß man bei Grotesken wegen ihres konstruierteren Charakters Verstöße gegen das Konstruktionsprinzip eher wahrnimmt. Zum Beispiel erwartet man hier halt eher einen kreisförmigen (bzw. quadratischen) i-Punkt als eine Ellypse bzw. ein Rechteck.

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ThierryM
Schlagt mich, aber wenn ich dieses Beispiel so sehe, gefällt mir die gestauchte besser als das Original. Wirkt eleganter, wobei der Effekt wahrscheinlich ausgereizt ist

stützt meine these: reine gewohnheit. jeder von uns hat 100.000 mercedes-anzeigen und -spots gesehen. in anderen, also ungestauchten anwendungen hingegen sieht man die corporate a, obwohl frei verkäuflich, relativ selten. ist halt die mercedes-schrift, die läuft so.

Wenn ich mir die anderen Beispiele ansehe, scheinen Groteskschriften wesentlich empfindlicher auf Mißhandlungsversuche zu reagieren als Antiquas.

würde ich so nicht verallgemeinern. ich ?nde, futura und times leiden gleichermaßen, während sowohl myriad als auch minion die prozedur halbwegs überstehen. ich würde sogar behaupten, dass bei der zusammengedrückten times jeder stutzt, der ein bisschen ein typogra?sches auge hat, während die gestauchte myriad, nicht zu groß gesetzt, als condensed-variante durchgehen könnte. wir sind ja jetzt auch alle beein?usst, weil »achtung, gestaucht!« drübersteht.

bye

thierry

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N00k

Erst einmal vielen Dank für das rege Interesse. Damit wir hier eine bessere Diskussionsgrundlage haben, habe ich mal das betreffende Logo hochgeladen.

Ich denke wie stark die Schmerzgrenze ist kommt wohl wirklich auf die einzelne Schrift an.

Vielleicht kennt ihr eine Schrift die unserer gestauchten TradeGothic entspricht, bzw. den Charakter widerspiegelt. Wenn sich da nichts findet, werden wir wohl der dieser Version bleiben.

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Pachulke
Damit wir hier eine bessere Diskussionsgrundlage haben, habe ich mal das betreffende Logo hochgeladen.

Spinne ich oder warum läuft die 75%-Version breiter statt schmaler? Wie auch immer, mit dieser Schrift kann man das keinesfalls machen, weil sofort ins Auge fällt, daß die Strichstärken nicht mehr stimmen. (Übrigens sind auch die Strichstärken ein Grund, warum sich so etwas bei Antiquaschriften eher »wegguckt« als bei einer Grotesk.)

Das Ganze sieht übrigens nach Anwaltskanzlei aus. Auch subjektive Sehgewohnheit, sollte man aber vielleicht trotzdem berücksichtigen.

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Dieter Stockert
Damit wir hier eine bessere Diskussionsgrundlage haben, habe ich mal das betreffende Logo hochgeladen.

Vielleicht ist es ja auch interessant, was ein zwar typographisch nicht unbeleckter, aber doch Nicht-Fachmann dazu sagt: Oh weh! Je länger ich es mir anschaue, desto schlimmer wird es. Das kann man nicht machen! Und nachdem ein paar Klasse-Alternativen genannt wurden, dürfte die typographische Welt auch bei Scholz hoffentlich wieder in Ordnung kommen (daß die gesamte Machart - wie hier schon geschrieben - eher an eine Rechtsanwaltskanzlei erinnert als an 'Wellness', steht auf einem anderen Blatt).

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N00k

Vielen Dank für die Tipps.

Wir werden uns am Montag die einzelnen Schriften mal zu Gemüte führen, aber ich denke da ist eine passende dabei.

@Pachulke

Was meinst Du mit "breiter statt schmaler"?

@TYPOGRAFSKI

Wir berechnen für die Logoentwicklung ca. 1 bis 1,5 Manntage.

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Pachulke
Was meinst Du mit "breiter statt schmaler"?
Der untere Entwurf, den Du mit »75%« beschriftet hast, sieht nicht aus, als wäre er auf 75% Laufweite gestaucht, sondern als wäre er auf 133% Laufweite gezerrt. Er läuft doch eindeutig breiter als der obere in Originalgröße.
Wir berechnen für die Logoentwicklung ca. 1 bis 1,5 Manntage.
Irgendwas mache ich falsch. Entweder bin ich zu gutmütig oder ich habe die falschen Kunden. Wenn ich hier jemandem auch nur eine Stunde für 2 Zeilen im Blocksatz berechnen würde, zeigte der mir einen Vogel. Und daß Schriftwahl Zeit kostet, ist auch kaum einem Kunden zu vermitteln.
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Cajon
Was meinst Du mit "breiter statt schmaler"?
Der untere Entwurf, den Du mit »75%« beschriftet hast, sieht nicht aus, als wäre er auf 75% Laufweite gestaucht, sondern als wäre er auf 133% Laufweite gezerrt. Er läuft doch eindeutig breiter als der obere in Originalgröße.

N00k redet von 75% Höhe, du von 75% Breite.

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Poms

Irgendwas mache ich falsch. Entweder bin ich zu gutmütig oder ich habe die falschen Kunden. Wenn ich hier jemandem auch nur eine Stunde für 2 Zeilen im Blocksatz berechnen würde, zeigte der mir einen Vogel. Und daß Schriftwahl Zeit kostet, ist auch kaum einem Kunden zu vermitteln.

Du wie ich sind keine Voll-Kaufleute, wir machen Grafik und nebenbei verkaufen wir diese. Meist leider nicht als das "alleinseligmachende Fluidum", das ist der Fehler – aber wer kann schon aus seiner Haut …

Das Wort "Kreativität", bei dessen Verwendung ich persönlich spucken muss, wird von einem Vollkaufmann kundengerecht – verkauft. Yes man, warum dann nicht 1,5 Mann-Tage für eine urgx-gezerrte-Wortmarke, die neben der Angemessenheitsspur liegt…

Gruß vom "Viertelskaufmann"

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