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Langes und kurzes "s" in der Fraktur

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Joshua K.

Fraktur und Antiqua können durchaus als zwei verschiedene Schriftklassen gewertet werden, für die unterschiedliche Regeln gelten. Schließlich wurde es so gehandhabt bis die Fraktur weitgehend außer Gebrauch kam, was diese Unterscheidung alleine schon gerechtfertigt.

Nachtrag: Kathrin war schneller. ;-)

Und noch eine Frage an Pachulke: Kennst Du irgendeinen Literaturbeleg für die Behauptung, im gesperrten Satz würden überhaupt keine Verbünde gesetzt? Ich finde schon seltsam, daß Du von den Zwangsverbünden nichts wissen willst. 8-)

bearbeitet von Joshua K.
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Pachulke

Und noch eine Frage an Pachulke: Kennst Du irgendeinen Literaturbeleg für die Behauptung, im gesperrten Satz würden überhaupt keine Verbünde gesetzt?

Nein, das ist nur so eine Erinnerung an meine Schriftsetzerlehre.

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Gast Koni
Fraktur und Antiqua können durchaus als zwei verschiedene Schriftklassen gewertet werden, für die unterschiedliche Regeln gelten. Schließlich wurde es so gehandhabt bis die Fraktur weitgehend außer Gebrauch kam, was diese Unterscheidung alleine schon gerechtfertigt.

Unterschiedliche typografische Regeln (wer sie denn braucht) meinetwegen, orthografische wohl kaum.

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Airblader
Glaube nicht daß ich hier in Verdacht stehe, zu sehr an in-/ oder offiziellen Regularien zu kleben, was besser aber als amtliche Regelung könnte man hier als Maßstab nehmen.

Ich verstehe durchaus, was du meinst. Wir brauchen ein gemeinsames Referenzsystem und da bietet sich die amtliche Regelung nunmal an.

Nun ist es aber so, dass es das Zeichen in der neuesten Regelung nicht mehr gibt. Dass daher aus einer orthografischen plötzlich eine typografische Frage wird finde ich allerdings bedenklich und würde ich so nicht unterschreiben. Da keine Widersrpüche mit der alten Regelung hierbei auftauchen böte es sich doch an, für die Frage einfach auf die alte Regelung zurückzugreifen.

Einen Grund, warum die Frage schlagartig das Fachgebiet wechselt, sehe ich jedenfalls nicht. Die amtliche Regelung ist nach wie vor nur ein Mittel der Orthografie, keineswegs das selbe, oder?

Was die eigentliche Frage angeht halte ich mich raus. Da kann ich beim besten Willen nicht mitreden.

Grüße,

Ingo

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Mach

Die Regeln der Frakturtypografie, sprich langes s und Ligaturen, sind zwar nicht Teil der amtlichen Regelung, aber sie stehen immer noch im Rechtschreibeduden.

Gerade darin liegt übrigens auch der Grund für die Verwirrung um die Frakturligaturen, denn was im Rechtschreibeduden beschrieben steht, weicht leider ab von der Praxis aus der Zeit, als Fraktursatz noch üblich war. Der Grund, warum der Duden von der Praxis abweicht, ist mir ein Rätsel. Ehrlich gesagt halte ich es für einen Flüchtigkeitsfehler.

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Gast Koni
Nein. Bei den s-Regeln geht es nicht um Typographie, sondern um Orthographie. Das ist der Unterschied zur Ligaturfrage.

Im Übrigen tut Ihr der Fachschaft keinen Gefallen, wenn Ihr hier den Eindruck erweckt, die s-Regeln wären strittig oder interpretationsbedürftig.

Im übrigen natürlich nicht ohne Pikanterie das Lang-s mit Hinweis auf die Orthografie zu verteidigen. Geht es nach der Rechtschreibung ist die Sachlage natürlich tatsächlich unstrittig: nur das s ist richtig.

Das Lang-s ist eine typografische Alternative für Nostalgiker.

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Minimalist
Das Lang-s ist eine typografische Alternative für Nostalgiker.

Unsinn :-D Als man Gebrochene noch im täglichen Gebrauch gesetzt hat, war das durchaus keine Alternative sondern die völlig korrekte Schreibweise nach bestimmten Regeln. Prinzipiell ist das Lang-s ein anderer Buchstabe als das s, vergleichbar mit dem ß.

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Mach
Prinzipiell ist das Lang-s ein anderer Buchstabe als das s, vergleichbar mit dem ß.

Hehe, für Nostalgiker also! Nur gut, dass die Leute nur ihr ß als zwingenden Namensbestandteil auffassen, aber nicht ihr langes s! Wahrscheinlich irgendein komischer historischer Zufall... Sonst gäbe es wohl bald nach dem grossen ß auch ein grosses ſ.

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Martin Z. Schröder

In meiner Praxis (Akzidensetzer und -drucker im Bleisatz) wird noch häufiger Fraktur gesetzt (zu sehen beispielsweise hier, mit falschem runden s aus dem Jahre 1947, hier und hier). Als Verehrer von Stifter und Gotthelf lese ich auch gelegentlich tagelang Fraktur. Es ist ein Unterschied, ob man ein altes Buch liest, selbst Buchseiten oder kurze Texte setzt oder eine gebrochene Schrift als ornamentale Type für ein Schild einsetzt. Für letzteres ist abzuwägen, ob man Lesegewohnheiten einer Minderheit entgegenkommen möchte oder den Schnörkel betont. Die Regeln sollte man zur Kenntnis nehmen, man muß aber doch aus einer anderen Perspektive entscheiden als jener des Korrektors. Sollte sich die Kunstschlosserei vornehmlich an Antiquare wenden, wird sie sich mit rundem s keinen Gefallen tun. Werden dort Objekte moderner Kunst fabriziert und soll die Werkstatt dafür einen traditionell-handwerklichen Anschein bekommen, wäre eine breitlaufende Gebrochene mit rundem s auch geeignet. Als Entwerfer würde ich auch beide Modelle vorlegen, aufklären und den Kunden enscheiden lassen.

Als Leser würde ich Fraktur-Texte ohne langes ſ wahrscheinlich nicht gut lesen können. Es ist keine Nostalgie, das lange ſ zu verwenden. Von Aussterben des langen ſ kann keine Rede sein, eben weil es im ß noch besteht, wie schon gesagt wurde, aber auch weil Fraktur-Bücher noch gelesen werden, auch gelegentlich von jungen Leuten. Schriften wie die Unger-Fraktur sind auch für junge Leser leicht lesbar, wie ich aus meinen Kursen mit Grundschülern weiß. Ausgestorben sind vielleicht Buchstaben wie das runde r, wer daran hängt, ist wohl ein Nostalgiker. Ich habe es aber noch im Setzkasten der Unger-Fraktur, also gegossen erst vor vielleicht 30 Jahren, und ich habe es auch schon für Kunden gesetzt (in der Abkürzung Dr.).

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Minimalist

Wobei man, ohne dass ich Dir jetzt prinzipiell widersprechen möchte, sich auch fragen sollte, warum man etwas in einer Gebrochenen setzt ... Vermutlich doch wegen ihrem speziellen Charme, und dem ist es nur zuträglich, wenn man die Besonderheiten auch ausschöpft :-D Ansonsten bleiben einem ja auch noch massenhaft andere Schriften :-D

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Martin Z. Schröder

Von mir hat noch nie jemand verlangt, Fraktur ohne langes ſ zu setzen. Meist sind es Hochzeitseinladungen, für die Fraktur gewählt wird. In einem Atlasgrün beispielsweise wirkt die Unger-Fraktur zauberhaft frisch. Ich würde es aus technischen Gründen wohl auch nicht in Erwägung ziehen, denn im Setzkasten habe ich ja von beiden Formen eine auf die deutschen Regeln für gebrochene Schriften abgestimmte Menge von Lettern. Da werde ich nicht eine Sorte stärker abnutzen als die andere. So wie ich auf Dauer auch keine englischen Texte in Blei setzen würde, weil in meinen Setzkästen zu wenige y vorhanden sind, also die wenigen vorhandenen schneller abgenutzt wären. Nun, Bleisatzfragen. Aber die Regeln fürs runde r sind in den Fachbüchern des 20. Jahrhunderts schon kaum zu finden, also manchmal gibt es eben Verluste. Umso größer ist die Begeisterung, wenn ein gelehrter Kunde von mir von sich aus nach dem runden r für seinen Dr. auf der Visitenkarte fragt. Das sind Glücksmomente eines Schriftsetzers. Und fürs lange ſ ist die Zeit eben noch nicht abgelaufen, das werden wir beerdigen, wenn wir eines vielleicht nicht mehr allzu fernen Tages (200 Jahre oder so) unserer Umlaute beraubt werden, weil die EU (dann chinesisch oder indisch geführt) sie for uberflussig erachtet.

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Von mir hat noch nie jemand verlangt, Fraktur ohne langes ſ zu setzen.

Zu Dir kommt man ja auch explizit wegen der nostalgischen Anmutung.

Aber was mich unabhängig von der Schriftfrage interessieren würde: ich welcher Rechtschreibung druckst Du denn? Wird manchmal alte Fraktur und neue Rechtschreibung verlangt?

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Martin Z. Schröder

Unger-Fraktur in Atlasgrün -- nostalgisch ist das eigentlich nicht. Die Fraktur wird weniger aus Nostalgie bestellt, sondern weil sie neuen Reiz entfalten kann. Es hat eher die Wirkung: So habe ich die Fraktur ja noch nie gesehen! Oder man schaut sie an und sagt: Eigentlich eine wunderschöne Schrift, warum gibt's die eigentlich so selten?

Das Rechtschreibproblem hatte ich noch nicht. Aber wenn neue Rechtschreibung in Fraktur verlangt würde und ich genug Lettern dafür hätte, würde ich wohl die englischen Regeln anwenden. Die Anwendung der neuen Rechtschreibung schätze ich in meiner Werkstatt auf ein Drittel der Aufträge, in denen Text zu setzen ist. Sie beschränkt sich auf ss statt ß, die anderen Regelungen sind glücklicherweise kaum bekannt, so daß ich nicht in Verlegenheit komme, unsinnige Worttrennungen vorzunehmen.

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