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Seitenangabe in alten Drucken

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Liuscorne

Ich bin in einem Artikel über pietistische Publikationen über folgende "wunderliche" Seitenangabe gestolpert:

)(11r–)(5v, hier )(2r

Es geht um folgendes Buch: Gottfried Arnold, Göttliche Liebes-Funcken, Frankfurt am Main 1698 (ich hoffe dieser Link funktioniert für alle, nicht nur über mein Uni-Netzwerk):

 

http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf[id]=http%3A%2F%2Fdigitale.bibliothek.uni-halle.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D5173328&tx_dlf


=27&tx_dlf[double]=0&cHash=ef92d816c1fb08038aaaa5b62eee89f4

 

Die Seitenangaben beziehen sich laut Artikel auf die "Vorrede". Dort steht vor den eigentlichen Seitenzahlen (d.i. auf den Seiten, wo Seitenzahlen gedruckt sind), tatsächlich die doppelte Klammer. Offenbar wird jedes Kapitel neu gezählt, in späteren Kapiteln gibt es nämlich Seitenzahlen wie K3 u.ä. Die Klammern scheinen also zu bezeichnen, dass es sich um das Vorwort handelt. Meine Frage: Ist es üblich, diese Klammerzusätze für die Literaturangabe so zu übernehmen (ich habe so etwas noch nie gesehen, und es ist nun nicht der erste Fall, wo mir Seitenangaben alter Drucke unterkommen)? Außerdem verwirren mich die Seitenzahlen überhaupt. Die erste eindeutige Seitenzahl in der Vorrede ist )(3r. Wenn ich von dort zurückrechne, lande ich bei –1 für den Beginn der Vorrede, oder eben )(11r, wenn ich von der davor befindlichen Widmung aus zähle (aber warum hat die Widmung das gleiche Klammerkürzel, wenn doch neue Kapitel immer neu gezählt werden?) Handelt es sich schlicht um einen Fehler des Setzers oder steckt dahinter eine Logik, die sich mir nur nicht sofort erschließt?

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jpw

Das sind sogenannte Bogensignaturen, üblich spätestens seit ca. 1500.

 

Jeder Bogen hat eine Bezeichnung, der 1. Bogen des Haupttextes in der Regel A, dann weiter mit B, C usw.

 

Die Titelei samt Vorwort hat oft oder meist eine andere Bezeichnung, hier werden neben Sternchen (eher im 18. Jh.) gerne für heutige Leser seltsame Signaturen verwendet, die umgekehrten Klammern sind sehr üblich: )( bzw. für den zweiten Bogen von Titelei/Vorwort )( )( usw.

 

Um einzelne Seiten zu bezeichnen, ist es in der Frühneuzeitforschung üblich, unpaginierte Seiten über die Bogensignatur anzusprechen. Ein Oktavband hat dabei 8 Blätter pro Bogen, die Vorderseite eines Blattes wird mit r = recto, die Rückseite mit v = verso bezeichnet.

 

Im Druck werden die Bögen bis ein Blatt über die Mitte gezählt, bei Oktavbänden also A1 bis A5; A6 bis A8 sind unbezeichnet.

 

Im angeführten Beispiel (Liebes-Funcken) sind die ersten beiden Bögen etwas wüst: erst Duodez = 12 Blätter pro Bogen, dann ein Sechser-Bogen, von dem der Buchbinder offenbar das letzte Blatt nicht eingebunden hat. Außerdem sind beide mit )( bezeichnet statt mit )( und )( )(

 

A5r heißt also die Vorderseite (r/recto) des 5. Blattes auf dem Bogen A.

 

Hier:

 

)(1r : Titelblatt

)(1v : Bibelvers und Gedicht an den Leser

)(2r - )(10v : Widmung

)( 11r - )( 5v : Vorrede

A1r = S. 1 : Betrachtung über Die acht Seligkeiten

 

Grüße

jpw

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