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Die FDI Reklameschrift

Ralf Herrmann

Die Reklameschrift Bombe erschien 1908 bei der Schriftgießerei Ludwig und Mayer in Frankfurt. Nun ist die Schrift in einer hochwertigen und umfangreich ausgebauten Digitalisierung in unserem Download-Portal erhältlich. 

Otto Ludwig Naegele (1880–1952) war ein deutscher Grafiker, Illustrator und Maler. Er studierte an den Kunstakademien München und Düsseldorf und wurde neben Gestaltern wie Lucian Bernhard zu einem gefragten deutschen Werbegrafiker. Wie auch Bernhard entwickelte Naegele Werbeschriften für Schriftgießereien. Naegeles Schriften sind die Feder-Antiqua (Ludwig & Mayer), die Nero Kursiv (Genzsch & Heyse) und die Reklameschrift Bombe (Ludwig & Mayer). Interessanterweise haben alle drei Schriften gestalterische Ähnlichkeiten. 

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Originalschriftmuster von Ludwig & Mayer

 

Die schmalfette Reklameschrift Bombe eignete sich, wie der Name schon sagt, insbesondere für werbliche Überschriften mit vermeintlich »einschlagender Wirkung«. Die Schrift erschien auf der Höhe des Antiqua-Fraktur-Streits. Einige Schriftgestalter suchten die Lösung dieses Streites in einem Kompromiss. Es entstanden zahlreiche, so genannte neudeutsche Schriften (siehe Fontliste), die Eigenschaften von Antiqua und gebrochener Schrift vermischten. Auch die Reklameschrift Bombe lässt sich dieser Gattung zuordnen. Im Kern zwar eindeutig eine Antiqua, nimmt die Schrift Anleihen bei den gebrochenen Schriften: Vom Breitfeder-Duktus und den kegelfüllenden, leicht schrägen Buchstabenformen bis hin zu den Buchstaben-Skeletten, die bei ausgewählten Buchstaben eindeutig aus dem Kanon der gebrochenen deutschen Schriften stammen. Wohlgemerkt jedoch nur bei einigen Buchstaben. So hatte die Schrift in ihrer Zeit gleichsam eine deutsche, aber auch höchst moderne Anmutung. 

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Die FDI Reklameschrift wurde wie die FDI Wiking, Pavillon-Gotisch, FDI Altmeister und FDI Neumeister direkt von den Buchdrucklettern der Originalschrift aus den Beständen der Pavillon-Presse Weimar digitalisiert. Damit kann das Buchstabenbild authentisch wiedergegebenen werden. Darüber hinaus wurde der Zeichensatz umfangreich ausgebaut. Neben der kompletten Abdeckung der Codepages Windows 1252 und Mac Roman unterstützt die Digitalisierung die lateinischen Sprachräume west-, zentral- und osteuropäisch. 

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Natürlich ist auch ein Satz mit den traditionellen Satzregeln der Entstehungszeit der Schrift möglich. Ein langes s ist ebenso enthalten wie alle Originalligaturen. Die Ligaturen für ch, ch und ſch lassen sich über die OpenType-Funktion »bedingte Ligaturen« aktivieren. 

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Da die Anleihen der Bombe bei der gebrochenen Schrift die heutige Nutzung einschränken können, enthält die FDI Reklameschrift wie die anderen Bleisatz-Revival-Schriften von FDI Type entsprechende Alternativzeichen. Während die Originalzeichen in der FDI Reklameschrift A abgelegt sind, steht mit der FDI Reklameschrift B eine Alternative für eine zeitgemäße oder internationale Anwendung zur Verfügung.

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Nach der einjährigen Exklusivität für Typografie.info-Mitglieder ist die Schrift jetzt über FDI Type erhältlich. 

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Pavillon Gotisch: exklusiv erhältlich für Unterstützer von Typografie.info oder der Pavillon-Presse.
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