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Aus welcher Typo ist das Berliner S-Bahn "S"?

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Ich kann mich finster entsinnen (also: meine Erinnerung verschwindet fast im Dunklen, meine Stimmung ist hingegen heiter und gelöst. Ihr wißt schon, wie ichs meine.), dass wir eine uralte Reproduktionsvorlage hatten, Sorte Normungsblatt/Urzeichnung von der ausgehend wir, die Form dabei natürlich sanft modernisierend, das S-Bahn-Signet für das Transit-Paket umgesetzt haben. Ich würde sagen, diese Urzeichnung war nicht im heutigen Sinne "entworfen" ... Moment mal, es klingelt.

Ein GEZ-Drücker. Meine Stimmung passt sich meiner Erinnerung an. Ab 1.1.2007 sollen wir Computernutzer GEZ-Gebühren für die theoretische Rundfunk- und Fernsehempfangstauglichkeit unserer Computer abdrücken. Da kommt dieser pflichttreue ******** doch tatsächlich schon JETZT.

Sorry, das war Off Topic. Aber ich hatte eigentlich auch schon alles gesagt.

H.

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Formgebung

Du willst mich provozieren. Ganz klar. Pfui, Robert.

Dann löse ich mal meine neblige Aussage auf:

Nicht entworfen = geometrisch konstruiert

Ich erinnere mich an Zirkelpunkte auf dem Zeichnungsblatt.

Und oben und unten waren bei der Zeichnung vertauscht, haha.

H.

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Markus Wäger
… sollen wir Computernutzer GEZ-Gebühren für die theoretische Rundfunk- und Fernsehempfangstauglichkeit unserer Computer …

In einer solchen Situation würde ich dann Kindergeld beantragen. Ich habe zwar keine, aber könnte ja welche haben. ;-)

Greetinx. Markus.

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  • 16 Jahre später...
matyp

Diesen alten Faden buddele ich mal aus, denn inzwischen gibt’s viele neue Erkenntnisse zum S-Bahnzeichen.

 

Vorab die Reklame für eine kleine Sonderschau zur Geschichte des S-Bahnzeichens im Rahmen der Ausstellung des Berliner S-Bahn-Museums Die Nordsüd-S-Bahn. Berlins erste Eisenbahn im Untergrund

Details weiter unten.

 

Nüchtern liest sich die Meldung vom 24. Dezember 1930 im amtlichen Nachrichtenblatt der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) Die Reichsbahn: Berliner S-Bahn. Die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen werden künftig kurz „S-Bahn“ heißen.

 

Dem voraus ging eine recht krampfige Namenfindung zwischen Frühsommer 1929 bis 10. März 1930. Die Große Elektrisierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen war im wesentlichen abgeschlossen. Nun suchte man bei der Reichsbahndirektion Berlin (Rbd Bln) nach einer griffigen Kurzbezeichnung als Werbung bzw. Bahnhofshinweis. Jedoch hatte die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (Hv der DRG) diesen Bestrebungen einen mächtigen Stein in den Weg gelegt: Weder ein Buchstabe (ein U – wie bei U-Bahn seit 1926 nachweisbar ist) noch ein bildliches Zeichen (z. B. Flügelrad) sollte verwendet werden.

 

Die Rbd-Leute machten dennoch weiter und experimentierten (listig) mit zwei Buchstaben für Stadt-Schnellbahn (SS-Bahn – politisch war dies noch nicht anrüchig, sperrig war’s allemal).

 

Die Rbd konnte den hohen Granden der DRG-Hv eine Gedankenbrücke bauen, so daß diese am 10. März 1930 einlenkten: Die Hauptverwaltung hat gegen die Bezeichnung Stadt-Schnellbahn (SS) gewisse Bedenken. Schnellbahn sei im allgemeinen eine Bezeichnung für kommunale Verkehrsmittel. Die Stadt Berlin spreche in einer offiziellen Denkschrift schon im Titel vom Ausbau ihres Schnellbahnnetzes. Die Verbindung Stadt-Schnellbahn deute noch mehr auf ein städtisches Unternehmen hin. „SS“ sei länger und umständlicher als ein „S“, auch in der Darstellung weniger wirksam. ‚Stadtbahn‘ allein sei eine alteingebürgerte Bezeichnung, so dass diese genüge und vorzuziehen sei.

 

[Endlich! Gebt uns ein S!]

 

Wenige Tage später ging beim Baudezernat der Rbd Bln ein Angebot (20.2.1930) des Gebrauchsgraphikers Fritz Rosen vom „Atelier Professor Bernhard-Rosen“ ein; Rosen war Partner von Lucian Bernhard, der seit 1925 von New York aus Amerika erobern wollte …

Im Juli 1930 hatte er seinen Entwurf zur Zufriedenheit der Reichsbahn durchgearbeitet, die das Symbol zunächst an einer Bahnbrücke in Charlottenburg erprobte. Rosen bekam 800 Mark für seine Arbeit: je 200 Mark für zwei Entwürfe sowie 400 Mark für die Reinzeichnung und die Überlassung des Reproduktionsrechts. Für umgerechnet knapp 3000 Euro schuf er ein nachhaltiges Werk.

 

Fritz Rosen – geboren 16.10.1890 in Frankfurt a. M., gestorben 1980 in Brighton (England)

 

Zunächst war dies ein weißes S und dem Wort BAHN auf einer grünen Grundplatte in der Form eines Bogenfensters. Schon ab 1932/33 verschwand der Wortzusatz – ein Beleg für den großen Erfolg des Begriffs S-Bahn und des S-Bahnzeichens!

 

Mit dem Bau des Nordsüd-S-Bahntunnels und insbesondere des 1936 eröffneten unterirdischen Bahnhofs Unter den Linden (vor einigen Jahren in Brandenburger Tor umgetauft) bedurfte es einer architektonischen Lösung für die Zugänge im Straßenland: kein Empfangsgebäude – aber jeweils ein Loch mit Treppe in den Untergrund …

Der Rbd-Architekt Richard Brademann schuf eine sehr zeitgemäße Lösung für die Brüstungen, angelehnt an ein römisches Feldzeichen: Als Ortsmarke setzte er auf einen Pfeiler eine nun runde Grundplatte für das S, darunter einen waagerechten Balken mit dem Bahnhofsnamen in erhabener Tannenberg-Fraktur.

 

Info Ausstellung Nordsüd-S-Bahn mit Sonderschau S-Bahnzeichen

Ausstellung des Berliner S-Bahn-Museums zur Nordsüd-S-Bahn mit Sonderschau S-Bahnzeichen

Geöffnet jeweils am letzten Sonnabend des Monats von 11 bis 17 Uhr.

Termine 2023: 28. Januar | 25. Februar | 25. März | 29. April | 27. Mai 2023 | außerdem anläßlich der 3. Langen Nacht der Berliner Unterwelten am 24. Juni 2023, 17–1 Uhr.

Ausstellungsort ist eine frühere unterirdische Toilettenanlage am Bahnhof Gesundbrunnen.

 

Überlagerung des S-Zeichens aus der Originalabbildung von 1930 (hellgrün, nachgezeichnet nach Rbd-Aktenvorlage) mit einem S aus Lucian Bernhards Schriftart Bernhard Modern Bold (grau). Könnte dies die Vorlage für das S-Zeichen sein?

Bildschirmfoto 2023-01-26 um 22.21.17.png

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