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Endlich hat sie mal jemand digitalisiert,

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gutenberger

eine meiner liebsten Schriften, die "Ohio Kraft" der Brüder Butter:

https://www.myfonts.com/fonts/wiescherdesign/ohio/

Leider anscheinend nicht wirklich ganz schön, die Kräuselkreppkante hab ich schöner in Erinnerung. Da hatte der Bleisatzentwurf mit seinen speziellen Stempeln für jede Schriftgröße schon Vorteile gegen die ungebremste Vergrößerung und Vergröberung einer (Wellen-)Form bei dieser digitalen Variante ...

Schade auch, dasses nur die fette Variante (damals "Ohio Kraft" benamst) gibt. Die normale und kursive Ohio gabs auch, war aber im Grunde die abgekupferte "Pabst" aus Amiland, die es bereits digital gibt und von der es keine fette Variante im Bleisatz gab. Also war diese schrille Fette die deutsche Weiterentwicklung einer amerikanischen Schrift - im Bleisatz ging die Abkupferei eigentlich meistens andersrum ...

Sicherlich ist die Ohio nicht jedermanns Sache, gewöhnungsbedürftig und nur sehr speziell heute noch verwendbar, aber ich finde diese Schrift toll und freu mich drüber, dass sie nun endlich wenigstens digital da ist. Falls jemand die Ohio (in welchem Schnitt auch immer) in Blei haben sollte und abgeben würde - ich suche sie seit ungefähr 20 Jahren und wäre immer noch jederzeit dran interessiert ...

Und auf die Digitalisierung der Bernhard-Antiqua (in allen Schnitten!) warte ich ja auch immer noch ...

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Pachulke

Das ist wirklich kein begeisterndes Ergebnis. In großen Graden wirkt das wie ein billig gemachter Freefont. Schade eigentlich.

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  • 4 Jahre später...
Oliver Weiß

Hallo - Ich wärme diesen alten Faden nochmal auf, denn ich habe Anfang des Jahres meine eigene Digitalisierung der Ohio-Schrift, Ohio-Kursiv und Ohio-Kraft herausgebracht. Zur Vorlage hatte ich eine komplette Schriftprobe, leider nur in einer (recht kleinen) Größe. Siehe hier: Kraftwerk Press Fonts

 

Über Kommentare freue ich mich. 

 

Gruß,

 

Oliver

WF Neue Ohio Kraft.png

WF Neue Ohio Schrift.png

WF Neue Ohio Kursiv.png

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catfonts
vor 3 Stunden schrieb Walden Font:

Zur Vorlage hatte ich eine komplette Schriftprobe, leider nur in einer (recht kleinen) Größe.

Das ist eben ein Problem, da hier die die Unsauberkeit der Konturen durch den Druck und die Struktur des Papiers, besonders wenn dieses auch noch vergilbt ist, durch einen Autotrace noch verstärkt werden. Eine leichte Schattierung im Papier wird dann zu einer deutlichen Ausbeulung in der Glyphenkontur.

 

So etwas ist auffällig, kommt die gleiche Abweichung beim gleichen Buchstaben immer und immer wieder vor, dann wirkt der Font eben wie ein nicht so guter Freefont. Digitalisiert man hingegen mehrere (möglichst viele) gleiche Buchstaben, und lässt diese über OpenType rotieren, wirkt dieser Effekt mehr gewollt, einen echten Druck auf billigem Papier nachstellend, wie ich es z.B. hier gemacht habe (wenn auch für eine Schreibmaschinen Schrift, nur eben auch mit Autotrace, der leicht bewusst unsauberen Konturen wegen): http://www.peter-wiegel.de/ErikasBuero.html

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  • 1 Jahr später...
Oliver Weiß
Am 26.5.2017 um 19:21 schrieb catfonts:

Das ist eben ein Problem, da hier die die Unsauberkeit der Konturen durch den Druck und die Struktur des Papiers, besonders wenn dieses auch noch vergilbt ist, durch einen Autotrace noch verstärkt werden. Eine leichte Schattierung im Papier wird dann zu einer deutlichen Ausbeulung in der Glyphenkontur.

Aus dem Grund bin ich vom Autotrace abgekommen, habe es auch hier nicht verwendet. Vielmehr habe ich, soweit möglich, mehrere Exemplare desselben Buchstabens herangezogen um Absicht von Unsauberkeit zu trennen. Die Ohio ist von Haus aus eben mal arg zerdellt. 

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Oliver Weiß
vor 14 Minuten schrieb Walden Font:

Aus dem Grund bin ich vom Autotrace abgekommen, habe es auch hier nicht verwendet. Vielmehr habe ich, soweit möglich, mehrere Exemplare desselben Buchstabens herangezogen um Absicht von Unsauberkeit zu trennen. Die Ohio ist von Haus aus eben mal arg zerdellt. Die von Dir beschrieben Methode, per Opentype mehrere Versionen desselben Buchstabens auf Zufall rotieren zu lassen habe ich bei meiner Oldkirk verwendet (hier natürlich mit autotrace um den Effekt zu erhalten) Siehe Beispiel unten (in dem ich gerade einen Tippfehler sehe!)

 

Das Problem hier ist, das nicht jeder über Anwendungen verfügt, die Opentype voll unterstützen. Da bleibt der Zufallsgenerator eben auf der Strecke.

 

Screen Shot 2019-05-08 at 4.06.58 PM.png

Screen Shot 2019-05-08 at 4.08.47 PM.png

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Þorsten

Wie die Bleilettern, die die Meißelei der Römer imitierten?

 

P.S. Þorstelinchen hat eben am Lagerfeuer übrigens mit einem rußigen Stock geschrieben, so wie die Urmenschen. Das war noch original, bevor dieser ganze neumodische Kram losging mit Tontafeln und Papyrus und so.

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Martin Z. Schröder

Nein, eher so wie die aufgemalten Klinker, die als Steintapete auf Neubauten aus Beton geklebt werden, damit sie an alte Häuser erinnern. Oder wie das neue Berliner Betonschloß.

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Ralf Herrmann

@Walden Font Als Schriftgestalter freut man sich ja meist über Anwendungsbeispiele. Hier ist ein aktuelles: Wir haben die Walden-Ohio gerade für eine autorisierte Neuauflage des Bauhaus-Manifests von 1919 eingesetzt. Die Texte wurden 1:1 digital nachgesetzt.

mappe2019.jpg

mappe20192.jpg

Der Feininger-Holzschnitt wurde dann wie vor 100 Jahren vom Metallklischee im Hochdruck gedruckt. Den gibt es alternativ zum kompletten Manifest auch als Einzelposter, wo dann auch die Original-Bleisatz-Ohio für das Impressum eingesetzt werden konnte. 

ohio.jpg

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R::bert
vor 9 Stunden schrieb Martin Z. Schröder:

Mich stimmen Imitate immer traurig.

 

vor 50 Minuten schrieb Martin Z. Schröder:

Nein, eher so wie die aufgemalten Klinker, die als Steintapete auf Neubauten aus Beton geklebt werden, damit sie an alte Häuser erinnern. Oder wie das neue Berliner Betonschloß.

Ja nachvollziehbar, Original ist Original. 

 

Allerdings: War der ursprüngliche Buchdruck auch nichts anderes als eine Imitation von Handschrift mit den damals verfügbaren Mitteln – eben nur mit dem (vielleicht sogar ehrenwerten) Ziel, Information kostengünstiger und schneller für mehr Menschen zugänglich zu machen?

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Gast bertel

Natürlich, genauso wie Holzschnitt, Lithografie etc. nur "aufgemalte Handschrift" waren. Entwicklung heißt immer auch, dass Bestehendes verbessert, beschleunigt und im Prozess verbilligt wird und nicht, dass etwas grundlegend Neues erfunden wird.

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Martin Z. Schröder

Ich bin offen dafür, wenn jemand meine Stimmung in dieser Hinsicht aufhellen würde. Ich mache selbst manchmal Imitate (aber wirklich sehr selten), und dabei setze ich technischen Ehrgeiz ein und fühle mich ungut. Die Beschädigungen, die hier in der Oldkirk imitiert werden, sind doch funktional das Vortäuschen einer nicht verwendeten Technik, damit es aussieht wie Bleisatz. Die Oldkirk ist verdammt gut gemacht. Erst wenn man zwei »M« mit dem Fleck sieht und Handsetzer ist, erkennt man das Imitat. Sonst sieht es niemand. Anders als bei der Klinkertapete oder beim Berliner Schloß, wo es jeder weiß und sieht. Hier geht es um keinerlei Verbesserungen, oder? Ist es nicht reiner Kitsch?
Ich rate auch immer von geripptem Papier ab. Das ist in meinen Augen reiner Kitsch. Wenn man geprägtes Papier mag, dann sollte man eine zeitgemäße Prägung nehmen und nicht ein Imitat, das so schlecht gemacht ist und die Linien außen aufbringt, die früher innen waren. Ich würde den Begriff Imitat schon wörtlich nehmen, es ist die Kunstpelzklasse, von der ich rede (Kunstleder, Analogkäse, Plastikblumen, dazu fällt wohl jedem ein Beispiel ein). Es ist für nichts nötig, man kann den Kunstpelz und die Klinkertapete weglassen, und das Ergebnis wäre besser. Plagiat ist der härtere Begriff.
Ich habe solche Bleisatzimitate mit dem Beschädigen von Metallklischees hergestellt – mit sehr schlechtem Gewissen. Sollte ich es nicht haben? Wie verteidigt man ein Plagiat?

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Gast bertel
vor 55 Minuten schrieb Martin Z. Schröder:

Hier geht es um keinerlei Verbesserungen, oder?

Doch, es geht um Verbesserungen hinsichtlich Geschwindigkeit, Platzbedarf, Personalaufwand etc. Wenn dabei die Qualität eines Analogkäses herauskommt, ist natürlich das Ziel nicht erreicht, da sind wir uns ja alle einig.

vor 55 Minuten schrieb Martin Z. Schröder:

Plagiat ist der härtere Begriff.

Ich würde sagen, das ist der falsche Begriff. Ein Plagiat ist ja die Anmaßung fremder geistiger Leistungen, das ist bei einer Digitalisierung einer Bleischrift nicht der Fall – hier wird vielmehr die Anmutung eines Ergebnisses mit einer ganz anderen Technik versucht nachzustellen.

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Kathrinvdm
Zitat

Ich würde den Begriff Imitat schon wörtlich nehmen, es ist die Kunstpelzklasse, von der ich rede (Kunstleder, Analogkäse, Plastikblumen, dazu fällt wohl jedem ein Beispiel ein). Es ist für nichts nötig, man kann den Kunstpelz und die Klinkertapete weglassen, und das Ergebnis wäre besser. 

Geht es aber nicht auch darum, eine Schrift, die wunderschön ist, aber nur noch einer Handvoll Bleisetzern zur Verfügung steht, vor dem Vergessen durch die Allgemeinheit zu bewahren? Bei gefährdeten Nutztierrassen heißt das Prinzip „Erhalten durch Aufessen“. Bei einer Bleisatzschrift wäre es „für zukünftige Generationen erhalten durch Digitalisierung“. Ich finde es deswegen grundsätzlich erstmal begrüßenswert, wenn Schriftgestalter sich so einer Art typografischer Archäologie annehmen und alte Schriften liebevoll digitalisieren.

 

Aber schon klar, Dir geht es speziell um die nachempfundenen Gebrauchsspuren.

 

Ich verstehe nur zu gut Deine Abneigung gegen ein „So tun als ob“. Die teile ich. Ich bevorzuge ebenfalls echte Materialien und schaudere, wenn ein Plastiktisch so tut, als sei er aus Beton. Oder Marmor. Modeschmuck, der falsche Tatsachen vorspiegelt, statt ehrlich zu seinen Glasperlen zu stehen. Das aktuell Schlimmste sind in meinen Augen „Shabby-Chic-Möbel“, die ein Alter und einen Lebenslauf vorspiegeln, die sie nicht haben. *schauder*.  Ich hoffe, so etwas bekommen Anhänger des Wabi Sabi niemals zu Gesicht. 

 

Was nun digitalisierte Schriften angeht, die Gebrauchsspuren einer Bleisatzschrift nachahmen – oder einer Schreibmaschinenschrift –, da bin ich unentschieden. Ich weiß es gerade wirklich nicht. Aber ich kann zumindest sagen, dass das, was Ralf weiter oben als Anwendungsbeispiel der Walden zeigt, mir gut gefällt. Das scheint mir ein perfekter Einsatzzweck für diese Schrift zu sein. Dazu braucht es einen fachlich versierten Gestalter, der die Schrift in all ihren Raffinessen auszureizen weiß und den historischen Kontext kennt. Den schlechten Gebrauch solcher Schriften, sobald sie einmal in der Welt sind, wird man nicht verhindern können – das gilt aber auch für alle anderen Schriften. 

 

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Microboy
vor einer Stunde schrieb Kathrinvdm:

Was nun digitalisierte Schriften angeht, die Gebrauchsspuren einer Bleisatzschrift nachahmen – oder einer Schreibmaschinenschrift –, da bin ich unentschieden.

Kleiner Einwurf am Rande: Es gibt übrigens Bleisatzschriften die Schreibmaschinenschriften inklusive des Abdrucks des Textilbandes nachahmen. Die Schriften sind dann mit sehr dünnen Linien durchzogen. Also auch der Bleisatz ahmt hier und da nach ... (Siehe auch Schreibschriften und ähnliches).

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R::bert
vor 3 Stunden schrieb Martin Z. Schröder:

Ich habe solche Bleisatzimitate mit dem Beschädigen von Metallklischees hergestellt – mit sehr schlechtem Gewissen.

Was war denn der Grund dafür, dass Du es dennoch getan hast? Zumindest wirst Du dann einen nicht ganz undriftigen gehabt haben, oder?

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Kathrinvdm
Zitat

Kleiner Einwurf am Rande: Es gibt übrigens Bleisatzschriften die Schreibmaschinenschriften inklusive des Abdrucks des Textilbandes nachahmen. Die Schriften sind dann mit sehr dünnen Linien durchzogen. Also auch der Bleisatz ahmt hier und da nach ... (Siehe auch Schreibschriften und ähnliches).

Ja, das hatte bertel ja auch weiter oben schon geschrieben. :nicken:

 

Für mein Empfinden ist das Ganze eine Gratwanderung: hervorragend gemachte Schriften, von Fachleuten angemessen verwendet – kein Problem. Verwendet für schlecht gemachtes „So tun als ob“ tut mir weh. Dennoch: In der Geschichte sind immer wieder aus solchen „Respektlosigkeiten“ tolle neue Ergebnisse erzielt worden. Auch wenn es den versierten alten Fachleuten da die Schuhe auszieht … 

 

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich der Ansicht zu, dass eine gut gemachte Schriftdigitalisierung einer mit Gebrauchsspuren behafteten Bleivorlage ihre Berechtigung hat und zu ästhetisch durchaus überraschenden Ergebnissen führen kann. Und zwar im guten Sinne. Ich meine, dass man das mit Tintenfallen vergleichen kann. In einer digitalen Schrift gibt es heute eigentlich keine Notwendigkeit für Tintenfallen mehr. Wird eine mit Tintenfallen versehene Bleisatzschrift (in der Regel ja eher ein kleiner Schriftgrad) digitalisiert und dann in neuem Kontext in Displaygröße verwendet, entstehen durch diesen neuen Größenkontext sehr reizvolle neue Formen, die ihre ganz eigenen Ästhetik haben. Und die gefallen mir oftmals sehr. 

 

In der Kunst hat es das doch auch immer gegeben, dass sich der Künstler von allem möglichen inspirieren lässt und mit Versatzstücken dieser Anregungen neue Werke gestaltet, ohne sich um Konventionen zu scheren. Auch da gab es natürlich die alten Meister und die Lehrer alter Schule, die aufschrien ob dieses Sakrilegs. Und doch – die künstlerische Entwicklung der letzten Jahrhunderte oder gar Jahrtausende wäre nicht möglich gewesen ohne den Mut zur Grenzüberschreitung, den Mut die alten Regeln zu brechen und den Mut, Dinge aus ihrem Kontext herauszubrechen und ihnen eine neue Bedeutung zu geben. Wie bei allem anderen im Leben auch. :-D

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Hans Schumacher
vor 3 Stunden schrieb bertel:

Ein Plagiat ist ja die Anmaßung fremder geistiger Leistungen, das ist bei einer Digitalisierung einer Bleischrift nicht der Fall – hier wird vielmehr die Anmutung eines Ergebnisses mit einer ganz anderen Technik versucht nachzustellen.

Wie es ja auch Faksimiles von Bildern und anderen Vorlagen gibt; da haben wir mit Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken von Max Goldt und Martin (Z. Schröder) ein wunderbares Beispiel, was schon auf dem Titel darauf hinweist »Fotokopie (»Faksimile«) vierer typografischer Sammlerstücke« zu sein. Es dürfte im Offsetdruck gemacht sein, und basiert sicher auf im Bleisatz und im Handdruck gemachten Vorlagen.

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Oliver Weiß

Na, da hatte ich ja zum Frühstück ordentlich was zu lesen! 

Als Neuling möchte ich mich bei Euch für diese angeregte und intelligente Diskussion bedanken. Andernorts geht es ja leider oft sehr grob zu.

 

Imitate finde ich nur als Selbstzweck verwerflich. Meiner Verlobten einen künstlichen Diamanten andrehen, oder etwas maschinell hergestelltes als “Handarbeit” ausgeben - das ist nicht drin,  da hat Martin ganz recht.

 

Aber Imitate als Mittel zum Zweck sind m. E. durchaus notwendig. Niemand wird die Nase rümpfen, wenn derselbe Diamant als Requisite beim Film eingesetzt wird, denn es kommt hier nicht auf den Diamanten an, sondern auf den Eindruck, den er schafft. Und dazu braucht es keinen echten Diamanten.  Aus diesem Grund verwenden Requisiteure gerne meine Schriften - besonders, wenn der Regisseur nach Feierabend noch einen kompletten Satz “authentischer” Formulare aus dem 19ten Jahrhundert für den nächsten Drehtag bestellt. Da ist Bleisatz eben nicht drin. Zeit und Kosten treffen hier aber oft die Entscheidung, und es ist vielfach kein entweder/oder, sondern eine Mischung.  Ich bin mit einem Requisiteur befreundet der neben digitalen Schriften auch Holz und Blei verwendet. Ihm geht es um die Wirkung, die Mittel sind untergeordnet.  

 

Im übrigen hat der Bleisatz auch kräftig Dreck am Stecken - erwähnt wurde schon der Satz von Schreibmaschinenschriften, die nicht nur durch Seide, und manchmal mit lila Tinte gedruckt wurden, sondern zu denen es auch durchstrichene Tippfehler gab, um die Drucksache noch persönlicher erscheinen zu lassen. Und damit handelt es sich wirklich nur um die logische Weiterentwicklung der vielen, vielen Korrespondenzhandschriften die Gießereien im 19ten Jahrhundert anboten.

 

Aber Vorsicht! Wer mit meiner Definition eines “verwerflichen Imitats” einverstanden ist, wird auch zugeben müssen, das Gutenbergs Bibeln schnöde Imitationen sind.  Er erfand den Buchdruck ja nicht des Buchdrucks wegen, sondern weil es hier eine “market opportunity” gab. Handgeschrieben Bibeln kosteten ein Vermögen; mit gut gedruckten Imitaten war viel Geld zu machen! 

 

Oliver

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Oliver Weiß

@Ralf Herrmann Vielen Dank! Für Anwendungsbeispiele bin ich immer zu haben!

Allerdings sieht das mehr nach der originalen Pabst Oldstyle aus - Die Ohio hat einen schlaffen Zipfel auf dem A, Pabst Oldstyle einen steifen 😉

 

 

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Ralf Herrmann
vor 20 Minuten schrieb Walden Font:

@Ralf Herrmann Vielen Dank! Für Anwendungsbeispiele bin ich immer zu haben!

Allerdings sieht das mehr nach der originalen Pabst Oldstyle aus - Die Ohio hat einen schlaffen Zipfel auf dem A, Pabst Oldstyle einen steifen 😉

 

Ja, wir haben für die kleinen Abweichungen neue Buchstaben gestaltet, damit es passt. 

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R::bert
vor 2 Stunden schrieb Oliver Weiß:

Aber Vorsicht! Wer mit meiner Definition eines “verwerflichen Imitats” einverstanden ist, wird auch zugeben müssen, das Gutenbergs Bibeln schnöde Imitationen sind.  Er erfand den Buchdruck ja nicht des Buchdrucks wegen, sondern weil es hier eine “market opportunity” gab. Handgeschrieben Bibeln kosteten ein Vermögen; mit gut gedruckten Imitaten war viel Geld zu machen! 

:gimmifive:

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